- Guido de Cortona, B. (7)
7B. Guido de Cortona, (12. Juni, al. 12. Jan. 12. Mai), einer der ersten Jünger des hl. Franciscus von Assisi, wird von Vielen und selbst von den Bollandisten (Jan. II. 601) als Tertiarier bezeichnet, während diese dann im Anhange zum Monate Juni (VI. 119) ausdrücklich bemerken, daß er dem ersten Orden des hl. Franciscus angehört habe. Wer seine Eltern gewesen, wissen wir nicht. Von frühester Jugend an war er fromm und unschuldig. Er lebte theils von den Einkünsten seines elterlichen Vermögens, theils von der Arbeit seiner Hände. Was er erübrigte, gab er um Christi willen den Armen. Als der hl. Franciscus um das J. 1211 nach Cortona kam und predigte, bat ihn Guido dringendst, daß er bei ihm wohnen möchte, welcher Einladung derselbe mit seinem Gefährten Folge leistete. Nach Tisch stellte Guido die ernstliche Bitte um Aufnahme unter seine Jünger. Da Guido der einzige Erbe seiner Eltern war, so entsprach er gern dem Auftrage des hl. Franciscus, Alles zu verkaufen. Nachdem dieses geschehen war, gingen alle drei in der Stadt herum und vertheilten das Erbettelte unter die Armen. Dann führte ihn der Heilige in die Kirche und gab ihm vor allem Volke seinen Habit. Hierauf begaben sich alle drei an einen benachbarten Ort, wo sie von Almosen ein Klösterlein bauten, welches den Namen Celle (Cellae) erhielt. Auf seine Bitte erhielt hier der sel. Guido eine eigene Zelle auf einer hölzernen über den Bach führenden Brücke. Da der sel. Guido vor seinem Eintritte in den Orden gut lesen und schreiben gelernt hatte, bat ihn der Guardian, daß er sich möchte zum Priester122 weihen lassen, was er auch that. Als der hl. Franciscus später wieder einmal nach Cortona kam, empfahl er den Einwohnern den sel. Guido, der nun auch öfter dort predigte. Man hörte ihn sehr gern; denn was er lehrte, that er Alles selber. Als er einst schwer erkrankte und dem Tode nahe war, ließ er sich Quellwasser geben, segnete es im Namen der heil. Dreieinigkeit und ward, nachdem er getrunken hatte, plötzlich gesund. Dasselbe Wunder wiederholte sich bei mehreren Kranken, die von diesem Wasser tranken. Bei seinem Weggehen von Cortona mußte der Selige dem allgemeinen Verlangen nachgeben und die Quelle nochmals segnen. Ein Priester, welchem der rechte Arm sammt der Hand gelähmt war, erhielt die Gesundheit auf die Fürbitte des sel. Guido, welcher seinen Arm mit dem Kreuze bezeichnete und sprach: »Es heile dich Jesus Christus.« Zu eben dieser Zeit war eine große Hungersnoth im Lande. Eine arme Frau, die mit ihren Kindern nichts mehr zu essen hatte, bat ihn um ein Almosen. Guido ging in ihr Haus und fragte, ob sie nicht ein Säckchen habe; denn er wolle ihr Mehl geben von dem, was er so eben zur Darbringung des heil. Opfers sich erbettelt habe. Die Frau entlehnte ein Säckchen; der Selige betete darüber und machte es voll, ohne daß das Mehl in seinem Sacke weniger wurde; ja so kräftig erwies sich sein Vertrauen auf die göttliche Hilfe, daß die Frau an dem Mehl genug hatte bis zur nächsten Aernte. In Cortona brachte er auch ein ertrunkenes Mädchen wieder zum Leben. Als er 60 Jahrr war, erschien ihm der hl. Franciscus und sprach: »Die Zeit ist da, mein Sohn, da du mit deinen Brüdern den Lohn für deine Mühen erhalten wirst; wisse also, daß ich nach drei Tagen um die Zeit der Non kommen werde, um dich durch die Gnade Gottes für deine Verdienste ins Paradies zu führen.« So geschah es auch wirklich. Er starb am 12. Juni in dem Klösterchen bei Cortona, nach Einigen im J. 1250, nach den Bollandisten aber um das J. 1245. Sein Leib wurde dann nach Cortona gebracht, und da man sich berieth, wo man ihn begraben wolle, sagte ein eben anwesender Bauer, er habe beim Ackern etwas Merkwürdiges gefunden. Man ging hinaus und fand einen prächtigen alten marmornen Sarg, dessen Abbildung die Bollandisten haben, und in diesem wurde dann der sel. Guido begraben. Als die Aretiner im J. 1259 Cortona verwüsteten, ging der heil. Leib verloren; sein Haupt aber war versteckt und erst später aufgefunden. Wie die Bollandisten im Anhang zum 12. Januar (I. 1009) angeben, ist der sel. Guido in Art. Mart. auf den 12. Jan. gesetzt, wo er auch in Hub. Men. sich findet. Nach Wadding wäre er am 12. Mai gestorben, sein Haupt aber am 1. Mai gefunden worden, während das Fest dieser Auffindung nach einem Indulte des Papstes Gregorius XIII. am 12. Juni gefeiert werde. Die Bollandisten haben das Decret vom 29. Mai 1583, durch welches dem Bischof von Cortona und seinem Kapitel gestattet wird, sein Fest am 12. Juni in der ganzen Diöcese zu feiern und sein Officium mit drei Lectionen zur 2. Nocturn zu beten. Später ist diese Erlaubniß auf den ganzen Orden des hl. Franciscus ausgedehnt worden. Manchmal wird er auch »heilig« genannt. Der sel. Suido, dessen Bild bei den Bollandisten sich findet, war ein Mann von mittlerer Größe, mit ausdrucksvollem Gesichte und schöner Haltung. Auf Abbildungen trägt er den Habit der Capuciner. (II. 601–607.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.