Leobardus, S. (1)

Leobardus, S. (1)

1S. Leobardus, (18. Jan.), auch Leobaldus, Leopardus und Leonardus, frz. St-Léobard oder Liébard genannt, ein Recluse im Kloster des hl. Martinus, und zwar im sogenannten »größern Kloster« (Majus monasterium = französisch Marmoutier), 2000 Schritte von Tours entfernt, war in der Auvergne von angesehenen Eltern geboren. Er besuchte fleißig mit den übrigen Knaben die Schule und lernte, ohne zu wissen, daß er Kleriker werden würde, die Psalmen auswendig. Als er zum reifen Alter gelangt war, drangen seine Eltern, zumal sein Vater, der für sein großes Besitzthum auch für spätere Zeiten noch Leibeserben haben wollte, in ihn, sich zu verehelichen. Der Jüngling ließ sich endlich überreden und feierte mit der ihm angetragenen Braut das Verlöbniß. Ehe es aber zur wirklichen Vermählung kam, starben plötzlich seine beiden Eltern. Leobardus, der setzt noch mehr als sonst die Hinfälligkeit und Eitelkeit alles Irdischen einsah, wollte jetzt ganz frei seyn und deßwegen auch seine Hochzeitsgeschenke an seine Braut zurück schicken. Er begab sich daher nach Umfluß der Trauerzeit zu einem seiner Brüder, um ihm dieselben zu übergeben. Da traf er aber seinen Bruder in einem solchen Zustande der Trunkenheit, daß er von ihm weder erkannt, noch auch in sein Haus aufgenommen wurde, so daß er in einer Heuhütte, wo er dann sein Pferd fütterte, übernachten mußte. Um Mitternacht erwachend dankte er vor Allem Gott für das Seyn und Leben, überlegte dann bei sich die Gefahren dieses Lebens etc. und beschloß nun, die Welt gänzlich zu verlassen. Bei Anbruch des Tages machte er sich auf den Weg, um beim Grabe des hl. Martinus von Tours sein Gebet zu verrichten. Nachdem er einige Tage daselbst verweilt, setzte er über die Loire (Liger) und schloß sich in der Nähe von Marmoutier in eine Felsenzelle ein, welche erst kutz vorher von einem Klausner, Namens Alarich, der sich in eine noch tiefere Einsamkeit zurückgezogen hatte, verlassen worden war. Mit fortwährendem Fasten, Wachen, Beten und Lesen verband er noch das Abschreiben der hl. Bücher. Nach einigen Jahren nahm er Schüler auf, die in Zellen um ihn herumwohnten. Einmal entstand ein Streit zwischen den Brüdern, was ihn so sehr betrübte, daß er seine Zelle verlassen und eine ruhigere aufsuchen wollte. Allein der hl. Bischof Gregorius von Tours, welcher sein geistlicher Führer war und auch sein Leben beschrieb, erklärte dieses als eine Versuchung des bösen Feind es, und so blieb denn der hl. Leobardus wieder in seiner Zelle; Gott aber belohnte diesen seinen Gehorsam so sehr, dgß Er ihm nebst gnderen höheren Erleuchtungen auch die Wundergabe verlieh. So heilte er Geschwüre durch den Speichel seines Mundes und mehrere Arten von Fieber durch von ihm gesegneten Wein. Einem Blinden verlieh er das Gesicht wieder durch Gebet und das Zeichen des Kreuzes, das er über ihn machte. Von diesen Wundern war der hl. Gregorius Augenzeuge; von dem Letzteren auch der Abt Eustachius von Marmoutier. Uebrigens liebte er nichts Uebertriebenes; deßwegen wollte er sich Haare und Bart nicht wachsen, sondern zu gewissen Zeiten scheeren lassen. Nachdem er 22 Jahre in seiner Zelle zugebracht hatte, sah er die Ankunft seines Todes nahen. Er ließ nun den hl. Bischof Gregorius zu sich rufen, der ihm die hl. Wegzehrung reichte, bei welcher Gelegenheit er auch voraussagte, daß er noch vor Ostern sterben werde. Wirklich starb er auch, wie er gewünscht hatte, ganz allein, unter dem Beistande der Engel, wie der hl. Bischof Gregorius bemerkt, und zwar an einem Sonntage den 18. Jan. des Jahres 582oder vielmehr, wie Bollandus meint, des Jahres 588, während Butler (I. 396) und Andere den 15. oder 22. Febr. 593 als seinen Todestag angeben. Gott verherrlichte seinen Diener nicht blos bei Lebzeiten, sondern auch nach dem Tode durch viele Wunder. Sein Leib ward in seiner Zelle und zwar in einem von ihm selbst in den Felsen ausgehauenen Grabe beigesetzt. Das Mart. Rom. erwähnt seines Namens, wie seiner wunderbaren Abtödtung und Demuth am 18. Januar, an welchem ihn auch die Bollandisten behandeln. (II. 198).



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