Franca, S. (1)

¹S. Franca (Francha), V. Abbat. (25. April). Vom Altd. franh = kühn, aufrichtig, frei etc. – Die hl. Franca oder Francha stammte aus dem gräflichen Geschlechte der Vitalta (Vite alta) und wurde geboren um das J. 1170 zu Piacenza (Placentia), jetzt Hauptstadt des zu Parma gehörigen Herzogthums gleichen Namens. Sie zeigte nach Butler (V. 341) schon in früher Jugend ungewöhnlichen Ernst und zarte Frömmigkeit, und äußerte als Kind von 7 Jahren ihren Eltern den Wunsch, im Klosterstande sich ungetheilt Gott hinzugeben. Als Jungfrau von 14 Jahren nahm sie im Kloster des hl. Syrus in ihrer Geburtsstadt den Schleier, und machte in allen klösterlichen Tugenden so wunderbare Fortschritte, daß sie bald ihren Mitschwestern eine Leuchte im heil. Tugendleben ward. Zu jedem Gehorsame bereit, immer betend und arbeitend, voll Liebe gegen Alle, eingezogen und gesammelt, fastete sie dreimal in der Woche bei Wasser und Brod, und aß in der heil. Fastenzeit nichts Gekochtes, sondern nur Brod. Dafür fand sie in den Wunden ihres göttlichen Erlösers die wonnevollsten Tröstungen. Nach dem Tode der Abtissin wählten die Nonnen, ihrer 50 an der Zahl, einstimmig unsere hl. Franca zur Nachfolgerin. Die Klostergemeinde blühte sichtbar unter ihrer segensvollen Leitung. Allein da ihre Liebe und Güte mißbraucht zu werden schien, und manche Schwester sich zu gütlich that, hielt sie die Zügel straffer und zog sich dadurch Widerspruch zu, der oft sehr beißend und beleidigend wurde. Während sie nachdachte, wie sie sich helfen möchte, erweckte Gott eine adeliche Jungfrau, Namens Carentia, mit ihr in nahe Verbindung zu treten, und sie zu ihrer Führerin im gottseligen Leben zu wählen. Franca rieth ihr, in das Cister-cienserkloster Rapallo bei Genua einzutreten, und nach bestandenem Noviciate zurückzukehren und ein Kloster dieses Ordens zu stiften. Carentia folgte dem frommen Rathe, und nach anderthalb Jahren, im J. 1215 (nach Butler 1214), ward auf Montelana ein Haus gegründet, von Carentia mit 10 Gefährtinnen bezogen, und mit Gutheißung des Bischofes von Piacenza die Leitung desselben der hl. Franca übergeben. Sie lebten da zwei Jahre nach der Regel von Citeaux in großer Armuth und Selbstverläugnung, zogen dann nach St. Gabriel de Vallera, und von da nach kurzer Zeit in den Ort Pittoli (Plectoli) über, wo sie sich bleibend niederließen. Franca durchwachte viele Nächte im Gebete, hatte mehrere Gesichte und mußte viel mit dem Satan streiten, harrte aber in Allem treu aus bis an's Ende, welches am Tage des hl. Marcus im J. 1218 erfolgte. Als man im J. 1266 ihre Gebeine erhob, fand man dieselben ungemein wohlriechend und schwimmend in einem Wasser, das durch Oel gefärbt war. Viele Kranke erlangten durch den Gebrauch desselben die Gesundheit, und wurde überhaupt der Heiligen Grab durch viele Wunder verherrlicht. Sie ist nicht in feierlicher Weise canonisirt worden; wahrscheinlich aber hat Papst Gregor X., ein Blutsverwandter der Abtissin Carentia, der Schülerin und Nachfolgerin Franca's, bei seiner Anwesenheit in seiner Vaterstadt Piacenza erlaubt, der Heiligen einen Altar zu errichten, und ihr jährliches Gedächtniß zu begehen, und sie so ohne vorausgegangenen canonischen Proceß dem Heiligen-Verzeichnisse der Kirche einverleibt. Auch wurde gestattet, den Tag ihrer Translation, den 28. Aug., zu feiern. Das Cistercienser-Martyrologium gedenkt ihrer am 27. April. (III. 379., Lech.)