Dionysius Alexandrinus, S. (57)

Dionysius Alexandrinus, S. (57)

57S. Dionysius Alexandrinus, Ep. (17. Nov. al. 27. Jan. 18. Febr. 8. Apr. 31. Aug. 14. Sept.). Dieser hl. Dionysius, Bischof von Alexandria, dessen Leben die Bollandisten am 3. Oct. geben, weil sie ihn mit dem an diesem Tage im Mart. Rom. angeführten hl. Martyrer Dionysius (s. S. Dionysius51) für identisch halten, wurde zu Alexandria in Aegypten aus einer sehr angesehenen heidnischen Familie geboren und besuchte vorerst die Schulen der heidnischen Weltweisheit, fand aber in ihnen keine Befriedigung, die ihm erst zu Theil wurde, als ihm sein Durst nach Wissen die heil. Schriften der Christen in die Hände führte. Durch ihre Lectüre, besonders aber durch die Lesung der Briefe des hl. Apostels Paulus, fühlte er sein Herz so innig gerührt, daß er mit Hintansetzung aller Vortheile, die ihm seine Geburt und seine Verdienste gewährten, dem Heidenthum entsagte und den christlichen Glauben annahm. In der Katechetenschule seiner Vaterstadt ließ er sich von dem berühmten Origenes und sodann von Heraklas in das Verständniß der Lehre des Heiles einführen, bis er endlich im Jahre 232, als der Letztere auf den bischöflichen Stuhl von Alexandria erhoben worden war, selbst Vorsteher dieser Schule ward. In dieser Stellung wirkte er gegen 16 Jahre zum Segen der Kirche, der er immer mehr Anhänger unter den Heiden gewann, bis er endlich nach dem Tode des Bischofs Heraklas im Jahre 247 von Klerus und Volk zu seinem Nachfolger erwählt wurde. Die 16 Jahre, während welcher er das bischöfliche Amt verwaltete, waren beinahe eine ununterbrochene Kette von Drangsalen, Leiden und Verfolgungen, die über ihn und seine Heerde hereinbrac. Bald nach dem Antritte seines Episkopates erließ Decius (250) ein Verfolgungsedict gegen die Christen, bei dessen Vollzug der hl. Bischof den Schmerz hatte, Viele vom Glauben abfallen zu sehen. Er selbst verlor den Muth nicht und harrte vier Tage seines Schicksals in seiner Wohnung; als er aber auf vielfältiges Zureden sich in Sicherheit zurückziehen wollte, fiel er mit seiner Begleitung in die Hände der Verfolger und wurde nach dem Städtchen Tabosiris gebracht. Doch christliche Landleute, hievon in Kenntniß gesetzt, eilten zu seiner Befreiung herbei und brachten ihn mit zwei Presbytern, Petrus und Cajus (s. S. Dionysius51), in einer öden Gegend Lybiens in Sicherheit. Von diesem Verstecke aus leitete er durch Briefe und durch Beihilfe von Diakonen und Priestern, die sich entschlossen mit Lebensgefahr in die Stadt wagten, die Angelegenheit seiner hart bedrängten Gemeinde. Sobald jedoch die Verfolgung aufhörte (im Jahre 251), kehrte er wieder nach Alexandria zurück, und erfuhr daselbst die Spaltung, welche Novatian gegen den Papst Cornelius wegen Behandlung der Gefallenen (Lapsi) erregt hatte, und in welcher unser Heiliger die Grundsätze des Papstes theilte. Nachdem Dionysius, besonders auf der Synode zu Antiochia (252), Alles aufgeboten hatte, um den Frieden und die Einigkeit wiederherzustellen, sah er sich veranlaßt, gegen eine Irrlehre, die zwar nicht neu war, die aber jetzt bedenklich zu werden drohte, einzuschreiten. Ein ägyptischer Bischof, Namens Nepos, in der Provinz Arsinoë, hatte den alten cerinthischen Irrthum eines tausendjährigen irdischen Reiches Christi24 wieder aufgenommen, weiter ausgebildet und zu begründen gesucht, indem er im Gegensatz zu der allegorisirenden Schriftauslegung auf buchstäbliche Deutung der Apokalypse drang und außerordentlichen Beifall fand; allein durch mündliche Vorstellungen sowohl, als durch die Schrift περὶ ἐπαγγελῶν d.i. »von den Verheißungen«, suchte Dionysius die Verirrten zurückzuführen und brachte es auch dahin, daß Alle – selbst Coracion, das Haupt der Secte – ihrem Irrthume feierlich entsagten und zur Einheit des Glaubens zurückkehrten. Auch zur Beilegung des Streites über die Ketzertaufe suchte er das Seinige beizutragen, und stand mit seinem Rathe dem Papste Sixtus II., dem Nachfolger