Dysmas, S.

Dysmas, S.

S. Dysmas, (25. März), eine andere Schreibweise des Namens des guten Räubers, der mit Christo gekreuzigt wurde. S. S. Dismas.


Ende des ersten Bandes.

1 Papst Cölestin I. schrieb an die Synode: Sancimus et monemus sanctam Synodum, ut praedictum sanctum Dalmatium praeficiat omnibus monasteriis, quae in regia urbe sunt, principem.


2 Von diesem griech. Stamme δαμάω rühren alle folgenden Namen her, nämlich Damasia, Damasus, Damia, Damiana, Damianus etc.; auch Damaris, welche eigentlich eine Gezähmte, Eingejochte (wie conjux) bedeutet, während dagegen die Jungfrau ἀδόμαοτος = die Ungezähmte etc. heißt. Vgl. jedoch die Note zu S. Damiana.


3 Ingemiscens Orbis terrarum se arianum esse miratus est. In ähnlicher Weise möchte auch in unseren Tagen der Erdkreis darüber staunen, daß er so sehr ungläubig, antichristlich, freimaurerisch etc. geworden sei. Schon ist es nach jüngsten Zeitungen in einem Lande des nördlichen Europa, wo die katholische Kirche seit langer Zeit mit aller Strenge ausgeschlossen ist, so weit gekommen, daß die Regierung durch ein Gesetz auszusprechen sich bewogen fand, es könne kein Bürger angehalten werden, seine Kinder taufen zu lassen. Das sind sonderbare Zeichen der Zeit! Doch der Herr wird auch jetzt Seine Kirche halten, wie Er sie seit 1800 Jahren gehalten hat, jedoch nicht ohne thätige Mitwirkung der Kirchen-Mitglieder, welche, wenn sie darin lau wären, wohl in einzelnen Ländern auch der Ausspruch des Herrn treffen könnte: »Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben. werden, welch es die Früchte desselben hervorbringt« (Matth. 21, 43).


4 Vom Lat. Dama = Damhirsch, Gemse; oder von Damia d.i. ein Beiname der Bona Dea (einer von den verheiratheten römischen Damen verehrten Göttin), welcher zu Ehren von diesen unter freiem Himmel das Opfer (Damium) gebracht wurde. Also Damiana, Damianus = der Damia geweiht etc. Vgl. jedoch S. Damas


5 Bei den Juden wird Daniel nicht zu den Propheten gerechnet, weil er am königlichen Hofe gelebt hat. Deßwegen findet sich sein Buch in der hebr. Bibel nicht bei den größeren Propheten.


6 Dagegen ist Dr. v. Allioli (in der Einleitung zu Daniel) der Meinung, Daniel scheine seine Würde als Obervorsteher der Weisen von Babylon bis zum Ende der chaldäischen Monarchie behauptet zu haben. (Vgl. Dan. 5, 11).


7 Darius (pers. Dara, hebr. Darjavesch) ist ursprünglich der griechische und lateinische Name mehrerer persischer und medischer Könige, von welchen drei auch in der heil. Schrift vorkommen. nämlich 1) Darius der Meder (Kyaxares II.). Sohn und Nachfolger des Ahasveros (Astyages) und Oheim des Cyrus; derselbe regierte im Jahre 569–536 v. Chr. und kommt bei Daniel (6, 1; 9,1) vor. Dann 2) Darius der Perser, Sohn des Hystaspes, welcher im Jahre 522–486 v. Chr. regierte und den Xerxes I. zum Nachfolger hatte; er findet sich 1. Esdr. 4,5; 5,5; Agg. 1,1; Zach. 1,1. Endlich 3) Darius Nothus, König von Persien, welcher von 423–404 v. Chr. regierte und bei Nehem. (2 Esdr.) 12,22 vorkommt. Der Name bedeutet nach Herodot so viel als ἑρξείης = »der Mächtige, Thatkräftige« etc.; nach Andern, »der Untersuchende«; nach Andern »der Ueberwindende«. – Nach diesem berühmten Namen hatten sich denn auch Andere genannt, welche dann als Christen diesen Namen behielten und durch ihr Leben und Sterben heiligten (vgl. die Bemerkung S. 284 zu S. Apollo1).


8 Vom Lat. datus = gegeben etc. (griech. δεδομένος; hebr. Nethin); davon leitet sich auch ab Datianus, Dativus etc.


9 Diese sonst schöne Stadt St. Davids, Die kirchliche Hauptstadt von Südwales, ist jetzt nur noch ein großes schmutziges Dorf, jedoch mit verschiedenen ehr würdigen alten Gebäuden. (Vgl. Dr. Ungewitter's geograph. Handbuch, S. 1199.)


