Jesus Christus

Jesus Christus

JESUS CHRISTUS

»Da der göttliche Herr und Meister einmal seyn« (Joh. 12, 26), so glaubten wir diesen Ausspruch auch umkehren und sagen zu dürfen: »Wo Seine Diener, Seine Heiligen sind, da soll auch Er seyn, – ER, die Urquelle aller Gnade und Heiligkeit, das Muster und Vorbild aller Heiligen, der Heiligste der Heiligen, der König aller Heiligen.« Daher haben wir es für angemessen gefunden, auch Seinen allerheiligsten Namen in das »Heiligen-Lexikon« aufzunehmen. Uebrigens wollen wir, um nicht zu weitläufig zu werden, die Geschichte Seiner Geburt, Seines Lebens, Leidens und Sterbens, sowie Seiner Verherrlichung nicht ausführlich behandeln, da sie ja ohnehin bekannt genug ist, sondern nur die Hauptmomente derselben nach ihrer Reihenfolge in den Evangelien andeuten, dagegen aber auf die Feste, die im Laufe eines Kirchenjahres sowohl in der allgemeinen Kirche als in einzelnen Kirchen gefeiert werden, etwas näher eingehen, namentlich auf jene, die bei den Bollandisten vorkommen. – Nach der Lehre unseres heiligen christlichen Glaubens, welche besonders dem Arianismus gegenüber in dem zu Nicäa im J. 325 abgehaltenen ersten allgemeinen Concilium feierlich festgesetzt und im nicänischen Symbolum ausgesprochen wurde, ist Jesus Christus der eingeborne Sohn Gottes, die zweite Person in der Gottheit, wahrer Gott wie der Vater und wie der heilige Geist, von Ewigkeit her aus dem Wesen des Vaters gezeugt und gleichen Wesens (ὸμοούσιος = consubstantialis) mit Ihm, also auch ewig, unermeßlich, allwissend, allmächtig etc. wie der Vater. Er ist das »Wort« (Λόγος), durch das Alles geschaffen worden ist, und ohne welches Nichts gemacht worden ist von Allem dem, was da gemacht ist (Joh. 1, 5). Um die Menschen, welche durch die Sünde dem ewigen Verderben anheimgefallen waren, zu retten und ihnen wieder Licht und Leben zu bringen, ist das Wort Fleischgeworden (Joh. 1, 14); um ihnen die verschlossene Thüre des Himmelreichs wieder zu öffnen, sie mit der Gerechtigkeit Gottes zu versöhnen und wieder zu Gott zurück zu führen, hat der ewige Sohn Gottes aus Gehorsam gegen Seinen himmlischen Vater und aus Liebe zu uns Menschen in der Fülle der Zeit die menschliche Natur, d.h. einen menschlichen Leib und eine menschliche Seele angenommen, ist – wie das 3. allgemeine Concilium von Ephesus im J. 431 gegen Nestorius aussprach – wahrer Mensch geworden, uns gleich in Allem, nur die Sünde ausgenommen, um so als Gottmensch (ϑεάνϑρωπος) der nach dem gegen die Monophysiten (Eutyches etc.) gerichteten Ausspruche des 4. allgemeinen Concils von Chalcedon (451) in Einer Person beide Naturen, die göttliche und die menschliche, ohne Vermischung und ohne Beeinträchtigung der einen durch die andere, in sich vereinigte und nach dem gegen die Monotheleten gerichteten Ausspruche des 6. allgemeinen Concils von Constantinopel (680) auch zwei Willen bei Einer gottmenschlichen Willensrichtung hatte, das Werk der Erlösung vollbringen zu können; denn als Gott hätte Er nicht leiden und als Mensch uns nicht erlösen können. Aber als Gottmensch ist Er das geworden, was Seine Namen anzeigen; denn »Jesus (hebr. Jeschua, griech. Ἰησοῐς) heißt so viel als Erlöser (griech. Σωτήρ, lat. Salvator), Retter, Heiland, Seligmacher« (abgeleitet von dem hebr. Worte Jescha = Hülfe, Rettung etc.); »Christus« aber bedeutet so viel als »der Gesalbte« (Messias, von dem hebr. Worte maschach = salben etc.). – Ehe aber die von Gott bestimmte Zeit zur Menschwerdung Seines eingebornen Sohnes kam, waren seit dem Sündenfalle nach der gewöhnlichen Annahme vier tausend Jahre23 verflossen, an welche die Kirche alljährlich durch die vier Advent-Wochen uns erinnert. Doch während dieser langen Zeit wurde die Ankunft des Ersehnten wiederholt den Menschen vorher verkündet, um in ihnen die Sehnsucht und das Verlangen nach dem Weltenheilande rege zu machen und wach zu erhalten. Das geschah schon im Paradiese, da dem ersten Menschenpaare, welches nicht, wie die gefallenen Engel, aus eigener Bosheit, sondern verführt von dem bösen Feinde, durch Ungehorsam gesündigt hatte, von dem barmherzigen Gotte als Trost in die Verbannung die Verheißung mitgegeben wurde, daß Einer aus den Nachkommen des Weibes der Schlange den Kopf zertreten werde (1. Mos. 3,15). Dieselbe Verheißung eines kommenden Retters wurde dem Patriarchen Abraham mehrmal gegeben, da ihm versprochen wurde, daß in ihm d.i. in seinem Saamen alle Völker der Erde sollen gesegnet werden (1. Mos. 12,3; 17,19; 18,18; 22,18), welche Verheißung auch seinem Sohne Isaak und seinem Enkel Jakob (Israel) wiederholt wurde. Der sterbende Jakob prophezeite seinem Sohne Judas, »der Scepter werde nicht von ihm genommen werden, bis der komme, der gesandt werden soll (Schiloh), auf den die Völker harren« (1. Mos. 49,10), und Moyses versicherte kurz vor seinem Tode dem Volke Israel, daß Gott aus der Mitte der Brüder einen ihm ähnlichen Propheten erwecken werde, den sie hören sollten (5. Mos. 18,15). Wiederholte Versprechungen in Betreff des kommenden Messias erhielt besonders König David, der Sein Stammvater nach dem Fleische werden sollte; und die Propheten, namentlich Isaias, Jeremias und Daniel, verkündeten immer wieder aufs Neue die Ankunft des Erlösers. Und diese Ankündigung war nicht blos eine allgemeine, sondern sie befaßte sich mit den Einzelnheiten Seiner Lebensumstände. So bestimmte Daniel (9,22–26) die Zeit der Erscheinung des Messias; Isaias (9,2. 6. 7; 11,1–5. 10) und Jeremias verkündeten, daß Er aus dem Geschlechte Davids abstammen werde. Seinen Geburtsort nannte Michäas (5,2); die Jungfrauschaft Seiner Mutter erwähnt Isaias (7,14. 15). Seinen feierlichen Einzug in Jerusalem verkündete Zacharias (9, 9) vorher; Seines Leidens und Sterbens thut Isaias (Cap. 53) Erwähnung u. s. w. Sowohl durch diese Prophezeiungen als auch durch die widrigen Geschicke, die nach Gottes Rathschlusse über das israelitische Volk kamen, wurde in diesem die Hoffnung auf einen kommenden Erlöser immer fester begründet, und die Sehnsucht nach demselben lebendiger erweckt, während auch die Heidenvölker, die zwar auf andere Wege sich verirrt, aber doch die den gemeinschaftlichen Stammeltern gegebene Verheißung mehr oder weniger treu bewahrt hatten, eines Erlösers harrten, der aus dem Oriente kommen sollte. – Mit dieser aus der Erkenntniß der Hilfsbedürftigkeit erwachsenen allgemeinen Sehnsucht nach einem Erlöser war nun auch die Fülle der Zeit eingetreten, da der eingeborne Sohn Gottes in diese Welt kommen wollte. Zu Seiner Mutter ward die heiligste Jungfrau Maria erwählt, die, obwohl aus dem königlichen Geschlechte Davids abstammend, arm war und in dem nicht berühmten galiläischen Städtchen Nazareth weilte. Durch die Botschaft des Erzengels Gabriel über das, was mit ihr geschehen sollte, verständigt, willigte sie in den göttlichen Plan der Erlösung und empfing nicht durch den Mann, sondern durch die sie überschattende Kraft des heiligen Geistes das ewige Wort in ihrem Schooße, und ward so Mutter und blieb Jungfrau zugleich. Als die Zeit ihrer Geburt nahe war, mußte sie mit Joseph, einem Zimmermanne, der sich mit ihr auf göttliche Anordnung vermählt hatte, nach Bethlehem zu einer allgemeinen Volkszählung sich begeben. Hier wurde nun am 25. December, da die Tage zu wachsen anfangen, in der heimlichen Stille der Mitternacht der Heiland