- Lasreanus, S. (1)
1S. Lasreanus, (18. April), auch Molassius25. Lasrianus, Lasrenus, Lacerianus, Lafrianus und Lasserianus genannt, zuerst Abt und dann Bischof von Old-Leighlin (Lethglinensis) in Irland, war ein hochberühmter, sehr verdienstvoller Mann seiner Zeit. Die Bollandisten geben am 18. April (II. 543–547) sein Leben nach einer alten Handschrift des Jesuiten Heinrich Fitz-Simon und sagen im Commentare (pag. 543 nr. 3), dasselbe scheine aus alten irischen Handschriften zusammengestellt zu seyn; wenigstens sei es fast eben so, wie die übrigen irischen Vitae, voll von Wundern, im Historischen verwirrt (confusa) und wenig glaubwürdig, was besonders von den seine Kindheit begleitenden Wundern gelte, welche fast bei allen solchen irischen Heiligen gleich oder doch sehr ähnlich sind, so daß oft der Wunsch nicht unterdrückt werden kann, es möchte anstatt der Aufzeichnung dieser (nicht selten sehr sonderbaren) Wunder die sonstige (oft großartige) Wirksamkeit dieser Männer mehr hervorgehoben worden seyn. Nach den von den Bollandisten zurechtgestellten Acten stammte der hl. Lasreanus aus königlichem Geblüte; denn seine Mutter Gemma, welche »ebenso nach ihren Verdiensten, wie nach ihrem Namen ein Edelstein (gemma)« genannt wird, war eine Tochter des mit dem hl. Kolumkille (s.d.) verwandten nachmaligen Schottenkönigs Aedhan (Aidanus), welcher nach dem unglücklichen Tode seines Vaters Ge- branus (Gobranus) mehr als 40 Jahre lang in der irischen Provinz Ulster im Exile lebte, wo Gemma mit Cairellus, einem Edlen des Landes, sich vermählte, dem sie dann um das Jahr 566 unsern hl. Lasreanus gebar. Von Kindheit an soll dieser nach den Acten durch Wunder verherrlicht worden seyn. So soll z.B. ein Blindgeborner, der sich mit dem Badwasser des Knaben wusch, das Gesicht wieder erhalten haben etc. Nachdem Aedhan mit Hilfe des hl. Kolumkille und der Irländer um das Jahr 574 (n. A. 580) seinen väterlichen Thron erhalten hatte, kehrte auch Gemma mit ihrem 12 oder 14 jährigen Sohne Lasreanus nach Albanien (Hochschottland) zurück, wo dieser auch wieder durch Wunder sich ausgezeichnet haben soll. Nach 4 oder 5 Jahren führte ihn seine Mutter wieder nach Irland, und übergab ihn dort der Leitung des hl. Abtes Fintanus6 mit dem Beinamen Munnu (Mundus), eines ehemaligen Schülers des hl. Kolumkille, bei welchem er täglich zunahm an Weisheit und Frömmigkeit vor Gott und den Menschen. Auch hier soll er wieder mehrere Wunder gewirkt haben, z.B. an seinem Onkel, dem hl. Bischof Blaanus (s. S. Blanus2), der ihn besuchte, und dem er ein gestohlenes Pferd wieder verschaffte etc. Als er zum Jünglinge herangewachsen war, verlangte ihn das ganze Volk zum Könige, worauf er jedoch verzichtete, den heimathlichen Boden verließ und sich in die Einsamkeit auf die südschottische Insel Arran (Aranea) begab, wo er den Bewohnern der ganzen dortigen Gegend ein Gegenstand allgemeiner Verehrung war, die durch die vielen Wunderthaten, welche er wirkte, immer mehr wuchs. Aus Verlangen nach gründlicher Wissenschaft begab er sich um das Jahr 598 nach Rom, wo er 14, oder vielmehr, wie der Bollandist Papebroch annehmen zu müssen glaubt, vier Jahre zubrachte und den Vorlesungen des Papstes Gregorius des Großen über die Erklärung der heil. Schriften etc. beiwohnte. Da der hl. Vater die Gnade in ihm immer mehr leuchten sah, weihte er ihn zuerst zum Diakon, dann nach einiger Zeit zum