- Lucia, S. (14)
14S. Lucia, (13. Dec.), frz. Ste-Luce oder Lucie, die allgemein bekannte, hochberühmte Jungfrau und Martyrin, stammte aus einer alten und reichen Familie der Stadt Syracus in Sicilien, und war von Jugend auf im Christenthume erzogen. Ihre Lebens- und Leidensgeschichte findet sich bei Surius nach sehr alten Handschriften, mit. welchen die ältesten Martyrologien, auch das Mart. Rom., im Wesentlichen übereinstimmen, wenn auch später Manches zur Ausschmückung hinzu gekommen seyn mag. Hienach hatte sie ihren Vater schon frühzeitig verloren; aber ihre fromme Mutter Eutychia war nur um so mehr besorgt, ihre Tochter auf den Weg der Gottseligkeit zu leiten. Lucia gelobte in noch zartem Alter Gott die Jungfräulichkeit, ohne ihre Mutter davon in Kenntniß zu setzen, weßhalb diese an eine eheliche Verbindung für ihre Tochter dachte. Mittlerweile wurde die Mutter von einem Blutflusse befallen, der vier Jahre andauerte und an dessen Heilung die Kunst der Aerzte scheiterte. Da beredete Lucia ihre Mutter, nach dem nicht sehr fernen Catania (Catana) zum Grabe der hl. Agatha zu wallen, die dort 50–60 Jahre früher für Jesus gelitten hatte. Als sie dort in der Kirche das Evangelium von der durch Jesus geheilten blutflüssigen Frau lesen hörten, sagte Lucia zu ihrer Mutter: »Wenn du glaubst, was hier gelesen wurde, so glaube auch, daß Agatha durch ihren Martertod vere dient hat, immer in der Gegenwart desjenigen zu seyn, für den sie gelitten. Berühre daher gläubig ihr Grab und du wirst geheilt werden.« Nach vollendetem Gottesdienste warfen sich nun Beide nieder vor dem Grabe der hl. Agatha und baten sie um ihre Fürbitte. Da sie lange Zeit beteten, wurde Lucia vom Schlafe überfallen, und es erschien ihr nun im Traume, von Engeln umgeben, die hl. Agatha, welche zu ihr sagte: »Meine Schwester Lucia, du Gott geweihte Jungfrau! warum verlangst du von mir, was du selbst sogleich deiner Mutter gewähren kannst? Denn dein Glaube ist auch deiner Mutter zu gut gekommen, und sie ist setzt geheilt. Und wie durch mich die Stadt Catania von Christus verherrlicht wurde, so wird durch dich die Stadt Syracus gee schmückt werden, weil du durch deine Jungfräulichkeit Christo eine angenehme Wohnung bereitet hast.« Nun erwachte Lucia und sprach zitternd: »Mutter, Mutter! sieh, du bist geheilt. Nun bitte ich dich denn durch diejenige, auf deren Fürbitte du geheilt wurdest, daß du mir nichts mehr von meinem irdischen Bräutigam sagest, sondern daß du mir das, was du mir für einen Menschen geben wolltest, nun für meinen himmlischen Bräutigam Jesus gebest.« Hierauf erwiderte die Mutter: »Ich habe, was dein vor neun Jahren verstorbener Vater hinterlassen hat, eher vermehrt als vermindert. Wenn du mir einmal die Augen geschlossen haben wirst, gehört Alles dein, und du kannst damit thun, was du willst.« Doch Lucia sagte: »Wenn man Gott nur das gibt, was man doch nicht mit sich nehmen und sterbend nicht mehr benützen kann, ist es Ihm nicht so angenehm, als wenn man Ihm von dem gibt, was man selbst noch benützen könnte. Gib also bei deinen Lebzeiten Christo von dem, was du besitzest, und fange an, Ihm auch von dem zu geben, was du mir zu hinterlassen gedachtest.« Durch diese und ähnliche Reden bewogen, erlaubte ihr die Mutter, mit der sie inzwischen wieder nach Syracus zurückgekehrt war, nicht blos ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, sondern auch von ihrem Vermögen den Armen mitzutheilen. Als der heidnische Jüngling, welchen die Mutter für sie im Auge hatte, davon hörte, daß ihre Güter nach und nach dahin schwanden, fragte er über diesen Umstand ihre Amme, die ihm erwiderte, daß Lucia dafür etwas einkaufe, was unendlich mehr werth sei, mit welcher Antwort er sich eine Zeit lang zufrieden stellte. Da er aber ihre Güter immer mehr schwinden sah, verklagte er sie endlich bei dem Richter Paschasius, weil sie eine Christin sei und gegen die Gesetze der Kaiser lebe. Dieser ließ sie nun vor sich kommen und lud sie ein, den Göttern zu opfern. Sie aber erwiderte: »Ein Gott wohlgefälliges Opfer ist, Wittwen und Waisen zu unterstützen. Dieses Opfer habe ich seit drei Jahren gebracht. Jetzt habe ich nichts mehr zu opfern, als mich selbst. Möge Gott mit diesem Opfer thun, was Ihm gefällt.« Nun steht bei Surius noch eine längere Unterredung der hl. Lucia mit Paschasius, der endlich sagte: »Die Worte (verba) werden aufhören, wenn man zu den Schlägen (verbera) kommen wird,« worauf Lucia erwiderte: »Die Worte Gottes können nicht aufhören.