geboren, zwar in einer schmucklosen Höhle, die armen Hirten mit ihren Heerden zum Aufenthalte diente, aber unter dem Jubel der himmlischen Heerschaaren, welche der Welt die Ankunft des Friedensfürsten verkündigten. Am achten Tage wurde der Knabe nach dem Gesetze Moysis beschnitten (Luk. 2,21) und erhielt dabei den Namen »Jesus«, wie es Gott durch den Engel bei der Verkündigung angeordnet hatte (Luk. 1,31). Bald kamen, geleitet von einem wunderbaren Gestirne, Weise aus dem Morgenlande, huldigten dem neugeborenen, »Könige der Juden« und brachten Ihm ihre Geschenke dar (Matth, 2,1 ff.). Der mißtrauische König Herodes, schon aufgeschreckt durch die Nachricht von der Geburt eines »Königs der Juden«, wurde es noch mehr, als der Knabe 40 Tage nach Seiner Geburt von Seinen Eltern nach Vorschrift des Gesetzes im Tempel zu Jerusalem dargestellt (Luk. 2,22 ff.), von dem alten Simeon mit der frommen Anna als »Heil der Welt« laut gepriesen und auf diese Weise wohl auch dem Könige selbst, der vergebens auf die Rückkehr der Magier gewartet hatte, noch weit näher bekannt wurde. Und Herodes, der nicht von Israel, sondern als Idumäer von Esau abstammte, mit dessen Regierungsantritte also der Scepter von Juda genommen war, der die Herrschaft durch Hinterlist und Gewalt überkommen hatte und durch Grausamkeit zu erhalten suchte, der, im Bewußtseyn des unrechtmäßigen Besitzes derselben, überall Feindschaft und Nachstellung argwöhnend, zuerst nach und nach alle Glieder der alten hasmonäischen Herrscherfamilie, darunter die eigene (unter seinen 11 Frauen geliebteste) Gemahlin Mariamne und 2 ihrer Söhne (Alexander und Aristobulus), ermorden und zuletzt (5 Tage vor seinem Tode) sogar seinen Erstgebornen (Antipater) hinrichten ließ, – Herodes wollte auch diesen neuen vermeintlichen Nebenbuhler wegräumen, und um Ihn desto sicherer zu treffen, gab er den Befehl, daß in Bethlehem und der ganzen Umgegend alle Knäblein unter zwei Jahren24 getödtet werden sollten (Matth. 2,16). So sind denn mit dem Könige der Martyrer bald nach Seinem Eintritte in die Welt mehrere »unschuldige Kinder« als Erstlingsopfer gefallen, und mit ihnen fiel wohl auch die Hoffnung der Hirten und Anderer, die auf das wunderbare Kind Vertrauen gesetzt hatten und die dasselbe nun auch unter den Ermordeten glauben mußten. Doch Gott rettete Seinen Sohn, indem Er dem Nährvater Joseph den Auftrag gab, mit dem Kinde und Seiner Mutter nach Aegypten zu flüchten, was wahrscheinlich von Nazareth aus geschah, wohin die heil. Familie nach der Darstellung Jesu im Tempel sich begeben hatte (Luk. 2,39). Von dieser Flucht, sowie von dem Aufenthalte in Aegypten erzählt die Legende mancherlei Wunderbares, dessen Aufzählung uns aber zu weit führen würde. Nachdem Herodes im März (al. 4. Apr.) des J. 750 U. C. (d.i. nach Erbauung der Stadt Rom) gestorben war, kehrte die heil. Familie nach Nazareth zurück und wohnte dort wieder, weßhalb der göttliche Heiland auch »Jesus von Nazareth« heißt. Hier verlebte Er nun Seine Jugend, zog als 12jähriger Knabe mit Seinen Eltern zum Osterfeste nach Jerusalem (Luk. 2,41 ff.), ließ dort im Tempel unter den Lehrern einige Strahlen Seiner göttlichen Weisheit leuchten und begab sich dann wieder in die Verborgenheit von Nazareth, wo Er, der als Gott Himmel und Erde gemacht, nun als Mensch wahrscheinlich Seinem Pflegevater in seinem Handwerke half, wie denn auch wirklich die Nazarethaner Ihn einen »Zimmermann« nennen (Marc. 6,3). Erst als Er »ungefähr ein Dreißiger« (quasi triginta annorum) war, trat Er nach Luk. 3, 23 öffentlich auf und ließ sich zuerst von Seinem Vorläufer Johannes, dem letzten und größten der Propheten, der etwa 6 Monate vorher als Bußprediger aufgetreten war und zur würdigen Aufnahme des Messias aufgefordert hatte, zu Bethania unweit Jericho (etwa 29 Stunden von Nazareth) am Flusse Jordan taufen, wobei der heil. Geist in Gestalt einer Taube über Ihm erschien, und der himmlische Vater Ihn feierlich als Seinen geliebten Sohn erklärte, an welchem Er Wohlgefallen habe (Luk. 3,21 f.). Gleich nach der Taufe ging Jesus in die 41/2 Stunden westlich vom Jordan entfernte Wüste bei Jericho, wo Er 40 Tage lang fastete und am Ende dreimal den Versucher überwand, der sich auch an den zweiten Adam wagte, wie er sich an den ersten gewagt hatte (Matth. 4,1–11). Während dieser Zeit hatten die Pharisäer Gesandte an den hl. Johannes geschickt, denen er ausdrücklich erklärte, er sei nicht der Messias, aber dieser sei bereits erschienen (Joh. 1,19 ff.). Am andern Tage kam Jesus aus der Wüste zu dem Orte, wo Johannes taufte, und als dieser Ihn von ferne sah, rief er laut25: »Seht da das Lamm Gottes«, (Joh. 1,29). Dieses Wort hörten zwei Jünger, welche eben bei ihrem Lehrer Johannes waren, gingen dann hinter Jesus her und blieben auf Seine Einladung den selben Tag bei Ihm. Die Jünger waren der hl. Evangelist Johannes selbst, der sich aber nicht nennt, und Andreas, welcher dann auch seinen Bruder Simon zu Jesus führte, der diesem sofort den Namen Kephas (Petrus) gab. Am folgenden Tage traf Jesus auf Seiner Reise nach Galiläa den Philippus, den Er zur Nachfolge einlud, und der dann den Nathanael zu Ihm brachte (Joh. 1,35–51). Am dritten Tage kam Er mit diesen Seinen Jüngern nach dem 3 Stunden nördlich von Nazareth gelegenen Kana in Galiläa, wo Er Sein erstes Wunder wirkte, indem Er auf die Fürbitte Seiner anwesenden Mutter Wasser in Wein verwandelte (Joh. 2,1–11). Von Kana begab Er sich nach Luk. 4,16 ff. in Seine nahe Vaterstadt Nazareth, um dort die frohe Botschaft vom Reiche Gottes zu verkünden, hatte aber dort leider so wenig Erfolg, daß Ihn Seine Mitbürger vielmehr von einem hohen Felsen herabstürzen wollten, wobei Er ihnen jedoch auf wunderbare Weise entging. Hierauf nahm Er zu Kapharnaum im Hause des Petrus, der von Bethsaida dahin gezogen war, Seine Wohnstätte, blieb aber dort vorerst nur einige Tage, weil Er zum Osterfeste nach Jerusalem reiste, wo Er zuerst Seine Macht manifestirte, indem Er als Eiferer für das Haus Seines Vaters die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel trieb (Joh. 2,12 ff.) und dann bei Seiner nächtlichen Unterredung mit Nikodemus als göttlichen Lehrer Sich zeigte (Joh. 3,1–21). Von Jerusalem ging Jesus mit Seinen Jüngern auf das Land hinaus, wo Er wahrscheinlich den ganzen Sommer blieb, viele Anhänger um Sich versammelte und auch durch Seine Jünger taufte. Da die Jünger des Johannes, welcher um diese Zeit zu Aenon bei Salim taufte, dieses übel nahmen, belehrte er sie, er sei nur der Brautführer, Jesus aber an den Alle glauben müßten (Joh. 3,22 bis 36). Als die Pharisäer wegen Seines großen Anhangs zu murren begannen, und wahrscheinlich bald hernach der hl. Johannes von Herodes Antipas verhaftet wurde (Matth. 4,12; Mark. 1,14), verließ er Judäa und ging durch Samaria, wo Er die bekannte Unterredung mit der Samariterin am Jakobsbrunnen hielt und Sich ihr als den erwarteten Messias zu erkennen gab (Joh. 4,1–42), wieder nach Galiläa, wo Er zuerst zu Kana den todtkranken Sohn eines königlichen Beamten heilte (Joh. 4,46 ff.), dann mehrere andere Krankenheilungen in der Gegend vornahm und das Evangelium vom Reiche Gottes verkündete. Nach Matth. 4,13 ff. hätte Er erst jetzt Nazareth verlassen und Kapharnaum am galiläischen Meere (See Genezareth) zu Seiner Wohnstätte gewählt, weßwegen diese Stadt vorzugsweise Seine Stadt genannt wurde (Matth. 