Johannes de Monte mirabili, B. (243)

Johannes de Monte mirabili, B. (243)

243B. Johannes de Monte mirabili, (29. Sept.), auch Johannes Humilis in seinem Orden genannt, war ein Cistercienser von Longpont in der französischen Diöcese Soissons. Von ihm haben wir eine Lebensbeschreibung durch einen anonymen Ordensgenossen von Longpont, welcher mit dem Seligen gleichzeitig war oder wenigstens nicht lange nach ihm lebte. Derselbe stammte von einem hochadeligen Geschlechte; denn er war der Sohn des Andreas, Herrn von Montmirail (Monsmirabilis), in der französischen Landschaft Brie. Seine Mutter Hildiardis war eine Tochter des Burggrafen Simon von Oisy. Das Jahr seiner Geburt ist nicht bestimmbar. Nach dem Bollandisten Suysken fällt es jedenfalls in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts, wenn auch das von einem Schriftsteller angegebene Jahr 1170 etwas zu spät ist. Seine Mutter starb früh, worauf der Vater eine zweite Ehe einging. Unser Johannes war nach der Sitte seiner Zeit kriegerisch gesinnt und in hohem Grade freigebig. Als er einstmals von einem siegreichen Zuge triumphirend heimkehrte, brach ein regulärer Kanoniker, der ihm entgegen kam, und welcher wahrscheinlich von seinem Stifte St. Johannes in Soissons zur Abhaltung des Gottesdienstes nach Montmirail gekommen war, seinen Stolz durch heilsame Ermahnungen. Von nun an stieg er in höchster Demuth von einer Tugend zur andern. Da er die Gotteslästerungen der Juden nicht dulden konnte, reinigte er sein Gebiet von ihrem verabscheuungswerthen Verkehre etc. Er erbaute bei Montmirail ein Haus für Arme, Fremdlinge und Kranke und wies Einkünfte hiefür an, ja diente selbst oft und gerne in demselben. Als im J. 1208 der Kreuzzug gegen die Albigenser gepredigt wurde, wollte auch unser Johannes als ehemaliger tapferer Kriegsmann daran Antheil nehmen. Begeistert hatte er schon, um die nöthigen Geldsummen zur Theilnahme an der edlen Unternehmung zu erhalten, eine beträchtliche Waldung zu veräußern angefangen, als die Gattin, von den Käufern um die Einwilligung angegangen, schlechterdings sich weigerte, den Verkauf anzunehmen, wodurch also seinem Vorhaben der Nerv abgeschnitten war. Da gab ihm ein Diener, dem er ein großes Vertrauen zu schenken gewohnt war, den Rath, diesen Gedanken aufzugeben und, statt daß er nach geendigtem Kriege wieder zu den weltlichen Geschäften zurückkehren müßte, lieber unter seiner treuen Begleitung und unzertrennlichen Theilnahme ein Einsiedlerleben einzugehen. Johannes habe nun den Diener in Einsiedeleien der Diöcese Lüttich abgesendet, um Näheres zu bestellen; es sei ihm aber das Leben in der Einsamkeit als ein mit nicht geringen Gefahren verbundenes widerrathen und dagegen der Eintritt in den damals in schönster Blüthe stehenden Cistercienser-Orden angerathen worden. Jetzt habe Johannes noch die Doctoren der Pariser Universität beseagen lassen, welche ganz derselben Ansicht waren. Nachdem nun seine Gemahlin Helvidis de Dampierre, von der er 6 Kinder hatte, zu seinem Entschlusse ihre Zustimmung gegeben, nahm er von ihr und den Seinigen rührenden Abschied, eilte sofort in das Kloster von Longpont und begehrte in aller Demuth unter die Mönche desselben aufgenommen zu werden. Nachdem er die Aufnahme erhalten (was nach des Bollandisten Meinung noch vor dem J. 1212 geschah, am wahrscheinlichsten im J. 1210), zeichnete er sich besonders durch sehr strenges Fasten aus, was er jedoch später auf Befehl des Abtes mäßigte, wodurch er ein vortreffliches Beispiel des Gehorsams gab. Er duldete durchaus nicht, daß man ihm Dienste leiste, was einst ein Klosterbruder erfuhr, der, früher selbst bei Johannes in Dienst, ihm in Rücksicht auf den hohen Rang, den der Selige in der Welt eingenommen hatte, die Schuhe reinigte. Seine Freude war es vielmehr, den Mönchen die niedrigsten Dienstleistungen zu erweisen. Wie groß seine Demuth und Sanftmuth gewesen, zeigte auf das Glänzendste folgender Vorfall. Als er einstmals in Geschäften auf der Reise war, kam er auch nach Montmirail und wollte in seinem früheren Schlosse zukehren. Da seine Ankunft seiner Gemahlin Helvidis, die auf dem Schlosse geblieben war, gemeldet wurde, ließ sie ihm sagen, sie sei im Schweiße und könne ihn nicht empfangen. Darauf entgegnete er in aller Sanftmuth blos:, »Möge ihr der Schweiß wohl bekommen!« und wandte sich anderwärts. Der Tod des sel. Johannes wurde dem Prior des Klosters dadurch vorbedeutet, daß er in einem Gesichte eine Kerze sich in die Höhe erheben sah; ein ähnliches Gesicht hatte auch zu gleicher Zeit ein anderer Religios. Sein Tod fällt nach wahrscheinlicher Berechnung in das J. 1217. An seinem Grabe geschahen verschiedene Wunder, weßhalb er in den Jahrbüchern des Cistercienser-Ordens nicht nur unter dem Namen »selig« vorkommt, sondern selbst das Prädikat »heilig« erhält. Im gallicanischen Martyrologium des Saussay wird ihm insbesondere der Beiname »des Demüthigen« ertheilt. Daß er in seinem Kloster auch einen alten Cultus genossen habe, beweisen nicht nur die früher stets brennenden Lampen und Kerzen, die sich an seinem Grabe befanden, die Antiphonen und Gebete zu seiner Anrufung, sondern auch Votiv-Geschenke und die Erhebungen seines Leibes. Seine Verehrung erlosch erst allmälig, nachdem sein Leichnam anderen heil. Reliquien beigeschlossen worden war. Die Vorgänge in Betreff seines Canonisationsprocesses, den schon Papst Gregor IX. durch ein Schreiben an den Bischof von Paris und den Abt von St. Victor angeregt haben soll, sind zwar ungewiß, jedoch ist sein Cult jedenfalls unbestreitbar. (VIII. 186.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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