- Johanna de Cruce, B. (10)
10B. Johanna de Cruce, (3. Mai). Diese sel. Johanna vom Kreuze wurde am 3. Mai 1481 zu Azana im Erzbisthume Toledo von christlichen Eltern geboren. Schon in zarter Kindheit fing sie an, Gott ungewöhnlich zu lieben. Nach sieben Jahren verlor sie ihre Mutter, und von dieser Zeit an offenbarte sie große Tugenden und strengen Bußeifer. Denn an allen gebotenen Fasttagen genoß sie nur Brod und Wasser; ja zu Zeiten pflegte sie wohl zwei bis drei Tage gar keine Nahrung zu sich zu nehmen. Nach zurückgelegtem 14. Lebensjahre suchten sie ihre Freunde im Benehmen mit ihrem Vater zu verheiraten; unter ihren Freiern befand sich besonders ein edler Jüngling aus dem Flecken Illescas bei Toledo. Allein die Gedanken der frommen Jungfrau waren auf ein höheres Ziel gerichtet; in größter Stille und verkleidet entfernte sie sich einmal aus dem väterlichen Hause und begab sich in das Kloster U. L. Frau vom Kreuze zu Cubas, fünf Meilen von der spanischen Hauptstadt Madrid, um dort im 3. Orden des hl. Franciscus sich Gott ganz zu weihen. Ihr Vater und der angebliche Bräutigam vermochten nicht, sie zur Heimkehr zu bereden, und so erhielt sie denn am 3. Mai 1496 das heilige Kleid und legte am gleichen Tage des folgenden Jahres die Gelübde ab. Von dieser Zeit an begann sie ein noch strengeres Bußleben; sie blieb oft drei, bisweilen acht Tage ohne Speise, pflegte ganze Nächte hindurch im Gebete zu wachen, nahm Wermuth in den Mund und erinnerte sich dabei an den Durst Jesu am Kreuze. Wenn sie diesen heiligsten Namen nur nennen hörte, oder ein Bild des Leidens Christi ansah, gerieth sie in Verzückung und wurde schön und glänzend. Als sie einst in der Nacht vom bösen Feinde mit abscheulichen Bildern und unreinen Vorstellungen geplagt wurde, ging sie in den Klostergarten hinab und warf sich nach dem Vorbilde ihres heil. Vaters Franciscus entkleidet auf ein Bett von Rosenstauden und Dornzweigen, bis sie ganz zerfleischt und blutend war, und schlug sich darauf noch mit einer Kette. Von da an durfte ihr der Böse nicht mehr nahen. Besonders groß war ihre Andacht zum hochwürdigsten Sacramente, und wurde sie eines vertraulichen Umgangs mit ihrem heil. Schutzengel gewürdigt. Als Johanna das 28. Jahr erreicht hatte, wurde sie nach dem Tode der Abtissin, ungeachtet sie das nach kirchlichen Gesetzen erforderliche Alter noch nicht erreicht hatte, zur Vorsteherin des Klosters gewählt und vom Provinciale bestätigt. In kurzer Zeit reformirte die neue Abtissin die klösterliche Observanz und führte die unverbrüchlichste Clausur ein. Ebenso verbesserte sie die zeitlichen Verhältnisse des Hauses, baute Kirche und Convent neu auf und vermehrte dazu noch die jährlichen Einkünfte. – Auch war Johanna mit der Gabe der Wunder ausgezeichnet. So machte sie einmal ein todtes Kind dadurch wieder lebendig. daß sie ihm ihr Crucifix auf die Brust legte. – Nachdem sie bis in ihr 53. Lebensjahr segensreich gewirkt und 38 Jahre im Orden zugebracht hatte, starb sie selig im Herrn am 3. Mai 1534. Ihr Leichnam wurde auf der Evangelienseite des Choraltars in der Klosterkirche beigesetzt, und in den Jahren 1607, 1609 und 1610 noch völlig unverwest und wohlriechend gefunden. Eine eigenthümliche Rolle spielt in ihrem Leben der 3. Mai (das Fest der hl. Kreuzerfindung); er ist der Tag ihrer zeitlichen Geburt und ihrer geistigen Wiedergeburt durch die Einkleidung und Profeßablegung, ihrer Erwählung zur Abtissin und ihres Hinganges ins ewige Leben. Darum verehrte und liebte sie auch das Zeichen des heil. Kreuzes über Alles. Merkwürdig ist auch noch aus ihrem Leben, daß sie nach einer Stummheit von etlichen Monaten die Gabe der Sprachen erhielt und über 13 Jahre hindurch in ihren Verzückungen in verschiedenen Sprachen predigte und weissagte. Selbst Kaiser Karl V., Cardinal Ximenez und viele Bischöfe und Prälaten besuchten sie, um sie zu hören. – Einmal (im J. 1523) soll ihr Christus selbst eine Anzahl von Rosenkränzen geweiht haben, von denen sich mehrere fürstliche und andere Personen einige zu verschaffen suchten. Bei den Bollandisten steht sie am 3. Mai (I. 360) unter den »Uebergangenen« mit dem Bemerken, daß sie von den Schriftstellern bald »heilig«, bald »selig« genannt werde. Doch wollten sie nicht näher darauf eingehen, da in Rom noch nichts entschieden sei etc. Daß dort wegen ihrer Beatification Verhandlungen gepflogen wurden, erhellt aus Papst Benedict XIV. (de Canonix. l. 1. c. 17. nr. 8 etc.). In den meisten Quellen wird sie als »selig« bezeichnet, von keiner wird aber die Zeit wann, oder der Papst, durch den ihre Seligsprechung geschah, angegeben. Sie steht am 3. Mai auch im Kalender des 3. Ordens. Nach Migne's Dict. iconogr., wo sie S. 317 als »heilig« steht, wird sie mit einer Palme in der Hand abgebildet. Auch wird diese Johanna de Cruce bei Menzel (Symb. 149) unter den an Christo vermählten Bräuten aufgezählt, von dem sie den Ring empfing. Verschieden von ihr ist Johanna vom Kreuze aus Roveredo. Vgl. Johanna44. (Sz.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.