9,1). Um diese Zeit war es auch, daß Jesus die Apostel Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes, die hie und da noch ihr Fischerhandwerk betrieben hatten, für immer zu Sich rief, um sie zu »Menschenfischern« zu machen (Matth. 4,18–22). Inzwischen war nach Joh. 5,1 das (zweite) Osterfest26 herangekommen, und Jesus nach Jerusalem gereist, wo Er zuerst am Teiche Bethsaida (Bethesda) den Mann, welcher 38 Jahre lang krank war, mit Seinem bloßen Worte an einem Sabbathe heilte und dann vor den darüber sich ärgernden Juden über Seine göttliche Wirksamkeit etc. mit großer Bestimmtheit Sich aussprach (Joh. 5,1–47). Nach dem Feste kehrte Er wieder nach Galiläa zurück und blieb dort lange Zeit, in welche dann die zahlreichen von den drei (mit dem Namen »Synoptiker« bezeichneten) Evangelisten erzählten Ereignisse fallen, namentlich aber die Bergpredigt (Matth. Cap. 5–7), sowie andere Reden und Gleichnisse, die Erwählung uns Aussendung der 12 Apostel (Marc. 3,13–19; Luk. 6,12 ff.), viele wunderbare Heilungen der verschiedenartigsten Krankheiten, die Erweckung des Jünglings von Naim (Luk. 7,11 ff.) und der Tochter des Jairus (8,41 ff.), sowie viele andere Wunder, z.B. die Stillung eines heftigen Meeressturmes, während dessen Er anfangs ruhig schlief (Marc. 4,37 ff.), die Speisung von 4000 Menschen mit 7 Broden und wenigen Fischen (Matth. 15,32 ff.), wie früher bei Bethsaida Julias am See Genesareth auch eine Speisung von 5000 Mann mit 5 Broden und 2 Fischlein (Marc. 6,34 ff.) u. s. w. Diese letztere Brodvermehrung erwähnt auch der hl. Evangelist Johannes (6,4 ff.), welcher beifügt, daß sie um das (dritte) Osterfest stattgefunden, und daran die schöne Rede knüpft, in welcher Jesus Sich das wahre Lebensbrod nennt und dabei die Eucharistie vorher verkündet, die Er dann ein Jahr später beim letzten Abendmahle zum lebendigen Andenken an Ihn und Seinen Opfertod einsetzte. Immer mehr nähert sich nämlich das Ende Seiner Wirksamkeit auf Erden; immer deutlicher spricht Er von Seinem nahe bevorstehenden Tode. Schon hat Er den Petrus als Seinen Stellvertreter, als das sichtbare Haupt Seiner Kirche aufgestellt (Matth. 16,18 ff.); jetzt will Er Seinen drei vertrautesten Jüngern, um sie für die kommenden trüben Zeiten zu stärken, auch noch einen Abglanz Seiner Herrlichkeit zeigen und führt sie daher auf den Berg Thabor, wo Er vor ihnen verklärt wird (Matth. 17,1–9), und wo Gott der Vater Sein bisher an das durch Moyses gegebene Gesetz gebundenes Volk in Gegenwart des Moyses und Elias von diesem Gesetze gleichsam entbindet und in Gegenwart der Repräsentanten der neuen Kirche an Seinen in Verklärung strahlenden vielgeliebten Sohn hinweist, den Sein Volk von nun an hören solle, wie es Moyses 1500 Jahre früher gesagt (5. Mos. 18,15) und Gott selbst bestätigt hat (V. 18). Zwar wird den Aposteln jetzt noch Stillschweigen hierüber aufgelegt; aber welchen Werth sie darauf legten, zeigt sich deutlich im II. Briefe des hl. Petrus (1,16–18). Nicht lange nachher verläßt Jesus Galiläa, um nicht mehr dahin zurückzukehren. Zuerst geht Er im September oder October zum Laubhüttenfeste nach Jerusalem, wo Er im Tempel Seine göttliche Sendung wiederholt betheuert und von Seiner Würde als Gottmensch, sowie von Seinem Leiden und Sterben, dann von der Nothwendigkeit des Glaubens an Ihn mit solcher Ueberzeugungsmung abgesandten Diener Ihm nichts anhaben können, sondern vielmehr auf die Frage der Pharisäer, warum sie Ihn denn nicht hergebracht haben, die Antwort geben: »Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch« (Joh. 7,2–46). Nachdem Jesus die darauf folgende Nacht auf dem Oelberge im Gebete zugebracht, kommt Er am andern Morgen wieder in den Tempel, befreit eine Ehebrecherin, nennt sich das Licht der Welt und den ewigen Sohn Gottes, der schon vor Abraham war etc., und da sie Ihn hierauf steinigen wollen, verbirgt Er Sich und geht aus dem Tempel (Joh. 8,1–59). Vor demselben sieht Er einen Blindgeborenen, den Er sehend macht, und der dann auch an Ihn glaubt (Joh. 9,1–41), während die Pharisäer in ihrer eingebildeten Weisheit und schnöden Selbstvergötterung nur noch blinder werden und, anstatt gute Hirten zu seyn und Ihm als dem Hirten der Hirten zu folgen, nicht blos selbst von Ihm ferne bleiben, sondern auch Andere von Ihm abhalten (Joh. 10,1–21). An dem auf den December fallenden Feste der Tempelweihe (Encaenia) ist Jesus wieder im Tempel, und da die Pharisäer Ihn auffordern, über Seine Person Sich bestimmt zu erklären, nennt Er Sich ausdrücklich den Sohn Gottes, worauf die Pharisäer Ihn wieder steinigen wollen, weil Er, da Er doch nur ein Mensch sei, Sich Selbst zu Gott mache27, und da Sich Jesus auf Seine göttlichen Werke etc. beruft, die sonst Niemand thun kann, wollen Seine Feinde, da sie nichts mehr erwidern können, Ihn ergreifen. Allein da Seine Stunde noch nicht gekommen ist, entgeht Er ihren Händen und begibt Sich nach Bethania, jenseits des Jordans, wo Johannes früher getauft hatte (Joh. 10,1–40). Dort bleibt Jesus bis zum Tode des Lazarus und kehrt dann zu dem unweit Jerusalem gelegenen Bethania zurück, wo Er den schon 4 Tage im Grabe liegenden Lazarus in göttlicher Machtvollkommenheit wieder zum Leben erweckt (Joh. 11,1–44). Dieses wundervolle Ereigniß bestärkt Viele im Glauben an Jesus, viele Andere aber, die eben die Sonne am hellen Mittage durchaus nicht sehen, d.h. an Jesus durchaus nicht glauben wollen, in ihrer Bosheit. Diese eilen zu den Pharisäern, um ihnen das Ereigniß mitzutheilen, und nun wird der Tod Jesu fest beschlossen. Dabei muß der Hohepriester Kaiphas wider seinen Willen das große Geheimniß aussprechen, daß durch den Tod Jesu alle Menschen gerettet werden sollen (Joh. 11,45–53). Um ihre innere Bosheit zu verschleiern, schützen sie den politischen Grund vor, daß, wenn man Jesum als Messias zum Könige machen würde, die Römer kommen und Land und Volk wegnehmen würden. Daran denken sie in ihrer eigennützigen Verblendung nicht, daß Er mit der bisher bewiesenen göttlichen Macht Sein Volk, wenn es in rechter Weise treu zu Ihm hielte, auch zu schützen im Stande wäre. – Doch der von Gott beschlossene Erlösungsplan sollte nun bald zur Vollendung kommen. Nachdem Jesus einige Zeit mit Seinen Jüngern in die einsame Gegend »Ephraim im Walde« im Lande Gilead jenseits des Jordans sich zurückgezogen, dann beim Oberzöllner Zachäus Einkehr genommen und zwei Blinde geheilt hatte (Luk. 18,35; 19,1 ff.), kommt Er sachs Tage vor dem (vierten) Osterfeste nach Bethania zu Lazarus, wo Er bei dem Mahle von Maria gesalbt wird, und hält dann am folgenden Tage (Palmsonntag) auf einem jungen Esel als Friedensfürst Seinen feierlichen Einzug in Jerusalem (Joh. 12,1 ff.), kehrt aber Abends wieder nach Bethania zurück. Am Mondtage treibt Er wiederholt die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel und verläßt Abends wieder die Stadt (Matth. 21,12–17). Am Dienstage spricht Er im Tempel gegen die Pharisäer und weissagt auf dem Rückwege über den Oelberg die Zerstörung des Tempels (Matth. 