Felicitas, SS. (17)

Felicitas, SS. (17)

17SS. Felicitas et 7 Filii MM. (10. Juli und 23. Nov.) Diese hl. Felicitas und ihre sieben Söhne Januarius, Felix, Philippus, Silvanus, Alexander, Vitalis und Martialis erlangten die Palme des Martyrthums zu Rom. Die ächten Acten derselben besagen ihrem Hauptinhalte nach Folgendes: Zur Zeit des Kaisers Antoninus lebte zu Rom eine erlauchte Dame, mit Namen Felicitas. Sie erzog ihre sieben Söhne in der Furcht des Herrn. Nach dem Tode ihres Gatten gelobte sie im Wittwenstande zu bleiben, und beschäftigte sich nur mit guten Werken. Ihre Beispiele, sowie jene ihres Hauses, förderten sehr des Christenthums Ehre und Zuwachs. Da entstand unter den heidnischen Priestern eine stürmische Bewegung wider die Christen überhaupt, deren Zahl von Tag zu Tag wuchs, und insbesondere wider die hl. Felicitas, welcher sie, und nicht mit Unrecht, manchen Verlust ihrer Anhänger zuschrieben. Sie brachten daher ihre Klagen vor den Kaiser, und stellten ihm vor, er könne doch nicht länger mehr die Frechheit dulden, mit welcher Felicitas die Lehre der Christen bekenne, und wie auf ihre Veranlassung immer Mehrere den Dienst der unsterblichen Götter aufgeben, welche die Wächter und Schützer des Reiches seien; er könne die sichtbarlich gegen Stadt und Staat erzürnten Götter wohl nicht anders besänftigen, als daß er die Felicitas und ihre Kinder zwinge, denselben Opfer zu bringen. Antoninus, dieser Klage geneigtes Gehör schenkend, gab Befehl, Jene gefänglich einzuziehen und dem Stadtpräfecten Publius zu übergeben. Dieser bot nun Alles auf, zuerst die Mutter durch List und Schmeichelei zum Abfalle zu bringen. Er verhieß ihr durch des Kaisers und der Götter Macht und Gunst ein Leben, das Alles in sich schließe, was die Erde Süßes und Schönes biete, und sie dürfe nur wünschen, wonach ihr Herz für sich und ihre Söhne begehre; sollte sie aber thörichter Weise des Kaisers Gnade und der Götter Huld verschmähen, würde sie ihre Rache treffen. Allein Felicitas erwiderte ernst und frei: »Lerne mich kennen, und schmeichle dir nicht, daß du mich durch deine Drohungen schrecken, oder durch deine Versprechungen verlocken werdest. Ich hoffe durch die Kraft des Geistes Gottes, der mit mir streiten wird, den Satan zu überwältigen und mich siegreich aus den Prüfungen zu retten, denen meine Treue gegen dein Andringen wird ausgesetzt werden.« ›Unglückliches Weib‹, sagte Publius in Wuth auffahrend ›wie kann dir der Tod so erwünscht seyn, daß du sogar deine Söhne demselben preisgibst; denn glaubst du, wenn ich die Mutter tödten muß, werde ich der Kinder schonen?‹ – »Meine Kinder,« entgegnete Felicitas mit erhabener Ruhe und strahlendem Auge »werden ewig leben mit Jesus Christus, wenn sie standhaft bleiben; opfern sie aber den Götzen, so erwartet sie das ewige Verderben.« Am folgenden Tage versuchte der Präfect ihr Herz durch das Gefühl der Mutterliebe zu erschüttern; er ließ sie zu diesem Zwecke sammt ihren Söhnen zu seinem auf dem Felde aufgeschlagenen Richterstuhl führen und redete sie also an: »Sieh, deine Söhne stehen in der Blüthe der Jahre, alle Ehrenstellen stehen ihnen offen, habe Mitleid mit ihnen, und raube ihnen das Leben nicht, das du ihnen etsi gegeben.« Und die heilige Wittfrau antwortete: ›Dein Mitleid ist Frevel nur, und würde ich dir folgen, ich wäre die grausamste der Mütter.‹ Und zu ihren Söhnen gewendet fuhr sie wie eine zweite Machabäerin fort: ›Schauet auf zum Himmel, wo Jesus Christus euch mit Seinen Heiligen erwartet; bleibet fest in Seiner Liebe und kämpfet muthig für eure Seelen.‹ Bei diesen Worten ließ ihr Publius Backenstreiche geben. Und wie die Mutter sie ermahnt, so thaten die Söhne. Januarius erklärte, die Weisheit des Herrn werde ihm helfen, Alles zu überwinden; Felix antwortete, weder er, noch seine Brüder würden je von der Liebe des Herrn Jesu Christi abweichen; Philippus sagte, wer den Götzen opfere, sei in Gefahr des ewigen Heiles; Silvanus erklärte gleichfalls, wer die Dämonen verehre, werde mit ihnen zu Grunde gehen und im ewigen Feuer seyn; Alexander, noch ein zarter Knabe, sprach: »Ich bin ein Diener Christi; Ihn bekenne ich mit dem Munde; Ihn halte ich fest im Herzen; Ihn bete ich unaufhörlich an; mein schwaches Alter aber, das du siehst, hat eine alte Weisheit und betet nur Einen Gott an«; Vitalis entgegnete, eben weil er zu leben wünsche, bete er den wahren Gott und nicht die Dämonen an; zuletzt antwortete Martialis unter Anderm: »Alle, die nicht bekennen, daß Christus wahrer Gott ist, werden in das ewige Feuer geworfen werden.