10 Rechab und Baana hatten ihn in seinem Hause ermordet, wurden aber von David für diese Frevelthat ebenfalls wie früher der Amalekiter mit dem Tode bestraft (2. Kön. 4, 9–12)


11 Nach 2. Kön. 24, 9 gab der Feldherr Joab dem David die Zahl der streitbaren waffenfähigen Männer in Israel auf 800,000 und in Juda auf 500,000 an; nach 1. Chron. 21, 5 fanden sich aber in Israel 1,100,000 und in Juda 470,000 Mann.


12 Auffallend ist uns gewesen, daß der sonst so wohlgesinnte Dr. W. Menzel in seiner Symbolik (I. 203) den König David gar so sehr nur vom irdischen Standpunkte darstellt und über seinen Menschlichkeiten seine erhabenen Tugenden fast ganz vergißt. Freilich »ist ihm nichts Menschliches unter der Sonne fremd geblieben«; aber es ist auch keine Tugend, die er nicht in der That geübt und in seinen Psalmen durch eindringliche Worte gelehrt hat, und unter diesen Tugenden ist seine ächte Demuth und Bußfertigkeit gewiß nicht die geringste. Wenn man seine Psalmen mit den (obgleich sonst herrlichen und ausgezeichneten) Gesängen Homer's, der nach der gewöhnlichen Annahme um das Jahr 1000 v. Chr. (also erst nach David) lebte, unbefangen vergleicht, so kann man gar wohl fühlen, um wie viel die vom Geiste Gottes Getragenen jene überragen, welche nur ihre Götter kennen.


13 Mac oder Mc vor einem Namen bedeutet im Schottischen und O' im Irischen so viel als Sohn, wie Ben im Hebräischen.


14 Diese alte Stadt Tomi, wo der bekannte römische Dichter Ovidius im Exile sich befand, suchen Einige in der heutigen Stadt Tultscha, Andere in Tomiswar (Bulgarien).


15 Er soll nämlich Nachmittags drei Uhr eine schreckliche Stimme in der Luft gehört haben die da sprach: »Bereitet das Feuer; denn der Schuhmacher, zu Zara ist gestorben.« Aus Land gestiegen, erfuhr er, daß in jener Stadt ein übelberüchtigter Wucherer, seines Gewerbes ein Schuhmacher, um dieselbe Stunde gestorben sei, da Demetrius die Stimme gehört hatte.


16 Die Residenz der marsischen Bischöfe war eine unbestimmte (vaga incertaque), doch bedienten sie sich meistens der Kirche der hl. Sabina, die an ein Benedictinerkloster angebaut war, welches Kloster zum Theil zu Valeria in den Abruzzen gerechnet wurde (quod cum Valeria dicitur partim concidisse). Uebrigens war das Gebiet der Marser jener Theil des mittlern Latiums, welcher an den Lago di Celano oder di Cavistano (Lacus fucinus) angrenzte und jetzt zu den Abruzzen gerechnet wird (nunc Abrutio inserta).


17 Wir setzen dieß vom hl. Ardrierius hieher, weil wir erst hier auf diesen Heiligen stießen, der weder bei den Bollandisten noch bei Migne aufgeführt wird. In einem kleinen Anhange des ersten Bandes werden wir das Wenige. was man von ihm weiß, mittheilen.


18 Manche leiten diesen Namen vom Griechischen Θεόδωρος = Gottesgeschenk her, was aber nicht als richtig angenommen werden kann, da der Name Theoderich und später Dietrich ein alter ächt deutscher Name ist.


19 Wir lesen daselbst: Quo die (scil. Festo SS. Afri et Sociorum) Ecclesia Augustana aliorum etiam SS. Martyrum, qui in eadem civitate, saeviente Diocletiani Imperatoris persecutione. ante S. Afrae Martyrium pro Christi nomine sanguinem suum fuderunt, quorum nomina soli Deo cognita sunt, memoriam pia celebratione veneratur.


20 Bei Migne ist auch der (sonst auf den 9. Oct. treffende) hl. Areopagite Dionysius auf den 3. Oct. gesetzt, wenn es nicht etwa ein Druckfehler ist.


