Hipparchus, S.

Hipparchus, S.

S. Hipparchus et 6 Soc. MM. (9. Dec.) Vom Griech. ο τππος = das Pferd, und ἂρχειν = herrschen; also Bferdebeherrscher, oder besser Oberst (ἀρχός) der Reiterei (cἱππος etc. – Der hl. Martyrer Hipparchus und sein Freund Philotheus lebten zur Zeit des Kaisers Maximianus und standen durch ihre Geburt, sowie durch ihre Aemter in hohem Ansehen. Ihre Acten, welche ein Priester verfaßte, der Augenzeuge ihrer Leiden gewesen, sind von Stephan Assemani herausgegeben und bei Butler benützt worden, nach welchem wir hier das Wesentliche im Auszuge geben. Als nämlich im J. 297 vom Kaiser Maximian zu Samosata am Euphrat zur Feier seiner fünfjährigen Regierung öffentliche Feste zu Ehren der Götter gehalten wurden, und Befehl erlassen war, daß die Einwohner sich in dem Tempel der Glücksgöttin zu den Opfern versammeln sollten, schlossen sich die genannten zwei Freunde in ihre Wohnung ein und hängten das Bild des Gekreuzigten in derselben auf, um sich vor demselben anbetend niederzuwerfen. So wollten sie dem Herrn für die Gnade ihrer Bekehrung danken. Hier wurden sie durch den Besuch von fünf jüngern Fremden, Namens Jacobus, Paragrus, Habidus, Romanus und Lollianus überrascht. Auf deren Frage, warum sie sich zu Hause eingeschlossen hielten und nicht auch zum Tempel der Fortuna eilten, erwiderten Jene, daß sie den Schöpfer der Welten anbeteten. »Wie?« entgegnete Jacobus, »haltet ihr etwa dieses Kreuz für den Erschaffer des Weltalls?« Hierauf antwortete Hipparchus, daß sie nicht das Kreuz, sondern Den anbeteten, der am Kreuze gehangen und dort die Welt erlöst habe etc. Sie erzählten nun weiter, wie sie vor drei Jahren durch einen christlichen Priester, Jacobus mit Namen, die heil. Taufe empfangen hätten und in die Geheimnisse des Christenthums eingeführt worden wären. Deßhalb erachteten sie es für sündhast, diese drei Tage auszugehen, da sie den Geruch der Opfer, von welchem die Stadt angesteckt sei, nicht zu ertragen vermöchten. Nach einiger Zeit wurden die jungen Freunde durch den Strahl der göttlichen Gnade getroffen und verlangten ebenfalls die hl. Taufe. Das Gebet ihrer Freunde vor dem Kreuze, äuße rten sie, habe eine geheime Gewalt auf ihre Herzen ausgeübt. Nun schrieben sie dem Priester Jacobus einen Brief folgenden Inhalts: »Komm so schnell wie möglich zu uns, und bring Wasser mit und eine Hostie und Oel zur Salbung. Deine Gegenwart wird sehr verlangt von jungen Lämmern, die unsere Heerde vermehrt haben und nun in Ungeduld dem Zeichen Jesu entgegen harren.« Der Priester erschien und brachte unter seinem Oberkleide, was man begehrt hatte. Er traf die fünf Jünglinge mit Hipparchus und Philotheus auf den Knieen liegend. Beim Eintritt sprach er: »Der Friede des Herrn sei mit euch, der für seine Geschöpfe gekreuzigt worden.« Alle erhoben sich. Jacobus, Paragrus, Habidus, Romanus und Lollianus aber stürzten zu den Füßen des heil. Priesters und fleheten: »Habe Mitleid mit uns und bezeichne uns mit dem Merkmal Christi, den wir anbeten.« Da fragte er sie, ob sie bereit seien, für Jesus auch Trübsale und Verfolgung zu leiden, und als sie es bejaheten, betete er lange Zeit. Darauf grüßte er sie nochmal und sprach: »Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch Allen.« Hierauf ließ er sie das Glaubensbekenntniß ablegen, taufte sie und reichte ihnen den Leib und das Blut unsers Herrn. Darauf eilte er zurück nach Hause. Um von den Heiden nicht erkannt zu werden, war er als Bettler verkleidet. Es war aber auffallend gewesen, daß Hipparchus und Philotheus die schon so lange nie mehr den Göttern geopfert hatten, auch bei dieser Gelegenheit nicht erschienen. Man suchte sie in ihrem Hause und verhaftete sie mit den fünf Neubekehrten. Alle wurden von einander abgesondert und in finstere Gefängnisse geworfen, legten aber ungescheut und offen ein herrliches Bekenntniß ihres Glaubens ab. Da sie bei demselben ungeachtet aller Versprechungen und Drohungen