- Methodius, S. (1)
1S. Methodius, Ep. Conf. (9. März, al. 14. Febr., 6. April, 11. Mai, 14. März). Ueber diesen hl. Methodius, Apostel der Slaven, vgl. man den Artikel S. Cyrillus6 (Constantinus), Bd. I. 710 ff. dieses Werkes. Er heißt, wie dort schon des Weitern ausgeführt ist, »Apostel der Slaven«, besonders der Mähren. Neuere Forschungen haben über das Leben und Wirken dieser beiden Männer so helles Licht verbreitet, daß wir uns verpflichtet halten, den oben angezeigten Artikel nach dem gegenwärtigen Stand der historischen Forschung einigermaßen zu ergänzen.225 Die Quellen, welche zuverlässigen Aufschluß über das Leben und die Thätigkeit der beiden Brüder geben, sind nicht sehr zahlreich. Zudem hat ein zweifaches sehr bösartiges Partei-Interesse, das nationale und das religiös-schismatische, dieselben zu seinen Gunsten nicht bloß auszubeuten, sondern offenbar zu fälschen verstanden. Zeugnisse z.B., welchen Ginzel u. A. unzweifelhafte Glaubwürdigkeit beimessen, wie die des Anastasius, Abtes und Bibliothekars der römischen Kirche, werden von Philaretes bloß deßhalb als lügenhaft verworfen, weil sie dem »berühmten Photius« ungünstig sind. Die große Zahl Legenden, die sg. italische, mährische, böhmische, pannonische und bulgarische, ist dem nämlichen Geschicke verfallen. Die erstere soll von einem Zeitgenossen, dem Bischofe Gauderich oder Gaudentius von Velletri herrühren. Ihre Nachrichten stimmen mit allen ächten historischen Urkunden überein. Sie gibt uns über die erste Wirksamkeit der Slavenapostel die verlässigste Kunde, welche man in Rom aus ihrem eigenen Munde schöpfte. Die mährische Legende ist viel später entstanden, etwa im 14. Jahrh. und gibt sich als eine Verschmelzung der italienischen Legende mit den über die hhl. Cyrillus und Methodius im mährischen Brevier enthaltenen Lectionen zu erkennen. Dem Verfasser war sichtlich daran gelegen, die den hhl. Slavenaposteln vorausgegangene Missionsthätigkeit der deutschen Priester und Bischöfe zu beseitigen. Die böhmische Legende ist voll irriger Zeitangaben und Unrichtigkeiten. Fast das gleiche Urtheil fällt Ginzel über die pannonische Legende, während sie auf Dümmler den Eindruck »einer schlichten und ungeschminkten Darstellung wirklicher Thatsachen« machte. Welcher Meinung man auch beipflichten möge, so ist jedenfalls gewiß, daß dieses Schriftstück in den Händen der schismatischen Russen aus offenbarem Hasse gegen die abendländische Kirche verdorben und gefälscht worden ist. Dieselbe Absicht gibt auch die bulgarische Legende zu erkennen, indem sie als Großthat des hl. Methodius hervorhebt, daß er den von den Franken unter die Bulgaren eingeschwärzten »Irrthum«, der hl. Geist gehe auch vom Sohne aus, widerlegt und vernichtet habe. Swatopluk wird als in diesem Irrthume befangen und als ein Lasterknecht dargestellt, zu dessen lästerlichem Wandel die Franken geschwiegen hätten. In dem heutigen Mähren, d.h. bei jenen Slaven, die im Flußgebiete der March (Morawa) wohnten, hatte die christliche Kirche schon seit den Kriegszügen Carls d. Gr. gegen die Avaren vom J. 791, dann noch im J. 803, entschieden aber seit 829 feste Wurzeln geschlagen. Der Herzog Rastoz (Radislav) und sein Volk waren wohl größtentheils getauft, aber in ihrem Leben noch wenig umgewandelt, als das Brüderpaar Constantin und Methodius zu ihnen kamen. Diese sollten erst recht Land