- Maria Raggia (87)
87Maria Raggia, Vid. O. S. Hom. (7. Jan.) Diese Maria, zugenannt Raggi, aus dem Orden des hl. Dominicus, steht bei den Boll. unter den »Uebergangenen«. (I. 354). Bei Marchese heißt sie »ehrwürdig«. Ihm entlehnen wir folgende Skizze. Geboren zu Città di Scio (also nicht auf der Insel Chios wie Migne will) im J. 1552 von angesehenen Eltern (der Vater war ein Genuese und hieß Lucian Raggi, ihre Mutter Blanca war aus Scio) erhielt sie in der hl. Taufe den Namen Maria. Schon als Kind betete sie viel, und war beflissen, mit den Jahren auch in der Frömmigkeit zu wachsen. In ihrem zwölften Jahre wurde sie an einen vornehmen Genuesen, Namens Joh. Maria Mazza verheirathet. So ungern sie diesen Schritt that – lediglich aus Gehorsam gegen den Vater – so fromm lebte sie in der Ehe. Aus derselben gingen vier Knaben hervor: zwei starben in zartester Jugend, die überlebenden traten zu Rom in den Orden des hl. Dominicus. Bald darauf geriethen die tugendsamen Eheleute in türkische Gefangenschaft. Nach einiger Zeit gelang es ihnen zu entfliehen und über Candia nach Sicilien zu entkommen, wo sie drei Jahre in größter Frömmigkeit zu allgemeiner Erbauung in Messina wohnten. Bald darauf erging über die ehrwürdige Maria eine neue, schwere Prüfung. Ihr Mann wurde bei einer Ueberfahrt nach Neapel von den Türken abermals gefangen, dießmal aber getödtet. Die arme Wittwe, welche nun in einem Alter von achtzehn Jahren mit ihren Kindern allein in der Welt stand, übergab sich vertrauensvoll der göttlichen Vorsehung, machte das Gelübde der Ehelosigkeit und ließ sich in den dritten Orden des hl. Dominicus aufnehmen, im J. 1572. Von nun an lebte sie in außerordentlicher Frömmigkeit. Obwohl vom bösen Feinde heftig versucht, blieb sie doch allzeit Siegerin und erhielt von Gott bald höhere Gnaden. Sie befreite einen Priester, welcher während der Messe schweren Anfechtungen ausgesetzt war, durch ihr Gebet. Ein Jüngling, dessen Gemüthsruhe in unerklärlicher Weise gestört war, wurde von ihr gerettet, indem sie ihm eine in frühester Jugend begangene, von ihm aber noch nie gebeichtete Sünde offenbarte und ihn zur Ablegung einer kindlichen Beichte bestimmte. Als sie am 25. Januar 1578 die Nacht im Gebete zugebracht hatte, litt sie so heftige Kopfschmerzen, daß sie glaubte, an denselben sterben zu müssen, eine innerliche Stimme sagte ihr aber, diese Schmerzen seien dieselben, welche der Herr bei seiner Dornenkrönung empfunden habe, sie sei setzt mit derselben Krone geschmückt. Wirklich bemerkte ihr Beichtvater von diesem Tage an Oeffnungen in der obern Kopfhaut, an welchen von Zeit zu Zeit sich Blutspuren zeigten. Dasselbe bemerkte eine Frau, die sie pflegte, und deßha lb einen Chirurgen kommen lassen wollte. Uebrigens hatte sie das Haupt fortwährend bedeckt, da sie Niemanden von dieser Gnadenerweisung wissen lassen wollte. Am Pfingsttag 1683 nach empfangener hl. Communion bat sie den Herrn, Er möge sie seine Leiden tief empfinden lassen. Augenblicklich verspürte sie am Haupte, an Händen und Füßen, eben so an der Seite so schreckliche Schmerzen, daß sie ohnmächtig niedersank und nach Hause getragen werden mußte. Seit dieser Zeit bemerkte ihr Beichtvater Narben an Händen und Füßen von der Größe eines Denars – die nicht bluteten aber blutfarbig waren und öfter hell glänzten. Als sie einmal zum Empfang der Communion sich vorbereitete, erschien ihr einer der zwei Engel, welche sie zum Tische des Herrn zu begleiten pflegten, und offenbarte ihr, daß sie an diesem Tage vor dem göttlichen Gericht zu erscheinen habe. Sie verdemüthigte sich also, bereute ihre Sünden und rief alle Heiligen um ihre Fürsprache an; während sie damit beschäftiget war, sah sie ihren Schutzengel kommen, der ihr ein glänzend weißes Kleid anlegte; bald darauf erblickte sie die glorreiche Himmelskönigin, welche sie mit ihrem göttlichen Sohne vermählte; hiernach wurde von Ihm die Sentenz zu ihren Gunsten ausgesprochen, worauf die Heiligen, welche hievon Zeugen gewesen waren, sie zum Altar begleiteten, wo sie communicirte. Andere Visionen der Art übergehen wir. Krankenheilungen, Vorhersagungen verschiedener Ereignisse u.s.f. finden sich auch in ihrem Leben. Sie starb an der Wassersucht. Vorher hatte sie noch eine Vision, in welcher ihr Jesus selbst das hl. Sacrament reichte. Ihr seliger Tod erfolgte am 7. Jan. 1600, nachdem sie vorher noch dreimal den süßen Namen Jesu angerufen hatte. Man begrub sie mit den Ehren einer Seligen. Aus dem Leichnam floß ein angenehmer Geruch; sie schien noch zu leben; der Cardinal Borromeo, der sie als Leiche sah, rief erstaunt aus: »Wahrhaftig, diese Nonne war eine Heilige«. Aehnlich urtheilte später das General-Capitel des Ordens. Bei Migne heißt sie »ehrwürdig«. (March. I. 34–42).
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.