21 Vgl. Butler XIV. S. 96 in der Anmerkung. Mußte sich ja auch Sokrates, des Atheismus und der Verachtung der Götter angeklagt, vor diesem Gerichtshofe verantworten (cf. Apolog. Socratis von Plato und Xenophon). Areopag (Αϱειόπαγος) heißt »Hügel des Mars oder Ares«, weil der Gerichtshof auf dem (auf der Westseite der Akropolis liegenden) Hügel seine Sitzungen hielt, auf welchem der Sage zufolge der heidnische Gott Mars sich vor zwölf Göttern über die Ermordung eines Sohnes des Neptun, Namens Halirrhotios, vertheidigen mußte.


22 Im 7. dieser Briefe verräth sich der Verfasser selber, daß er sich für den hl. Dionysius den Areopagiten nur ausgebe, indem er nämlich sagt, er habe zu Heliopolis die wunderbare Sonnenfinsterniß beim Tode unsers göttlichen Heilands gesehen und ausgerufen haben: »Entweder leidet Gott oder das Weltgerüste löst sich auf« (aut Deus naturae patitur aut mundi machina dissolvitur). Dieses fand auch im römischen Brevier Aufnahme, wo, wie bemerkt, der hl. Dionysius mit dem ersten Bischof dieses Namens von Paris für identisch gebalten wird.


23 Vgl. S. Dionysius25. Nach Butler XIV. S. 103 soll sich dieses Haupt in der Domkirche zu Soissons befinden, was wohl möglich seyn kann, indem wahrscheinlich zur Zeit des Klostersturmes in Frankreich das Haupt aus jenem Kloster dahin kam. Wenn hier von Reliquien des Heiligen gesprochen wird, so steht die Nachricht von seinem Martyrtod, die wir oben aus den Menäen gemeldet haben, nicht entgegen, indem aus der Verbrennung noch keineswegs folgt, daß alle Theile seines Leibes verbrannt wurden.


24 Dieser in der Kirche Gottes schon oft aufgetauchte und eben so oft wieder verschwundene Irrthum wurde in der neuesten Zeit auch von den sogenannten »Irvingianern« oder »Neu-Apostolischen« mit verschiedenen Zuthaten wieder neu aufgewärmt, um eben so wieder zu verschwinden. »Es gibt nichts Neues unter der Sonne!«


25 Vom Griech. καϑαρός – rein, weil sie sich in ketzerischem Stolze für, »Reine« ansahen (ital. gazzari); Patarener hießen sie von dem lombardischen Städtchen Pataria, wo sie sich vorzüglich aufhielten. Aus »Katharer« soll der Name »Ketzer« entstanden seyn. So sehr sie sich unter sich selbst wieder in verschiedene Secten spalteten, so waren sie doch alle darin einig, daß sie den manichäisch-dualistischen etc. Ansichten früherer Häretiker anhingen, anfänglich eine überstrenge Ascese hatten, manche Dogmen läugneten, überhaupt die katholische Kirche auf alle Weise bekämpften, besonders die Ehre der seligsten Jungfrau Maria angriffen und von der ausschließlichen Wahrheit ihrer Meinungen fest überzeugt waren.


26 So genannt von Petrus Waldo, einem reichen Kaufmanne von Lyon, der, von dem plötzlichen Todfall eines Freundes an seiner Seite betroffen. im Jahre 1160 alle seine Güter unter die Armen vertheilte und vorgab, das Leben der Apostel nachzuahmen. Er gewann einige Jünger und diese nannten sich die »Armen von Lyon.« Hätten sich diese an die Kirche Gott es angeschlossen, wie es so viele Tausende von Heiligen gethan haben, so wären sie unter dem Segen der Kirche auch zur Heiligkeit gelangt; allein sie trennten sich in ihrem Stolze von dem wahren Weinstocke, den der Herr gepflanzt hatte, und wurden so eine abgetrennte Rebe, die keine Früchte bringen konnte. Von ihnen wie von so vielen Andern gilt, was der hl. Johannes schon sagt: »Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie dei uns geblieben seyn« (1. Joh. 2,19). Von Papst Lucius III. endlich excommunicirt und von König Alphons II. von Arragonien im J. 1194 verbannt, zogen sie sich in die stillen Thäler Piemonts zurück, wo sich noch Etliche finden und in neuester Zeit wieder manchen Lärmen verursachen.