und Volk christlich machen. Geboren zu Thessalonich in Macedonien, wo ihr Vater Leo lebte,226 kamen sie unter dem Patriarchen Ignatius (846–857) ins Basilianerkloster am Berge Olympos. Hier wurden sie Priester. Die Wirren, welche damals der kaiserliche Sekretär und Hauptmann der Leibwache, nachmaliger Patriarch Photius mit der Behauptung, jeder Mensch habe zwei Seelen, hervorrief, bekämpfte der jüngere der beiden Brüder (die Russen bezeichnen ihn irrig als den ältern), Constantin, so siegreich, daß Photius das früher zwischen ihnen bestandene freundschaftliche Verhältniß gänzlich löste, dem geistreichen Gegner aber der Name »Philosoph« gegeben wurde.227 Doch bezeichnete dieser Name früher bei Byzantinern und Abendländern einfach auch einen Mönch. »Mönchische« und »philosophische« Lebensweise galt als gleichbedeutend. Im J. 860 (nach den Boll. schon etwas früher, nämlich im J. 856) war der hl. Constantin bereits als Missionär thätig. Er wirkte unter den damals vom assowischen bis zum schwarzen Meere wohnenden Chazaren (den sogen. »orientalischen Türken«), nachdem er zuvor zu Cherson am schwarzen Meere ihre Sprache erlernt hatte. Wissend, daß in dieser Stadt der hl. Papst Clemens I. im J. 99 den Martyrtod erlitten hatte, forschte er nach dessen Gebeinen, fand sie und übertrug dieselben feierlich im J. 861 in die Hauptkirche der Metropole, zuerst nach Georgia. Daß auch der hl. Methodius bei dieser Uebertragung zugegen war, sagt zwar die bulgarische Legende, ist aber sehr zweifelhaft. Daß bei ihnen das Christenthum lebendig geworden, bewiesen die Chazaren nicht bloß durch ein Dankschreiben an den Kaiser, sondern überdieß dadurch, daß sie auf Bitten Constantins, welcher jede andere Belohnung verschmähte, allen fremden Gefangenen ohne Lösegeld die Freiheit gaben. Um d.J. 862 beschloß der Herzog Rastiz (Rastilaus) von Mähren (vom J. 846–870) eine Gesandtschaft nach Rom und an den Kaiser Michael III. in Constantinopel zu schicken, um für sein Land Missionäre zu erhalten.228 Obwohl nämlich Mähren schon christlich war, galten die Einwohner als außerordentlich barbarisch.229 Daneben wollte aber Rastiz auch politische Zwecke, die Lostrennung vom Frankenreiche, von welchem er nichts wissen wollte, erreichen. Darum suchte er Lehrer slavischer, nicht deutscher Zunge. (S. Ginzel, l. c. S. 32.) Der Kaiser sendete ihm die als Macedonier zum römischen Patriarchate gehörenden, und der slavischen Sprache wohl kundigen hhl. Constantin und Methodius und ließ sie mit Reisegeld reichlich versehen. Im Monate Juni 863 kamen sie bei Rastiz an. Der Weg führte sie durch Bulgarien, wo sie den König Bogoris getauft haben sollen. Andere sagen, daß derselbe den christlichen Glauben zuerst durch einen gefangenen Griechen, Namens Constantin Cepharas, gründlicher aber noch durch seine um d.J. 859 aus der Gefangenschaft der Byzantiner zurückgekehrte, dort christlich gewordene Schwester kennen lernte. Die alte Sage, daß ein Gemälde, welches die Ankunft Christi zum Gerichte darstellte, dem König heilsamen Schrecken eingejagt, und den vielleicht noch zaudernden zur Bekehrung gebracht habe, ist hiemit wohl zu vereinigen. Der Künstler hieß Methodius und war ein Mönch römischer Abkunft; beides trifft bei unserm hl. Methodius zusammen. Selbst als sie schon in Mähren waren, hatten sie Gelegenheit genug, die Bulgaren zu belehren (Dobrowsky, S. 