« Nachdem Publius die ganze Verhandlung der Ordnung nach geschrieben dem Kaiser vorgelegt, schickte dieser die tapfern Kämpfer Christi zu verschiedenen Richtern, von denen sie durch verschiedene Todesarten hingerichtet wurden. Januarius ward mit Riemen, die mit Bleikugeln versehen waren, zu Tod gegeißelt; Felix und Philippus wurden mit Knütteln erschlagen; Silvanus wurde von einer Höhe in einen Abgrund gestürzt; Alexander, Vitalis und Martialis wurden enthauptet. Nach vier Monaten durfte Felicitas den geliebten Söhnen folgen, und erlitt wie die Letztern den Tod durch Enthauptung. Papst Gregor der Große spendet ihr großes Lob und sagt in einer an ihrem Feste in der Basilika ihres Namens gehaltenen Homilie also: »Sie war eine Martyrin im höchsten Grade, weil sie gleichsam dasjenige gelitten hat, was jedes ihrer Kinder duldete. Nach der Ordnung der Zeit kämpfte sie als die achte; allein sie lag schon in der Pein während dieses ganzen blutigen Auftritts; sie begann das Martyrthum mit ihrem ältesten Sohne und vollendete dasselbe erst mit ihrem eigenen Tode. Sie empfing eine Krone für sich, und für alle Jene, welche sie zur Welt geboren hatte.« Daß ein so herrliches Martyrium zu allen Zeiten in der katholischen Kirche im ruhmvollen Andenken stand, beweisen die alten, diesen heil. Martyrern geweihten Oratorien und Basiliken zu Rom, welche schon von den Päpsten Bonifacius I. und Symmachus theils errichtet, theils hergestellt wurden, sowie die ehrenvolle Erwähnung derselben in allen Martyrologien. Im röm. Brevier wird die hl. Felicitas am 23. Nov. commemorirt mit einer 9. Lection, welche aus der 3. Homilie des hl. Papstes Gregorius des Großen über die Evangelien genommen ist; die »sieben Brüder« werden sub ritu semid. gefeiert am 10. Juli mit den hhl. Jungfrauen Rufina und Secunda, wobei in der Homilie der 3. Nocturn über Matth. 12,46 ff. vom hl. Papst Gregorius ganz schön angespielt wird auf die hl. Felicitas, um den aufgestellten Satz zu beweisen, daß man »Bruder und Schwester Christi« ist durch Glauben, »Mutter Christi« aber wird durch Predigen, wenn nämlich durch die Stimme des Predigers die Liebe Gottes im Herzen des Nächsten erzeugt wird. Auch im Mart. Rom. steht die hl. Felicitas am 23. Nov., während das Andenken ihrer Söhne am 10. Juli vorkommt, obwohl Monat und Tag, ja sogar das Jahr ihres ruhmvollen Todes nicht ganz sicher bekannt sind. Nach Ruinart wäre der in den Acten genannte Kaiser Anton inus Pius (138–161 n. Chr.), und dann fiele der Tod der Heiligen etwa in das J. 150, welcher Ansicht auch Butler (IX. 212) beipflichtet und sie mit Gründen unterstützt. Andere dagegen, wie Tillemont, Stolberg, Baronius etc. denken an Marcus Aurelius Antoninus (161–180) vod Lucius Verus Antoninus (161–169), und setzen die Hinrichtung jener heil. Blutzeugen zwischen 164–175. Das Mart. Rem. folgt der letztern Annahme. – Bischof Meinwork von Paderborn erhielt bei seiner Anwesenheit in Rom vom Papste den Leib des hl. Philippus, und den des hl. Alexander bekam der Graf Walpert oder Waltbracht, der Enkel des heldenmüthigen Sachsenfürsten Witukind, der zur Abbüßung seiner Sünden und um für seine Landsleute Reliquien zu erhalten, mit Empfehlungsschreiben des Kaisers an den Papst, nach Rom gereist war, von diesem zum Geschenke, worauf er dann, hocherfreut über diesen kostbaren Schatz, im J. 851 nach Deutschland zurückkehrte und ihn zu Wildeshausen (Bisthums Osnabrück), einer dermalen im Herzogthum Holstein-Oldenburg gelegenen Stadt, niederlegte. Schon auf der Reise und mehr noch in Wildeshausen konnte der bußeifrige Graf Zeuge von vielen auf Alexanders Fürbitte geschehenen Krankenheilungen seyn. – Wenn das Kloster Ottobeuern in Schwaben (Diöcese Augsburg) sich rühmt, den Leib des hl. Alexander, des Sohnes der hl. Felicitas, zu besitzen, so vermag es überzeugende Beweise hiefür nicht beizubringen, und ist also höchst wahrscheinlich jener hl. Alexander in der herrlichen Kirche des genannten Klosters verschieden4 vom Sohne der hl. Felicitas, und vermuthlich einer von den vielen hhl. Alexandern, die im I. Bande S. 122–131 aufgeführt sind. Die Reliquien der Uebrigen befinden sich an verschiedenen Orten. – Die hl. Felicitas wird von Eheleuten um Verleihung männlicher Erben angerufen. Von der christlichen Kunst wird sie dargestellt mit einem Schwerte, begleitet von ihren sieben Kindern. (Jul. III. 5.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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