- Johannes Calybita, S. (5)
5S. Johannes Calybita, Mendicus. (15. Jan. al. 27. 28. Febr., 15. Sept.) Dieser Heilige war der jüngste der drei Söhne eines reichen Mannes, Namens Eutropius, und seiner Gemahlin Theodora. Seine Vaterstadt war Constantinopel, das in den Angaben über diesen Heiligen öfters »Rom«, d.i. »Neu-Rom« genannt wird, aber auch von Autoren selbst mißverständlich für das alte Rom genommen wurde. In seiner frühesten Jugend sah er einmal in Constantinopel einen Mönch von der Congregation der Akömeten47, und nachdem er sich bei ihm um ihre Lebensweise erkundigt hatte, fand er daran ein so großes Wohlgefallen, daß er seine Eltern heimlich verließ und mit dem Mönche nach Bithynien floh, wo er endlich nach einigen Schwierigkeiten wirklich in deren Kloster aufgenommen wurde. Nach sechs Jahren aber ergriff ihn eine solche Sehnsucht nach seinen Eltern, daß er ganz krank wurde und mit Erlaubniß des Abtes das Kloster verließ, um zu seinen Eltern heimzukehren. Doch wollte er von denselben nicht gekannt seyn. Er wechselte daher auf der Reise mit einem Armen, den er traf, die Kleider und kam so als Bettler nach Constantinopel, wo er in der Nähe seines väterlichen Hauses sich zur Wohnung eine kleine Hütte (griechisch καλύβη48 baute, von welcher er seinen Beinamen »der Kalybite« erhielt. Auch hat er den Beinamen ὁ διὰ Χριστὸν πτωχός, d.i. »der Bettler wegen Christus« oder schlechthin »der Bettler« (Mendicus). Hier führte er ein strenges heiliges Leben und erbat sich ungekannt von seinen Eltern die Nahrung, von der er übrigens selbst nur spärlich nahm, den größern Theil aber den Armen gab. Dabei mußte er den Spott und die Verachtung der Höflinge auf sich nehmen; ja seine eigene Mutter, die ihn nicht kannte, ließ ihn etwas weiter von seinem Platze entfernen, da ihr einst sein Anblick einen sehr empfindlichen Eckel verursacht hatte. Beim Nahen seines Todes gab er sich aber seinen Eltern zu erkennen, starb dann im 5. Jahrh. (jedoch nicht nach dem Jahre 467) und ward auf sein Begehren in jener Hütte begraben. Seine Eltern bauten hierauf über seine Ruhestätte eine prachtvolle Kirche – »Kirche des armen Johannes« oder »des Hüttenbewohners« genannt, und entäußerten sich zu frommen Zwecken all ihres Besitzes. Auf der Tiberinsel in Rom steht auch eine alte Kirche seines Namens, die jetzt mit dem anstoßenden Spitale den barmherzigen Brüdern eingeräumt ist. In ihr befanden sich Reliquien des Heiligen. Gewiß ist ferner, daß des heil. Johannes Haupt bis 1204 zu Constantinopel geblieben, hernach aber während des lat. Kaiserthums (1204–1261) nach Besançon (Besontium, Visontio, auch Chrysopolis) in die Kirche des hl. Stephanus gebracht worden ist. – Sein Name findet sich bei einigen Hagiologen auch am 27., 28. Februar und am 15. Sept. Im Mart. Rom. steht aber sein Name am 15. Januar, wie auch bei Butler (I. 318) und bei den Bollandisten am 15. Jan. von ihm gehandelt wird. Das Leben des hl. Alexius4 bietet zwar Aehnlichkeiten dar, jedoch sind Beide (Jul. IV. 240. Nro. 10) verschiedene Heilige. (I. 1029–1038.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.