- Marcianus, S. (3)
3S. Marcianus (10. al. 8. Jan.), Dieser hl. Marcianus lebte um die Mitte des fünften Jahrh. unter der Regierung des gleichnamigen Kaisers Marcianus (450–457). Ein geborner Alt römer, hat er in Neurom (Constantinopel) als Priester und Oekonom der Sophienkirche in größter Frömmigkeit gewirkt. Mit Eifer und Sorgfalt wachte er über die Güter und Einkünfte der Kirche. Er genoß das unbedingte Vertrauen des Erzbischofs Anatolus, welcher den Heiligen, ungeachtet er jede Auszeichnung fürchtete, bei jeder wichtigen Sache zu Rathe zog. Ebenso schätzte ihn dessen Nachfolger, der Patriarch Gennadius. Unter seinen Werken ragen vorzüglich mehrere Kirchenbauten hervor. Als im J. 457 die Reliquien der hl. Anastasia nach Constantinopel gebracht wurden, erbaute er ihr zu Ehren eine sehr schöne Kirche; gleich dem Monde oder einem schönen Sterne schimmerte sie mit ihrem goldenen Dach, in der ganzen Rundung war sie mit marmornen Säulen umgeben, und im Innern mit kostbaren Malereien ausgeschmückt; daneben stand die Taufcapelle, nicht minder herrlich gebaut und ausgeschmückt. Die Einweihung der Kirche setzt Baronius ins J. 459, während Boll. beiläufig 464 annimmt. Auch die Kirchen der hl. Irene und des hl. Theodor werden ihm zugeschrieben. (Erbaut nach d.J. 471.) Dem Beten und Wachen war er sehr ergeben; er unterrichtete die Knaben im frommen Leben und war auch Männern mit grauen Haaren, Priestern wie Laien, ein beliebter Lehrer. Dabei war er ein großer Wohlthäter der Armen, denen er nie eine Bitte abschlug. Wenn er nichts Anderes geben konnte, zog er den Rock aus und schenkte ihn weg. Oefter rettete er durch seine Wohlthätigkeit Frauen, die aus Armuth sich der Prostitution hingegeben hatten. Sein heiliger Tod erfolgte nach dem J. 472, vielleicht erst im J. 489. Er soll sterbend gesagt haben: »Zwei Dinge, o Herr, lege ich in Deine Hände: meine Seele und die Kirche«. Das Anthologium Graec. der Boll. hat ihn am 8. Jan. In den Menäen und im Mart. Rom. steht er am 10., im moskowitischen Kalender am 11. Jan. (I. 609–617).
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.