21,23 bis 24,44). Am Donnerstage feiert Er mit Seinen Jüngern das letzte Abendmahl, bei welchem Er als fortwährendes Denkmal Seiner Liebe das allerheiligste Altars-Sacrament einsetzt und Seinen Jüngern zum ersten Male Sein Fleisch und Blut unter den Gestalten des Brodes und Weines als Speise und Trank darreicht, mit dem Auftrage, dieses auch ferner zu Seinem Andenken zu thun. Nachdem Er dann noch Sein erhabenes hohepriesterliches Gebet gesprochen (Joh. 17,1–26), geht Er mit Seinen Jüngern über den Bach Cedron in den Garten Gethsemani und gibt Sich freiwillig in den Tod, da Er, verrathen von Judas und verläugnet von Petrus, Sich den Händen der Juden überliefert, von dem römischen Landpfleger Pontius Pilatus auf Anstiften der Juden ungerecht verurtheilt wird, am Rüsttage vor dem Ostersabbathe auf dem Berge Golgatha Sich kreuzigen läßt und so durch Seinen Tod die Erlösung der Menschen vollbringt. Am dritten Tage ersteht Jesus aus eigener göttlicher Machtvollkommenheit neulebendig aus dem Grabe, erscheint zu wiederholten Malen Seinen Aposteln und Jüngern, vollendet die Stiftung Seiner Kirche, in welcher Er alle Seine Gnadenmittel hinterlegt, und scheidet endlich nach 40 Tagen von dieser Erde, indem Er vom Oelberge aus vor den Augen Seiner Jünger in den Himmel auffährt und Besitz nimmt von dem Reiche Seiner Herrlichkeit, die Er als Sohn beim Vater von Ewigkeit besessen hat und nun als Haupt der erlösten Menschheit zur Rechten des Vaters ewig besitzen wird. Von dort sendet Er am 10ten Tage den versprochenen heil. Geist, und nun beginnt Sein Triumph in der Ausbreitung Seiner Kirche, die ungeachtet aller Kämpfe bestehen wird bis zu Seiner Wiederkunft am Tage des Gerichtes, und die Er, wenn Er auch manchmal zu schlafen scheint wie dort in dem Schifflein, doch zur rechten Zeit immer wieder rettet aus den Trübsalen und Stürmen dieser Welt. – Was die Zeitrechnung betrifft, so wird dieselbe, wie wir schon oben zum Theil gesehen haben, von Verschiedenen verschieden bestimmt. Unsere jetzt gewöhnliche christliche Zeitrechnung (Aera vulgaris) hat ihren Ursprung von dem römischen Abte Dionysius66, mit dem Beinamen »der Kleine«, welcher nach Dr. Sepp's28 »Leben Jesu« (S. 358 f.) im J. 525 bei Gelegenheit des Osterstreites einen weiteren Ostercyclus bearbeitete und sofort die Jahrzahl ab Incarnatione Domini zu rechnen anfing, indem er das Jahr 754 nach Erbauung der Stadt Rom (Urbis Conditae) als das erste Jahr nach christlicher Zeit annahm und die Geburt (Nativitas) des Weltheilandes an den Schluß (25. Dec.) des Jahres 754 U. C. anberaumte (S. 369). Nach Sepp (S. 359 f.) wurde diese Dionysische Zeitrechnung erst im achten Jahrhunderte durch den hl. Beda mehr bekannt und in einer Urkunde zuerst von Kaiser Karl dem Großen im J. 783 gebraucht, während sie in die päpstlichen Erlasse erst um die Mitte des 11. Jahrhunderts Eingang fand. Jetzt ist sie in der ganzen Christenheit gebräuchlich und könnte auch ohne große Verwirrung nicht mehr geändert werden, obwohl sie offenbar nicht ganz genau ist, da z.B. Herodes schon im J. 750 U. C. starb, die Geburt Christi aber zeug der evangelischen Geschichte ohne Zweifel vor dessen Tod fallen muß, also nicht im J. 754 U. C. stattgefunden haben kann. Es haben daher Viele sich daran gemacht und große Mühe darauf verwendet, um das wahre Geburts- und Todesjahr Jesu zu finden, und man möchte fast glauben, als wenn der wohl zunächst auf Seine wunderbare Geburt aus Gott und einer unversehrten Jungfrau sich beziehende Spruch des Propheten Isaias (53,8) »Generationem Ejus quis enarrabit«, sowie das Wort des Herrn, daß »Niemand Seinen Tag oder Seine Stunde wisse« (Matth. 25,13), auch von Seiner irdischen Geburt dem Fleische nach gelten sollte. Diese Forscher, welche bei Sepp (S. 373 ff.) aufgezählt sind, differiren bezüglich des Geburtsjahrs des Herrn um sieben Jahre; denn während Mehrere (und unter diesen selbst der gelehrte Lightfoot) mit Dionysius dem »Kleinen« das J. 754 U. C. festhalten, haben Sixtus Senensis und Andere das J. 753 U. C., Andere dagegen, unter welchen neben Isidor von Sevilla, Cornelius a Lapide und Scaliger auch das Mart. Rom. sich befindet, das J. 752 U. C., indem sie von dem bei Luk. 3,1 vorkommenden fünfzehnten Jahre des Kaisers Tiberius (782 U. C.), in welchem Johannes der Täufer auftrat, und Jesus bald ein »Dreißiger« war, diese 30 Jahre zurückrechneten und auf diese Weise ganz einfach das J. 752 U. C. als Geburtsjahr des Herrn bekamen, welches auch sonst ganz plausibelwäre, wenn nur nicht die Schwierigkeit bliebe, daß auch bei dieser Berechnungsweise Jesus erst nach dem im J. 750 U. C. gestorbenen Herodes geboren wäre. Dieß gilt auch bei denen, welche das Geburtsjahr Jesu mit Baronius, Calvisius, Möhler in das J. 751 U. C. setzen, und zum Theil auch bei denen, die mit Bernard Lamy das J. 750 U.C. annehmen, weil ja Herodes im März 750 starb, Jesus aber nach der allgemeinen Annahme am 25 Dec. geboren wurde. Es sind daher Andere, wie schon die hhl. Kirchenväter Ambrosius und Chrysostomus, dann die hhl. Päpste Liberius und Damasus, so auch später der große Petavius, Tillemont etc. auf das J. 749 U. C. zurückgegangen. Zu diesen gehört in der neuesten Zeit nebst Butler (VIII. 514) auch Weigl, welcher in seinem oben schon citirten, sehr mühsam ausgearbeiteten Werke nachzuweisen sucht, Jesus sei im J. 5 v. Chr., d.i. im J. 749 U. C., geboren, dann am 6. Januar 782 im 33. Lebensjahre getauft und am 3. April 786 im 37. Lebensjahre, oder genau in einem Alter von 36 Jahren, 3 Monaten, 9 Tagen und 15 Stunden, gekreuzigt worden29. Doch wird von Sepp (S. 375) nachgewiesen, daß und warum diese Berechnung keine Geltung haben könne, und wie daher schon Kepler, dann aber auch nebst vielen Andern die Bollandisten Henschenius und Papebroch das J. 748 U. C. angenommen haben. Verschiedene andere Momente aber, deren Aufzählung uns hier zu weit führen würde, bestimmen Hrn. Dr. Sepp, mit Sanclemente, Ideler etc. noch um ein Jahr zurückzugehen und anzunehmen, daß Jesus am Mittwoche den 25. December des Jahres 747 U. C., also 7 Jahre30 ante Aeram Vulgarem geboren, am 6. Januar 748 von den Magiern angebetet, am 2. Febr. im Tempel dargestellt, dann im darauf folgenden März nach Aegypten geflüchtet, von da nach zweijährigem Aufenthalte im J. 750 U. C. wieder nach Nazareth zurückgeführt und am 7. Oct. 778 in einem Alter von 30–31 Jahren getauft worden sei. Im J. 779 U. C. habe Jesus Sein erstes Osterfest in Jerusalem gefeiert, wo Er am 15. April das Haus Seines Vaters durch Austreibung der Verkäufer etc. gereinigt habe und am Freitage den 15. April des J. 782 U. C. gestorben sei in einem Alter von 34 Jahren und etwas mehr als 3 Monaten, während übrigens von vielen Andern der 25. März als Todestag angenommen wird, an welchem Tage denn auch die Bollandisten (III. 540–543) nach der Sacra Memoria Annuntiationis B. M. V. et Incarnationis Filii Dei die Sacra Memoria Jesu Christi Crucifixi zugleich mit dem Andenken an den frommen Schächer am Kreuze, der auch im Mart. Rom. an diesem Tage erwähnt wird (s. Dismas), anführen, sich aber dabei einer Aeußerung über die Zeit des Todes Jesu enthalten und zugleich eine Bemerkung des Baronius erwähnen, nach welcher die gelehrtesten Männer fast daran verzweifelt hätten, etwas Bestimmtes hierüber angeben zu können. – Die vorzüglichsten Festtage unserer heil. Religion sind die Feste des Herrn, über die wir hier Einiges anfügen wollen, wobei wir besonders Binterims Werk: »Die vorzüglichsten Denkwürdigkeiten der christkatholischen Kirche« etc. (V. Band) benützen, und zwar so, daß wir zuerst die feierlichen und dann die minder feierlichen Feste kurz anführen:

