Juvenalis, S. (3)

Juvenalis, S. (3)

3S. Juvenalis, (3. Mai, al. 7. Aug.), Bischof von Narni (Narnia) in Umbrien, kam nach der bei den Bollandisten aus mehreren alten Handschriften zusammengesetzten Vita als Arzt und Priester im J. 369 auf einer Reise aus Afrika nach Rom in die Stadt Narni213 und wurde von einer frommen Matrone, Namens Philadelphia, in ihr Haus aufgenommen. Es befanden sich in dieser Stadt damals zwar mehrere Christen, aber noch kein Bischof. Um nun einen solchen zu erhalten, reisten mehrere angesehene Bürger nach Rom und baten den Papst Damasus, er möchte ihnen den Priester Juvenalis, den sie als einen heiligen Mann kennen gelernt hätten, zum Bischofe ordiniren. Sie fanden Erhörung ihrer Bitte und kehrten mit dem neuconsecrirten Bischofe in ihre Stadt zurück. Gleich nach seiner Rückkunft ermahnte er das Volk, vom Götzendienste abzulassen und Anbeter Christi zu werden. In einem zur Ehre des hl. Bischofs und Martyrers Valentiuns errichteten Bethause (oraculum) feierte er die hochheiligen Geheimnisse und wirkte viele Wunder. Als er einst wieder zu der Versammlung der Christen sich begab, kam er unterwegs an einem ehernen Stier vorbei, der vor dem Tempel des Bacchus stand, aus welchem so eben ein Priester heraustrat, um zu opfern; dieser packte den Heiligen und wollte ihn nöthigen, vom Götzenopfer zu essen, und steckte ihm deßhalb den Griff des Schwertes in den Mund, den jedoch Juvenalis mit seinen Zähnen festhielt. Als nun der gottesschänderische Angreifer das Schwert zurückzog, stieß er sich dasselbe in die eigene Kehle, so daß er blutigen Schaum ausspie und nach dem Ausrufe: »O Rächer des Briareus, rette mich!« seinen Geist aufgab. Das zusehende Volk staunte hierüber, glaubte und ließ sich taufen. Im 5. Jahre seines bischöflichen Amtes kamen Sarmaten und Ligurier in jene Gegend, um die Städte zu zerstören und Beute zu machen. Schon hatten sie die Stadt Terni (Interamnium) eingenommen und Narni bereits belagert, als der hl. Juvenalis mit seinen Gläubigen zum Herrn flehte und auf der Stadtmauer folgende Verse aus dem 34. Psalm sang: »Ihr Weg soll finster und schlüpfrig werden, und der Engel des Herrn verfolge sie. Denn sie bargen mir ohne Ursache das Verderben ihres Fallstrickes, thaten Schmach an meiner Seele ohne Ursache. Es komme über ihn der Fallstrick, an den er nicht denkt, und das Netz, das er verborgen hat, fange ihn.« Nach Beendigung dieses Gesanges betete er noch laut ein Gebet, und nachdem Alle unter Thränen ihr »Amen« gesprochen, entstand Donner, Blitz und Platzregen so fürchterlich, daß von den Belagerern mehr als 3000 Mann neben der alten Mauer beim Tempel des Hercules ertranken, und so die Stadt gerettet wurde. – Nach 7jähriger Verwaltung seines bischöfl. Amtes starb der hl. Juvenalis am 7. Aug. 376, sein Fest aber wird gefeiert am 3. Mai, an welchem Tage er auch im Mart. Rom. steht und im röm. Breviere in der 9. Lection mit den hhl. Martyrern Alexander, Eventius und Theodulus als Bischof von Narni, welcher durch seine Heiligkeit und Wunder berühmt im Frieden starb, erwähnt wird. Freilich heißt es da, er sei an diesem 3. Mai gestorden; aber die Bollandisten nehmen an, daß er an diesem Tage die bischöfliche Weihe erhalten habe. Er wurde begraben beim obern Thore auf der Flaminischen Straße. Unter seinem Nachfolger Maximuswurde aus gesammelten Mitteln von Seefahrern, dis auf eine Erscheinung des Heiligen hin aus fürchterlichem Meeressturme gerettet worden waren, eine prachtvolle Kirche erbaut und sein Leib in einem aus Marmor, Gold und Silber gefertigten Sarge aufbewahrt. Am Gedächtnißtage fließt aus dem Sarge ein Saft, den man mit Schwamm auffängt und in Gefäße bringt; vermischt mit heil. Oele bringt dieser Saft vielen Kranken Gesundheit. – Im 9. Jahrh. bemächtigte sich der Markgraf Adalbert von Toscana der Stadt Narni mit List und ließ den hl. Juvenalis ausgraben. Der hl. Leib wurde ganz unverwest gefunden und nach Lucca gebracht. Da aber verschiedene Plagen die Einwohner Lucca's heimsuchten, schickten sie denselben nach Rom, wo sehr viele Wunder durch die Verehrung des Heiligen bewirkt wurden. Von Rom wurde aber der Heilige wieder nach Narni gebracht und dort öfters, zum letzten Mal aber im J. 1649, transferirt. Bei den Bollandisten findet sich S. 403 sein Bild und S. 405 eine schöne Zeichnung seines Hauptaltars, welche Papebroch dem Bischofe Octavius Avius von Narni im Jahre 1678 widmete. Die Bewohner von Fossano (Fossanum, Fons sanus) im Piemontesischen behaupten jedoch, der Leib des Heiligen sei von Rom aus zu ihnen gebracht worden, und die Bollandisten geben S. 406–417 hierüber viele Actenstücke, kommen aber am Ende zu dem Schlusse, der hl. Juvenalis von Fossano dürfte wohl ein Anderer seyn als der Bischof von Narni, vielleicht ein von dem Vandalenkönig Hunerich aus Afrika vertriebener Bischof, der in Italien sein Leben endigte. – Schließlich wollen wir nach den Bollandisten noch bemerken, daß dieser heil. Bischof Juvenalis von Narni vom hl. Papste Gregorius dem Großen auch ein »Martyrer« genannt wird, weßwegen er auch in vielen andern Schriften ein Martyrer heißt. Da man aber von ihm ein eigentliches Martyrium nicht weiß, so hat man zwei Bischöfe von Narni mit dem Namen Juvenalis angenommen, von denen der Eine ein Bekenner, und der Andere ein Martyrer gewesen wäre. Doch ist in Narni hievon gar nichts bekannt, und so wird es wohl eine Verwechslung seyn mit dem hl. Martyrer Juvenalis5, welcher am 7. Mai in Benevent verehrt wird, aber in mehreren Martyrologien am 2., 3., 5. u. 6. Mai vorkommt. Vgl. auch den folgenden S. Juvenalis4. (I. 386–422).



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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