Margarita, B. (10)

Margarita, B. (10)

10B. Margarita, V. (18. al. 28. Jan.) Zu den wenigen Klöstern der Dominicanerinnen, die im dreizehnten Jahrh. nicht »eine Schlinge für die Brüder des Ordens, ein Aergerniß für die Völker« waren, wie der hl. Antoninus sich ausdrückt, gehörte zu jener Zeit auch das zu Vesprim, in welchem diese sel. Margarita die erste Anleitung zur Frömmigkeit erhielt. Sie war eine Tochter des Königs Bela IV. von Ungarn und seiner Gemahlin Maria. Sie hatte zwei Brüder: Bela, der frühzeitig starb, und Stephan, der als der fünfte dieses Namens dem Vater in der Regierung folgte. Ihre Schwestern waren: Kinga (Cunegundis), Anna, Constantia, Jolenga, Elisabeth. Sie schlug die Hand des Herzogs Boleslaus des Frommen von Polen und des verwittweten Königs Carl von Sicilien (eines Bruders des hl. Ludwig) aus und erklärte, sie wolle sich lieber Nase und Lippen abschneiden und die Augen ausreißen, als sich von ihrem Gelübde der Jungfrauschaft dispensiren lassen. Von ihrer kindlichen Frömmigkeit schon in den frühesten Jahren gibt ihre ausführlichere Lebensgeschichte die rührendsten Züge. So z.B. brachte sie den Tag vor der hl. Communion immer nur bei Wasser und Brod zu, und durchwachte die ganze Nacht im Gebete. Ebenso den ganzen Communiontag und erst Abends nahm sie einige Speise zu sich. Um des Anblicks des heiligen Leibes unsers Herrn länger sich zu erfreuen, erbat sie sich öfter die Gunst, wenn man die hl. Communion austheile, das Speisetuch halten zu dürfen. Nach dem Empfange des himmlischen Mahles erschien sie nicht selten einen Fuß über der Erde schwebend, in vollständiger Verzückung. Sie war so demüthig, daß sie immer nur längst von andern getragene, zerrissene Kleider anzog, und nicht einmal gestatten wollte, daß man dieselben öfter wasche und reinige. Vom siebenten Jahre an trug sie ein Cilicium, das sie immer verschärfte und als sie älter wurde, mit andern Strengheiten verband. Inzwischen73 ließ ihr Vater auf der Hafeninsel zwischen Ofen und Pesth ein neues Kloster für die Dominicanerinnen bauen und bedachte es mit reichen Vergabungen. »In die neue Pflanzstätte übersetzt, blühte Margaretha in allen Tugenden und Gnaden auf; hohe Fürstinnen und edle Frauen kamen von allen Seiten herbei, um sich an ihrem heiligen Leben zu erbauen und ihrem Gebete sich zu befehlen. Huldreich von Angesicht, edel und ruhig in ihrer ganzen Haltung, gab sie sich niemals weder einer unmäßigen Freude, noch allzu großer Trauer hin. Dem Lobe, das man ihr um ihres hohen Adels und heiligen Lebens willen entbot, war sie gram, und in dem Maße, als sie schon in so früher Jugend sich selbst verschmähte, brannte das Feuer der göttlichen Liebe voll auf in ihrem Herzen und verlieh auch ihrem äußeren Wesen eine höhere Anmuth. Sie war gewohnt, von der Prim bis zum Mittagsmahle dem Gebet zu obliegen; ging sie aus dem Chor, so grüßte sie vorerst das hl. Kreuz und küßte die fünf Wundmale des Herrn unter vielen Thränen. Das Kreuzlein, das sie an sich trug, war von dem Holz des heiligen Kreuzes genommen, daran wir von dem ewigen Tod erlöst wurden. Bei Tische ließ sie niemals zu, daß ihr bessere Speisen gereicht wurden, als der gemeine Convent genoß, und sie genoß davon nur so viel als nöthig war, um das Leben zu fristen.. Kam ihre Mutter, die Königin, oder die Herzogin, ihre Schwester, in das Kloster, so war sie kaum zu bewegen, sich mit ihnen an den Tisch zu setzen; sie wollte im Convente bei den Schwestern bleiben. Sie hielt den süßen Namen Jesu hoch in Ehren und nichts ging ihr über das heilige Opfer des Altares. Sobald die Stillmesse (Canon) begann, vertiefte sie sich in volle Andacht und weinte oftmal bis zum Ende; zuweilen lag sie da, als ob sie verschieden wäre. Wenn sie den Frohnleichnam des Herrn empfing, fastete sie den Tag vorher bei Brod und Wasser und brachte die ganze Nacht im Gebete zu; dann empfing sie unsern Herrn mit so großer Andacht unter einem Strom von Thränen in innigster Vereinigung mit Gott, daß sie stundenlang kein Lebenszeichen mehr von sich gab; den übrigen Tag bis auf den Abend brachte sie dann ununterbrochen im Gebete zu. Maria die Himmelskönigin war ihr vor allen Heiligen gar lieb; ihr widmete sie die höchste Verehrung ihres Herzens. Wo sie etwa ihr Bild gemalt sah, kniete sie davor nieder und sprach den englischen Gruß, oder wenn sie auch nur ihren Namen nennen hörte, neigte sie voll Ehrfurcht in Andacht ihr Haupt. Diese Andacht wußte sie an den vier Hauptfesten unser lieben Frauen, im Advente und an Weihnachten zu verdoppeln, und so viele Opfer und Mühen sie sich auferlegte, diese minnigliche Jungfrau konnte mit St. Paulus sagen: