Guilielmus, S. (16)

Guilielmus, S. (16)

16S. Guilielmus (Gulielmus), Ep. (29. Juli). Dieser hl. Bischof Wilhelm von St. Brieuc (Briocum) in der Bretagne ist durch seine großen Thaten, durch die muthvolle Vertheidigung kirchlicher Rechte und Freiheit, sowie durch seine übrigen Tugenden einer der größten Kirchenhirten des 13. Jahrhunderts geworden. Das Jahr seiner Geburt ist nicht bekannt; es fällt zwischen 1178 und 1184. Seine Jugend fiel in die Zeit der großen Kämpfe für die Freiheit der Kirche, welche von den Großen der Erde zur Magd erniedrigt werden wollte. Kurz vor seiner Geburt hatte Thomas von Canterbury (im J. 1170) für sie geblutet. Daneben stand die Bretagne, damals noch zu England gehörig, gegen Heinrich II. Im J. 1225 bestieg Wilhelm den bischöflichen Stuhl von St. Brieuc, als Nachfolger Sylvesters, von welchem übrigens nicht ausgemacht ist, ob er nicht einige Jahre früher, nämlich 1220, gestorben sei. Ohne Zweifel hatte ihn nicht seine vornehme Geburt, sondern der Adel seiner Sitten und der Reichthum seiner Kenntnisse so hoch erhoben. Sein Vater hieß Oliver Pinchon, die Mutter Johanna Fortin. Von Kindheit an bewahrte der hl. Wilhelm ein männliches Herz; frühzeitig erkannte er den Ernst des Lebens, und wie nur durch stetes Ringen mit sich selbst der Gipfel der Tugend erstiegen werden könne. Es fehlten ihm nicht viele und schwere Versuchungen; er überwand sie alle, weil er sie nicht gesucht und mit der Kraft des Glaubens gegen sie sich gerüstet hatte. Vom Bischof Josselin von St. Brieuc ward er zum Priester geweiht. In hohem Grade besaß der hl. Wilhelm die Gabe des Gebetes. Wenn die Sorgen des Hirtenamtes es gestatteten, verrichtete er nicht bloß alle Tage die kanonischen Stunden, zu welchen jeder Priester verpflichtet ist, sondern betete mit größter Andacht das ganze Psalterium. Ost brachte er Tag und Nacht in fortwährendem Gebete zu und verschärfte seine Andacht durch Bußwerke, um die Geißel der verdienten Strafen von seinem Volke abzuhalten und ihm die Gnade der Bekehrung zu erflehen. Die tiefe Kenntniß in den Wissenschaften seines Berufes, verbunden mit Demuth, Bescheidenheit und Klugheit, machte ihn Allen ehrwürtig; die Liebe gegen seine Heerde, vorzüglich gegen die Armen, erwarb ihm die Gegenliebe aller Guten. Was er hatte, war ein Gemeingut Aller, auf sein Eigenthum hatte er gewissermaßen Verzieht gethan zum Besten der nothleidenden Menschen. Um der Gerechtigkeit willen verfolgt zu werden, war allerdings auch sein Loos; er mußte sein Bisthum verlassen und in die Verbannung gehen; aber zu Poitiers, wohin er sich begeben hatte, wirkte er wie zu Hause. Er baute einen Theil seiner Kathedralkirche neu auf; an ihrer Vollendung ward er durch den Tod gehindert. Sein heil. Leib wurde in der Kathedrale beigesetzt und nach zwei Jahren noch unversehrt gefunden. Ueber das Jahr seines Todes schwanken die Geschichtschreiber zwischen 1234 und 1237. Kaum waren zehn Jahre verflossen, als Innocenz IV. ihn auf dem Concil von Lyon im J. 1246 (Pontificatus nostri anno IV.), nicht erst 1253, wie Butler (X. 140) und nach ihm Migne hat, in die Zahl der Heiligen setzte. Die Heiligsprechung erfolgte am 15. April, welcher Tag in St. Brieuc als Festtag des Heiligen mit Octave begangen wird. Sein Name (Gulielmus) befindet sich auch im Mart. Rom. Zur Revolutionszeit (im J. 1793) wurden seine Reliquien verbrannt, und nur einige Restchen (parcelles) sind davon erhalten. (VII. 120–127.)



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