90 und 94). Der hl. Constantin fertigte zuerst ein Alphabet an, um die Landessprache auch zur Schriftsprache zu machen und übersetzte dann das Evangelium Johannis und andere heilige und Ritual-Bücher ins Mährische, also nicht jetzt schon das ganze Alte und Neue Testament. Zu den Werken, welche dem hl. Cyrillus ohne Grund zugeschrieben werden, gehört (Dobrowsky, S. 71 ff.) das offenbar nicht schon im neunten Jahrhundert, sondern erst nach der Trennung der Griechen von der lateinischen Kirche zur Rechtfertigung dieser Trennung verfaßte und dem hl. Cyrillus absichtlich beigelegte sogenannte »Glaubensbekenntniß«. Bei den Worten: »Und an Einen heiligen Geist, ausgehend von Gott dem Vater« setzt nämlich der Verfasser hinzu: »allein«, was selbst in den spätern Ausgaben des griechisch-schismatischen Symbolums nicht gelesen wird. Bei Philaretes (S. 27), dem die Erfindung bei seiner Gehässigkeit gegen die abendländische Kirche sehr gelegen kommt, ist die Aechtheit dieses »Glaubensbekenntnisses« ohne weiters vorausgesetzt. Der hl. Cyrillus starb aber im Frieden und in der Einheit mit der römischen Kirche, und wurde von jeher zu ihren Heiligen gezählt. Es wäre dieß geradezu unmöglich, wenn er wirklich den Ausgang des hl. Geistes auch vom Sohne geläugnet hätte. Im Gegentheil waren die beiden Brüder mit Abscheu gegen das schismatische Treiben in Constantinopel erfüllt, und dem Statthalter Christi zu Rom unverbrüchlich ergeben. Den auf der taurischen Halbinsel gehobenen Reliquienschatz brachten sie mit, was in Mähren große Freude erregte. Alsbald begannen sie ihre Thätigkeit. Sie bemühten sich vor allem, junge Leute aus dem Volke für den Dienst der Kirche heranzubilden und an ein gemeinsames geistliches Leben und das Absingen der kirchlichen Tagzeiten in der slavischen Schriftsprache zu gewöhnen. Mehrere alte Kirchen in Mähren und Böhmen, die dem hl. Clemens geweiht sind, scheinen auf diese hhl. Apostel hinzuweisen. Daß sie aber den König getauft haben, ist gewiß unrichtig, da er schon vor dem J. 846 getauft war. Die Erlaubniß zu den priesterlichen Functionen hatten sie, da sie nichts gegen die kirchliche Regel thaten, von dem Bischofe zu Passau erholt. (Ginzel, S. 40 u. 41.) Nach Rom zogen sie, nicht um sich zu rechtfertigen (Papst Nikolaus I. soll sie nämlich wegen Einführung der slavischen Liturgie aufgefordert haben, diese Reise zu machen, was falsch ist), sondern um nach fünfthalbjähriger Wirksamkeit über ihre Arbeiten Bericht zu erstatten und für ihre weitere Thätigkeit die nöthigen Anweisungen und Facultäten sich zu erbitten. So wie ihre Abreise von Constantinopel nach Pannonien und Mähren dem apostolischen Stuhle angezeigt wurde, ebenso unterlassen sie es nicht, ihren Aufbruch nach Rom und den Zweck desselben dorthin zu berichten. In Rom kamen sie an kurz nach dem Tode des Papstes Nikolaus I. († 13. Nov. 867). Ihre Schriften wurden von dessen Nachfolger Hadrian II. geprüft und ächt und rechtgläubig befunden. Darauf schwuren sie dem apostolischen Stuhle den Eid der Treue und wurden am 6. Jan. 869 zu Bischöfen, was keiner von ihnen bisher gewesen war, obschon es die neue russische Legende vom hl. Cyrillus behauptet, und ihre Schüler zu Presbytern und Diakonen geweiht. Hier veränderte Constantin seinen Namen in Cyrillus,230 starb aber am 14. Febr. 868 oder 869 in einem Alter von 42 Jahren. Er wurde nach