« Paschasius: »Also dist du Gott?« Lucia: »Ich bin eine Dienerin Gottes, der da gesagt hat: Nicht ihr werdet reden, sondern der hl. Geist wird in euch reden.« Paschasius: »Also ist der hl. Geist in dir?« Lucia: »Die da keusch leben, sind ein Tempel Gottes und der hl. Geist wohnt in ihnen.« Paschasius: »Ich lasse dich in ein Schandhaus führen, da wird der hl. Geist von dir weichen.« Lucia: »Der Körper wird nie befleckt, außer mit Einwilligung des Geistes.... Wenn du mich also wider meinen Willen verletzen lassest, wird das Verdienst meiner Keuschheit verdoppelt werden.« Nun ließ Paschasius Männer kommen, um sie in ein Schandhaus abzuführen. Aber keine Gewalt, weder der Menschen, noch der Thiere, die man an sie anspannte, konnte sie vom Platze bewegen. Auch die Zauberer, die man hatte kommen lassen, vermochten nichts gegen sie. Da Paschasius sah, daß die Umstehenden im Begriffe seien, ihn zu verlachen, ließ er Feuer um sie anlegen und dasselbe mit brennendem Pech, Harz und Oel verstärken; aber die hl. Lucia stand unbeweglich und rief: »Ich habe meinen Herrn Jesus gebeten, daß dieses Feuer mir nicht schade, um den Gläubigen die Furcht vor dem Leiden und den Ungläubigen den Muth zur Lästerung zu benehmen.« Nun erbarmten sich einige Freunde über den armen Paschasius und stiegen der hl. Lucia ein Schwert in den Leib (in ejus viscera); aber diese fuhr fort zu beten und verkündete jegt der Kirche den Frieden, der auch wirklich bald erfolgte, indem Diocletian und Maximian im J. 305 die Herrschaft niederlegten und im J. 312 Constantin der Große als Kaiser in Rom einzog. Von Paschasius heißt es aber bei Surius, dem wir gefolgt sind, daß über ihn schlimme Berichte nach Rom wegen Beraubung der Provinz gekommen seien, und daß er zu der Zeit, da die hl. Lucia mit dem Schwerte durchbohrt wurde, von ihren Augen gefesselt abgeführt und dann in Rom zum Tode verurtheilt worden sei. Die hl. Martyrin aber blieb unbeweglich auf ihrem Platze, bis die Priester kamen und ihr die hl. Sacramente reichten, worauf sie dann ihren Geist aufgab. Auf dem Platze ihres Martyriums wurde später eine auf ihren Namen geweihte Kirche gebaut. Daß sie am 13. Dec. starb, findet sich in allen ältern Martyrologien; aber über das Jahr ihres Todes ist man nicht sicher. Gewöhnlich wird das I. 304 als ihr Todesjahr angenommen. Dag ihr Fest schon frühzeitig auch in Rom gefeiert wurde, geht aus dem Sacramentarium des Papstes Gregorius hervor, in welchem auf ihr Fest die Gebete und Antiphonen vorkommen, die wir zum Theil noch in unserem Breviere haben. Auch findet sich ihr Name dort schon im Meßcanon, wo er auch heute noch nach der h. Agatha und vor der hl. Agnes vorkommt. Ihr Leib blieb nach Butler (XVIII. 247) mehrere Jahre in Syracus; später aber wurde er nach Italien gebracht. Nach Siegbert von Gemblours ließ Kaiser Otto I. ihn später nach Metz übertragen, wo er in einer schönen zur St. Vincenzkirche gehörigen Kapelle zur öffentlichen Verehrung ausgestellt wurde. Auch nach Constantinopel scheinen größere Reliquien von ihr gekommen zu seyn, die dann nach Venedig gebracht wurden, wo sie noch verehrt werden, und die Bollandisten zeigen an, daß am 18. Jan. (II. 181) wegen dieser Uebertragung ein Fest gefeiert werde, so wie es am 30. Jan. (II. 1025) heißt, daß an diesem Tage eine Rippe von ihr nach Syracus gebracht worden sei. Am 6. Febr. (I. 766) findet sich ihr Name auch in einigen Martyrologien; in griechischen Kalendern findet er sich auch am 14. Dec., während in den lat. Martyrologien und im Mart. Rom., so wie im römischen Breviere am 13. Dec. ihr Fest gefeiert wird. Weil nach diesen letzten zwei Kirchenbüchern der hl. Lucia das Schwert in die Kehle (guttur) gestoßen worden seyn soll, so wird sie auch gewöhnlich mit einem Schwert und einem Schnitt im Halse dargestellt. Nach Menzel (Symb. II. 43) und Andern soll sie sich ihre Augen, deren Schönheit ihren Freier bezaubert, ausgerissen und auf einem Teller ihm übersendet, dafür aber von der Mutter Gottes neue und noch schönere erhalten haben, weßwegen auch ein Teller mit zwei Augen zu ihren Attributen gehört. Dante hat im 2. Gesang der Hölle sie zur Trägerin des himmlischen Lichts oder der Erkenntniß gemacht, was wohl auf ihren Namen (lux = Licht) Bezug haben mag. Anderswo ist sie dargestellt, wie 6 Menschen und 6 Ochsen vergebens an ihr zerren, und sie nicht von der Stelle bringen etc. (Sur.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.