Junianus, S. (3)

Junianus, S. (3)

3S. Junianus, (16. Oct.), von einem Hagiologen auch Ninianus oder Vivianus genannt, war ein Anachoret im franz. Gebiete von Limoges (Lemovicum), ein Schüler des hl. Amandus10, mit dessen Leben das seinige so enge verknüpft ist, daß die Neo-Bollandisten beide Lebensgeschichten miteinander nach einem geschriebenen Codex von Cluny geben, nachdem sie vorher den Irrthum beseitigt haben, daß dieser hl. Amandus10, dessen Fest übrigens eigentlich am 26. Aug. gefeiert wird, identisch sei mit S. Amandus8 (s. S. Junianus1). Unser hl. Amandus10 soll der Sohn eines ungarischen Königs, oder, wie die Bollandisten verbessern, etwa der Sohn eines unter Attila, dem Verwüster Galliens, kämpfenden Feldherrn gewesen seyn und selbst unter dem Gothenkönig Alarich oder dem Frankenkönig Clodoväus gekämpft haben. Jedenfalls war er nach dem bezeichneten Codex von hoher Abkunft und lebte zur Zeit des Gothenkönigs Alarich II., der im J. 484 zu regieren begann. Um die Zeit nun, da der hl. Bischof von Rheims predigte, und der Frankenkönig Clodoväus (Chlodwig) die heil. Taufe empfing (496 n. Chr.), verließ unser hl. Amandus Alles, was er hatte, und begab sich, um ungestört Gott dienen zu können, an einen einsamen Ort, welcher dem hl. Bischofe Ruricius I. von Limoges gehörte und Commodoliacus (später St. Junian) hieß. Dort erbaute er eine Hütte am Abhange eines Berges, nicht fern von der Stadt Limoges, an der Gränze der Provinz Poitou, inder Nähe der Flüsse Vienne (Vigenna) und Glane (Glana), umgeben von wüsten Felsen. Während er nun dort einsam ein frommes, ganz Gott geweihtes Leben führte, wurde er von Hirten aufgefunden184, durch die sein Ruf so verbreitet wurde, daß auch der hl. Ruricius (Roricius) davon Kenntniß erhielt, der ihm sofort eine kleine Zelle bauen ließ. Nachdem der hl. Amandus einige Zeit so gelebt und manche Kämpfe mit dem Feinde des Heils durchgekämpft hatte, kam ein frommer Knabe, Namens Junianus185, zu ihm, klopfte an seine Zelle und bat um Aufnahme. Doch der Heilige, der einen Betrug des Feindes vermuthete, öffnete ihm nicht sogleich, sondern ließ ihn einen Tag und eine Nacht draußen stehen; da soll es nun die ganze Nacht geschneit haben, ohne daß Junianus dadurch naß geworden wäre, weßwegen man später in Limoges ein Fest feierte unter dem Titel S. Juniani a Nivibus, d.i. »St. Junianus vom Schnee« (St-Junien des Neiges). Nachdem, endlich, Amandus von der guten Absicht des Knaben sich überzeugt hatte, ließ er ihn mit Freunden zu sich kommen und zeigte ihm die Wege des Heils. Und der hl. Junianus, welcher ja deßwegen, um der höheren Vollkommenheit nachzustreben, seine Eltern und Alles verlassen und dem hl. Amandus sich angeschlossen hatte, machte auch in allen Tugenden, namentlich in der Demuth, solche Fortschritte, daß er seinem Lehrer nicht blos nachahmte, sondern von der göttlichen Liebe angeflammt, auch noch übertraf. Nachdem der hl. Amandus um das J. 500 gestorben und von seinem hl. Schüler Junianus in der Felsenhöhle, wo er früher gelebt, ehrenvoll bestattet war, führte dieser noch lange Zeit in seiner Zelle ein einsames Leben, ausgezeichnet durch alle christlichen Tugenden, so daß sein Ruf bald in der ganzen Umgegend sich verbreitete, und Viele zu ihm kamen, um seinem Gebete sich zu empfehlen. Besonders geschah dieses, da in der Nähe seiner Zelle eine große Schlange sich zeigte, welche die in ihrem Anliegen ihn besuchenden Bewohner der Gegend in Furcht und Schrecken versetzte, Einige derselben auch tödtete, dann aber auf sein Gebet durch das Zeichen des hl. Kreuzes unschädlich gemacht wurde. Nach der Sage floh sie nämlich auf seinen Befehl durch das Gebiet von Poitiers und begab sich bei