Christina Mirabilis, S. (4)

Christina Mirabilis, S. (4)

4S. Christina Mirabilis, (24. Juli, al. 23. Juni), mit dem gewöhnlichen Beinamen die Wunderbare, wegen der außerordentlichen Dinge, die mit ihr geschahen. Sie stammte von rechtschaffenen Eltern zu Brustem bei der Stadt St. Truyen oder St. Tron (Trudonopolis) in der Diöcese Lüttich ab, und hütete nach dem Tode ihrer Eltern die Schafe, während von ihren zwei Schwestern die ältere dem Gebete, die mittlere den häuslichen Geschäften oblag. In der Stille und Einsamkeit des Feldes fühlte sie sich zum göttlichen Heiland hingezogen, der sie mit reichlichen Gnaden beglückte und auch zu seiner Braut auserkor. Es geschah aber, daß in Folge der innern Uebungen die Kräfte des Leibes abnahmen und zwar so, daß sie endlich starb. Sobald ihre Seele vom Leibe erledigt war, sah sie sich an der Seite eines Engels, der sie zuerst ins Fegfeuer, dann an die Hölle hin und endlich zu Christus in das Paradies führte. Der göttliche Heiland erschien ihr ganz mild und freundlich, und sie war über seinen Anblick sehr entzückt; allein der Herr ließ ihr die Wahl, entweder hier zu bleiben oder wieder ins Leben zurückzukehren, um für die armen Seelen, die sie im Fegfeuer gesehen, die Strafen zu erdulden. Da sie aus barmherziger Liebe das Letztere wählte, so erwachte sie aus dem Tode, als ihre Hülle eben in der Kirche sich befand und der das heil. Opfer darbringende Priester beim Agnus Dei war. Schrecken überfiel alle Anwesenden, als sie sich von der Bahre erhob und wie ein Vogel in die Höhe flog. Ueberhaupt hielt sie sich von da an ob der ungemeinen Leichtigkeit, die ihrem Körper zu Theil geworden, auf hohen Stellen, wie auf Bäumen, Kirchthürmen und andern erhabenen Orten auf, und ließ sich nur dann in die Niederung herab, wenn sie für die armen Seelen büßen mußte. In solchen Fällen stürzte sie sich dann bald mitten in die helllodernden Flammen des Feuers, oder in die Tiefe des Wassers, und erduldete andere furchtbare Peinen und Qualen, ohne jedoch den geringsten Schaden zu nehmen. Sie schaute die verborgensten Dinge, besaß den Geist der Weissagung, hatte die Gabe der Wunder, aß selten etwas und lebte vorzüglich von der hl. Communion. Endlich starb sie zum zweitenmal, um nicht mehr zu erstehen, um das Jahr 1224, und wurde in der Klosterkirche der hl. Katharina bei obiger Stadt begraben. Nach einigen Autoren hat sie dem Cisterzienserorden angehört, nach Andern den Prämonstratensern, nach wieder Andern den Beghuinen, die nur in Belgien sich fanden; allein weder das Eine, noch das Andere ist richtig, wenigstens suchen die Bollandisten zu beweisen, daß sie keiner Genossenschaft angehört habe. – Diese unsere Gewährsmänner können bei Mittheilung der ächten Vita dieser hl. Christina nicht umhin zu bemerken, daß sie Alles, was von ihr Wunderbares erzählt wird, für eine Fabel und Erfindung halten müßten, wenn nicht Alles durch Augen- und Ohrenzeugen hinlänglich documentirt wäre, auf welchen Grund hin auch wir keinen Anstand nahmen, diese Lebensbeschreibung hier aufzunehmen, während wir bezüglich der nähern historischen Begründung des Mitgetheilten auf unsere Quelle verweisen müssen (Julii Tom. V. pag. 637).



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