- Gildas, S. (1)
1S. Gildas (Gildasius), Abb. (29. Jan. al. 11. Mai, 10. Juli). Dieser hl. Gildas, Abt von Rhuys im Bisthum Vannes (Veneti) in der Bretagne, mit dem Beinamen »der Weise«, ist ein im Alterthum hochberühmter Mann, über dessen Leben jedoch manches Dunkel herrscht. Viele Geschichtsforscher glauben nämlich, daß zwei Aebte dieses Namens gelebt haben, unterscheiden deßhalb einen Gildas Badonicus und einen Gildas Albanius (vgl. S. Gildas2). Wenn es aber zwei hhl. Gildas gegeben hat, so ist die Geshichte des erstern mit Zuverlässigkeit schwer herzustellen. indem die spätern Biographen die Lebensschicksale Beider auf fast unlösbare Art durcheinander warfen. Wir bleiben demnach bei der Meinung der Bollandisten, welche die Identität des Gildas Badonicus und Albanius auf sehr glaubwürdige Weise verfechten. Hienach war der hl. Gildas zu Arclow, in der Nähe der Stadt Braid Albain ldaher der Beiname alhanins) in Schottland. aus königlichem Geschlechte geboren. Sein Geburtsjahr war das der Schlacht bei Bath (Bathonia, Badonius Mons), die im J. 516666 sich ereignete und welche er auch in seiner Geschichte beschrieb (daher der Beiname Baloalcus). Sein edler Vater schickte ihn nur Erziehung in das Kloster zum hl. Hiltut (Ilitut), wo er bald durch seine Gelehrsamkeit und Frömmigkeit die Bewunderung seines Lehrers und seiner Mitschüler war. Um seine Studien zu vollenden, ging er nach Irland, wo er mehrere vom hl. Patricius gegründete Klöster besuchte. Zum Priester geweiht, verkündete er mit großem Erfolge seinen nordisben Landsleuten den Namen des Herrn und zerstörte manchen Ueberrest heidnischen Aberglaubens. Daß er Mönch in Bangor gewesen, ist zweifelhaft; daß er ins Kloster Llan-Carvan (Carsan) eingetreten sei, nicht erwiesen; doch ist eine so große und ausgebreitete apostolische Wirksamkeit, wie sie der hl. Gildas nach allen Nachrichten entfaltete, in damaliger hart bedrängter und unruhiger Zeit ohne den Verband mit einem Kloster kaum zu erklären. Auch seine strenge Lebensanschauung, die er an sich und Andern zur That zu machen bestrebt war, sowie daß er später Vorsteher des Klosters Rhuys in der Bretagne, Bisthums Vannes, wurde, spricht hiefür. Sein Fasten war nach Butler (II. 227), so streng, daß man von ihm, wie von dem hl. Johannes dem Täufer, hätte sagen können, er habe nicht gegessen und nicht getrunken. Seine Kleidung bestand in einem rauhen Cilicium und einem sehr groben Ueberrocke. Er schlief auf bloßer Erde und hatte einen Stein zum Kopfkissen. In seioem 31. Lebensjahre, also im j. 550 (nach Butler um das J. 527), ging er nach Armorica (der heutigen Bretagne) und wählte zu seinem Aufenthalte die kleine Insel Houat an der Küste von Rhuys, wo er ein sehr strenges Leben führte. Sein Wunsch, dort gänzlich verborgen bleiben zu können, ging jedoch nicht in Erfüllung; denn einige Fischer entdeckten seinen Aufenthalt, wurden durch seine fromme Lebensweise, wie durch seine himmlischen Reden sehr erbaut, und sprachen dann auch mit Anderen von dem gefundenen Schatze. Nun eilte man von allen Seiten zu dem hl. Gildas herbei, und da seine Schüler sich täglich mehrten, so ging er endlich auf ihr Andringen aus der stillen Einsamkeit hervor und erbaute ein Kloster auf der Halbinsel Rhuys, dessen Abt er längere Zeit blieb. Aus Liebe zur Einsamkeit verließ er aber das Kloster wieder und verschloß sich in eine entfernte Höhle, die er in einem Felsen an dem Bache Blavet fand. Doch kehrte er manchmal zur Abtei zurück, um seine Brüder durch Rath und That zu unterstützen etc. Uebrigens wirkte er auch durch Schriften, indem er die Laster der weltlichen Fürsten und des Klerus67 seiner Zeit mit heilsamer Strenge angriff. Sein Buch de excidio Britanniae ist auch in dogmatischer Beziehung sehr wichtig; so z.B. unterscheidet er genau die verschiedenen Grade der Priesterschaft, erwähnt der Binde- und Lösegewalt, der Ordensgelübde und vieler anderer katholischer Uebungen. Natürlich vergaß er die Strenge gegen sich selbst am wenigsten, weßhalb ihn Gott auch durch Wunder verherrlichte. Eines der größten und merkwürdigsten ist nach den Bollandisten die Wiedererweckung einer ermordeten schwangern Frau zugleich mit ihrem Kinde, das dann später aus Dankbarkeit den Beinamen »Gildas« führte und von ihm so fromm erzogen wurde, daß es gleichfalls zu den Heiligen gezählt und als der hl. Trever (auch Tremur68 oder Treuchmur) Gildas am 8. Nov. verehrt wird. Der hl. Gildas starb, ein 90jähriger Greis, auf der kleinen Insel Houat, indem er seine Schüler mit den Worten segnete: »Der Gott des Friedens und der Liebe sei mit euch Allen immerdar.« Wie wir aus Butler und Migne ersehen, ist dieser hl. Gildas Patron der Stadt Vannes, in deren Umgebung drei Pfarrbezirke seinen Namen tragen. Mehrere Kirchen begehen sein Gedächtniß am 11. Mai wegen Uebertragung seiner Reliquien. Bei Grevenus steht sein Name am 10. Juli (III. 2); aber im Mart. Rom. haben wir denselben nicht finden können. (II. 952 ff.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.