höchst feierlichen Exequien in der Kirche zum hl. Clemens beigesetzt, dessen Reliquien sie nach Rom übertragen hatten. Es kann also von einer spätern Wirksamkeit des hl. Cyrillus in Mähren keine Rede mehr sein. Durch den Papst wurde für Mähren und Pannonien eine eigene Metropole errichtet, und der hl. Methodius zum Erzbischof ernannt, als Nachfolger des hl. Apostelschülers Andronikus von Sirmium. Der bisherige Verband mit den Stühlen zu Passau und Salzburg wurde hiedurch gelöst. Zugleich ertheilte der Papst auf göttliche Eingebung (divino responso, wie es im Proprium der Kirche von Olmütz heißt, Boll. II. *16) dem neuen Erzbischof das Recht, die Liturgie in der slavischen Sprache zu feiern,231 nur mit der Einschränkung, bei der hl. Messe die Epistel und das Evangelium zuerst in lateinischer und sodann erst in slavischer Sprache vorzulesen, auf daß die Schrift in Erfüllung gehe: »Alle Zungen loben den Herrn.« Beigefügt wurde, wenn der Landesfürst die Messe lieber in lateinischer als in der Volkssprache hören wolle, so müsse diesem Wunsche nachgegeben werden. Es läßt sich nicht bestimmt sagen, wo der hl. Methodius seinen bischöflichen Sitz aufgeschlagen habe, da zu jener Zeit im mährischen Reiche größere Städte noch nicht vorhanden waren (Boll. II. *17). Jedenfalls residirte er nicht zu Hradi sch, eher in Dovina, obwohl ersteres als Bischofssitz seit dem 14. Jahrhundert traditionell geworden ist, am wahrscheinlichsten aber in Mosaburg am Platensee, wo sich drei consecrirte Kirchen befanden. Rom benannte ihn nicht nach einer Stadt, sondern bezeichnete ihn stets als Erzbischof von Pannonien. Zuvörderst hatte er mit den Bischöfen Deutschlands zu kämpfen, die in ihm einen »fremden Eindringling« sahen. War schon die Errichtung der Kirchenprovinz Mähren-Pannonien den Interessen derselben zuwider, so war der Umstand, daß man sie bei Austrag dieser kirchlichen Angelegenheit gänzlich umgangen hatte, für sie eben so verletzend, als ganz geeignet, die politischen Hintergedanken des Herzogs Rastiz bloß zu legen. Es scheint dieß der Hauptgrund gewesen zu seyn, weßhalb ihn der deutsche König in den Jahren 868 und 869 mit Krieg überzog. Der hl. Methodius, welcher sich wahrscheinlich bei Rastiz befand, konnte bis zu dessen Sturz im J. 870 seines Amtes walten, aber als Swatopluk die Herrschaft über Mähren gewonnen hatte, stand er zu diesem schon anfänglich, was durch alle geschichtlichen Urkunden und Legenden hindurchleuchtet, in zu gespanntem Verhältnisse, als daß er im Lande Mähren mit Erfolg hätte wirken können. Daher wendete er sich nach Pannonien. Da er auch hier, wie in Mähren, die Liturgie in der Landessprache feierte, so beschloß eine Synode vom J. 871, abgehalten von dem Erzbischof Adalwin von Salzburg und den Bischöfen Ermenrich von Passau, Hanno von Freising u. A. in Gegenwart des Königs Ludwig, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Er antwortete: »Wüßte ich, daß dieß euer Land ist, so wäre ich demselben gewiß ausgewichen, so aber gehört es dem hl. Petrus.