- Fabiola, S.
S. Fabiola, (27. Dec.), eine römische Matrone aus der vornehmen Familie der Fabier, hatte in ihrer Jugend nach dem Willen der Eltern einen jungen Römer geehlicht, welcher zwar von gleichem Stande war, aber einen so bösen Lebenswandel führte, daß sie sich von ihm scheiden lassen mußte. Da die bürgerlichen Gesetze es damals erlaubten, auch bei Lebzeiten des geschiedenen Gatten zur zweiten Ehe zu schreiten, so ging sie ein neues eheliches Bündniß ein. Als aber ihr zweiter Mann sehr bald starb, bezeigte sie eine große Reue darüber, daß sie durch diese bei Lebzeiten ihres ersten Mannes eingegangene zweite Ehe die Gesetze des Evangeliums übertreten hatte, und that zur Sühnung ihrer Fehler eine sehr strenge öffentliche Buße. Hierauf verkaufte sie ihre Güter, und gab den Erlös theils den Armen, theils stiftete sie damit ein Spital für Kranke, welche sie mit eigenen Händen bediente. Es war dieses das erste Spital, das man damals kannte. Später reiste sie nach Palästina, um die heil. Stätten zu besuchen, und besprach sich mit dem hl. Hieronymus, welcher in Rom ihr Seelenführer gewesen war und sich nach Bethlehem zurückgezogen hatte. Nach Italien zurückgekehrt, war sie mehr als je die Mutter der Unglücklichen. Die Erweisungen ihrer christlichen Liebe erstreckten sich auch auf entferntere Gegenden; namentlich unterstützte sie die Klöster an den Küsten von Toscana. Sie starb in Rom um das J. 400, und der hl. Hieronymus, welcher früher zwei Briefe an sie geschrieben hatte, sagt in ihrer Leichenrede, daß alle Armen der Stadt bei ihrem Leichenbegängnisse gegenwärtig waren, und daß auch Wunder ihr Grab verherrlichten. Bei Butler (XIII. 444) wird sie nicht mit dem Titel »heilig« bezeichnet, wohl aber bei Migne, woher wir diesen Artikel genommen haben. Im Elenchus der Bollandisten ist diese Fabiola auch als eine römische Matrone bezeichnet und ihr Tag auf den 27. December gesetzt.
*Das erst vor Kurzem in England erschienene und in viele Sprachen übersetzte, mit Recht vielgelesene Buch »Fabiola« oder die »Kirche der Katakomben«, von Cardinal Wiseman, ist, wie der Verfasser selbst sagt, nicht streng historisch, sondern es enthält nur eine Reihe von höchst anziehenden Gemälden aus den ersten Zeiten der Kirche, und sind darum Begebenheiten aus verschiedenen Epochen und Ländern in ihm zusammengedrängt. Aber die Heldin der Erzählung, nach welcher das Buch benannt ist, hat in Wirklichkeit nicht existirt, obgleich wohl manche Römerin den Namen Fabiola (d. i. eine kleine oder junge Fabierin) getragen haben wird, und obgleich manche Jungfrau der damaligen Zeit in der Weise, wie diese Fabiola dargestellt ist, hätte handeln können und gewiß auch wirklich gehandelt hat.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.