Justus Guerin (76)

Justus Guerin (76)

76Justus Guerin, Fürstbischof von Genf, wurde im J. 1578 auf der Burg Tramoy bei Montluel in der franz. Provinz Bresse, welche lange den Herzogen von Savoyen gehörte, geboren und erhielt in der Taufe den Namen Balthasar. Seine dem Bauernstande angehörigen Eltern, Claudius Guerin und Johanna Bazard, erzogen ihn fromm und schickten ihn, nachdem er in der Heimat den Schulunterricht genossen hatte, nach Turin, um dort die Rechte zu studiren. Dort verweilte er jedoch nicht lange, sondern begab sich, um den Gefahren, die dort seinen Sitten drohten, zu entgehen, nach Padua, wo er die Barnabiten kennen lernte, und sich am 2. Febr. 1600 in ihrem Noviziate zu Monce208 unter dem Namen Dom. Justus einkleiden ließ. Nach Ablegung der Ordensgelübde (24. Febr. 1601) ward er nach Pavia gesandt, wo er in den theologischen Wissenschaften sowohl wie in der Frömmigkeit außerordentliche Fortschritte machte. Dort erhielt er die niedern Weihen; die Priesterweihe aber empfing er von dem Erzbischof Friedrich von Mailand, dem Neffen und Nachfolger des hl. Karl Borromäus. Nach Monce zurückgekehrt verwaltete er besonders das heilige Bußsakrament mit außerordentlichem Nutzen. Der junge Pater erwarb sich das Wohlgefallen seiner Ordensvorstände und ward von ihnen in Gemeinschaft mit mehreren Andern nach Turin geschickt, um dort ein neues Ordenshaus zu gründen. Daselbst erwarb er sich durch seinen heil. Wandel überhaupt, so wie durch einen mit bestem Erfolge vorgenommenen Exorcismus die Achtung und Verehrung aller Einwohner. Der Herzog von Savoyen übertrug ihm die Erziehung seiner Töchter Maria und Katharina, welche beide als Mitglieder des dritten Ordens des hl. Franciscus im Rufe der Heiligkeit starben. Zu Annecy, wo er ein neues Ordenshaus begründen wollte. machte er Bekanntschaft mit dem hl. Bischof Franz v. Sales, der mit ihm außerordentlicher Beichtvater der Mutter Töchter. Nach dem Tode des hl. Franz v. Sales (1622) und dessen Bruders Johann Franz (1635) blieb der bischöfliche Stuhl längere Zeit unbesetzt; aber es herrschte nur Eine Stimme, daß P. Justus Guerin das Bisthum übernehmen solle. Der demüthige Mönch weigerte sich dessen, bis Papst Urban VIII. im J. 1639 ihn durch eine Bulle zum Fürstbischof von Genf ernannte. Am 25. Juni 1639 wurde er vom Erzbischof Anton Provana consecrirt und am darauffolgenden 17. Aug. als Fürstbischof feierlich eingeführt. Als solcher machte er sich eine Tagesordnung, an die er sich genau hielt. Er schlichtete alle Mißhelligkeiten, die zwischen dem Bischof und dem Domkapitel obwalteten, besuchte alle einzelnen Theile seiner Diöcese und schuf mit Eifer und Klugheit viel Gutes. So ernannte er mit Zustimmung der Herzogin von Savoyen den Neffen des hl. Franz v. Sales, Karl August von Sales, zum Coadjutor und Amtsnachfolger in Genf; in Annecy führte er Missionäre ein, schrieb den Theologen vor Empfang der heil. Weihen geistliche Uebungen vor, errichtete ein Seminar, hielt Synodalversammlungen, verfaßte ein Ritual und nahm in den Klöstern nützliche Reformen vor. Sein väterliches Herz wendete sich Allen zu, besonders den Armen und Verirrten. Als ihn seine Kränklichkeit mahnte, sein Haus zu bestellen, nahm er im Kloster der Barnabiten nochmal die geistlichen Uebungen vor, bezog aber dann auf Anrathen der Aerzte das Zimmer des Beichtvaters der Visitantinnen in Rumilly. Die letzten vier Monate seines Lebens aber war er daselbst im Kloster der Capuziner, indem er sich nur mit dem Himmel beschäftigte. Er traf noch seine letzten Verfügungen in Betreff seines Nachlasses. Seine Meßkleidungen vermachte er seiner Kathedrale, den Barnabiten seine Bücher, den Visitantinnen sein Silbergeräth, aus dessen Erlös sie die Kosten für die Seligsprechung des hl. Franz v. Sales verwenden sollten. Auch ärmerer Pfarreien und der Armen überhaupt hatte er noch gedacht. Nach seinem am 3. Dec. 1645 erfolgten Tode wurde er nach seinem Auftrage bei den Capuzinern in Rumilly beigesetzt. Gott verherrlichte nach Burgener den seligen Prälaten auch durch Wunder. (Burg. III. 277).



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