- Landelinus, S. (1)
1S. Landelinus, (15. Juni), Stifter und erster Abt von Crespin (Crispinii) im Hennegau, so wie auch Stifter der Abtei Lobbes etc., wurde in den Tagen des Königs Dagobert zu Vaux (Vallis) bei Bapaume (Bapalma) in der franz. Provinz Artois geboren. Seine Eltern, die dem hohen fränkischen Adel angehörten, übergaben den 7jährigen Knaben um das J. 644 dem hl. Bischofe Autbertus von Cambray zur Erziehung und zum Unterrichte, von dem er auch um das J. 637 das hl. Sacrament der Taufe empfangen hatte. Als ihn der hl. Bischof in den Klerikalstand aufnehmen wollte, gaben sich einige seiner Verwandten große Mühe, die Sache zu hintertreiben und den Jüngling für die Weltfreuden zu gewinnen, was ihnen auch gelang. Landelin ergriff um das J. 655 die Flucht und führte mit seinen Kameraden ein sündhaftes, räuberisches Leben, weßhalb er zu diesem Zwecke sogar seinen Namen in »Maurosus« umänderte. Der hl. Autberius beweinte den verlornen Sohn und betete inbrünstig um seine Rettung zum Herrn, und das Gebet des heil. Mannes war nicht vergeblich. Als Landelin einmal mit seinen Genossen das Haus eines Reichen zur Nachtszeit plündern wollte, wurde einer der Diebe plötzlich hinweggerafft. Er sah im Traume dessen Seele durch die bösen Geister in die Hölle abführen, während unserm Landelinus ein Engel zur Seite stand, der ihn ernstlich zur Buße ermahnte. Dieser Vorfall und dieses Traumgesicht erfüllte ihn mit solchem Schrecken, daß er bei Tagesanbruch seine Gefährten und Alles verließ. Er kehrte um das J. 660 zu Autberius zurück, warf sich zu seinen Füßen nieder und bat mit Thränen in den Augen um Aufnahme und Auferlegung von Bußwerken. Der hl. Bischof, voll Freude über diese plötzliche Bekehrung, führte ihn in ein Kloster, wo er ein äußerst, strenges Bußleben führte und auf seine Bitte die Tonsur erhielt. Hierauf unternahm er eine Wallfahrt nach Rom zu den Gräbern der hhl. Apostel, die er mit Reuethränen benetzte. Sodann kehrte er wieder zurück und wurde zum Diakon geweiht. Nach kurzer Zeit reiste er zum zweiten Male nach Rom und wurde nach seiner Rückkehr, ungefähr im 30. Jahre seines Lebens, zum Priester geweiht. Um das Jahr 668 reiste er zum dritten Male nach Rom und zwar mit seinen Schülern, den hhl. Adelenus (s. S. Adelinus2) und Domitianus9, auch Deumianus genannt, welche ihn schon längere Zeit im Predigtamte unterstützt hatten. Nachdem er zurückgekehrt war, begab er sich mit Erlaubniß und dem Segen des hl. Bischofs Autbert in die Einsamkeit nach Hennegau14 an einen öden Ort an der Sambre, welcher von dem dort einmündenden Bächlein Laubacus den Namen Laubacum, auch Laubium (Lobbes), erhielt und jetzt ein Dorf in Belgien ist. An diesem Orte, der früher den Namen Labieni Castra gehabt haben soll, gründete er nun um das J. 670 mit seinen Schülern die später so berühmt gewordene Abtei Lobbes (Laubiae, Lobias), deren Leitung er in seiner Demuth einem seiner Schüler, dem hl. Ursmarus, übergab, der dann die begonnenen Gebäude vollendete. Dieser Abtei gab er auch den größten Theil der Ländereien, die er durch die Freigebigkeit der fränkischen Könige erhalten hatte. In der Folge stiftete er, drei Meilen von Lobbes entfernt, an der Sambre ein zweites Kloster zu Aune (Alna), das von dem J. 1148 an dem Cistercienser-Orden gehörte. Ein drittes Kloster gründete er, 8 