- Elisabeth, S. (4)
4S. Elisabeth, Vid. Portug. Reg. (4. al. 8. Juli). Diese hl. Elisabeth war eine Tochter des Königs Petrus III. von Arragonien; ihre Mutter hieß Constantia und war eine Tochter des Königs Meginfried von Sicilien, eines Neffen des Kaisers Friedrich II. Ihre Geburt fällt in das Jahr 1271. Nachdem ihr Vater den Thron von Arragonien bestiegen, legte er die Erziehung seiner Tochter in die verlässigsten Hände. Die junge Prinzessin zeigte aber auch schon frühzeitig eine besondere Neigung zu religiösen Uebungen, und ergab sich schon vor ihrem achten Jahre kleinen Werken der Abtödtung, wodurch es kam, daß sie alle eiteln Weltfreuden verachtete und nur in heil. Psalmensang und in Werken der Barmherzigkeit ihre Freude fand. In ihrem zwölften Jahre vermählte man sie mit dem König Dionysius von Portugal, einem Manne, der vortreffliche Eigenschaften, aber auch seine Fehler hatte, die seiner frommen Gemahlin nicht wenig Herzeleid verursachten. Vor Allem war er ihr nicht treu in der ehelichen Liebe. Elisabeth, viel schmerzlicher berührt durch die Beleidigung Gottes und das entstandene Aergerniß, als durch die ihr zugefügte Schmach, betete unablässig für ihren Gemahl, und ließ Andere beten für seine Bekehrung. Sie sorgte großmüthig für die Kinder, die ihren Mann zum Vater hatten, und nahm sich sogar mit großer Selbstverläugnung ihrer Mütter an. Ein so schönes Betragen öffnete dem Könige die Augen und tührte sein Herz. Er entsagte seinem sündhaften Leben, und brach in der Folge nie mehr die eheliche Treue. Von dieser Zeit an gab er sich ganz der Sorge für das Wohl seiner Unterthanen hin und war von ihnen geliebt und verehrt. Einige Zeit vor seiner Bekehrung ereignete sich nachstehende bemerkenswerthe Begebenheit: Elisabeth hatte einen sehr tugendhaften Pagen, den sie zur Vertheilung ihrer Almosen gebrauchte. Ein anderer Page, der den guten Jüngling um die Gunst der hohen Frau beneidete, suchte dem König nahe zu bringen, als lebte die Königin mit dem bevorzugten Jünglinge in einem entehrenden Verhältnisse. Da der König selbst sich mehrmals der ehelichen Untreue schuldig gemacht hatte, so fand der Verdacht um so leichter Eingang in seinem unlautern Herzen; aber was er an sich selbst so verzeihlich gefunden, das erschien ihm an seiner Gattin ein Verbrechen, das schreckliche und augenblickliche Rache erheischte. Er ging, um seinen Racheplan auszuhecken, eben an dem Ufer der Monda spazieren, als er einen brennenden Kalkofen gewahrte. Sogleich war er mit sich im Reinen, winkte dem Vorsteher der Kalkbrennerei und gab ihm den geheimen Auftrag, denjenigen, der morgen frühe kommen und fragen würde, »ob des Königs Befehl vollzogen sei«, ohne Erbarmen in den Kalkofen zu werfen und zu verbrennen. Bei seiner Zurückkunft ließ dann der König den so unschuldig in Verdacht gekommenen Pagen vor sich rufen und gab ihm den Befehl, daß er morgen frühe zu dem Kalkofen an der Monda hinausgehen und nachfragen sollte, »ob des Königs Befehl vollzogen sei«. Der arglose Jüngling trat also am andern Morgen ruhig seinen Weg zum Kalkofen an. Unterwegs hörte er aber das hellklingende Glöcklein einer nahen Capelle das Zeichen zur hl. Messe geben. Der fromme Page kannte den Wunsch und Willen seiner christlichen Königin nur zu gut, als daß er es unterlassen sollte, der hl. Opferfeier beizuwohnen. Er hörte die heil. Messe nach seiner Gewohnheit in erbaulicher Andacht, und dann noch eine zweite, weil die erste bei seinem Eintritt schon angefangen war. Indessen war der König begierig zu vernehmen, was geschehen sei, und schickte den Verläumder ab, um sich zu erkundigen, ob man seine Befehle vollzogen habe. Da der Aufseher diesen Pagen für den vom Könige bezeichneten hielt, ergriff er ihn alsbald, und warf ihn, ungeachtet alles Sträubens und aller Vorstellungen, daß er an dem Unrechten wäre, in den glühenden Ofen. Der Page der Königin, als er seine Andacht beendiget, geht seines Weges nach dem Kalkofen und fragt, ob des Königs Befehle vollzogen seien; und da man ihm bejahende Antwort gibt, kehrt er zurück und entledigt sich seines Auftrags. Kaum sah aber der König den Jüngling, so ward ihm zur Gewißheit, daß der Ankläger den Feuertod erlitten, und ein kalter Schauder durchlief seinen ganzen Körper. Er staunte über das unerwartete Ereigniß, und erkannte mit zum Himmel gewandtem Blicke den großen Rächer der Bosheit und den Retter der frommen