« Er begab sich gleichwohl nach Deutschland, wo er, sei es im Gefängnisse oder in freier Hast, dritthalb Jahre verblieb, bis sich Papst Johann VIII. bei Karlmann für ihn verwendete. Eine förmliche Klageschrift gegen den hl. Methodius war unterdessen von den bezeichneten Bischöfen nach Rom gebracht worden.232 Der Papst schickte im J. 873 den Bischof Paul von Ancona als Legaten nach Deutschland und Pannonien, um die neue Diöcese förmlich von Salzburg und Passau zu trennen. Zugleich wurde aber jetzt die Abhaltung der hl. Messe in slavischer Sprache verboten. Das Verbot blieb ohne Folge, wahrscheinlich weil der Legat bevollmächtigt war, aus wichtigen Gründen das frühere Zugeständniß fortbestehen lassen. Auch König Ludwig der Deutsche und Herzog Karlmann erkannten jetzt das neue Erzbisthum an (im J. 874), was um so leichter ging, als Erzbischof Adalwin von Salzburg am 14. Mai 873 und Ermenrich von Passau am 2. Jan. 874 gestorben waren. Jetzt dehnte der hl. Methodius seine Diöcese unter dem Titel »Erzbisthum von Sirmium« auch über Serbien aus. Indessen besitzen wir über seine oberhirtliche Thätigkeit aus dieser Zeit nicht ein einziges bewährtes Zeugniß, obwohl nicht zu zweifeln ist, daß er Kirchen und Altäre geweiht, ausgeschmückt und mit Gütern versehen habe. Nur die Taufe des böhmischen Herzogs Borivoj steht ziemlich fest. Es ist dieß durch die beständige Ueberlieferung der böhmischen Kirche bezeugt. Ueber die Zeit schwanken die Geschichtsforscher. (Dudik setzt, nach dem Vorgange Ginzels, dieses Ereigniß zwischen die Jahre 878 und 880.) Aber die bald nachher eintretenden Ungarnstürme verwüsteten wieder die junge Saat des hl. Methodius. Seit dem J. 878 wurde zudem eine neue Anklage gegen ihn erhoben, nämlich er glaube und lehre vom Ausgehen des hl. Geistes wie die Griechen. In der That sang der hl. Methodius das Credo, wie es aber damals selbst noch in Rom gesungen wurde, ohne den Beisatz des filioque. Offenbar konnte er deßhalb so rechtgläubig seyn, wie man zu Rom selbst rechtgläubig war. Man hatte ihn aber verleumdet. Der Papst war hierüber sehr verwundert, und schrieb im J. 879 an den hl. Methodius: »Während du durch die Lehre deiner Predigt das Volk des Herrn, das dir als geistlichem Hirten anvertraut ist, unterrichten und zum Heile führen solltest, haben wir vernommen, daß du nicht das lehrest, was die heilige römische Kirche von den Apostelfürsten selbst überkommen hat und täglich lehret, sondern das Volk in Irrthum verleitest, daher befehlen wir dir, daß du ohne alle Zögerung angesichts dieses apostolischen Schreibens zu uns kommest, damit wir aus deinem eigenen Munde hören und erkennen, ob du festhaltest und lehrest oder nicht, was du mündlich und brieflich der heiligen römischen Kirche zu glauben versprochen hast.« Der hl. Methodius machte sich also zu Ende des Jahres 879 wieder auf den Weg nach Rom. Nach seiner Ankunft hielt Papst Johann VIII. eine Synode, um in aller im Kirchengesetze vorgeschriebenen Form die Klage wider den hl. Methodius zu untersuchen und Recht zu sprechen. Dieser bekannte offen und unumwunden, daß er das Symbolum ohne den Zusatz filioque singe und singen lasse, denn das thue auch die heilige römische Kirche, das Haupt und die Mutter aller Kirchen, welche diesen Zusatz, wie auch er, zwar fest glaube, aber nicht ins Credo aufgenommen habe. Eine solche Erklärung genügte; die Sentenz war dem hl. Methodius vollkommen günstig, sie lautete: »wir haben ihn in allem und jedem Lehrsatze rechtgläubig befunden.