Lucia de Calatagirone, B. (17)

Lucia de Calatagirone, B. (17)

17B. Lucia de Calatagirone, (26. Sept.), eine Jungfrau vom dritten Orden des heil. Franciscus, wurde auf der Insel Sicilien in der Stadt, von welcher sie zubenannt ist, die aber auch Caltagirone heißt, von angesehenen und gottesfürchtigen Eltern geboren und war von Jugend auf sehr fromm; namentlich hatte sie große Freude am Gebete u. Almosengeben. Im Alter von sechs Jahren wurde sie, da sie während eines heftigen Gewitters von einem Feigenbaume fiel und betäubt liegen blieb, aus augenscheinlicher Todesgefahr durch den hl. Bischof Nicolaus v. Myra, den sie und ihre Eltern hoch verehrten und der ihr in Gestalt eines ehrwürdigen Greises erschien, wunderbar errettet. In späteren Jahren machte sie die Bekanntschaft einer frommen Jungfrau aus Salerno209, welche dem dritten Orden des hl. Franciscus angehörte und in Calatagirone auf Besuch bei ihren Verwandten sich aufhielt. An diese schloß sie sich an. und durch ihre Worte wurde sie endlich bewogen, daß sie, um ganz und gar nur ihrem göttlichen Heiland zu leben, ungeachtet der Widersprüche von Seite ihrer Eltern und Verwandten, ihr Vaterland sammt Allem, was sie dort hatte, heimlich verließ und mit dieser Jungfrau nach Salerno schiffte, wo sie bei deren Eltern210 unter der Leitung dieser Jungfrau allen Werken der Frömmigkeit sich widmete. Nachdem diese gestorben war, suchte sie einen andern Platz, wo sie Gott dienen könnte, und so wurde sie endlich auf ihre Bitte in das zu Salerno befindliche Kloster zur hl. Magdalena, wo Schwestern des dritten Ordens des hl. Franciscus beisammen lebten, aufgenommen. Dort führte sie bis zu ihrem Tode das Leben einer Heiligen, in außerordentlicher Bußfertigkeit, Demuth und Liebe zum leidenden Heilande. Unverwandten Blickes schaute sie auf das Bild des Kreuzes, das sie immer ehrfurchtsvoll in den Händen hielt. Der Ruf ihrer Heiligkeit verbreitete sich nach allen Seiten hin, und viele Jungfrauen sammelten sich um sie. Auch kamen viele andere Leute, um sie in verschiedenen Angelegenheiten um Rath zu fragen. Ihren Schwestern leuchtete sie in allen Tugenden voran, besonders in Gebet, Selbstverleugnung, Armuth und Keuschheit etc. Nach den Bollandisten (367 nr. 37. 38) soll sie längere Zeit die Novizen geleitet haben, ja selbst Oberin des Klosters gewesen seyn, worüber aber in Hub. Men. nichts vorkommt. Wann sie starb, ist ungewiß. Nach Bucelin, der sie auch am 26. Sept., und zwar als »heilig« hat, wäre sie schon im J. 1130 gestorben; aber das kann schon deßwegen nicht seyn, weil sie, wie die Bollandisten ausführlich nachweisen, nicht dem Benedictiner-Orden, dem Einige sie zuschreiben wollten, angehört, sondern dem Orden des hl. Franciscus, namentlich dessen dritten Orden, der bekanntlich erst im J. 1221 gegründet wurde. Nach Hub. Men., wo sie auch noch am 9. Aug. vorkommt, wäre sie um das I. 1400 gestorben, und ihr Todestag wahrscheinlich den 26. Sept., weil sie an diesem Tage in den 3 verschiedenen Martyrologien des Franciscaner-Ordens vorkommt. Wie sie schon während ihres Lebens weit und breit als eine Heilige verehrt und um Hilfe und Trost angegangen worden war, so auch noch ihrem Tode, und es werden mehrere Wunder erwähnt, welche vor und nach ihrem Tode auf ihre Fürbitte von Gott gewirkt wurden. Ihr hl. Leib ruht in einem schönen Grabmale von Marmor auf der Epistelseite des Hochaltares der Klosterkirche zu Salerno, und vor dem Grabsteine, auf welchem sie im Ordenshabit mit einem Crucifixe in der Rechten und einer Lilie in der Linken kunstreich abgebildet ist, brannte sonst beständig eine Lampe. Ihr Haupt wurde, von idrem Leibe getrennt, besonders prächtig in Silber gefaßt. Um ihr Grab sieht man viele Votivgegenstände hängen, besonders silberne Augen, weil die sel. Lucia vorzüglich als Patronin in Augen-Krankheiten verehrt und angerufen wird. Ihre Verehrung genehmlgie schon Papst Leo X. am 30. Juni 1514, und Papst Innocenz XII. erlaubte dem ganzen Orden des hl. Franciscus am Todestage das Fest dieser sel. Dienerin Gottes zu feiern; in neuerer Zeit wird es als dupl. mit einer eigenen Oration etc. gefeiert. Am 11. Dec. 1858 hat Papst Pius IX. allen Kirchen des Franciscus-Ordens auf das Fest der sel. Lucia einen vollkommenen Ablaß auf zehn Jahre verliehen. Durch den 27. General des Capucinerordens, Innocentius von Catalagirone, kam ein Armbein der Dienerin Gottes in ihre Vaterstadt Catalagirone, wo dieselbe wahrscheinlich auch verehrt wird. Bei den Bollandisten, wo ein altes Officium von ihr aufgenommen ist, wird sie ausführlich behandelt, und zwar ebenfalls am 26. Sept. (VI. 361–374).



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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