Josephus a Leonissa, S. (1)

Josephus a Leonissa, S. (1)

1S. Josephus a Leonissa, Conf. O. S. Fr. Capuc. (4. al. 7. Febr.). Dieser Heilige wurde geboren im J. 1556 zu Leonissa (Leonessa), einem kleinen Städtchen,1/2 Tagreise südöstlich von Spoleto in der Nähe von Otricoli im Kirchenstaate. Sein Vater hieß Johannes von Desiderio (de Desideriis), die Mutter Francisca Paolini (de Paulinis). In der hl. Taufe erhielt das Kind den Namen Eufranio (Euphronius) und gab schon von Jugend an nicht undeutliche Zeichen einer künftigen großen Heiligkeit. Dem aufblühenden Jünglinge wurden Vater und Mutter durch den Tod entrissen. In einem Alter von 16 Jahren sollte er ein reiches und vornehmes Fräulein heirathen, wozu ihn vorzüglich seine Verwandten gleichsam zwingen wollten. Allein der fromme Jüngling wollte sich ungetheilt Gott zum Opfer bringen, erbat sich daher vom Provinzial P. Urban von Monte Ulmo die Aufnahme in den Kapuziner-Orden, erhielt auch sofort zu Assisi im Kloster Carcerelle das hl. Ordenskleid und den Namen Joseph. Nachdem er noch mehrere Kämpfe besonders mit seinen Verwandten glücklich durchgefochten hatte, legte er (wahrscheinlich im J. 1573) die feierlichen Ordensgelübde ab, und wurde dann nach einigen Jahren, nachdem er das gehörige Alter erreicht und seine Studien vollendet hatte, zum Priester geweiht. Am 1. Aug. 1587 fügte es die göttliche Vorsehung, daß der schon lang ersehnte Wunsch seines Herzens in Erfüllung ging, und er mit noch zwei Capuzinern und einem Laienbruder als Missionär nach Pera, einer Vorstadt von Constantinopel, gesendet wurde. Ihre Aufgabe war zunächst, für die geistlichen Bedürfnisse der unter den Mohammedanern lebenden Christen zu sorgen. Allein den P. Joseph trieb sein großer Seeleneifer noch weiter; er wollte auch die Mohammedaner bekehren, und er war auch so glücklich, einen sehr vornehmen Renegaten wieder für den Glauben zu gewinnen. Dieß zog ihm viele Leiden, Einkerkerungen und Mißhandlungen zu, und endlich wurde er zum grausamen Tode am Galgen des Hackens (uncus) verurtheilt. Drei Tage und Nächte hing er so, seine rechte133 Hand und seinen rechten Fuß mit einem eisernen Hacken durchstochen, unter unnennbaren Schmerzen an diesem Balken. Seine Peiniger sollen auch noch ein Feuer unter ihm angezündet haben, um ihn durch Rauch vom Bekenntnisse seines Glaubens, das er immer fortsetzte, abzuhalten. Nach drei Tagen, als er schon glaubte, sein letzter Augenblick sei jetzt gekommen, wurde er wunderbar befreit. Nach Butler (II. 407) hätte der Sultan sein Todesurtheil in die Strafe der Verbannung umgeändert; aber in dem Werke des Papstes Benedict XIV. De Canoniz. (l. 3. c. 12. nr. 20), wo auch der Grund angegeben ist, warum unser Joseph nicht als Martyrer, sondern als Bekenner erklärt wurde, und in dem dort (Tom. V. pag. 131–140) sich findenden Compendium vitae, sowie auch in der Canonisationsbulle heißt es ausdrücklich, daß ein Engel in Gestalt eines Knaben ihn befreit und von seinen Wunden geheilt habe. Dieser gab ihm auch den Willen Gottes kund, wieder nach Italien zurück zu kehren, was er auch in Begleitung des bekehrten Renegaten sogleich that. Sie reisten über Venedig direct nach Rom, wo sich Beide dem hl. Vater Papst Sixtus V. zu Füßen warfen, der Eine als Bekenner des Glaubens, der Andere als reumüthiger Sünder, jetzt Büßer. Der Heilige hatte 2 Jahre in Constantinopel zugebracht. Die andern 2 Patres wurden von der Pest