I. Die feierlichen Feste des Herrn sind:

1) Das Geburtsfest (Nativitas) unsers Herrn Jesu Christi, auch »Weihnachten«, »Christfest«, Theophania genannt, wird gefeiert am 25. December. In der römischen Kirche wurde seit den ältesten Zeiten der Geburtstag Christi unter die Hauptfeste gezählt. Beweis hiefür sind die Gebete und Präfationen des sehr alten Leoninischen Sacramentars. Die Orientalen feierten zugleich mit Epiphania am 6. Januar die Geburt des Herrn. Erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts begannen auch sie mit der abendländischen Kirche am 25. Dec. Weihnachten zu halten. Dieser Tag hat unter Andern folgende zwei Vorzüge: Der erste besteht darin, daß an demselben jeder Priester 3 heil. Messen lesen darf, zur Erinnerung an die dreifache Geburt des Herrn: a) von Ewigkeit aus dem Wesen des Vaters; b) in der Zeit aus Maria der Jungfrau und c) in dem Herzen des Christen. Wie alt dieser Gebrauch ist, läßt sich nicht genau bestimmen; doch erwähnt schon Papst Gregorius der Große desselben. Der zweite Vorzug ist der, daß, wenn Weihnachten auf einen Freitag fällt, in diesem Falle das Abstinenzgebot für diesen Tag aufgehoben ist.

2) Die Beschneidung des Herrn (Circumcisio) am 1. Januar. Die Feier dieses Tages war schon im 4. Jahrhunderte üblich, wie aus einer Rede des Bischofs Zeno von Verona hervorgeht. In der orientalischen Kirche fand sie erst später Eingang. Die alten liturgischen Bücher führen für diesen Tag 2 oder auch 3 Messen an: die erste von der Octav des Geburtstages, die zweite von der Beschneidung, die dritte von der Mutter Gottes. Um den heidnischen Bacchanalien entgegenzutreten, wurde dieser Tag an manchen Orten als Fasttag gehalten. Die Bollandisten sprechen am 1. Januar (I. 3–8) auch de sacro praeputio, welches in Antwerpen und anderswo verehrt wurde. Nach der »goldenen Legende« des Jakob de Voragine soll es sich in einer Kirche zu Rom befinden etc.

