Hildegardis, B. (3)

Hildegardis, B. (3)

3B. Hildegardis, Regin. (30. Apr.) Die sel. Hildegardis, auch Hildegardes, Hildigard, Hyltegardis genannt, war die erste Gemahlin des Kaisers Karl des Großen und die Mutter des Königs Ludwig des Frommen. Ueber ihr Leben und Wirken ist leider nur wenig auf uns gekommen. Nach den Bollandisten wurde sie um das J. 753 geboren. Ihr Vater war nach der wahrscheinlicheren Meinung ein Franke, dessen Name uns aber nicht bekannt ist; ihre Mutter Imma (Emma) war aus vornehmem schwäbischem Geblüte. Wenn Raderus schreibt, ihr Vater sei der Herzog Hildebrandus von Schwaben und ihre Mutter eine geborene Bayerin, Namens Regarde, gewesen, so widerspricht diese Angabe, die übrigens auch bei Migne u. A. sich findet, den ältern Quellen. In einem Alter von 17–18 Jahren reichte sie um das J. 771 dem berühmten Frankenkönige Karl die Hand zum ehelichen Bunde und gebar ihm acht Kinder (Karl, Pipin, Lothar, Ludwig; Gertrud, Gisela, Bertha, Hildegard), von welchen ihr drei ins Grab vorausgingen. Sie soll sehr schön gewesen seyn; noch schöner aber strahlte der Glanz ihrer Tugenden. Das später so berühmt gewordene Kloster in Kempten (Campodunum), dessen Aebte schon von der Mitte des 12. Jahrhunderts an zu den Reichsfürsten zählten, nannte sie als Stifterin. Da jedoch durch neuere Forschungen (Pertz, Script. V. 99) nachgewiesen ist, daß das dortige Kloster schon im J. 752 bestand, indem um diese Zeit Audogar, »der Gründer underste Abt des Klosters«, mit anderen frommen Männern dort lebte; so kann unsere sel. Hildegardis die ursprüngliche Stifterin nicht seyn. Dagegen hat sie dem Kloster von dem ererbten Besitzthume ihrer Mutter bedeutende Güter, namentlich die Burg Hilarmont (Burghalde) sammt anliegenden großen Besitzungen, verliehen und um das J. 770 (774) auch die Leiber der hhl. Gordianus und Epimachus dahin gebracht, so daß sie wohl als die zweite Gründerin angesehen werden kann. Die fromme Frau starb im J. 783 am Vorabende des Festes Christi Himmelfahrt, welcher damals auf den 30. April fiel, in Thionville (Theodonis Villa) an der Mosel, wo damals Kaiser Karl sich mit seinem Hofe befand. Ihre Leiche wurde stromaufwärts nach Metz gebracht und dort »in der Kapelle des sel. Arnulfus« beigesetzt. Erst später (nach Papebroch's Berechunung nicht vor dem J. 854) kamen ihre Reliquien mit denen ihres Sohnes, Ludwig des Frommen, von Metz in das Stift Kempten, wo sie aber im Laufe der unruhigen Zeiten in Vergessenheit kamen, bis sie endlich im J. 963 bei Gelegenheit der Kirchen-Restauration wieder aufgefunden und zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt wurden. Da hiebei zahlreiche Wunder sich ereigneten, so wurde sie von da an in vielen Orten, wie z. B. in St. Gallen, als »Heilige« verehrt. Seit der im J. 1803 erfolgten Säcularisation des Klosters weiß man nichts mehr von ihren Reliquien. (III. 789–802.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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