- Mellitus, S. (1)
1S. Mellitus, Archiep. Conf. (24. April). Dieser hl. Mellitus wird als erster Bischof von London und dritter Erzbischof von Canterbury verehrt. Das Mart. Rom. sagt von ihm, er sei vom hl. Gregor13 nach England geschickt worden und habe die Ostsachsen und deren König zum Glauben bekehrt. Er und seine Reisegefährten Justus61, Paulinus und Russinianus heißen in den Quellen die vier Evangelisten Englands. Er war unzweifelhaft aus dem Kloster des hl. Gregorius in Rom, darauf weist nicht bloß der Name »Abt«,211 welcher ihm in einem Schreiben dieses Papstes beigelegt wird, sondern ganz besonders die Bezeichnung: »unsere Congregation, welche bei dir ist.« Er bekam vom Gregorius die Weisung, die Tempel der Heiden nicht niederzureißen, sondern lediglich die Götzen aus denselben zu entfernen, Altäre hineinzustellen etc. etc. Von Rom hatte er im J. 601 die heiligen Gefäße und Kleider, Reliquien der Apostel und Martyrer, Codices und Kirchenzierrathen mitgebracht. Er taufte den König Sebareth, auch Sebert genannt (596–615). Die Paulskirche zu London dankt ihm ihre Entstehung. (Später mehrmals umgebaut, ist sie jetzt die zweitgrößte Kirche der Welt, leider aber dem katholischen Gottesdienste entfremdet.) Auch von dieser Kirche geht die bedeutsame Sage: sie sei vom hl. Petrus selbst wunderbarer Weise geweiht worden. (Ealredus in vita S. Eduardi) Seine Weihe zum Bischofe erfolgte (Anglia Sacra I. 90) im J. 604. Unter Papst Bonifaz IV. (607–614) kam er wieder nach Rom, wo er einer Synode beiwohnte, deren Beschlüsse er mitunterzeichnete und im J. 610 nebst Briefen an den König Ethelred und den Erzbischof Laurentius von Canterbury nach England brachte. Bald nach seiner Rückkehr nach Gallien verbannt, wurde er vom König Eadbaldus, der ihn auch dahin noch verfolgen wollte, aber vom hl. Petrus selbst dafür gezüchtigt wurde (Anglia Sacra II. 678), zurückgerufen. Die Stadt London versagte ihm die Aufnahme, aber diese Prüfung veranlaßte die Gründung einer neuen dem hl. Petrus geweihten Kirche in Westminster (im J. 609). Bald darauf bestieg er den erzbischöflichen Stuhl in Canterbury (nach d.J. 618), welchen er fünf Jahre, nach einstimmiger Angabe aller Quellen, inne hatte. Als Sage erwähnen wir noch die Stillung eines verheerenden Brandes durch sein Gebet, »als die wüthende Flamme bereits sein eigenes Haus bedrohte.« Unter den wunderbaren Erscheinungen, die von dem fabelhaften Cappgravius erzählt werden, heben wir hervor, daß er eines Tags sich aus seinem Grabe in Canterbury erhob, und dem Weibe, das am Grabe des hl. Augustinus6 wachte, aber das Wachslicht hatte ausgehen lassen, eine tüchtige Ohrfeige (ingentem alapam) versetzte mit den Worten: »Warum lassest du ihn und uns, seine Collegen, ohne die Ehre des Lichtes?« Sein Tod erfolgte am 24. April d.J. 624.212 An demselben Tage wurde auch sein Fest gefeiert. Schon in Beda's Martyrologium (aus dem achten Jahrh.) heißt es zum 24. April: »Beisetzung des Bischofs Mellitus« (depositio Melliti Ep.). Auf Abbildungen sieht man ihn meistens, wie er durch sein Gebet die Flammen einer brennenden Stadt löscht. (III. 280–283).
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.