- Elias, S. (11)
11S. Elias, Proph. (20. Juli). Elias, von seinem Geburtsorte Thesbi (Thisbe) – einer im Stammgebiete Nephthali in Nordgaliläa gelegenen Stadt – der »Thesbite« genannt, ist einer der merkwürdigsten Propheten und außerordentlichen Charaktere, welche die Geschichte kennt. Ueber seine Familienverhältnisse gibt uns jedoch die heil. Schrift keinen nähern Aufschluß; nur jüdische und christliche Ueberlieferungen besagen, daß er aus priesterlichem Geschlechte gewesen und stets ehelos geblieben sei. Als zur Zeit Ahabs und Jezabel der greuelvolle Baal- und Astartedienst die Verehrung des allein wahren Gottes verdrängen sollte, trat der thatkräftige und für Gottes Ehre eifervolle Mann auf in einem Gewande von Kameelhaaren und mit ledernem Gürtel, und kündete im Auftrage Gottes als Strafe des Abfalls Unfruchtbarkeit und Dürre an (3. Kön. 17,1 ff.) Während die Drohung sich erfüllte, hielt er sich auf das Wort des Herrn am Bache Carith auf, wo ihn auf Gottes Geheiß Raben jeden Morgen und Abend mit Brod und Fleisch versahen. Als die Dürre auch den Bach ausgetrocknet hatte, erging die höhere Weisung an ihn, nach Sarepta im Lande der Sidonier zu ziehen, um sich dort von einer Wittwe ernähren zu lassen, welche er mit Vermehrung ihres Mehles und Oeles, und sogar mit Wiedererweckung ihres Sohnes belohnte. Im dritten Jahre seines Aufenthalts zu Sarepta, und im vierten der unfruchtbaren Dürre, mußte er sich auf Gottes Befehl vor Ahab wieder einfinden. Vor seinen und des Volkes Augen machte er 450 Baalspriester auf dem Carmel dadurch zu Schanden, daß auf sein Gebet Feuer vom Himmel fiel und sein Opfer verzehrte, während das der Andern unberührt blieb. Auch fiel auf sein demüthiges Rufen zum Herrn reichlicher Regen (3. Kön. 18,1 ff.) Indessen mußte der Prophet vor der allzuverderbten Jezabel wieder die Flucht ergreifen. Auf dem Wege erhielt er mehrere Offenbarungen vom Herrn, wurde 40 Tage und Nächte mit einem Aschenbrod übernatürlich gestärkt, und bis zum Berge Horeb geführt. Da erschien ihm der Herr beim Säuseln der Luft und gab ihm den Auftrag, Hazael zum Könige von Syrien zu salben und Jehu zum Könige von Israel, als künftige Werkzeuge der göttlichen Strafe, Eliseus aber an seiner Statt zum Propheten (3. Kön. 19,1 ff.) Von dieser Zeit an erscheint Elias nach Außen nicht mehr so wirksam. Merkwürdig ist noch hauptsächlich das Ende seines irdischen Lebens. Als er noch einmal seine Schüler in Gilgal, Bethel und Jericho besucht hatte, ging er mit Eliseus und 50 Männern von den Söhnen der Propheten an den Jordan. Da theilte er mit seinem Mantel das Wasser des Flusses und ging mit Eliseus allein hinüber. Sie waren noch nicht weit gegangen, so senkte sich ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden nieder, welche Beide trennten, und Elias fuhr im Sturme gen Himmel. Mit ihm schließt sich die Reihe der ältesten Propheten, die fast nur für die Gegenwart wirkten, während die folgenden neben der sittlichen Weckung und Leitung des Volkes auch den Beruf hatten, der Zukunft ihre Seherblicke zu weihen, und ihre Weissagungen aufzuzeichnen, wie sie denn überhaupt die vorzüglichsten Werkzeuge waren, durch welche Gott seinen Willen den Menschen verkündigte. Die Himmelfahrt des Propheten anlangend, ist sie von der Tradition immer dahin erklärt worden, daß er mit seinem Leibe von der Erde entrückt worden, und gleich Henoch nicht gestorben sei. Auf die Frage, wie denn sein leibliches Leben fortdauern könne, wo der Ort seines Aufenthaltes sei etc., hat Theodoret mit Recht geantwortet: man solle das in der Schrift Gegebene verehren und nach dem Verschwiegenen nicht so neugierig fragen. Daß Elias einst wieder auf Erden zu erscheinen habe, ehe der Tag des Herrn kommt – der große und furchtbare (Malach. 4,5), bestätigt der Heiland selbst (Matth. 17,11). Auch ist bemerkenswerth, daß die erste Frage der Juden an Johannes den Täufer lautet, ob er nicht Elias sei (Joh. 1,21), und daß Christus selbst von ihnen für Elias gehalten wird (Matth. 16,14). Dem großen Propheten ward nicht nur von den Juden, sondern auch von den Christen in der byzantinischen und abendländischen Kirche große Verehrung gezollt; sein Mantel, der ihm bei seiner Wegführung zum Himmel entfallen war, soll auf dem Berge Carmel aufbewahrt und bei einem durch die Saracenen angestifteten Klosterbrande zu Grunde gegangen seyn. Besonders halten und verehren ihn die Carmeliter wegen seines längern Verweilens auf dem Berge Carmel für ihren ersten Beschützer und Heiligen. Ja sie haben ihn sogar lange Zeit für den Gründer ihres Ordens gehalten, bis ihnen von den Bollandisten nachgewiesen wurde (siehe Heiligen-Lexicon I. 471), daß ihr Orden erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts seinen Anfang genommen habe, und der sel. Berthold ihr erster und der hl. Cyrillus ihr dritter Ordensgeneral gewesen sei. Die Carmeliter ließen zwar mehrere Streitschriften gegen die Bollandisten auslaufen, und versuchten zu zeigen, wie ihr Orden von Elias gestiftet, durch die Söhne des Propheten verbreitet worden sei und sich bei den Essenern, Eremiten und Mönchen erhalten habe, ja sie klagten sogar im J. 1691 bei Papst Innocenz XII., daß sich in den Actis Sanctorum viele Irrthümer fänden; allein diese erlagen von Seite Roms keiner Censur, und Innocenz untersagte mittels Breve vom 26. Nov. 1698 allen Streit darüber. Deßwegen wollen auch wir nicht weiter darüber sprechen. Der Name des hl. Propheten Elias findet sich auch im Mart. Rom. am 20. Juli. (V. 4.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.