Bartholomaeus Holzhauser (53)

Bartholomaeus Holzhauser (53)

53Bartholomaeus Holzhauser, (20. Mai), der Wiederhersteller des gemeinschaftlichen Lebens der Weltgeistlichen, und der Gründer eines hierauf bezüglichen Instituts, wurde im J. 1613 in dem eine Stunde von dem schwäbisch bayerischen Städtchen Wertingen entlegenen, der Diöcese Augsburg angehörigen, Dorfe Laugna von armen aber gottesfürchtigen Schuhmacherseheleuten geboren und begann seine wissenschaftliche Laufbahn in der St. Martinsschule zu Augsburg, wohin ihn der Vater auf seine dringenden Bitten gegen das Jahr 1627 gebracht hatte, bewogen durch mehrere außerordentliche Ereignisse, welche ihn etwas Höheres in dem Sohne ahnen ließen, und zu denen auch das gehört, daß er in seiner frühesten Kindheit eine große Schlange, die auf ihn losstürzte, muthig angriff und mit einem Stäblein tödtete. Während seines Aufenthalts in Augsburg brach die Pest daselbst aus, und auch Bartholomäus wurde von ihr ergriffen, und sah dem Tode entgegen; allein in seinem Elend und seiner Verlassenheit raffte er sich von seinem Lager auf, eilte zu dem in der heil. Kreuzkirche aufbewahrten »wunderbarlichen Gut«, fiel vor der Kirchenthür auf die Kniee nieder, und bat Gott inbrünstig um Hülfe. Von da eilte er nach Hause, wo er ganz gesund ankam und einige Zeit verblieb, das Handwerk seines Vaters betreibend. Da er keinen andern Wunsch hatte, als seine begonnenen Studien fortzusetzen, so ließ er nicht nach, mit Bitten in den Vater zu dringen, bis er von ihm die Erlaubniß erhielt, an einem andern Orte seiner Neigung folgen zu dürfen. Nach vielen Mühseligkeiten kam er endlich nach Neuburg an der Donau und erhielt dort in dem Knabenseminar, das unter der Leitung der Jesuiten stand, auf wunderbare Weise Aufnahme. Nach den Statuten des Hauses sollten nämlich nur der Musik kundige Knaben aufgenommen werden; aber obgleich Bartholomäus kaum die Noten kannte, so machte er, da er sich einmal gemeldet hatte, doch die Prüfung mit, und sang dabei so trefflich, daß sich die Lehrer freuten, in ihm einen so guten Sänger zu erhalten. Freilich wurden sie später schr enttäuscht, indem der Knabe nach erhaltener Aufnahme nicht mehr singen konnte. Nach vollendetem Gymnasialstudium (Humaniora) bezog er im J. 1633 die Universität Ingolstadt, wo er solche Fortschritte in den Wissenschaften machte, daß er den Doctorhut in der Philosophie erhielt und zum Licentiaten der Theologie ernannt wurde. Ebenso musterhaft war sein Wandel; wenigstens gaben ihm seine Lehrer das Zeugniß, daß er mehr dem Gebete als dem Studium obgelegen und daß er wenige Bücher nöthig gehabt, weil er innerlich vom heil. Geiste belehrt gewesen. Als er das Studium der Theologie vollendet hatte, trat er auf den Rath seiner Gewissensfreunde in den Weltpriesterstand, wurde im Jahre 1639 in Eichstädt ordinirt und wirkte darauf in der Seelsorge an der Pfarrei St. Moriz zu Ingolstadt. Noch den höhern Studien obliegend, hatte er einmal eine Erscheinung der seligsten Jungfrau, in welcher sich die Gottesgebärerin zuerst im schönsten Glanze darstellte, dann aber sich umwendend in dunkler Schwärze erschien, zu ihm sprechend: »Das soll anzeigen, wie der geistliche Stand beschaffen ist, nämlich äußerlich schön und glänzend, innerlich aber schwarz und häßlich.« Diese Erscheinung mag ihn veranlaßt haben, nachzudenken, wie dem herabgekommenen Weltpriesterstand aufgeholfen werden könne, und ihn zu dem Entschlusse gebracht haben, das Seinige dazu beizutragen. Nicht lange nach seiner Ordination, noch während seines Aufenthalts in Ingolstadt, entwarf er einen Plan, dessen Zweck kein anderer war, als die Geistlichen in ihren ursprünglichen Stand, nämlich zum gemeinschaftlichen Leben, zurückzuführen und geistvolle Priester und eifrige Seelsorger heranzubilden. Das Wesentliche dieses Planes bestand in Folgendem: 1) Sollten zwei, drei oder noch mehrere Geistliche in Einem Hause unter Einer Leitung wohnen, mit einander beten, repetiren und ausüben, was die Frömmigkeit befördert und zur Erbauung des Volkes dient; 2) in diese Häuser soll keine Frauensperson Zutritt haben; 3) sollen ihre Güter gemeinschaftlich zu frommen Zwecken verwendet werden und endlich 4) sollen sie unter dem Bischofe der betreffenden Diöcese stehen. Auf solche Weise wollte Bartholomäus die Geistlichkeit zum Bessern bringen und der