27 Unter seinen Zeitgenossen haben Mehrere Nachrichten über sein Leben hinterlassen, und unter diesen steht ob enan der erste oberste Meister des Ordens, Jordanus, dessen Leben des Heiligen noch vor der Canonisation geschrieben wurde. Bald darauf folgten die Lebensbeschreibungen von Peter Ferrandi aus Spanien. Bartholomäus von Trient, Angelica von Bologna und Constans von Orvieto; Theodor von Apolda ist viel später, aus einer Zeit, die schon manches Sagenhafte in sein Leben aufzunehmen liebte. In neuester Zeit hat der berühmte Prediger Lacordaire, der um die Herstellung des Ordens in Frankreich sehr bemüht ist, das Leben des Stifters mit Benützung aller vorhandenen Materialien sehr angenehm beschrieben, von welchem Werte in Landshut im Jahre 1841 eine gutgelungene deutsche Uebersetzung erschien.


28 Diesen Namen erklärt Barhol. von Trient damit, daß er sagt, er bedeute entweder der Wächter des Herrn (Domini custos) oder der von Gott Bewachte, oder der die Gebote Gottes hielt. Jedenfalls ist aber Dominicus der lateinische Name für den griech. Cyriacus, und bedeutet: »Dem Herrn gehörig« etc.


29 Von sehr vielen Schriftstellern wird bestritten, daß der Rosenkranz, wie er unter uns noch in heilsamer Uebung ist, vom hl. Dominicus herrühre, und zwar wird als Grund von ihnen angegeben, weil gleichzeitige Schriftsteller ganz davon schweigen. Selbst dieß wollen sie nicht gelten lassen, daß der hl. Dominicus die uralte Uebung, die seligste Jungfrau Maria mit gewissen Gebeten, die nach einer bestimmten Anzahl aneinander gereihter Kügelchen oder Steinchen (calculi, engl. beads) abgezählt wurden, zu grüßen, in das gegenwärtige System des Rosenkranzes gebracht und die Einlegung der Geheimnisse der Geburt, des Lebens, Leidens und Sterbens, sowie der Verherrlichung Jesu Christi und seiner hl. Mutter Maria damit verbunden habe, indem sie behaupten, daß dieses System schon früher herrschend und sehr verbreitet gewesen sei. Höchstens wollen sie dieß gelten lassen, daß der hl. Dominicus den schon längst bestandenen Rosenkranz eifrigst verbreitet und desselben sich bedient habe, um bei dem damaligen Mangel an Gebetbüchern einen größern Gebetseifer und wahre Andacht unter dem Volke zu erwecken und namentlich die öftere Betrachtung der Geheimnisse der Erlösung zu verbreiten. Daher betrachten sie das Wunder der Erscheinung der sel. Jungfrau Maria, in welcher sie dem hl. Dominicus diese Gebetsweise gelehrt habe, geradezu als eine Erfindung späterer Schriftsteller, namentlich aus dem Orden des hl. Dominicus. Was an der Sache sei, können wir wohl nicht weiter untersuchen, müssen es aber, weil wir genau darüber nachgesehen haben. hier constatiren, daß weder Jordanus, noch Bartholomäus von Trient von der Einführung des Rosenkranzes durch den hl. Dominicus etwas erwähnen, was freilich um so auffallender ist, als die Einführung dieser Gebetsweise durch ihn wohl nicht von geringerer Bedeutung wäre, wie die der geistlichen Uebungen (exercitia spiritualia) durch den hl. Ignatius von Loyola. Freilich mochten die damaligen Schriftsteller wohl auch noch nicht ahnen, welch' wohlthätigen Einfluß dieses Rosenkranz-Gebet auf die ganze Kirche Gottes haben würde, so daß dieß ein Grund wäre, warum sie davon nicht ausdrücklich Erwähnung machen. Uebrigens wird auch im römischen Breviere, und zwar in der 4. Lection am Rosenkranzfeste, nur gesagt, der hl. Dominicus sei von der seligsten Jungfrau Maria ermahnt worden, daß er den Völkern den Rosenkranz als ein besonderes Schutzmittel gegen Ketzereien und Laster verkünden solle (praedicaret), und von dieser Zeit sei dann diese Gebetsweise durch den hl. Dominicus wunderbar verbreitet und vermehrt worden (promulgari augerique coepit). Wenn es dann dort weiter heißt, daß mehrere Päpste in apostolischen Schreiben den hl. Dominicus als Urheber (institutorem et auctorem) dieser Gebetsweise bezeichnen, so kann er als solcher gewiß auch in so ferne angesehen werden, als er sie, die sonst etwa nur in einzelnen Orten oder Gegenden üblich war, durch seine Bemühungen in der ganzen Kir che zur Geltung gebracht hat. Was endlich die Rosenkranz-Bruderschaft betrifft, deren Einführung im Zusammenhange mit der des Rosenkranz-Gebetes gleichfalls vielfältig dem hl. Dominicus zugeschrieben wird, so weisen unsere Gewährsmänner nach, daß dieselbe erst im 15. Jahrhundert zur Einführung und Aufnahme kam.