3) Am 6. Januar feiert die Kirche als ein Hauptfest seit den ältesten Zeiten Epiphanie oder die »Erscheinung des Herrn« (Manifestatio, Apparitio, Epiphania, Theophania). Auch heißt es Dreikönigsfest und hat noch viele andere Namen, die bei W.W. (III. 283 ff.) sich finden. Die Bollandisten haben am 6. Jan. (I. 323) nur wenig über dieses Fest. In Deutschland nannte man es im Mittelalter der »Zwelfte« oder »Dreizehnde«, der »Berchtag« oder »Brechttag« (dies illustris), der »obriste (höchste) Tag«. Die Geheimnisse, welche die Grundlage dieses Festes bilden, sind: a) die Offenbarung Jesu als des Messias vor den Heiden, welche durch die 3 Magier repräsentirt werden; b) die Offenbarung Jesu als des eingeborenen Sohnes Gottes bei der Taufe, und c) die Offenbarung der göttlichen Macht Jesu in Seiner ersten Wunderthat zu Kana in Galiläa. In vielen Kirchen war lange Zeit hindurch das Epiphaniefest eine feierliche Taufzeit. (Weihe des heil. Dreikönigswassers). Auch wurde an diesem Tage ehemals nach abgesungenem Evangelium von einem Diakon der Monatstag des folgenden Paschafestes feierlich angekündet.

4) Das Fest vom heiligsten Namen Jesu begeht die kath. Kirche am zweiten Sonntage nach Epiphanie. Nach W.W. (VII. 466) wurde dieses Fest besonders angebahnt durch den hl. Bernardinus1 von Siena, der den Namen, in welchem nach Petrus (Apstg. 4,12) »allein Heil ist«, und der nach dem hl. Paulus (Phil. 2,9. 10) »über alle Namen ist, so daß sich alle Kniee vor Ihm beugen etc.«, ganz besonders verehren wollte. Doch erst im J. 1721 führte Papst Innocenz XIII. dieses Fest auf Bitten des Kaisers Karl VI. in der ganzen Kirche ein, nachdem es schon früher Papst Clemens VII. den Franciscanern zu halten erlaubt hatte.

5) Wenn auch das auf den 2. Febr fallende Fest, das wir gewöhnlich Lichtmeß nennen, vielfach zu den Festen der allerseligsten Jungfrau Maria gerechnet wird, so muß es doch auch unter den Festen des Herrn seine Stelle finden, indem die Darstellung Jesu im Tempel zu Jerusalem die historische Grundlage desselben bilden Mit Rücksicht auf das Zusammentreffen der Eltern Jesu mit dem Greise Simeon und der Prophetin Anna führt es auch den Namen ὑπαπάντη, d.i. »Begegnung (occursus).« Die Einführung des Festes in der röm. Kirche wird dem Papste Gelasius (494) zugeschrieben. In der griechischen Kirche wurde dessen Feier von Kaiser Justinian angeordnet. Wenn auch schon von Anfang an eine Procession mit brennenden Lichtern an diesem Tage üblich war, so scheint doch die Benediction der Kerzen erst im 13. Jahrhunderte in allgemeine Uebung gekommen zu seyn, während übrigens ihr Ursprung nach W.W. (VI. 70) vor das 8. Jahrh. fällt. (Vgl. oben S. Icelia). Die Bollandisten sprechen davon am 2. Febr. (I. 268) und haben S. 274–279 eine Rede, welche der hl. Erzbischof Sophronius von Jerusalem an diesem Tage gehalten hat.

6) Aehnlich wie mit dem vorgenannten Feste verhält es sich auch mit jenem, das die Kirche am 20. März feiert, und das man gewöhnlich »Mariä Verkündigung« (Annuntiatio B. M. V.) nennt. Auch dieser Tag zählt eigentlich zu den Festen Jesu Christi, da es die Incarnation des Sohnes Gottes zum Gegenstande seiner Feier hat. Die Bollandisten haben auch, wie schon oben bemerkt wurde, am 25. März (III. 534) das Fest der Incarnation mit dem der Annuntiation verbunden. Sie leiten den Ursprung desselben von den Zeiten der Apostel her; die sicherere Meinung geht aber dahin, daß dieses Fest in der griechischen Kirche gegen das Ende des vierten Jahrhunderts aufgekommen sei, während bald darauf auch die lateinische Kirche dasselbe zu feiern begann. Die mailändische Kirche hielt es am vierten Adventsonntage, die spanische am 18. December

7) Zu den Festtagen des Herrn muß man auch die Charwoche31, namentlich aber den Palmsonntag, Grünen Donnerstag, Charfreitag und Charsamstag rechnen, da die Vollendung des Erlösungswerkes im bittern Leiden und Sterben unsers Herrn Jesus Christus den Gegenstand derselben bildete. Der Palmsonntag (Dominica Palmarum) ist schon in den ältesten Zeiten der Kirche bekannt und wird von Ephräm dem Syrer ein besonders feierlicher Tag genannt. Die Segnung der Palmen soll zuerst von Bischof Petrus von Edessa eingeführt worden seyn. Auch die Procession mit den gesegneten Palmen reicht in die ersten christlichen Jahrhunderte zurück. Der Grüne Donnerstag32, ist dem Andenken der Einsetzung des hochheiligen Altarsacramentes geweiht und heißt deßwegen Feria V. in Coena Domini, auch manchmal Natale calicis. Seine Feier reicht bis in die ersten Zeiten des Christenthums zurück und ist nicht erst, wie Einige behaupten, von Leo II. (683) angeordnet worden. In früheren Jahrhunderten hielt der Bischof an diesem Tage drei heil. Messen: die erste bei der feierlichen Aufnahme der Büßer, die zweite bei der Weihe des heil. Oels und Chrisams, die dritte als eigentliche Abendmahlsfeier etwa Nachmittags 3 Uhr. Die letzte ward durch große Feierlichkeit und die allgemeine Communion ausgezeichnet. Schon Alkuin bemerkt, daß die ganze Klerisei heute nur unter Einer Gestalt communicire. – Ebenso wurde auch der Charfreitag (Feria VI. in Parasceve) schon seit den ältesten Zeiten als großer Bußtag in der Kirche begangen. Der Tag der Feier richtete sich eben nach dem Osterfeste und wurde, wie schon bemerkt, meistens am 25. März, aber auch am 23. 26. 30. März, 3. April etc. gehalten, obwohl er nie ein eigentlicher »Feiertag«, sondern stets nur ein »Werktag« war, weil Christus auch an diesem Tage Seinen großen Werktag gehalten hat, welches Werk uns aber nichts genützt hätte, wenn es nicht durch die Auferstehung seine Vollendung gefunden haben würde (1. Kor. 15,17). Der Ritus der alten Zeit hat sich sonst ohne alle Aenderungen bis jetzt erhalten. Nur bemerken wir, daß ehedem die adoratio crucis erst dann stattfand, wenn bereits der celebrirende Priester das heil. Sacrament auf dem Altare niedergelegt hatte. Auch war die allgemeine Communion im 6. und 7. Jahrhunderte an diesem Tage in der römischen Kirche gebräuchlich, welcher Gebrauch in Deutschland sich noch lange Zeit hindurch erhielt. Die erste Spur von Errichtung eines sogenannten heil. Grabes treffen wir in dem Leben des hl. Bischofs Ulrich von Augsburg. – Auch der Charsamstag (Sabbatum sanctum) wurde wie der Todestag des Herrn seit den ältesten Zeiten in der Kirche gefeiert, und der ehedem gebräuchliche Ritus hat sich bis auf unsere Zeit fast unverändert erhalten; nur wurde die feierliche Messe erst am späten Abende gehalten, und dabei auch den Neugetauften die heil. Communion gereicht.