standhaft verharrten, wurden sie gefoltert und grausam geschlagen, darauf aber wieder ins Gefängniß geführt, mit dem Befehle, ihnen nur so viele Nah rung zu reichen, daß sie nicht Hungers stürben. So blieben sie vom 15. April bis zum 21. Juni. Beim zweiten Verhöre schienen sie mehr Leichname als lebende Menschen zu seyn. Dennoch erklärten sie standhaft, von dem Wege, den ihnen Christus eröffnet, nicht weichen zu wollen. Darauf befahl der Kaiser, sie mit Stricken zu binden und zu kreuzigen. Diese Stricke gingen ihnen durch den Mund, so daß sie nicht mehr verständlich sprechen konnten. Indessen lobten sie den Herrn, so gut es ging, und munterten sich gegenseitig zur Treue und Beharrlichkeit auf. Man schleppte sie ins Tetradion, das in einiger Entfernung von der Stadt lag. Dieses war der Platz, wo die zum Tode Verurtheilten hingerichtet wurden. Da gingen einige Mitglieder der obersten Stadtbehörde zum Kaiser und stellten ihm vor, fast alle Einwohner folgten den Gefangenen und bezeigten durch Thränen ihren Schmerz, daß sieben der Ersten des Landes einen so grausamen und schmachvollen Tod erleiden sollten etc. Sie erhielten nun vom Kaiser die Erlaubniß, im Vorhof des Circus mit ihren Verwandten und Freunden zu sprechen, welche denn diese Gelegenheit benützten, die heil. Martyrer um ihre Fürbitte bei Gott anzusprechen, auf daß Er über die Stadt und über sie Alle seine Gnaden ausspende. Die Blutzeugen gaben ihnen nun den Segen und hielten eine Rede an das versammelte Volk. Als der Kaiser dieses erfuhr, ließ er den Behörden Verweise geben, weil sie den sieben Christen erlaubt hatten, zu dem Volke zu sprechen. Sie entschuldigten sich damit, daß sie dadurch einen zu befürchtenden Aufstand hätten verhindern wollen. Nochmal ließ sich jetzt der Kaiser die Verurtheilten vorführen. Da sie jedoch standhaft blieben, befahl er, dem Stadtthore gegenüber sieben Kreuze aufzurichten. Dann wendete er sich nochmal an Hipparchus, ihn zum Gehorsam ermahnend. Dieser ehrwürdige Greis legte aber die Hand auf sein kahles Haupt und sprach: »Gleichwie es nach dem gewöhnlichen Laufe der Natur nicht möglich ist, daß mein Haupt aufs Neue mit Haaren bedeckt werde, so ist es gleichfalls unmöglich, daß ich meine Gesinnung ändere.« Da ließ ihm der Kaiser ein Ziegenfell auf das Haupt nageln und sagte spottend: »Nun ist ja der Kahlkopf mit Haaren bedeckt; so opfere denn, da du es unter dieser Bedingung versprochen hast.« Nachdem die Martyrer gekreuzigt waren, kamen Frauen aus der Stadt und erhielten um Geld von den Wachen die Erlaubniß, den Kämpfern Jesu Christi das Gesicht abzutrocknen und mit Schwämmen und Tüchern ihr Blut aufzusammeln. Hipparchus verschied als der Erste schon nach kurzer Zeit. Jacobus, Romanus und Lollianus lebten bis zum folgenden Tage, wo man sie mit Speeren erstach. Philotheus, Habidus und Paragrus wurden noch lebend abgelöst. Der Kaiser befahl, ihnen Nägel in den Kopf zu schlagen. Man vollzog diesen grausamen Befehl so, daß ihr Gehirn über das ganze Gesicht hinabrann. Ihre Leiber sollten in den Euphrat geworfen werden, aber ein reicher Christ, Namens Bassus, gewann heimlich die Wachen, daß sie ihm dieselben überließen. Er bestattete sie auf einem Landgute. So weit nach Butler (XIX. 148–157). Doch auch bei den Bollandisten finden sich, und zwar am 29. Jan. (II. 950), aus den Menäen der Griechen sieben Martyrer, welche zu Samosata gekreuzigt wurden und wahrscheinlich mit den oben Genannten identisch sind. An ihrer Spitze steht hier der hl. Philotheus; auch die hhl. Jacobus und Romanus finden sich unter ihnen. Die übrigen vier haben ganz ähnliche Namen; es steht nämlich Hyperechius statt Hipparchus, Paregorius statt Paragrus, Abibas statt Habidus und Julianus statt Lollianus, so daß man also wohl auf eine Identität der beiden Gesellschaften schließen darf. Vgl. S. Philotheus.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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