- Marcianus, SS. (9)
9SS. Marcianus (Martinianus), Ep., et 3 Soc. MM. (6. al. 27. März, 17. Juli, 20. Oct., 4. Nov.) Dieser hl. Marcianus, welcher von Einigen, jedoch irrig, auch Martinianus geschrieben wird, war der erste Bischof von Tortona (Dertona, Dertonia Colonia, Dertona Julia, Dherthon, Derton). Die Tradition dieser Kirche verehrt in ihm einen Schüler des hl. Barnabas1, der von der Kirche als Apostel genannt wird, weil er gleich Paulus unmittelbar zum Apostolat berufen wurde. (S. Döllinger, Christenthum und Kirche, S. 140). Als Gründer der Kirche von Mailand (s. Bd. I. S. 338) konnte er in der That den damals noch sehr jungen Marcianus kennen gelernt u. getauft haben. Dieser bekannte später, schon als Kind (ab infantia) den wahren Gott angebetet zu haben. Zugleich wird aber versichert, der hl. Syrus, erster Bischof von Pavia, habe den hl. Marcianus unterrichtet. Als Haupt der christlichen Gemeinde in Tortona wurde er bald dem Statthalter Sapricius angegeben, und in Folge des noch in Kraft bestehenden trajanischen Verfolgungs-Edictes gefänglich eingezogen. Daher sagen einige Martyrologien, er habe unter Trajan gelitten; es ist dieß richtig, wenn man nicht die Zeit, sondern das Gesetz versteht, denn der Zeit nach fiel sein glorreiches Ende in die Regierungszeit des Kaisers Hadrian, ungefähr ins J. 120. Das Verhör war kurz. Als Mar cianus sich weigerte, dem Bildnisse des Kaisers Wein und Weihrauch zu opfern, und auf die Frage des Sapricius: Wer ist also der Gott, den du anbetest? kurz erwiderte: »Ich bete von Kindesjahren zu dem Gott, welcher im Himmel ist« – im Gegensatz zu dem Kaisergott auf Erden, – wurde er mit Feuer, das ihm auf die Brust gelegt wurde, gepeinigt. Der Martyrer ließ sich hiedurch nicht im mindesten erschüttern, sondern schalt vielmehr die feige Grausamkeit des Sapricius. Zum Tode verurtheilt, kniete er auf dem Richtplatz nieder, um betend den letzten Streich zu empfangen. Eine Stimme rief: »Marcianus, komm'! Die Seligkeit ist dir bereitetl« So starb er. Seinen Leichnam begrub der hl. Secundus (s.d.), Martyrer von Asti. Die Auffindung seiner Reliquien nennt Ferrarius (Boll. Oct. VIII. 811) zum 20. Oct. Sie geschah unter dem eilften Bischof von Tortona, Innocentius. Sein Leib war noch unversehrt, das Blut frisch. Seine Grabstätte erhielten anfänglich die Dominicaner, später die Benedictiner. Durch den Irrthum eines Abschreibers oder ein sonstiges Versehen erhielt der Heilige in einem fingirten Marcianus von Tortosa (Dertosa) in Spanien einen Doppelgänger. Von seinen ihm in den Kalendarien beigegebenen Genossen Terentianus und Stephanus wissen wir nur die Namen. Ihre Beisetzung in Tortona (apud Tertonenses reconditio) wird zum 17. Juli erwähnt. Im Mart. Rom. steht Marcianus, Bischof und Martyrer von Tortona, am 6. März, Terentianus, Bischof von Tudertum, am 1. Sept. Ein Stephanus, der hieher bezogen werden könnte, ist nicht angegeben. Bei Surius u. A. finden wir zum 4. Nov. auch die Namen Agricola4 und Vitalis verzeichnet. (S. d.) Ihre Leidensgeschichte, heißt es da, sei unbekannt, an ihrer Grabstätte zu Bologna aber ereigneten sich allerlei Wunderzeichen. Ebenso bei ihrer Uebertragung nach Avignon unter dem Bischofe Namatius, wo ungeachtet ergiebigen Regens deren Träger nicht naß wurden. So berichtet nämlich Gregor von Tours. (de gl. MM. c. 44.) †
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.