8) Das Osterfest (Pascha) galt stets als das Hauptfest (Festorum maximum) der Christenheit, und wird die Feier desselben einer apostolischen Tradition zugeschrieben. Uebrigens unterscheiden die Alten das Fest der Auferstehung des Herrn (Resurrectio Domini), die nach den Bollandisten (Mart. III. 687) in alten Kalendarien auf den 27. März festgesetzt ist, von dem eigentlichen Osterfeste, welches nach dem Mondlaufe sich richtete. Man war nämlich, wie bekannt, anfangs über den Tag des Osterfestes nicht einig, bis endlich das allgemeine Concilium von Nicäa (325) als Tag des Osterfestes den ersten Sonntag nach der Frühlingstag- und Nachtgleiche bestimmte. Dieser Tag wurde jährlich am Epiphaniefeste dem Volke bekannt gemacht. Die Osterfeier erstreckte sich in den ersten christlichen Jahrhunderten über die ganze Woche; doch war in Deutschland schon im 8. Jahrhunderte die eigentliche Feier auf die ersten 3 Tage beschränkt; seit der Reduction der Feiertage werden nur die ersten 2 Tage gefeiert. Die Segnung der Speisen an diesem Tage ist uralt; unter diesen waren vorzüglich Eier, welche die Alten als ein Symbol der Schöpfung und Auferstehung wählten. Gleich beim Eintritte in die Kirche grüßten sich die Gläubigen mit den Worten: »Der Herr ist aus dem Grabe erstanden«, und der Andere erwiderte: »Er ist wahrhaft auferstanden« – eine Sitte, welche bei den Griechen noch stattfindet.

9) Nach der Lehre der ältesten Kirchenväter soll auch das Fest der Himmelfahrt Christi von den Aposteln angeordnet worden seyn. In manchen Kirchen wurde es ebenso prachtvoll wie Ostern, namentlich auch mit einer großen Procession gefeiert. In den alten Kalendarien ist der 5. Mai als Auffahrtstag des Herrn angemerkt.

10) Das Pfingstfest heißt in der Kirchensprache Pentecoste, vom Griech πεντη κοστή, d.i. der fünfzigste, weil es am 50. Tage nach dem Osterfeste gefeiert wird. Dieses Fest wird von den Kirchenvätern in einer dreifachen Beziehung vorgestellt: a) als ein aus dem alten Gesetze in das neue übertragenes Fest; b) als die feierliche Ankunft des heil. Geistes über die Jünger des Herrn; c) als die erste Verkündigung des Evangeliums und der Anfang des neuen Bundes. Auch dieses Fest verdankt seine Feier einer apostolischen Anordnung. Es war, wie das Osterfest, anfänglich auf die ganze Woche ausgedehnt, wurde aber später auch auf 3 Tage beschränkt und wird jetzt in foro nur 2 Tage lang eigentlich gefeiert.

11) Das jüngste unter den Hochfesten des Herrn ist das Frohnleichnamsfest, das auf Veranlassung der sel. Juliana von Corneli-Berg bei Lüttich durch den dortigen Bischof Robert im J. 1246 für sein Bisthum eingeführt und dann vom Papste Urban IV. im J. 1264 für die ganze kath. Kirche angeordnet wurde. In der Kirchensprache heißt es Festum Corporis Christi, was mit dem Deutschen so ziemlich übereinstimmt; denn »Frohn-Leichnam« heißt eigentlich »des Herrn Leib«, wie »Frohndienst« ein Dienst, der dem Herrn zu leisten ist. Die Grundlage dieses Festes bildet die Einsetzung der hochheiligen Eucharistie. Durch die angeordnete feierliche Procession wird es auch zugleich ein Triumphfest der kath. Religion. (Vgl. Conc. Trid. Sess. 13. cap. 5. de Euchar.) Die Procession findet sich in der ganzen kath. Kirche, während der Gebrauch, die 4 Evangelien dabei zu singen, nur in der deutschen Kirche vorhanden ist.

II. Bei den Bollandisten finden sich noch nachstehende minder feierliche Feste des Herrn, oder solcher Gegenstände und Ereignisse, die auf Ihn sich beziehen, aufgeführt, welche zum Theil nur in einzelnen Kirchen gefeiert, zum Theil aber auch auf die ganze Kirche ausgedehnt wurden:

1) Am 12. März (II. 103) findet sich Festum Sanguinis D. N. J. Ch. Die Feier dieses Festes erstreckte sich nur auf Mantua und Venedig, wo einige Tropfen vom heiligsten Blute verehrt werden. Aber auch an andern Orten wurde das Fest vom kostbaren Blute des Herrn und zwar an verschiedenen Tagen gefeiert, bis es endlich durch ein Decret der S. R. C. vom 10. Aug. 1849 für die ganze Kirche auf den ersten Sonntag im Juli sub ritu dupl. 2. Class. angeordnet wurde.

2) Am 27. März (III. 685) findet sich das Festum Lanceae Christi, welches auf Ansuchen des Kaisers Karl IV. von Papst Innocenz VI. im J. 1353 angeordnet wurde. Das Nähere über die Lanze, mit welcher Jesus am Kreuze durchstochen wurde, mag bei W.W. (VI. 350) nachgesehen werden; gewiß ist, daß das Fest der Lanze und der Nägel des Herrn in Deutschland sub ritu dupl. 2. Class. an einem Freitage nach der Oster-Octav, an anderen Orten aber in der Fastenzeit mit einigen andern, an das Leiden des Herrn erinnernden Gegenständen, z.B. Seiner Dornenkrone der Leinwand (Sindon), in welche Joseph von Arimathäa den Leichnam des Herrn nach der Herabnahme vom Kreuze einwickelte, der heil. fünf Wunden des Herrn etc. gefeiert wird.

3) Am 1. April (I. 2) wird von einigen Hagiologen erwähnt das Andenken an den Beginn des Predigtamtes Jesu.

4) Am 8. April (I. 740) findet sich das Andenken an die Blutstropfen des Herrn, welche an einem Charfreitage in dem Benedictiner-Kloster Fontevrault (Fons Ebraldi) in Frankreich von einem Kreuzpartikel herabgeflossen seyn sollen.

5) Am 3. Mai (I. 359) wird zu Brügge in Flandern das Andenken an das heil. Blut Christi gefeiert.

6) Am nämlichen 3. Mai (I. 361–366) feiert die ganze Kirche sub ritu dupl. 2. Class. das Fest der Erfindung des heil. Kreuzes, welche im J. 326 n. Chr. durch die hl. Kaiserin Helena7 (s.d.) bewerkstelligt wurde. Von diesem heil. Kreuze sind dann Partikeln in die ganze Welt ausgegangen; der Haupttheil befindet sich aber zu Rom in einer zu Ehrendes heil. Kreuzes erbauten Kirche.

7) Am 4. Mai (I. 436) wird das Andenken an die Dornenkrone des Herrn in verschiedenen Kirchen gefeiert.

8) Am nämlichen 4. Mai (I. 436) wird nach einem Schriftsteller das Andenken daran gefeiert, daß Maria und Joseph den Knaben Jesus im Tempel fanden.

9) Am 15. Mai (III. 439) ist die Erscheinung eines wunderbaren Bildes (Imaginis non manufactae) aufgezeichnet, welches im J. 574 von Camulianum, einer Stadt in Kappadocien, nach Constantinopel übertragen wurde.

10) Im Monate Mai oder Juni, nämlich am Freitage nach der Frohnleichnams-Octav, wird das Fest des heiligsten Herzens Jesu als duplex majus gefeiert, welches aber erst im 17. Jahrhunderte besonders durch die im J. 1690 gestorbene ehrw. Salesianerin Margareta Maria Alacoque in Aufnahme kam. Am 6. Febr. 1765 wurde die Feier desselben von Papst Clemens XIII. mehreren Kirchen gestattet und am 23. Aug. 1856 von Papst Pius IX. auf die ganze Kirche ausgedehnt. Das Fest soll nämlich, wie es in der Oration heißt, eine dankbare Erinnerung an die vorzüglichen Wohlthaten Seiner unendlichen Liebe seyn, als deren Quelle Sein Herz betrachtet wird, welches man daher im Hinblicke auf die Lehre von der Anbetung der mit der Gottheit hypostatisch vereinigten Menschheit Christi verehrt etc.