30 Der Magister sacri palatii ist gleichsam der Haustheolog des Papstes, wohnt allen Berathungen, sowohl öffentlichen als besondern, bei, ertheilt die Doctorwürde, approbirt Sätze und Bücher, und ernennt die Prediger des Papstes.


31 Eigentlich sagte er, Gott habe ihn rein und unversehrt erhalten, und that dieß nur, um sie ebenfalls zur Keuschheit und zur Flucht vor dem Umgange mit Frauenspersonen zu ermuntern, wie dieß aus seinen weitern Worten hervorgeht: »Lilienrein sei eure Keuschheit, und fliehet den Umgang mit Weibern.«


32 Vom 13. Jahrhundert an hörten die kanonischen Strafen ganz auf und nur noch an wenigen Orten erhielten sie sich bis zum 14. Jahrhundert.


33 Diese und andere Asceten, welche solche Bußwerke aus lobenswerthen Beweggründen übten, sind nicht zu verwechseln mit jenen Schwärmern, welche unter dem Namen der »Flagellanten« (Geißler) bekannt sind, im 13. Jahrhundert entstanden und in vielen Ländern lange ihr Unwesen trieben, so daß Papst Clemens VI. im J. 1349 ein Breve gegen sie erlassen mußte, in welchem sie als vom bösen Geiste verführte Schwärmer und als Feinde der kirchlichen und bürgerlichen Ordnung bezeichnet wurden. Allen äußern Gottesdienst, sowie auch die heil. Sacramente erklärten sie als unchristliche Institutionen, dagegen die Geißelung als das einzige wirksame Gnadenmittel und den einzigen wahren Gottesdienst. (Vgl. Aschbach's Kirchenlexikon, II. 792.)


34 Tunkin (Tonkin, Tongking, Dongkingh) ist eine der drei Provinzen des Königreichs Anam oder Cochin-China im östlichen Theile von Hinter-Indien, welcher nördlich an das eigentliche China gränzt.


35 Beispiele der Art, wo Jungfrauen, um ihre Keuschheit zu retten, sich in den Tod stürzten, kommen mehrere vor, und wenn die Kirche solche unter die Heiligen zählt, so geschieht es deßhalb, weil sie überzeugt ist, daß sich jene aus Antrieb des hl. Geistes oder aus schuldl oser Unwissenheit das Leben genommen. – In Landsberg, der Diöcese Augsburg, erzählt man sich noch, daß, als im J. 1630 oder 1631 die Schweden (diese edlen Befreier Deutschlands!!) daselbst einzogen, die Jungfrauen dieser Stadt in den vorüberfließenden Lechfluß sprangen, weßhalb die Keuschheit der Jungfrauen Landsbergs lange sprichwörtlich gewesen.


36 Unter »Scholasticus« verstand man ehemals einen der Declamatoren, die in fingirten Streitsachen sich übten und auch Andere darin unterrichteten; Advocatus war ein solcher, welcher in wahren Rechtsfällen sich der Clienten annahm. Erstere Benennung schloß auch etwas Verächtliches in sich. Beide Benennungen werden dem hl. Theophilus gegeben; doch findet sich nur die letztere in den Acten, indem Theophilus ein Advocat des Statthalters genannt wird. Andere übersetzen Scholasticus mit Geheimschreiber, Schreiber, was allerdings auch darunter verstanden werden kann. Es wäre möglich, daß der hl. Theophilus bei dem Verhöre der hl. Dorothea als Secretär oder Notar diente.


37 Nicht richtig ist es, wenn Wolfg. Menzel (Symb. II. 282) den hl. Theophilus ihren irdischen Bräutigam nennt, dem sie aus dem Paradiese des himmlischen Bräutigams Rosen und Aepfel zum Wahrzeichen geschickt habe. Der hl. Theophilus war dieß nach den Acten nicht. Die hl. Dorothea hatte auch nach diesen Acten nie einen Gedanken an einen irdischen Bräutigam.


38 Nach Einigen ist dieses das heutige Varna, nach Andern Odessa.


39 Eine Geschichte der Einsiedler, so genannt von dem Statthalter Lausius von Kappadocien, auf dessen Bitte er sie verfaßt hatte und dem er sie auch widmete im Jahre 420.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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