- Johannes Thaulerus, B. (248)
248B. Johannes Thaulerus, (24. Oct.), auch Taulerus, der bekannte Mystiker aus dem Orden des hl. Dominicus, welchen seine Zeitgenossen den »erleuchteten Lehrer« (Doctor illuminatus) nannten, findet sich, wie die Bollandisten am 24. October (X 580) prätermissiv bemerken, an diesem Tage bei Marchese und Andern mit dem Titel »selig,« obwohl er nie eine kirchliche Verehrung gehabt zu haben scheine. Nach W.W. (X. 685) wurde er im J. 1294 von angesehenen Eltern geboren, wahrscheinlich zu Straßburg, nach Andern aber in Köln. Seine Neigung zog ihn zum geistlichen Stande und zum Klosterleben. Im J. 1308 wurde er in das Dominicanerkloster zu Straßburg aufgenommen. Er machte dann seine theologischen Studien und zwar, wie es scheint, im Dominicanerkloster St. Jakob zu Paris. Seine Lebensgeschichte liegt sehr im Dunkeln, und so weiß man unter Anderm auch nicht, wohiner sich von Paris wegbegeben habe. Um das J. 1322 wird er zuerst wieder in Straßburg angetroffen, wo Meister Eckart lebte, ein Dominicaner, dessen Schriften durchaus in der Mystik sich bewegen, mit welchem nun Johannes einen häufigen Verkehr gehabt zu haben scheint. Trübe Zeiten, wie die damaligen, wo Interdict und Pest und politische Wirrsale aller Art das Leben verdüsterten, mußten überhaupt nur zu leicht in vielen Gemüthern diese mystische Richtung, den Zug nach dem Uebersinnlichen hervorrufen. In Straßburg fand sich damals eine allgemeine Hingabe an diese Denk- und Gefühlsrichtung. Die Stadt war ebenfalls unter dem Banne; auch die Predigerbrüder und Barfüßer, die noch am längsten ihre Kirchen dem Volke hatten offen gehalten, fügten sich dem päpstlichen Befehle. Nur Tauler scheint, wie noch einige wenige Geistliche, fortgefahren zu haben, dem Volke beizustehen. Auch in Basel, wo durch päpstliche Vergünstigung das Interdict einige Zeit außer Wirksamkeit gesetzt war, wirkte Tauler um diese Zeit mit einem Freunde, dem Mystiker Heinrich von Nördlingen, einem Weltpriester, durch welchen er wahrscheinlich auch mit den zwei frommen geistvollen Schwestern, der Abtissinn Christina Ebnerin von Engelthal bei Nürnberg und der Nonne Margaretha Ebnerin im Kloster Maria-Medingen, Bisthums Augsburg, bekannt wurde, die ihn innig verehrten. Von Basel kam er nach Köln, wo mehrere Mystiker, lauter Dominicaner, damals sich aufhielten. Mit dem sel. Henricus9 Amandus Suso scheint Tauler ebenfalls in Verkehr gestanden zu haben; den berühmten Mystiker B. Johannes256 Ruysbroek hat er wirklich besucht. Namentlich aber ist von Tauler's Wirksamkeit sein Predigen in Straßburg in den Jahren 1336, 1341, 1345 hervorzuheben, worüber das Nähere bei W.W. (X. 689–694) nachzusehen ist, wo auch sein Eifer in Tröstung der Kranken und Sterbenden durch den Empfang der heil. Sacramente lobend hervorgehoben wird. Auch findet sich dort Näheres über seine Schriften, welche jedenfalls schwerer zu verstehen sind, als die des Verfassers der »Nachfolge Christi.« In Köln predigte er auch bei den Dominicanerinnen von St. Gertrud. Es war die Erneuerung des klösterlichen Geistes und die wahre innere Heiligung, die er mit heiligem Ernste empfahl, wobei er auch Warnungen gegen die Begharden geltend machte. Vor seinem Ende kehrte er nach Straßburg zurück. Dort starb er am 16. Juni 1361 in einem Gartenhause des Nonnenklosters St. Klaus in den Linden, wo seine Schwester lebte. Dieses Todesjahr ist in den meisten Berichten angegeben, während bei Feller und Zedler das J. 1379 genannt ist, bei Letzterem mit dem Datum des 15. Juli. Der sel. Johannes Tauler wurde in seinem Kloster begraben. Sein Grabstein steht jetzt in der vormaligen Prediger- jetzt Neuenkirche, die den Protestanten gehört. Von Tauler's Schriften sind einige ursprünglich deutsch verfaßt, und sie setzen in der Ausbildung der deutschen Sprache einen bedeutenden Fortschritt voraus. Dieselben bestehen in Predigten und asketischen Abhandlungen. Zahlreich sind diese Schriften bei Zedler (42. 387) und bei Pierer (30. 444) angegeben. Sie erschienen sehr oft in Gesammtausgaben. Hervorgehoben werden am öftesten die Predigten und »die Nachfolgung des armen Lebens Christi,« welche in vielen Ausgaben existirt. †
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.