vernachlässigten Seelsorge wieder aufhelfen. Sein Plan fand bei vielen Geistlichen und Pfarrern Beifall,7 und in vielen Ländern des deutschen Reiches Aufnahme und Verbreitung. Besonders unterstützte ihn der damalige Fürstbischof von Chiemsee. Er verlieh ihm zuerst ein Canonicat zu Tittmoning und bestellte ihn im J. 1642 zum Pfarrer und Decan bei St. Johann im Leoggenthal in Tyrol. Hier ging er an die Ausführung seines Planes, nahm einige Priester und Schüler zu sich, führte mit ihnen ein gemeinschaftliches Leben, unterrichtete sie im Katechisiren, Predigen und andern Pastoralfunctionen und versah in der umliegenden Gegend die Seelsorge mit bedeutendem Nutzen. Im J. 1643 gründete er zu Salzburg das erste Seminarium, das aber nach sechs Jahren aus Mangel an hinlänglicher Unterstützung nach Ingolstadt verlegt werden mußte. Ueberhaupt stellten sich bald nach dem Angriff der Sache viele Leiden und Schwierigkeiten für Holzhauser ein; aber er verlor den Muth nicht, und sprach zu seinen schwankenden Gefährten: »Wenn ihr alle mich verlasset und zurücktretet, werde ich wieder neu beginnen, und Gott wird Andere haben, die Er an eure Stelle setzt.« Besondern Trost fand er in der guten Aufnahme seines Instituts von Seite des heil. Stuhles zu Rom, der alsbald nach der Bitte um Confirmation, die Holzhauser durch einen seiner Gefährten (im J. 1647) stellen ließ, in einem Schreiben erklärte, das Institut sei ein frommes und heiliges Unternehmen, das ganz dem Geist der kirchlichen Vorschriften entspreche; es bedürfe auch keiner förmlichen Bestätigung, da es alles das anstrebe und zurückführen wolle, was der Clerus der ersten christlichen Zeit gethan und geübt habe.8 Die Bischöfe von Chur, Constanz, Regensburg und Augsburg9 beförderten auf diese Bestätigung hin das Emporkommen dieses Instituts in ihren Diöcesen mit allem Eifer; vorzüglich aber war es der Churfürst und Erzbischof von Mainz und Bischof von Wirzburg, Joh. Philipp Graf von Schönborn, welcher sich die Verbreitung des Bartholomäer-Instituts sehr angelegen seyn ließ. Er gründete 1654 das Seminar des hl. Kilian in Wirzburg und ernannte im Jahre 1655 den Barthol. Holzhauser zum Pfarrdecan in Bingen am Rhein. Bartholomäus hatte jedoch kaum drei Jahre in Bingen zugebracht, so wurde er im Mai 1658 von einem hitzigen und tödtlichen Fieber befallen, an welchem er drei Wochen die empfindlichsten Schmerzen zu erdulden hatte. Nachdem er sich zum nahen Tode durch Erweckung verschiedener Tugendacte und durch den Empfang der heil. Sterbsacramente vorbereitet, seine Geistlichen zum Eifer für die Ehre Gottes, zur Demuth und Geduld, und zur Beobachtung des Instituts ermahnt hatte, entschlief er am 20. Mai 1658 im 45. Jahre seines Lebens und wurde in der Pfarrkirche zu Bingen am Kreuzaltare beerdigt. Seine Biographen können kaum Worte genug finden, seine Tugenden zu preisen, besonders seine Liebe zum Heile des Nächsten. Wie groß aber diese gewesen sei, mag aus folgendem Zuge seines Lebens als Caplan oder Hilfspriester in Ingolstadt hervorgehen. In dieser Stadt bestand schon damals die sündhafte Gewohnheit, an Sonn- und Feiertagen Tanzbelustigungen und Trinkgelagen sich zu ergeben. Um dieser unchristlichen Uebung entgegenzuwirken, nahm Bartholomäus Holzhauser einmal ein großes hölzernes Kreuz auf seine Schultern, zog dasselbe durch die Gassen der Stadt und wurde so zum Schauspiele der Bewohner. Alle verließen die Gasthöfe und liefen dem Kreuzträger nach, verspotteten, verhöhnten und mißhandelten ihn als einen Wahnsinnigen; ja muthwillige Buben bewarfen ihn mit Steinen und Koth, setzten sich auf's Kreuz, und zerrten ihn hin und her; allein Bartholomäus that den Mund nicht auf, ertrug alles mit Geduld und Gelassenheit, und sieh! Gott sah an seine Demuth und sein Gebet; es kamen dadurch Viele zur Buße und Besserung. Ein Zug, der allein schon tief in das Herz dieses Gottesdieners schauen läßt, und hinlänglich zeigt, von welchem Geiste er beseelt war. Von ihm sind auch Schriften auf uns gekommen, unter denen die Auslegung der Apokalypse die bedeutendste ist, die aber nur bis zum 15. Capitel 5. Vers geht. Einige (Weißbacher etc.) rechnen ihn unter die »Ehrwürdigen«; uns ist jedoch von einer kirchlichen Entscheidung nichts bekannt.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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