11) Am 13. Juni (II. 666) wird bei den Kopten und Habessiniern das Fest der Geburt Jesu gefeiert, welches sie übrigens auch am 29. eines jeden ihrer Monate begehen.

12) Am 16. Juli (IV. 122) wird in Spanien das Triumphfest des heil. Kreuzes gefeiert, welches ein Canonicus von Toledo unter König Alphons IX. im J. 1212 in die Schaaren der feindlichen Mauren getragen, und womit er den Sieg bewerkstelligt haben soll.

13) Am 6. August (II. 122) wird in der ganzen Kirche das Fest der Verklärung Christi (Transfiguratio Domini) gefeiert. Bei den Griechen ist es nach W.W. (XI. 129) eines der 12 großen Feste im Jahre; im Abendlande wird es erst seit dem Jahre 1457 auf Anordnung des Papstes Calixtus III. begangen aus Anlaß eines von den Christen gegen die Türken im J. 1456 bei Belgrad erfochtenen Sieges. Bei Usuard wird dieses Fest am 26. Juli (VI. 232) erwähnt.

14) Am 8. Aug. (II. 326) wird von Grevenus eine Ankunft des heil. Blutes in Ungarn berichtet; aber Näheres hierüber ist nicht angegeben.

15) Am 11. Aug. (II. 608) wird eine Uebertragung der Dornenkrone Christi und die Auffindung seines Schweißtuches (Sudarium) angeführt.

16) Am nämlichen 11. Aug. (II. 608) ist eine Erzählung von einem wunderbaren Bilde (Imaginis non manu factae) des Herrn zu den Zeiten des Kaisers Tiberius gemeldet.

17) Am 14. Aug. (III. 145) wird in den Menäen eine Zurückstellung des heil. Kreuzes (Relatio S. Crucis) erwähnt. Wahrscheinlich bezieht sich dieses auf die Zeit, da Kaiser Heraclius das heil. Kreuz aus Persien zurückerhielt und es in Constantinopel aufstellte, ehe er es nach Jerusalem brachte.

18) Am 16. Aug. (III. 262) ist die Uebertragung eines wunderbaren Bildes Christi aus Edessa angeführt, sowie auch das Andenken an Seit Leintuch (S. Mantilis vel Sindonis33 memoria).

19) Am 19. Aug. (III. 698) wurde in der Kirche von Jerusalem die Erscheinung und Zurückkehr des heil. Kreuzes gefeiert, in mehreren Handschriften aber am 20. August (IV. 3), und zu Walstenake am 23. August (IV. 553) eine Auffindung des heil. Kreuzes.

20) Am 14. Sept. (IV. 141) trifft das Fest der Erhöhung des heil. Kreuzes (Exaltatio S. Crucis), eines der ältesten und vorzüglichsten Feste in der orientalischen Kirche. Einige leiten es von der Erscheinung des Kreuzes her, das Kaiser Constanin der Große auf seinem Zuge gegen Maxentius am Himmel erblickte, Andere aber von dem bekannten Ereignisse, nach welchem das heil. Kreuz, das im J. 614 von dem Perserkönige Chosroas nach Eroberung der Stadt Jerusalem nach Persien geführt worden war, vom Kaiser Heraklius im J. 627 wieder zurück erobert und zuerst nach Constantinopel, dann aber im J. 629 nach Jerusalem gebracht, in feierlichem Zuge auf den Calvarien-Berg getragen und dort wieder aufgerichtet wurde etc. Jedenfalls ist es dieses Ereigniß, welches diesem Feste im Abendlande zu Grunde liegt, wie besonders aus den Lectionen des römischen Breviers an diesem Tage hervorgeht.

Außer diesem Feste der Kreuzerhöhung (σταυροφάνεια) ist bei den Bollandisten in den Bänden des Septembers und Octobers kein Fest des Herrn mehr angegeben, und es sind wohl auch die vorzüglichsten hier angeführt. Uebrigens versprechen sie an verschiedenen Stellen der genannten Feste (z.B. Aug. II. 122. 326. 608. III. 698), in einem besonderen Werke die Feste Christi und Mariä zu bearbeiten. Gerne möchten wir nun noch manches auf den göttlichen Erlöser Bezügliche hieher setzen; aber da der uns zugemessene Raum es nicht gestattet, müssen wir namentlich wegen der bildlichen Darstellungen Jesu Christi, bezüglich welcher von Seite mancher Künstler oft Unrichtigkeiten34 vorkommen, uns auf Hack beziehen, wo S. 58–72 Bilder der Jugend Christi, S. 73–96 Vorstellungen aus Seinem öffentlichen Leben und Wirken, S. 97–141 Einiges über Sein Leiden, namentlich über die Form des Kreuzes Christi, über verschiedene Sinnbilder und Vorbilder etc., S. 142–150 Einiges über Jesus als Sieger und künftigen Weltenrichter etc., S. 154 andere Vorbilder und Sinnbilder Christi, S. 156 ff. Einiges über das Namenszeichen und über das Angesicht Christi, S. 158 ff. sonstige Vorstellungen des Erlösers etc. besprochen werden. Nur über den Namen Jesus Christus soll der oben (S. 19) gegebenen Notiz aus dem inzwischen erschienenen 10. October-Bande der Bollandisten S. 320–32235 noch etwas beigefügt werden. Schon in den ältesten Zeiten wurde nämlich der griech. Name ΙΗΣΟΥΣ abgekürzt in Ι und ΙΗ, sowie auch in ΙC und IHC oder IHΣ, woraus dann durch den hl. Bernardinus1 von Siena, der die Verehrung des heiligsten Namens Jesus vor dem hl. Johannes Capistranus besonders befördert hatte, später IHS wurde, welchen Namen man dann, da man das griech. η (II) für ein lat. h (H) ansah, auch als Ihesus aussprach und schrieb, während man in gothischer Schrift den Namen so (ihc) geschrieben findet. Der Name Ἰησοῠς Χριστός findet sich in I. X. und in IC XC abgekürzt etc. Nach W.W. (VII. 232) fand man auf Grabsteinen auch blos das griech. P, welchem öfter auch der erste und letzte Buchstabe des griech. Alphabets (Α-Ω) beigefügt war, um nach Apoc. 1,8 auszudrücken, Christus sei der Anfang und das Ende aller Dinge. Ein Zeichen für den Namen Jesus und daher ein geheimes Erkennungszeichen der Christen war auch ein Fisch, weil das griech. Wort ΙΧΘΥΣ (d.i. »Fisch«) die Anfangsbuchstaben des heiligsten Namens enthält, nämlich Ἰησοῠς Χριστὸς Θεοῖ Υἱὸς Σωτήρ, d.i. »Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser.« –

Doch nun wollen wir diesen Artikel über unsern höchsten Lehrer, Priester und König, über den Heiligsten der Heiligen, über den ewigen Sohn Gottes, der da in Seiner unendlichen Liebe Knechtsgestalt annehmen, ja der »Mindeste unter den Menschen« (Is. 53,3) werden wollte, damit auch der Unglücklichste, zu Ihm als einem noch Minderen aufblickend, einen Trost in Ihm finde, schließen mit dem uralten, wahrscheinlich aus Röm. 9,5 genommenen, ein ganzes Glaubensbekenntniß umfassenden und von den Päpsten mit vielen Ablässen versehenen, katholischen Gruße: »Gelobt sei Jesus Christus, in Ewigkeit. Amen.« †



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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