Julianus, S. (82)

Julianus, S. (82)

82S. Julianus, (28. Aug.), einer der berühmtesten Martyrer in Frankreich, welcher um das J. 304 bei Brioude (Brivas, Brivates), einer Stadt175 in der Auvergne am Flusse Allier (Elaver), litt und schon im 5. Jahrh. Patron der Diöcese von Auvergne war. Die Bollandisten haben nebst der vom hl. Gregorius von Tours verfaßten ausführlichen Erzählung über die Wunder dieses hl. Julianus noch zwei kurze Lebensbeschreibungen über ihn aufgenommen, deren wesentlicher Inhalt in Folgendem besteht: Der hl. Julianus stammte aus einer edlen Familie von Vienne im südlichen Frankreich (Dauphiné) und wählte zu seinem Berufe den Soldatenstand. Er hatte dabei einen Freund, nämlich den hl. Ferreolus3, einen Tribun im Heere des Reiches, mit welchem er im Glauben und in der Liebe verbunden war. Als dieser unter dem Statthalter Crispinus eine arge Christenverfolgung herannahen sah, gab er dem hl. Julianus den entfernen, damit er, wenn der erste Sturm der Verfolgung vorüber wäre, den überlebenden Christen ein Tröster seyn könne. Und der hl. Julianus, welcher dabei auch an den Rath des Herrn sich erinnerte, aus Klugheit von einer Stadt in die andere zu fliehen, begab sich mit Hinterlassung aller seiner Güter nach der benachbarten Auvergne und verbarg sich in der Nähe von Brioude, nicht aus Furcht vor dem Martertode, sondern weil er noch Mehreren dienen zu können hoffte, und wohl auch, weil er besorgte, es möchten ihm vielleicht seine Eltern in Erreichung der Marterkrone hinderlich seyn etc. Daß er nicht aus Furcht vor dem Martertode sich entfernte, geht auch daraus hervor, daß er eben nach Brioude sich begab, wo die Götzendiener besonders ihr Wesen trieben. Kaum hatte der Statthalter Crispinus von seiner Entfernung Kenntniß erlangt, gab erden Befehl, daß man ihn tödten solle, wo immer man ihn finden würde. So kamen denn seine Verfolger auch in die Nähe von Brioude, nämlich nach Vinicella (Vincella), wo der hl. Julianus in einer Hütte bei alten Leuten sich verborgen hatte. Da er nun merkte, daß seine Verfolger sich näherten, ließ er sich, um den alten Leuten durch seine Anwesenheit nicht gefährlich zu werden, nicht mehr länger verborgen halten, sondern trat muthig hervor, und sagte zu seinen Verfolgern: »Hier bin ich, den ihr suchet; gegen mich richtet euer Eisen und erfüllet so den euch gewordenen Auftrag.« Und da sie voll Erstaunen zögerten, fügte er bei: »Wohlan, stoßet zu! Ich habe kein Verlangen nach dieser Welt, sondern sehne mich darnach, bei Christus zu seyn etc.« Nachdem er dieses gesprochen und noch ein wenig gebetet hatte, zückten sie das Schwert auf seinen Nacken und tödteten ihn. Dann schnitten sie ihm das Haupt ab, wuschen es in einer vorbeifließenden Quelle und brachten es nach Vienne zu Crispinus, der es dem hl. Ferreolus übergeben ließ. Der Rumpf des hl. Julianus wurde nach Brioude gebracht und dort in der Nähe der alten Stadt von zwei alten Männern begraben, die dadurch ihre Jugendkraft wieder erhielten, während der Quelle, in welcher sein Haupt gewaschen worden war, eine große Wunderkraft zu Theil wurde. Auf seinem Grabe wurde zuerst eine Kapelle und dann eine größere Kirche gebaut. Der hl. Gregorius von Tours berichtet viele Wunder, welche Gott auf die Fürbitte des hl. Julianus wirkte; auch erzählt er, wie der hl. Bischof Mamertus176 von Vienne, der im J. 475 starb, bei dieser Stadt das Haupt des hl. Julianus sammt dem Leibe des hl. Ferreolus aufgefunden hat, und wie dem hl. Bischof Germanus25 von Auxerre, als er im J. 431 auf seiner Reise über Arles nach Brioude kam, auf seine Bitten der bisher unbekannte Tag des Martyriums unseres hl. Julianus, nämlich der 28. August, geoffenbart worden ist. Im 7. Jahrhunderte wurden die Gebeine des hl. Ferreolus mit dem Haupte des hl. Julianus in die Stadt Vienne selbst übertragen, wo dann eine Kirche ihnen zu Ehren gebaut ward. Seitdem 6. Jahrhunderte sind in Frankreich an verschiedenen Orten viele Kirchen zu Ehren dieses hl. Julianus gebaut worden, wie der hl. Gregorius von Tours angibt, nach welchem auch in Paris eine Kirche seinen Namen getragen habe, die später den Namen St-Julien-le-Pauvre hatte.177 Auch finden sich nach demselben an verschiedenen Orten Reliquien von unserm hl. Julianus, namentlich in Tours etc. Unter den vielen Wundern, welche der hl. Gregorius erzählt, ist auch dieses, daß er selbst auf die Fürbitte des hl. Julianus von heftigen Kopfschmerzen befreit worden sey etc. Auch im Mart. Rom. findet sich unser hl. Julianus am 28. Aug. und zwar mit dem Beisatze, daß er in der Verfolgung des Kaisers Diokletian gemartert worden sey. (VI. 169–188.)



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