- Josepha Gentili (4)
4Josepha Gentili, (20. Dec.), eine fromme Wittwe in Brixen, war die Tochter des Hofraths und Hauptmanns Franz von Gentili zu Buchenstein (Dorf im Regierungsbezirke Brixen) in Tyrol. Ihre Mutter hieß Elisabeth von Ingram. Josepha wurde am 24. Juli 1741 auf dem Schlosse Andraz in Tyrol geboren. Schon in ihrem 16. Jahre wurde sie mit dem reichbegüterten Edelmanne Franz Anton von Lidl auf Mayenburg und Katzenzung in Brixen vermählt. Da ihre Kinder nicht am Leben blieben, und ihr Gatte im J. 1779 ebenfalls seine Augen schloß, auch ihr Vater und Schwiegervater schon gestorben waren, so faßte die von ehelichen Banden und Kindersorgen befreite Wittwe, welche nun 38 Jahre zählte und ein Vermögen von gegen 60,000 fl. besaß, bei ihrer Frömmigkeit den Entschluß, in das Institut der »Englischen Fräulein« in Brixen zu treten. Da aber Arzt und Beichtvater aus leiblichen und geistigen Gründen ihr es widerriethen, so mußte sie nun sich bestreben, in der Welt das bisherige fromme Leben fortzusetzen und es noch vollkommener zu machen. Sie band sich durch die einfachen Gelübde zur Haltung der evangelischen Räthe, und namentlich war es nun die Mildthätigkeit, welche sie als ihre liebste und schönste Tugend übte. Wo irgend Hilfe nöthig war, durfte man sich an sie wenden. Sie unterstützte arme gebrechliche Leute, arme Kirchen und Priester. Sie steuerte zu kirchlichen Stiftungen bei. Wöchentlich bekamen 15–17 Studenten von ihr Kost und Geldunterstützung. Sie gewährte den Kranken Speise, und sie selber war es, die lange Zeit 10–12 armen Kranken dieselbe selbst ins Haus trug, sie sonst besuchte und tröstete, für ihre Pflege und Reinlichkeit sorgte, ihnen Wäsche schenkte und namentlich armen Wöchnerinnen liebreich beisprang. Auch gefallener Mädchen nahm sie sich an, sie wieder auf bessere Wege zu bringen, weßhalb sie von Spöttern öfters »die Zuflucht der Sünder« genannt wurde. Sie ließ arme Waisenkinder kleiden, sie ein Handwerk lernen, und bezahlte die Begräbnißkosten unvermöglicher Verstorbener etc. Bei der großen Sterblichkeit in Brixen im J. 1796 und 1797, bei den kriegerisch drohenden Zuständen im J. 1798 war sie besonders freigebig im Hilfespenden, Uebernahme von Quartierlasten etc. Mit Ergebung in Gottes Willen sah sie verschiedene Unglücksfälle, als Hagel und Feuer ihre Güter und Gebäude in Tramin verheeren; doch nahm der zeitliche Segen nicht ab, und sie war immer zu noch größerer Hilfe bereit. Wegen einer eigenen Erscheinung verweisen wir auf das Buch: »Heiliger Tyroler Ehrenglanz« V. 253, nach welchem sie am 20. Dec. 1798 starb, und wo sie auf S. 242–255 ausführlicher geschildert wird. Es ist noch auf Epiphanius9 zurückzuweisen, in welchem man einen ebenso frommen Sprossen ihres Geschlechtes erblickt. (Em.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.