Ich vermag Alles in dem, der mich stärket. Denn ihr schwacher, zarter Leib hätte aus eigener natürlicher Kraft nicht ausgehalten, was sie ihm zu leiden gab; aber sie wurde von ihrem göttlichen Bräutigam gestärkt, der ihr Kraft und Trost verlieh. Getreu einhaltend die Tagzeiten, die Messe und die Predigt, stand sie meistens schon vor der Mette auf um zu beten, und schlief die übrige Nachtzeit selten, ohne ihren Schlaf durch das Gebet zu unterbrechen; wenn sie schlief, legte sie ihr Haupt auf einen Stein. Die Gabe der Thränen ward ihr in so reichem Maße verliehen, daß ihr die Augen und Wangen wie von Feuer gebrannt schienen, und oft waren die Tücher, die sie bei sich trug, und der Schleier auf dem Haupt so von Thränen genetzt, als wären sie aus einem Brunnen gezogen worden. In der Fastenzeit übte sie sich besonders in der Betrachtung der Leiden unsers Herrn; man mußte ihr dann die Leidensgeschichte auslegen, und sie wurde davon allezeit im Innersten gerührt. Während das Wort Gottes verkündet oder die Passion am Palmsonntag gesungen wurde, war ihr Ernst so groß, daß sie oftmal außer sich kam und man für ihr Leben fürchtete. Wenn am stillen Freitag der Priester das heilige Kreuz erhob, konnte man ihren Jammer und ihre Klage in der Ferne hören. Vom hohen Donnerstag bis an den heiligen Osterabend kam sie nie in ihr Bett, sondern legte sich auf den Estrich hin, um ein wenig auszuruhen. Zu der hohen Vollkommenheit, in der sie vor Aller Augen leuchtete, stieg sie auf dem Wege der strengsten Buße hinan. Es war keine Art der Abtödtung aufzufinden, die sie an sich nicht übte. Oft, wenn ihre Mitschwestern am Tische saßen, genoß sie wenig oder nichts, und verhüllte dann ihr Angesicht, um zu beten, während die Andern aßen. Außer in schwerer Krankheit genoß sie von Kindheit an niemals Fleischspeisen. Von ihrem fünften Lebensalter an trug sie kein Linnenzeug mehr auf ihrem Leibe, sondern ließ sich aus Roßhaaren Hemden wirken und trug auf ihrem bloßen Leibe einen Bußgürtel; der Weihel, den sie auf dem Haupte, und das Gewand, das sie an sich trug, waren von grobem, hartem Tuch; oft legte sie spitzige Steinlein in die Schuhe, wenn sie stand oder einherging, und wurde davon so versehrt, daß ihr das Blut von den Füßen rann. Sie schlug sich selber mit Ruthen und ließ sich oft von Andern schlagen. Wurde sie gemahnt, in ihren Bußwerken Maß zu halten, um ihr Leben noch länger zum Dienste Gottes zu fristen, so antwortete sie: ›Wer da weiß, wie lang er lebt, mag den Dienst, den er Gott schuldet, auf morgen verschieben.‹ Gegen die Armen war sie überaus barmherzig, mitleidig mit allen Betrübten. Sie bat es sich deßhalb als besondere Gunst aus, eine Kranke, die den Mutterkrebs hatte und einen sehr üblen Geruch verbreitete, bedienen zu dürfen, während Andere vor Eckel ihr sich fast nicht nähern konnten. Von ihren Entzückungen haben wir schon oben Einiges erzählt. Einmal in der Adventszeit leuchtete eine Feuerflamme gleich einer Kugel auf ihrem Haupte; auch die Schwestern, die bei ihr waren, sahen diese Flamme und glaubten, sie brenne, wie es auch wirklich war. Dennoch wurde sie von keinem körperlichen Feuer entzündet, sondern ihr Herz brannte so sehr in göttlicher Minne, daß der Leib davon äußerlich erleuchtet und entzündet ward; als sie wieder zu sich kam, wie aus einem süßen Schlafe erwachend, riefen die Schwestern ihr zu: ›Euch brennt ein Feuer auf dem Haupt!‹ Ohne betroffen zu sein, strich sie mit der Hand das Feuer von dem Haupte, die Feuerflamme war gelöscht und hinterließ den allersüßesten Wohlgeruch. Sie sagte den Tag voraus, an dem sie sterben würde. Mitten in dem starken Fieber, das ihre Kräfte allmählich verzehrte, lag sie ihren heiligen Gebeten und Beschauungen ob, empfing sodann mit großer Andacht den hl. Frohnleichnam und das hl. Oel. Noch in ihren letzten Augenblicken betete sie den Psalm: in te Domine speravi, und als sie zu dem Verse kam: in deine Hände empfehle ich meinen Geist, schied ihre heilige Seele von ihrem reinen Leib unter den Gebeten und dem Klaggeschrei ihrer Mitschwestern, am 18. Jan. 1271.« Sie wurde anfänglich auf der St. Margarethen-Insel bei Ofen beigesetzt, später aber nach Posen übertragen, wo sie noch ruhen soll. Viele Wunder an allen Arten von Kranken verherrlichen ihr Andenken. Obgleich ihre Seligsprechung nicht zu Ende geführt wurde, wird sie von den meisten Hagiographen, auch den Boll., zu den Seligen gezählt. Auf Abbildungen sieht man die Feuererscheinung dargestellt, von welcher wir oben erzählt haben. (II. 897–909).



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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