Priester, und schickte ihn nach Irland, um daselbst das Wort Gottes zu verkünden. Da geschah es denn, daß er bei seinen Predigten, die er auf seinen apostol. Reisen hielt, auch an einen Ort in der Provinz Leinster (Lagenia) in der Nähe des Flusses Barrow kam, wo später die Stadt Leighlin26 oder Leighton (Lechlinia, Lethglinnia) entstand, damals aber ein Kloster war, dem der hl. Abt Gobanus27 vorstand, der ihn mit Freuden aufnahm und ihm um das Jahr 614 sogar sein Kloster übergab, während er sich und den Seinigen anderswo ein anderes baute. Als Abt von Leighlin wirkte nun der heil. Lasreanus mit großem Segen, und es sollen sich 1500 Schüler um ihn versammelt haben, die ganz Irland mit dem Wohlgeruche ihrer Tugenden erfüllten, wie es schon der hl. Patricius und der hl. Kainechus (s. S. Kenicus) vorher verkündet haben sollen. Auch als Abt soll er wieder viele Wunder gewirkthalen, namentlich als der hl. Bischof Barrus1 von Cork auf seiner Reise nach Rom ihn besuchte. Um das Jahr 628 machte der hl. Lasreanus eine zweite Reise nach Rom, wurde dort vom Papst Honorius I. zum Bischofe geweiht und ihm das Amt eines apostolischen Legaten in Irland übertragen. Er stand auf dem Leuchter der Kirche als ein weithinglänzendes, himmlisches Licht. Seine Tugenden, wie seine außerordentliche Wundergabe, waren überall bekannt. Als er bei seiner Rückreise von Rom nach Irland bei Dublin landete, erinnerte er sich, an dem Orte der Einschiffung das Evangelienbuch zurückgelassen zu haben und befahl dem hl. Mochomet, dasselbe für ihn zu holen. Und da dieser willig gehorchte, sprach er: »Weil du so gern den Befehl annahmst, so wirst du, damit dein Gehorsam Vielen zum Vorbilde diene, auf einem Steine über das Meer schiffen.« Und der Schüler setzte sich auf den ihm dargebotenen Stein, fuhr auf ihm über das Meer und brachte das Evangelienbuch zurück. Bo werden noch viele andere Wunder erzählt, welche aber, wie auch Papebroch (547. d) bemerkt, wenig Glauben verdienen. Desto wichtiger dagegen ist, was die Acten leider nicht angeben, was aber sonst von ihm bekannt und z.B. auch bei Dr. Todd (S. 49) angegeben ist, daß er nämlich bei dem bekannten Streite wegen der Feier des Osterfestes auf Seite der römischen Kirche stund, während sein Lehrer Fintanus, Abt von Tagmon, den Gebrauch der Irländer vertheidigte, nach welchem das Osterfest immer am 14. Tage des ersten Frühlingsmonates, wenn er ein Sonntag war, gefeiert wurde28, anstatt es immer am Sonntag nach dem 14. Nisan zu feiern. Dieser Streit war auch, wie Papebroch (544. nr. 6) bemerkt, die Ursache seiner zweiten Reise nach Rom gewesen, wohin er mit einigen Andern, die vom Klerus hiezu abgesandt wurden, ging, und da er im Jahre 630 sah, daß in der St. Peterskirche zu Rom Griechen und Hebräer, Scythen und Aegyptier das Osterfest am nämlichen Tage feierten, so wünschte er sehr, daß auch seine Irländer dieß thun möchten, und zwar um so mehr, daß sie sich sonst in manchen Jahren, wie z.B. gleich im Jahre 631, um einen ganzen Monat von der katholischen Kirche unterscheiden würden. Aber so sehr er sich auch bemühte, so konnte er doch diese Vereinigung nicht erzielen, welche vielmehr erst im Jahre 716 durch den britischen Mönch Egberct zu Stande kam, während unser hl. Lasreanus schon am 18. April 640 in einem Alter von 74 Jahren in die ewige Herrlichkeit einging. (II. 543–547.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.