- Corbinianus, S.
S. Corbinianus,40 (8. Sept.), erster Bischof von Freising in Bayern, wurde unter dem Könige Clotar III. (660–668) oder nach Andern unter Dagobert II. im J. 680 zu Chatres (Castrus) in der Gegend von Melun, im Bisthume Paris, geboren und erhielt in der heil. Taufe den Namen seines Vaters, Waldekisus, der aber von seiner Mutter Corbiniana aus Liebe zu ihm in Corbinianus vertauscht wurde. In's Jünglingsalter eingetreten, zog er sich in die Einsamkeit zurück und lebte 14 Jahre eine halbe Viertelstunde von seinem Geburtsorte als Klausner in einer Zelle, die er neben einer Kapelle des hl. Germanus hatte erbauen lassen. Der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich in ganz Frankreich, und es kamen Viele zu ihm, um sich seinem Gebete zu empfehlen. Von zärtlicher Andacht zum hl. Petrus erfüllt, ging er um das Jahr 709 oder 710 nach Rom und wählte eine Zelle an der Kirche des Apostelfürsten zu seiner Wohnstätte; allein der Papst stellte ihm vor, es wäre nicht gut, für sich allein zu leben, da noch so viele Völker der evangelischen Arbeiter entbehrten, weihte ihn daher zum Bischofe und sandte ihn aus, das Evangelium zu predigen. In sein Vaterland zurückgekehrt, verkündete er überall die Heilslehre, ermahnte Volk und Priester zur Tugend und Vollkommenheit, und zog sich wieder sieben Jahre lang in seine Zelle zurück. Auf einer Reise an Pipins Hof, wohin er beschieden worden, begegnete er einem Unglücklichen, Namens Adalbert, der wegen begangener Diebereien mit dem Strange bestraft werden sollte. Durch Mitleid gerührt, beschwor er die Anführer, die Hinrichtung zu verschieben, bis er mit Pipin Rücksprache gepflogen; da er aber nichts ausrichten konnte, bereitete er ihn zum Tode und eilte zu Pipin, von dem er die Begnadigung des Verbrechers erwirkte. Bei seiner eiligen Rückkehr an jenen Ort fand er zwar den Unglücklichen schon aufgeknüpft; allein deßungeachtet ließ er ihn ablösen, wobei sich's fand, daß er noch am Leben war. Adalbert verließ seine vorige Lebensweise, schloß sich dem hl. Bischofe an und diente sein ganzes Leben hindurch seinem Retter in unverbrüchlicher Treue und Gottseligkeit. Da Corbinianus in Folge des großen Zulaufes in seiner Zelle die gewünschte Ruhe nicht fand, entschloß er sich zu einer zweiten Reise nach Rom, um in die Hände des Papstes seine Würde niederzulegen und sich in ein Kloster zurückzuziehen. Er wählte den weiten Umwegdahin über Schwaben und Bayern, bekehrte eine große Anzahl Götzendiener, und ward liebevoll sowohl von Herzog Theodo II. zu Regensburg, als auch von dessen Sohn Grimoald zu Freising aufgenommen, und Beide wünschten ihn bei sich zu behalten. Nach Rom gekommen, erhielt er von Papst Gregor II. den Auftrag, wieder nach Bayern zurückzukehren und es zu seinem vorzüglichen Wirkungskreise zu erwählen. Demüthig gehorchend, wanderte Corbinianus im Jahre 717 dahin, verweilte aber auf dem Wege längere Zeit zu Mais (Majae) bei Meran, bis endlich vom Herzoge Grimoald der Ruf nach Freising an ihn gelangte. Doch ließ er dem Herzoge erklären, er werde nicht eher vor ihm erscheinen, als bis er die Verbindung mit seiner Schwägerin Piltrudis (Plektrudis) aufgegeben haben würde. So unlieb dieß dem Herzoge war, so ließ er sich doch herbei, dem hl. Bischofe Folge zu leisten, trennte sich von ihr und that Buße, worauf der Heilige an seinen Hof kam. Mit großem Eifer ward alsdann (724) die apostolische Arbeit von ihm begonnen, und da sich die Christen mit jedem Tage vermehrten, schlug er seinen bischöflichen Sitz zu Freising auf. Seines thätigen Eifers und seiner vielen Geschäfte ungeachtet, ließ er doch sein Seelenheil nicht aus dem Auge, und versäumte nie das Gebet und die Uebung der Betrachtung. Er wohnte dem Chorgebete seiner Mönche in der Stephanskirche auf dem Berge Tetmons, wo er ein Kloster (Weihenstephan) gegründet hatte, selbst Nachts bei und begab sich zu Fuß dahin. Später baute er auch nächst der Marienkirche (Dom) ein Kloster mit Kirche unter Anrufung des hl. Benedictus. Als der hl. Corbinianus durch seinen Bruder Erimbert Kunde erhielt, daß Piltrudis, welche einen tödtlichen Haß gegen ihn gefaßt hatte, ihm nach dem Leben strebe, wich er ihrem Zorne aus und ging nach Mais, wo er sich unter König Luitprand von Italien sicher wußte und im Frieden seines apostolischen Amtes wartete. Nach dem unglücklichen Tode Grimoalds, der die Abführung der Piltrudis nach Frankreich zur Folge hatte, vom Herzoge Hugibert (Hukbert) nach Freifing im J. 726 zurückberufen, wirkte Corbinianus noch einige Jahre mit ungemeiner Thätigkeit und starb am 8. Sept. 730, nachdem er noch an demselben Tage das heil. 'Meßopfer dargebracht hatte. Ungeachtet seiner letzten Willensmeinung, in Mais zu ruhen, ward der Heilige doch in die Domkirche zu Freising begraben; allein bald darauf ward sein heil. Leib nach Mais gebracht und in dem St. Valentinskirchlein beigesetzt. Später kam er mit den Ueberresten des hl. Valentin nach Trient, und von da durch Herzog Thassilo II., der im Jahre 748 dem Ottilo (Odilo) nachgefolgt war, nach Paßau, wo der hl. Valentinus Bischof gewesen war. Ari bo, vierter Bischof von Freising (764 bis 784), welcher erwog, daß der hl. Corbinianus deßwegen zu Mais seine Grabstätte sich erbeten hatte, weil der hl. Valentin daselbst ruhte, glaubte bei veränderten Umständen die Gebeine des Heiligen für seine Kirche in Anspruch nehmen zu können, was ihm denn auch wirklich gelang. Der Name unsers Heiligen steht im Mart. Rom. am 8. September. In der nunmehrigen Erzdiöcese München-Freising wird sein Fest am 9. September gefeiert, das Hauptfest aber, nämlich das seiner Uebertragung, am 20. November. Im Chore der Augsburger Kathedrale wird sein Fest ebenfalls am 9. September begangen. Schon als der Heilige noch zu Chatres in seiner Zelle mit einigen Dienern lebte, brachte er es durch sein Gebet zuwege, daß ein Dieb das ihm gestohlene Maulthier wieder zurückbrachte; als er aber auf seiner Reise nach Rom über Bayern an den Brenner kam, zerriß des Nachts, während sie im Walde schliefen, ein Bär sein Saumpferd, und wurde vom Heiligen genöthigt, das Gepäck bis nach Rom zu tragen, worauf er entlassen wurde. Daher kommt es, daß Corbinianus gewöhnlich mit einem Bären dargestellt wird, der seinen Reisebündel trägt.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.