Stephans, zur Seite, wie er denn auch die Afrikaner ermahnte, von ihrer Polemik abzustehen. Doch nicht lange stund es an, so nahm eine neue Ketzerei alle seine Thätigkeit in Anspruch. In den Jahren 250 bis 260 trug Sabellius, Presbyter von Ptolomais, seine antetrinitanische Irrlehre mit großer Gewandtheit vor. Gegen ihn erhob sich der hl. Dionysius, setzte den Papst Sirtus II. von dem Geschehenen in Kenntniß und rief die afrikanischen Bischöfe durch mehrere Schreiben zur vereinten Gegenwehr auf; sofort suchte er den Sabellius sowohl durch mündliche als schriftliche Belehrungen eines Bessern zu überzeugen, und sprach, als dieses nichts fruchtete, endlich auf einem im J. 261 zu Alexandria abgehaltenen Concil über ihn und seine Anhänger den Bann aus. In der Bestreitung des sabellianischen Irrthums ποιῆμα d.h. Werk, Geschöpf, gebraucht, welcher ihm übel gedeutet wurde und dessenwegen er beim Papste sich verantworten mußte, was er auch auf so glänzende Weise that, daß dieser seiner Rechtgläubigkeit wegen völlig beruhigt war. Einige Zeit vor seinem Tode trat unser Heiliger gegen den Irrlehrer Paulus von Samosata, Bischof von Antiochia, auf, für die Ehre unsers Herrn und Heilandes Jesus Christus. Dieser Paulus, der zur Zeit der Königin Zenobia auf dem bischöflichen Stuhle saß, ist wohl unter allen Geistlichen der Erste, der die Rolle eines Hoftheologen spielte, wobei er große Eitelkeit und Prachtliebe, nur nicht die Eigenschaften eines Bischofs, an den Tag legte. Auf dem wider dieses Ketzerhaupt im Jahre 264 gehaltenen Concil konnte Dionysius wegen der Gebrechlichkeit des Alters selber nicht erscheinen; aber er suchte die neue Irrlehre durch mehrere Schriften zu widerlegen, die er an die Kirche zu Antiochia erließ. Während dieser dogmatischen Kämpfe brachen auch noch die Stürme von Außen über Dionysius und seine Heerde herein. Nach der Decianischen Verfolgung war zwar eine Zeitlang Ruhe eingetreten, bis Valerian (253–260), der anfänglich den Christen überaus günstig war, im J. 257 von seinem Günstling Macrianus sich zu neuer Christen-Verfolgung aufhetzen ließ. Schon der Anfang der Verfolgung traf den hl. Dionysius, der mit dem Priester Maximus, den Diakonen Faustus, Eusebius und Chäremon ergriffen und, da er standhaft im Glauben blieb, nach Kephro, einer Gegend der lybischen Wüste, abgeführt wurde, wo er jedoch die Freude hatte, aus den Christen, die ihm aus Alexandria gefolgt waren, und aus den vielen Heiden, die er in seinem Exil bekehrte, eine blühende Gemeinde erstehen zu sehen. Doch eben dieß führte seine Versetzung in eine noch düsterere Gegend in der Mareotis nach dem Städtchen Colluthion herbei, das jedoch der Stadt Alexandria noch näher und darum für die Verbindung mit dieser günstiger gelegen war. Nach dem Sturze Valerians im Jahre 260 kehrte Dionysius wieder zu seiner Heerde zurück, sprang in der bald ausbrechenden Pest Allen mit Liebe bei und endigte sein vielbewegtes Leben zwischen dem Jahre 264 und 265. »Bei seiner angestrengten Thätigkeit«, sagt Möhler (Patrologie S. 624, Athanasius der Große, I. Thl.), »für die Interessen der katholischen Kirche; bei so brennendem Eifer für die Bekehrung der Ungläubigen, für das Wohl der Gläubigen, für die Wiedervereinigung der Getrennten; bei solcher Entschiedenheit gegen Irrthum und herzbezwingender Mäßigung gegen die Verirrten; bei solcher Liebe, welche die ganze katholische Kirche umspannte; bei so erhabenem Muthe in Drangsalen, so unerschütterlicher Standhaftigkeit im Glauben, endlich so liebenswürdiger Bescheidenheit, während die christliche Welt mit Bewunderung auf seine Gelehrsamkeit und seine Tugenden den Blick gefesselt hielt: war es nur ein Zoll verdienter Anerkennung, wenn seine Zeit schon ihn mit Auszeichnung den Großen und Athanasius ihn Magister Ecclesiae catholicae nannte.« Die Schriften des hl. Dionysius sind leider nur in einzelnen Fragmenten auf uns gekommen. (El., But., Welte, Boll.)



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