Sables-d'Olonne (Arenae Olonenses) im Depart. Vendée ins Meer. Aber auch noch mehrere andere Wunder werden von ihm erzählt. Als nämlich an der Gränze von Poitiers eine Pestkrankheit viele Menschen dahinraffte, und der hl. Junianus in dieser Noth um Hilfe angegangen wurde, kam auf seine Fürbitte, wie dort bei Moyses aus dem Felsen, in seiner Zelle eine Quelle hervor, deren Wasser alle diejenigen heilte, welche gläubig davon tranken. Ein anderes Mal wurde auf sein Gebet ein Blinder, dann ein anderer Mensch, welcher lahm und taub war, ferner der jüngere Ruricius, auch Proculus genannt, welcher später als Ruricius II. Bischof von Limoges wurde und auch als »heilig« verehrt wird, von einer argen Krankheit vollkommen geheilt. Nachdem er noch mehrere andere Wunder gewirkt, von welchen auch der hl. Gregorius von Tours in seinem Werke De Gloria Confessorum (cap. 103) als Augenzeuge einige anführt, starb er endlich um das J. 535, in einem Alter von 55 Jahren, von welchen er 40 Jahre in der Einsamkeit zugebracht hatte. Somit würde er um das J. 480 geboren, und in einem Alter von 15 Jahren zum hl. Amandus gekommen seyn. Nach seinem Tode wollte der hl. Ruricius II. seinen heil. Leib, vor welchem ebenfalls viele wunderbare Heilungen stattfanden, nach Limoges bringen. Da aber dieses nicht möglich war, erbaute er nicht weit von seiner Zelle zu Ehren des hl. Andreas eine »Basilica«, wo er denselben ehrenvoll beisetzte, und zwar nicht weit von der Dornstaude, unter welcher der Heilige bei Lebzeiten seine Gebete zu verrichten pflegte. Das Grabmal selbst kam gerade auf diese Dornstaude, welche Ruricius zu diesem Zwecke hatte umhauen lassen, die aber, da die Wurzel in der Erde blieb, noch fort grünte, wie man später deutlich bemerkte. Durch das Almosen der frommen Wallfahrer entstand nach und nach ein Klösterlein, und im J. 848 war dort ein berühmtes Kloster unter dem Namen des hl. Junianus, welches zwar bald nach diesem Jahre von den Normannen zerstört, aber um das J. 880 wieder aufgebaut wurde. Um das J. 990 wurde sein heil. Leib unter dem Abte Itherius erhoben, und am 26. Januar mit großer Feierlichkeit auf den Hochaltar gesetzt. Um das J. 1014 wurde die Kirche von dem hl. Propst Israel (s.d.) restaurirt. Am 21. Oct. 1102 wurde sein hl. Leib neuerdings transferirt und zwar zugleich mit den Leibern des hl. Amandus1, der auf Veranlassung des hl. Abtes Hugo von Cluny am 26. Aug. 1075 von dem Probste Amelius und dem Canonicus Ramnulphus von St. Junien aufgefunden, und des Ruricius II., welcher neben seinem Freunde Junianus begraben worden war, und es sind mehrere Wunder aufgezählt, welche der Fürbitte des hl. Junianus zugeschrieben werden. Selbst während der französischen Revolution sind seine Reliquien unversehrt geblieben, die dann im J. 1820 feierlich ausgestellt wurden. Um das Kloster hatte sich schon frühzeitig eine Stadt gebildet, welche von unserm Heiligen den Namen St. Junien (urbs S. Juniani) führt, im Dep. Haute-Vienne, rechts am Einflusse der Glan in die Vienne, liegt und gegenwärtig 7000 Einwohner zählt. Die Neo-Bollandisten geben pag. 845 ff. ein altes Officium des hl. Amandus10, in welchem auch Vieles von dem Leben desselben und seines hl. Schülers Junianus vorkommt, namentlich viele Wunder erwähnt werden, die am Grabe des hl. Amandus bei und nach seiner am 26. Aug. 1075 stattgehabten Auffindung und Uebertragung in das Grab des hl. Junianus geschahen. In den neuesten Directorien von Limoges findet sich das Fest des hl. Junianus ebenfalls am 16. October, während das des hl. Amandus dort nicht enthalten ist. (VII. 835–851).



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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