Henricus (49)

Henricus (49)

49Henricus, (9. Juni), mit seinem vollen Namen Heinrich Michael Buche oder Buch, zugenannt »der Gute«, – von welchem Butler (XV. 503) sagt, er könne als Vorbild heldenmäßiger Tugend aufgestellt werden – war nach Migne zu Ende des 16. Jahrhunderts geboren. Seine Eltern waren arme Taglöhners-Eheleute von Arlon im Herzogthum Luxemburg. Er erlernte das Schuhmacherhandwerk, mit welchem er die eifrige Uebung aller christlichen Tugenden von Jugend auf verband. Sein ganzes Leben war eine ununterbrochene Abtödtung seiner Sinne und seines eigenen Willens. Er dachte stets an seine eigene und seiner Mitgesellen Rettung. Sich selbst und Andere zur vollkommenen Erkenntniß und Liebe Jesu zu führen, war sein einziges Verlangen auf dieser Welt. Ost weinte er bittere Thränen über die Unwissenheit und Abgekehrtheit von Gott, in welcher viele Handwerker lebten. Er bildete also einen Verein gottesfürchtiger Gesellen, die unter dem Schutze und der Fürsprache der hhl. Crispinus und Crispinianus sich zusammenthaten, um durch ein frommes, eingezogenes und sittsames Leben, durch eifrigen Besuch der christlichen Lehre, durch tägliche Erweckung der Haupttugenden und durch den oftmaligen und würdigen Genuß des Leibes und Blutes unsers Herrn ebenso durch ihre Tugenden zu leuchten, wie Andere durch ihre Laster sich hervorthaten. (S. S. Crispinus15.) Die Brüderschaft, die er gegründet hatte, betrachtete ihn als ihren Vater; er hörte ihre Klagen an, entschied die Streitigkeiten, vermittelte die Parteien, versöhnte die Entzweiten, tröstete und half überall nach Kräften. Die Liebe Jesu, von welcher er beseelt war, lehrte ihn das Geheimniß, wie man auch in der Armuth der Wohlthäter seiner Mitmenschen werden könne. Er fastete und that sich Abbruch, um Andern helfen und beispringen zu können. Später führte ihn die Vorsehung nach Paris, wo er unter dem göttlichen Beistande dieses Werk der Liebe von Neuem begann. Die Gründung der Bruderschaft der Schuhmacher (frères cordonniers) geschah im J. 1645. Der Baron von Renti beförderte sein Unternehmen, erwirkte ihm das Bürgerrecht und ließ ihn Meister werden, damit er Lehrlinge und Gesellen bei sich aufnehmen konnte, welche die Regeln der Verbrüderung beobachten wollten. Später bildete sich nach ihrem Muster eine Genossenschaft der Schneider. Das Beispiel fand in andern Städten Nachahmung. In Rom selbst wurde eine Anstalt dieser Art gegründet. Die Mitglieder standen Morgens um 5 Uhr auf und verrichteten gemeinschaftlich das Gebet (andere Gebete waren auf bestimmte Stunden festgesetzt), hörten jeden Tag die heil. Messe, beobachteten das Stillschweigen, hielten vor dem Essen eine Betrachtung mit Gewissenserforschung, wohnten an Sonn- und Feiertagen dem ganzen Gottesdienste bei, besuchten die Armen in den Gefängnissen, in den Spitälern, in ihren eigenen Wohnungen, hielte jedes Jahr eine Geistessammlung von etlichen Tagen u. s. w. Es ist unbeschreiblich, wie viel Gutes der »gute Heinrich« hiedurch gestiftet hat. Er starb zu Paris am 9. Juni 1666 an einer Lungenentzündung und ward auf dem Friedhofe St. Gervais, wo er bei seinen Lebzeiten im dortigen Spital viel Gutes gethan hatte, beigesetzt. (But. XV. 503.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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