« Er wurde aufs Neue als Erzbischof bestätiget und Volk und Klerus ermahnt, ihm in allen Stücken gehorsam zu sein, widerspänstige Priester aber sollen aus den Kirchen und dem Lande entfernt werden. Auch der Gebrauch der slavischen Sprache bei der Liturgie wurde im J. 880 dem hl. Methodius neuerdings zugestanden.233 Zugleich gab der Papst ihm in dem Alemannen Wiching einen Suffragan-Bischof für Nitra und stellte noch einen andern in Aussicht. (Die Kirche von Nitra war durch Adalwin von Salzburg gegründet worden.) Später (899) wurde dieser Wiching Bischof von Passau, aber bald darauf durch den Erzbischof von Salzburg wieder abgesetzt. Er bereitete dem hl. Methodius viel Herzenleid, so daß der Papst noch im J. 880 (881) am 23. März ihm ein Trost- und Ermunterungsschreiben zusenden mußte: »Unsere Betrübniß ist groß über die Anzeige dessen was dir zugestoßen.« In einem Briefe an Swatopluk vom Monat Juni desselben Jahres befiehlt er dem Wiching neuerdings vollständigen Gehorsam und unterwirft dem Erzbischofe alle Priester, Diakonen und die ganze Klerisei, sie mögen Slaven oder anderer Nation seyn, wenn sie sich nur im Gebiete Swatopluks befinden. Letzterer scheint aber den Wiching begünstiget zu haben, weßhalb der hl. Methodius auch über ihn große Beschwerden zu erheben hatte. Doch hat er über Swatopluk keineswegs die Excommunication ausgesprochen, sowie es auch falsch ist, daß dessen Sohn mit Hunden und Jägern bis zum Altare drang und den Erzbischof verspottete. Im Gegentheil hat Swatopluk und sein Thronfolger noch kurz vor dem Tode des hl. Methodius von diesem den Segen empfangen. Unermüdlicher Eifer für den wahren Glauben, unverbrüchlicher Gehorsam gegen den apostolischen Stuhl, mit welchem er nach dem Zeugnisse des Papstes Johann VIII. »in Allem« übereinstimmte, unüberwindliche Geduld in seinen vielen, ihm von »falschen Brüdern« rastlos zubereiteten Leiden haben ihn bis zu seinem glorreichen Ende ausgezeichnet. Der Papst wurde im December 882 ermordet und der hl. Methodius verlor in ihm seine beste Stütze. Erst in den letzten drei Jahren genoß er eine größere Ruhe. Die Uebersetzung der ganzen hl. Schrift und der Kirchenbücher aus dem Griechischen ins Slavonische, insofern diese Uebersetzung nicht schon der hl. Cyrillus besorgt hatte, fällt in diese Zeit. Er hat sich hiebei zweier Priester als Schnellschreiber bedient. Von die ser Arbeit ist aber Nichts mehr erhalten. Da er Gott angenehm und lieb war, so nahete allmählich für ihn die Zeit des Friedens und der Ruhe. Am Palmsonntag des J. 885, am 4. April, betrat der Heilige bei zahlreicher Versammlung die Kirche, hielt eine kurze Anrede, segnete den König Swatopluk und seinen Thronfolger, die Geistlichen und das Volk und kündigte an, daß er in drei Tagen sterben werde. Und so geschah es auch. Er entschlief in den Händen der Priester am 6. April d.J. 885 (nicht erst 892). Seine Schüler erwiesen ihm die gebührenden Ehren, hielten das kirchliche Officium für den Verstorbenen in griechischem, lateinischem und slavonischem Ritus, brachten das hl. Opfer dar und bestatteten ihn in der Synodalkirche. Wo diese Kirche war, ist unbekannt. Er mochte etwa 60 Jahre alt geworden sein, nachdem er beiläufig 22 Jahre lang gewirkt und sich den Namen »Apostel der Mähren« im vollsten Maße verdient hatte. Bis auf die neueste Zeit glaubte man aber vielfach, auch der hl. Methodius sei in Rom um d.J. 910 gestorben und begraben worden. Die bulgarische Legende sagt zwar über sein Hinscheiden (Dobrowsky, S. 67): »Nachdem er seine Schüler im wahren Glauben unterwiesen und drei Tage früher seinen Tod vorhergesagt hatte, entschlief er im Herrn in Frieden. Er liegt in der großen mährischen Kirche zur linken Seite in der Wand hinter dem Altare der hl. Gottesgebährerin.