Meilen von Lobbes entfernt, zu Waslare (Waslaus) im Gebiete Fagne (Fania) im Ardenner Walde, welches er, wie die zwei andern, dem hl. Apostelfürsten Petrus weihte, und welchem er den hl. Dodo vorsetzte. Die Begierde nach größerer Einsamkeit bewog ihn jedoch, seine Klöster zu verlassen; er zog daher mit Adelin und Domitianin den dichten Wald von Amblise (Ambligis, Amligis) im Hennegau, zwischen Mons und Valenciennes, wo sie sich am Flusse Honneau oder Hosneau, auch Haineau (Hion, Hon), der bei dem nahen Condé in die Schelde fließt, mit Baumästen eine Art Zelle errichteten. Da der Herr des Waldes sie hiebei antraf und ihnen zur Pfändung ihre bei der Arbeit abgelegten Kleider nehmen wollte, wurde er gelähmt, aber dann, als er die Kleider wieder zurück gab und sie frei gewähren ließ, vom hl. Landelinus wieder hergestellt. Auch brachte er auf sein Gebet aus der Erde eine Quelle hervor, von deren kräuselnden Wellen (crispantibus undis) er den Ort Crispinium genannt haben soll. Da nun von allen Seiten Schüler herbei kamen, entstand nach und nach die Abtei Crespin, auch Cavea oder Cagia S. Crispini genannt, mit einer ebenfalls dem hl. Petrus geweihten Kirche, deren Leitung Landelinus übernehmen mußte. Da er aber die Einsamkeit über Alles liebte, so baute er sich in der Nähe des Klosters eine eigene kleine Wohnung, wo er sich gewöhnlich aufhielt. Auch seinen Schülern, den hhl. Adelinus und Domitianus, baute er in der Nähe des Klosters eigene Wohnungen – dem Ersteren am Flusse Haineau und dem Andern am Flusse Haine –, damit sie dort den heilsbegierigen Seelen anstatt seiner das Wort Gottes verkündigten, und er selbst desto ruhiger den himmlischen Betrachtungen obliegen könne. Nachdem er so Alles wohl geordnet hatte, nahte sich das Ende seines bußfertigen Lebens, welches durch ein kleines Fieber sich ankündigte. Er rief nun seine Jünger zusammen, ertheilte ihnen noch viele gute Ermahnungen und gab dann, im härenen Bußkleide auf dem aschenbestreuten Boden liegend, seinen Geist auf, und zwar, wie die Bollandisten glauben, um das J. 707, in einem Alter von 70 Jahren, während die Gallische Legende, welcher Mabillon folgt, das J. 685 als sein Todesjahr annimmt, so daß er, da er nach derselben Legende 80 Jahre alt geworden seyn soll, um das J. 605 geboren seyn müßte. Nach Butler (VIII. 137) wäre er im J. 686 gestorben. Seine Schüler begruben ihn sofort in seinem Kloster, wo auf seine Fürbitte viele Wunder geschahen. Sein Name steht am 15. Juni auch im Mart. Rom. mit dem Beifügen, daß er zu Valenciennes (apud Valencenas) verehrt werde. Seine erste Translation geschah am 15. Juni 770 vom Bischof Gottfried von Cambray. Im J. 870 wurde die Abtei Crespin von den Normannen zerstört, aber bald wieder aufgebaut und von Weltpriestern besetzt, bis sie im J. 1080 wieder den Benedictinern übergeben wurde. Am 21. Sept. 1105 geschah eine neue Erhebung, und es wurden Reliquien von ihm nach mehreren Orten gebracht, namentlich nach Cambrai, dann nach Flechdors in der Diöcese Paderborn, von wo sie durch den Priester Konrad Luther nach Odacker bei Arnsberg in Westphalen und im J. 1622 nach Hersberg gebracht wurden. Im J. 1648 kam sein Haupt nach Osnabrück, was die Bollandisten am 15. Juni Alles ausführlich nachweisen. (II. 1062–1068).
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.