Wolfgangus (9)

Wolfgangus (9)

9Wolfgangus (Onuphrius). (24. Dec.54. Dieser fromme Mann hat die Einsiedler des hl. Hieronymus nach der Pisanerregel in Bayern eingeführt. Er war der Sohn eines Rosenkranzhändlers Namens Caspar Holzer von Psessenhausen, und erblickte am 16. Jan. 1651 zu Warngau, wo die Eheleute sich vorübergehend aufhielten, das Licht der Welt. In der hl. Taufe erhielt er den Namen Wolfgang. Da sein Vater bald darauf starb, lebte seine Mutter kümmerlich genug in München. Den Knaben nahm sein Pathe, der Schullehrer Kögelsberger von Warngau, in Pflege und Unterricht. In seinem zehnten Jahre nahm ihn der Graf Waldegg von Regensburg in seine Dienste, aber die Liebe zu seiner Mutter, die allmählich gar nichts mehr verdienen konnte, rief ihn wieder nach München zurück. Durch die Gunst der frommen Churfürstin Adelheid erhielt er die Meßnerstelle an der von ihr gegründeten Damenstiftskirche. So war für ihn und die Mutter gesorgt. Da sein Amt ihn täglich mit heiligen Dingen beschäftigte, trat ihm der Gedanke, er müsse selbst heilig werden, stets lebhafter vor die Seele, und die Lesung der Lebensgeschichten heiliger Einsiedler weckte in ihm eine solche Sehnsucht nach dem einsamen Leben, daß er sich entschloß, diese Lebensweise zu ergreifen. Als die Churfürstin auf sein dringendes Bitten die Sorge für die Mutter zu übernehmen versprach, und ihr die Aufnahme ins St. Elisabethenspital verschaffte, konnte er abreisen. Er wußte nicht wohin, und zog nach kurzem Aufenthalte in dem Wald bei Zorneding über Tegernsee, wo man ihn wegen seiner sonderbaren Kleidung nicht behalten wollte, auf den Dreikirchenberg bei Clausen in Tyrol. Auf einem Berge bei Nauders machte er im Winter des J. 1670 eine strenge Prüfungszeit durch, indem nicht bloß der böse Feind ihm die Unmöglichkeit eines so heiligen Lebens, wie er sich es vorgenommen hatte, einzureden suchte, sondern auch Schnee und Kälte ihn dem Tode nahe brachten. Gott lohnte seine Standhaftigkeit, indem er ihm die Aufnahme in den dritten Orden der Carmeliten zu Trient gewährte, wobei er den Namen Onuphrius vom hl. Wolfgang erhielt. Von jetzt an hatte sein Vorhaben das beste Gedeihen. Er nahm Gesinnungsgenossen zu sich, erhielt auf dem Josephberge eine Kapelle, und unternahm es sogar, mit vieler Mühe die lateinische Sprache zu erlernen und sich auf den Empfang der Priesterweihe vorzubereiten, welche er auch erhielt. Seine Wissenschaft war aber, wie auch seine Grabschrift bestätiget, mehr durch den beständigen Umgang mit Gott, als durch Studium erworben. Die von seinen geistlichen Obern ihm öfter auferlegte Prüfung bestand er aber so gut, daß man ihm die Erlaubniß zum Beichthören gab, und sogar von Reservatfällen zu absolviren gestattete. Das von ihm verfaßte fromme Büchlein: »Spiegel einer Gott liebenden Seele« beweist, wie er eigene und fremde Erfahrungen im geistlichen Leben auszunutzen verstand. Im J. 1695 erhielten er und seine Genossen die Aufnahme in den Verband des Hieronymitenordens und gründeten Niederlassungen in Wallersee, später St. Anna in München, Forst, Schönbach in Niederösterreich und Ortenburg in Kärnthen. Als er am 24. Dec. 1724 zu Wien gestorben war, drängte sich das Volk schaarenweise zu seiner ganz frisch und blühend aussehenden Leiche, um seine Hände und Kleider zu küssen. Sein Grab befindet sich zu Schönbach.



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