« Der Mönch Bernhard von Kremsmünster sagt gleichfalls, daß der Heilige in Mähren ruhe (ibique requiescit). Aber er wußte nicht, daß der hl. Erzbischof, um den Verfolgungen, welchen er auch in Mähren ausgesetzt war, zu entgehen, den Entschluß faßte, wieder nach Rom zu gehen. Schon der Böhme Pulkawa im vierzehnten Jahrhundert bezeugt, daß der hl. Methodius in derselben St. Clemenskirche begraben liegt, in welcher sein Bruder gleich nach seinem Hinscheiden beigesetzt wurde. Auch der Bischof Peter Paulowsky von Olmütz glaubte noch im J. 1580, der hl. Cyrillus sei in der Peterskirche, Methodius aber in der Kirche des hl. Clemens beigesetzt. (Vgl. auch Bd. I. S. 712.) Als seinen würdigst en Nachfolger bezeichnete der hl. Methodius seinen Schüler Gorasdus; er wurde aber nicht consecrirt. Wiching wußte es zu verhindern. Dieser hörte nicht auf, den hl. Methodius selbst nach seinem Tode noch zu verleumden, und da es ihm nicht gelang, den Papst Stephan V. auf seine Seite zu dringen, ließ er mit Berufung auf ein falsches Breve (Ginzel, S. 10) die hervorragendsten slavischen Priester Gorasdus, Clemens, Angelar, Sabbas und Laurentius ins Gefängniß werfen und nach vielen Martern im J. 886 aus den mährischen Landen über die Donau schaffen. Clemens wurde Bischof von Welitza; als solcher starb er am 27. Juli 916 und liegt zu Achrida in Macedonien begraben. Er gilt bei den Gri echen als »heilig«. (Auch Dudik nennt ihn so.) Sein Begleiter Naum wirkte später am östlichen Ufer des Sees von Achri. Seine Reste verehrt die orientalische Kirche im Kloster Dianat und begeht am 20. Juli sein Andenken. Gorazd liegt in der Klosterkirche bei Berat in Albanien begraben. Von Angelar, Sabbas und Laurentius kennt man weder ihr weiteres Wirken noch ihre Ruhestätte. Die orientalische Kirche verehrt sie alle als »Martyrer«. Daß unter den Schülern des hl. Methodius, sich auch ein Bischof Namens Constantinus befunden habe, ist von den Bulgaren behauptet worden, unterliegt aber (Dobrowsky, S. 76) vielen Bedenken. Die vom hl. Methodius eingeführte slavische Liturgie hat sich in Bulgarien und Dalmatien unter der Pflege der Päpste bis zur Gegenwart erhalten. Die griechische Kirche verehrt den hl. Cyrillusam 14. Febr., den hl. Methodius aber am 11. Mai. Im Mart. Rom. stehen beide als Apostel von Mähren miteinander zum 9. März. An diesem Tage begeht sie auch die Diöcese Passau. Das Proprium für das Königreich Ungarn (ebenso das Augsburger) feiert ihr Andenken am 14. März. Auffallend ist (Dümmler, l. c. S. 155), daß diese heiligen Brüder in Böhmen bis in die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts keinerlei kirchliche Verehrung genossen. Aus dem eilften Jahrhundert besitzen wir nur eine Erwähnung ihrer Namen. Auf Abbildungen sieht man den hl. Methodius öfter mit dem Gemälde vom jüngsten Gerichte beschäftiget oder auf das fertige Gemälde hinweisend. Auf dem Denkmal, welches den hhl. Brüdern zu Prag errichtet ist, hat er als Bischof die Rechte zum Segen erhoben und in der Linken trägt er das Bild, während sein Bruder, als Mönch gekleidet, in der Rechten ein Kreuz, in der Linken ein Buch hält.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.