- Annemundus, S. (2)
2S. Annemundus (Anemundus, Aonemundus, Aunemundus, Cannemundus, Unemundus, Munemundus, Ennemundus, Enemundus, Dalfinus, Dalvinus), Ep. M. (28. Sept.) Der hl. Annemund, dessen Name verschieden geschrieben wird, und der seinem Familiennamen nach Dalfinus (Dalvinus) zubenannt wird, war der Sohn des königlichen Präfecten Sigo und seiner Gemahlin Petronia, und wurde am Hofe des fränkischen Königs Dagobert I. († 638) und seines Sohnes Chlodwig II. († 656) erzogen. Aus letzterem Umstande geht zur Genüge hervor, daß die Bemerkung in den Acten, er sei von Geburt ein Römer gewesen, nicht buchstäblich zu nehmen, sondern etwa dahin zu verstehen sei, daß seine Voreltern aus Rom abstammten. König Chlodwig II. schätzte ihn wegen seiner seltenen Tugenden ungemein hoch und ersah ihn zum Pathen seines älteren Sohnes Chlotar III., der nach dem Tode seines Vaters den königlichen Thron bestieg. Später auf den bischöflichen Stuhl von Lyon erhoben, rechtfertigte er vollkommen das Vertrauen, welches man in ihn setzte, indem er nicht nur mit der größten Genauigkeit alle Hirtenpflichten erfüllte, sondern sich auch als wahren Vater seiner Heerde bewies. Er vollendete oder restaurirte die Gebäude des Klosters zum hl. Petrus und übergab es einer Genossenschaft Gott geweihter Jungfrauen, die sich den Werken der Nächstenliebe ergaben. Auch hatte der Heilige die Freude, den hl. Wilfried und den hl. Benedict Biscop als verehrte Gäste aufzunehmen, da sie auf ihrer Reise von England nach Rom durch Lyon kamen. Als nach dem Tode Königs Chlodwig II. eine Regentschaft in der Person der hl. Bilhild eintrat, wurde er des Majestätsverbrechens angeklagt, und wider Willen oder doch ohne Wissen der hl. Regentin gemeuchelt, am 28. Sept. 659 (nach But. 657). Dieß wird von den Geschichtschreibern verschieden erzählt, je nachdem sie aus Frankreich oder aus England waren. Nach den französischen Schriftstellern hatten die Großen des Reiches schon lange einen Groll gegen ihn gefaßt, da er beim König Chlodwig II. in so hohen Ehren stand, und warteten nur auf eine günstige Gelegenheit, ihn unschädlich zu machen. Diese kam, als die Regentschaft folgte. Sie beschuldigten den Heiligen, daß er sich gegen den rechtmäßigen König (seinen Pathen!) empört habe und meuchelten ihn bei Chalons-sur-Saone, als er eben auf dem Wege war, um vor dem Könige darüber Rede zu stehen. Die englischen Schriftsteller, wie der ehrwürdige Beda, schreiben im Leben des hl. Wilfried, der Hausmayer (Major Domus) Ebroin habe ihn aus Furcht, er möchte seine an dem Volke zu Lyon verübten Bedrückungen bekannt machen, gemeuchelt. Ueberhaupt entstand über Manches in den Lebensumständen dieses Heiligen ein großer Streit, und findet sich darüber bei den Bollandisten eine lange Untersuchung. Einige hielten den hl. Annemund und den Dalfinus, der doch nur der Familienname des Erstern war, für zwei verschiedene Personen; Andere hielten ihn für die nämliche Person mit Sigobrand, der Bischof von Paris war; wieder ward gestritten, ob in den Quellen Brunehild statt Bathild zu lesen sei; dann ob diese (die hl. Bathild) wirklich vom Morde unseres Heiligen gewußt habe etc., bis endlich Bollandus, der Begründer des großen hagiographischen Werkes, bei dem Leben der hl. Bathild, die am 26. Januar verehrt wird, Licht in die Sache brachte, die sodann von seinen Nachfolgern, welche den Monat September bearbeiteten, völlig zur Entscheidung gebracht wurde. Die Leiche des hl. Annemund wurde von Chalons nach Lyon zurückgebracht und daselbst in der Kirche des von ihm restaurirten Frauenklosters begraben. Er wird nach Butler vorzüglich gegen die fallende Sucht (morbus caducus genannt) angerufen, wahrscheinlich deßhalb, weil nach seinem Tode Viele, die mit dieser Krankheit behaftet waren, auf seine Fürbitte von ihr geheilt wurden. Die weibliche Genossenschaft von der »christlichen Vereinigung« zu Paris erhielt 1683 das Haus zum hl. Annemund daselbst und nannte sich nach dem Namen dieses Heiligen.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.