Unschuld, und betete seine Rathschlüsse an. Von nun an war er nur bedacht, gerecht zu seyn gegen Alle, die Tugend seiner Gemahlin zu ehren und ihre Liebe zu verdienen6. Die Ehe der hl. Elisabeth war vom Himmel mit 2 Kindern gesegnet, Alphons und Constantina. Während Letztere sich mit Ferdinand IV. von Castilien vermählte, heirathete der Erstere die Infantin von Castilien. Kurz nach seiner Vermählung stellte er sich an die Spitze einer Verschwörung gegen seinen Vater, was das fromme Mutterherz Elisabeth's auf's Tiefste betrübte. Mit Gebet, Fasten und Almosen bestürmte sie den Himmel, auf daß er wieder den Frieden gebe, mahnte mit allem Ernste einer christlichen Mutter den Sohn an seine Pflicht, und mit aller Liebe einer frommen Gattin den Vater zum Verzeihen, durch welche Handlungsweise sie sich die schönsten Lobsprüche des Papstes Johann XXII. erwarb, die er ihr brieflich ausdrückte. Indessen wußten stille Gegner der Königin diese dem Könige als eine blinde Mutter darzustellen, die wider alles Recht die Partei ihres Sohnes begünstige, und der leichtgläubige und leidenschaftliche Fürst verbannte sie nach Alanquer. Mit bewunderungswürdiger Geduld und ruhiger Ergebenheit ertrug Elisabeth auch diese neue Ungnade ihres königlichen Gemahls, und verdoppelte in ihrer Einsamkeit ihre Abtödtungen und andere Werke der Frömmigkeit. Der König mußte ob solcher Tugendhaftigkeit seine Gattin höher noch als bisher achten und lieben; sein Herz zwang ihn, sie aus der Verbannung zurückzurufen. Darauf suchte sie aus allen Kräften den Frieden herzustellen zwischen Vater und Sohn, was ihr auch gelang, und zwar in dem Augenblicke, als die streitenden Heere schon kampfbereit einander gegenüberstanden. Auch Ferdinand und Alphons de la Cerda, die um die Krone stritten, vereinigte sie wieder; ebenso den Erstern und Jakob II. von Arragonien. Bald darauf fiel König Dionys in eine schwere Krankheit. Jetzt verdoppelte Elisabeth die Beweise der Liebe und der Anhänglichkeit an ihren todtkranken Gemahl. Sie bediente ihn selbst, und wich nur von seiner Seite, um in die Kirche zu gehen und dort noch inniger als zu Hause um eine glückselige Sterbestunde für ihn zu beten. Diese Gnade sollten dem Könige auch erlangen helfen die reichlichen Liebesgaben an Arme, die sie vertheilte, und die öffentlichen Gebete, die sie halten ließ. Wirklich starb der König, nachdem er seinen bußfertigen Sinn an den Tag gelegt, zu Santarem den 6. Januar 1325, nachdem er 40 Jahre regiert hatte. Elisabeth machte hierauf eine Wallfahrt nach Compostella, reiste dann nach Odiveras, wo in der Cistercienserkirche der König begraben lag, zurück, ließ feierlich sein Jahresgedächtniß begehen und nahm alsbald das Kleid des dritten Ordens des hl. Franciscus, schloß sich in ein Kloster der Clarissinen ein, das sie noch vor dem Tode des Königs zu bauen angefangen hatte, und sammelte bei 90 hilfsbedürftige Frauen um sich, die sie täglich besuchte und nach Umständen sogar bediente. Nochmals unternahm sie eine Reise, um die Streitigkeiten zwischen Alphons IV. von Portugal und Alphons XI. von Castilien beilegen zu helfen. Zu Estremoz auf der Gränze von Portugal und Castillen angekommen, traf sie ihren Sohn, und ermahnte ihn mit aller Liebe und allem Ernst zum Frieden und zu einem gottesfürchtigen Leben. Gleich darauf befiel sie ein heftiges Fieber, das ihr auch, nach der sorgfältigsten Vorbereitung, am 4. Juli 1336 in ihrem 65. Jahre das Ende brachte. Sie wurde bei den Clarissinen zu Coimbra beigesetzt, in welchem Kloster sie auch nach glaubwürdigen Denkmalen einige Zeit vor ihrem Tode die Gelübde abgelegt hatte. Papst Leo X. erlaubte den Kirchen und Klöstern der Stadt und Diöcese Coimbra, der Seligen einmal im Jahre feierlich zu gedenken, welche Erlaubniß Paul IV. auf das ganze Königreich Portugal ausdehnte. Nachdem an ihrem Grabe viele Wunder geschehen, erhob man im J. 1612 ihren Leichnam, der noch unversehrt war, und legte ihn in einen prachtvollen Sarg. Papst Urban VIII. sprach die Dienerin Gottes feierlich heilig im J. 1625, und setzte ihr Fest auf den 4. Juli. Im J. 1695 concedirte die S. Rit. Congreg. ein Officium sub ritu semidupl, und setzte das Fest auf den 8. Juli, an welchem Tage ihr Name auch im Mart. Rom. steht. Die heil. Kunst stellt sie dar als Franciscaner-Nonne mit einer Krone und von Bettlern umgeben. (II. 169.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.