dahingerafft; was aus dem Laienbruder geworden, steht nirgends verzeichnet; wahrscheinlich ist er auch wieder mit dem Heiligen nach Italien zurückgekehrt. Die Obern wiesen nun dem hl. Joseph das Amt eines Bußpredigers oder Missionärs in der Provinz Umbrien in der Nähe seiner Heimath an, welches er auch durch mehr als 20 Jahre mit Eifer und unbeschreiblichem Segen zum Nutzen von Tausenden von Seelen bis an sein seliges Ende verwaltete. Der Herr bekräftigte auch sein Wort durch viele und mannigfaltige auffallende Wunderzeichen. Er predigte meistens des Tages 2–3 mal; ja er soll öfters 11 bis 12 mal gepredigt haben. Mit diesen seelsorglichen Arbeiten verband er, wie er dieß von Jugend auf zu thun gewohnt war, eine unglaubliche Lebensstrenge, durch immerwährendes Fasten, blutige Geißlungen etc. Gegen Ende seines Lebens prüfte ihn der Herr noch mit einer sehr schmerzhaften Krankheit. Er bekam ein Krebsübel, welches, obwohl er sich zweimal operiren ließ, seinem Leben ein Ende machte am 4. Febr. 1612, und zwar im Capucinerkloster Amatrice, einem Städtchen der Diöcese Rieti (Reate). Er war 56 Jahre alt, von denen er 40 im hl. Orden verlebt hatte. Gleich nach seinem Tode ereigneten sich gar viele wunderbare Dinge. Der Zulauf des Volkes aus der ganzen Umgegend war so groß, daß der hl. Leib erst 5 Tage nach seinem Tode begraben werden konnte, was dann an einer Seitenwand der Capuzinerkirche geschah. Im Monat September 1639, während eines länger andauernden Erdbebens, welches allgemeine Verwirrung in Amatrice hervorbrachte, entwendeten die Bürger seiner Vaterstadt Leonissa den hl. Leib, brachten ihn voll Jubel in ihre Stadt und setzten ihn in der Maria-Hilfskirche bei. Sein Herz wird dort noch jetzt unverwesen und einen lieblichen Geruch ausduftend aufbewahrt. Nachdem auf die Fürbitte des Dieners Gottes fortwährend Wunder geschahen, wurde er endlich am 22. Juni 1737 von Papst Clemens XII. in der St. Peterskirche feierlich selig gesprochen, und war dieses die 15. Beatification, welche in dieser vatikanischen Basilika stattfand, wie Papst Benedict XIV. in seinem Werke De Canoniz. (l. 1. c. 24. nr. 13) angibt. Die Feier seiner Canonisation erfolgte dann am 29. Juni 1746 von Papst Benedict XIV. zugleich mit seinem hl. Ordensbruder Fidelis von Sigmaringen und noch 3 andern Heiligen (nämlich Camillus de Lelliis, Petrus Regalatus und Catharina von Ricci), deren Canonisations-Acten im 5. Bande der Werke des Papstes Benedict XIV. sich finden. Unser hl. Joseph steht am 4. Febr. als seinem Todestage im Mart. Rom. und an diesem Tage wird auch sein Fest im Capuzinerorden als dupl. II. Cl. gefeiert. Die Franciscaner feiern es am nämlichen Tage als einfaches duplex. An diesem Tage können auch alle Christgläubigen in den Kirchen des Capuziner-Ordens einen vollkommenen Ablaß gewinnen. Sein Leben ist von mehreren beschrieben worden, zuletzt von P. Lechner in seinem »Leben der Heiligen aus dem Orden der Kapuziner« (I. 81–144). Abgebildet wird der hl. Joseph gewöhnlich wie er am Hacken-Galgen hängt und das Bild Jesu des Gekreuzigten in der linken (freien) Hand hält und denselben den Zuschauern verkündigt; unten sind dann die Henker um das Feuer zu sehen; oder er hält auch den Galgen als Attribut in den Händen. Oft ist er auch blos mit dem Crucifix in der Hand abgebildet. (J. M. R.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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