- Gilbertus, S. (5)
5S. Gilbertus, Abb. (6. Juni, al. 3. 24. Oct.) Dieser hl. Gilbertus, aus einer edlen Familie der Auvergne entsprossen, führte von Jugend auf einen reinen, unbescholtenen Wandel. Seine Gattin Petronilla, die man gewöhnlich Peronella nennt, stand ihrem Manne an Adel der Geburt und des Herzens nicht nach. Dieser Adel kannte kein edlers Geschäft als die Beschugung und Förderung christlicher Gesittung. Aller Augen und Herzen waren damals nach dem Morgenland gerichtet; ein Schmerzensschrei, würdig großer Nationen und edler Männer, war von Jerusalem, nach dem Verluste Edessa's an die Türken, in alle Gauen des Abendlandes gedrungen. Der hl. Bernardus sachte die Flamme der Begeisterung bis zum großen Brande an, und auch Gilbertus machte unter König Ludwig VII. den zweiten Kreuzzug mit, der aber höchst unglücklich endete. Die nächste Veranlassung und Aufmunterung zu diesem Schritte gab ihm ein eifriger Prämonstratenser, Namens Ornisius, welcher sein Beichtvater und Gewissensrath war. Daß er die wahre Frömmigkeit besaß, bezeichnet der Auftrag, den er vor seiner Abreise den Seinigen ertheilte, täglich während seiner Abwesenheit einen Armen so zu verpflegen, wie wenn er selbst da wäre. Nach seiner Heimkehr vereinigte er sich mit seiner Frau, zwei Klöster, das eine für Männer, das andere für Frauen, zu stiften, den Rest des Vermögens aber den Armen zu geben. Ihre Tochter Pontia folgte der Mutter ins Kloster. (Petronilla, die Stifterin von Aubeterre, das den hhl. Gervasius und Protasius geweiht war, wird am 13. Juli verehrt, ihre Techter Pontia aber am 20. Mai). Der hl. Gilbertus stiftete im J. 1150 das Kloster Neuffonts oder Neuffontaines (Novem fontium) im Bisthum Clermont en Auvergne, dem er als erster Abt vorstand, und führte bis an sein seliges Ende, am 6. Juni 1152, ein bußfertiges Leben. Er versenkte sich durch heilsame Betrachtungen in den Abgrund der göttlichen Liebe, die er unablässig durch thätige Nächstenliebe nachzuahmen sich bemühte. Er baute ein großes krankenhaus, dessen Verwaltung und Vorstandschaft er selbst übernahm, nicht blos indem er alles Nöthige anordnete, sondern auch durch eigenes Mühen und Schaffen. Kein Dienst, welchen er den Kranken erweisen konnte, war ihm zu niedrig; er wollte sich verdemüthigen, um zur wahren, vor Gott geltenden Größe zu gelangen. Er verband, behandelte und küßte die Wunden der Aussätzigen, und heilte sie öfter durch seinen eichel. Ein gelähmtes Mädchen heilte er durch Besprengung mit Weihwasser, andere Leidiende durch Handauflegung. Auch in andern Werken der Barmherzigkeit übte er sich unablässig: er stiftete Frieden unter Feinden, nahm sich der Unterdrückten an, schützte und nährte die Armen, Wittwen und Waisen etc. Im J. 1612, am 3. Oct., fand die Erhebung seines heil. Leibes statt, weßhalb sein Name in den französischen Martyrologien an beiden genannten Tagen vorkommt. Im Mart. Rom. steht er am 24. October. In Abbildungen trägt er den Prämonstratenser-Habit, in der Rechten den Hirtenstab, in der Linken ein Buch haltend; zu Füßen liegt die Waffenrüstung. (I. 761–766.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.