Mennas, S. (3)

Mennas, S. (3)

3S. Mennas (Mena), Patr. (25. Aug.). Dieser hl. Mennas, aus Alexandria gebürtig, stand eine Zeit lang dem Kloster und Pilgechause St. Samson zu Constantinopel vor. Er hatte sich stets als einen rechtgläubigen und frommen Mann gezeigt, die Beschlüsse des Conciliums von Chalcedon mit Ehrfurcht angenommen und durch Gelehrsamkeit und Reinheit der Sitten sich überall Ehre und Achtung erworben. Als daher Kaiser Justinian I. ihn zum Patriarchen erhob, wurde diese Wahl mit allgemeiner Befriedigung aufgenommen. Im Monat März d.J. 536 wurde er als Nachfolger des abgesetzten Anthimus auf den Patriarchenstuhl erhoben, und vom Papste Agapetus geweiht. Der hl. Mennas blieb auch in seiner neuen Würde der Beschützer der Rechtgläubigen, ein Mann voll Demuth und Frömmigkeit. Ihm zur Seite stand Pelagius, der Apokrisiar des Papstes am Hofe des Kaisers. Sie überreichten mit einander demselben eine Schrift, in welcher die Irrthümer des Origenes be zeichnet und als solche erwiesen waren. Zu demselben Zwecke hielt der hl. Mennas eine Synode, auf welcher fünfzehn Sätze aus den Schriften des Origenes als verdammlich namhaft gemacht waren. Der Kaiser befahl, daß die Verwerfung dieser Sätze von allen anwesenden Bischöfen durch ihre Unterschrift bestätiget werden sollte. Die Verwirrung wurde größer, als der Abt Theodor von Askidas, später Bischof von Cäsarea, welcher ein heimlicher Anhänger des Origenes und seiner Irrthümer war, gleichwohl aber das Verdammungsurtheil gegen ihn unterschrieben hatte, jetzt auch die ausdrückliche Verurtheilung der Schriften des Theodor von Mopsuestia, des Theodoret gegen Cyrillus und des von Ibas an den Perser Maris geschriebenen Briefes (die »drei Capitel«) verlangte, angeblich um die Monophysiten zu gewinnen, in der Wirklichkeit aber um die Beschlüsse des Concils von Chalcedon über die zwei Naturen und zwei Willen in Christus wieder umzustoßen. Der hl. Mennas unterschrieb unter der Bedingung, daß auch der Papst in die Verwerfung willige. (Hefele, Concil-Gesch. II. 789 ff.) Es entstand hierüber eine sehr bedauerliche Spaltung. Das ganze Abendland wollte die »drei Capitel« nicht verurtheilen, weil es in dieser Verurtheilung die Wiederkehr der monophysitischen Irrthümer fürchtete, und weil der Urheber des Streites Theodor von Askidas dem Concil von Chalcedon den Vorwurf machte, es habe die in den »drei Capiteln« allerdings enthaltenen Irrthümer gebilliget. Der Papst Vigilius stand Anfangs dem Kaiser ebenfalls gegenüber, ließ sich aber bewegen, unter Vorbehalt der Gültigkeit der Beschlüsse des Concils von Chalcedon gegen die Monophysiten in die Verwerfung der »drei Capitel« einzustimmen, um den Frieden wieder herzustellen. Das Gegentheil trat ein. Der Kaiser verfaßte ein neues schärferes Urtheil gegen die »drei Artikel«, welchem auch der Papst Widerstand entgegensetzte, weil es schien, daß damit die Beschlüsse des Concils von Chalcedon geschädiget würden. Bei dieser Gelegenheit entschied sich der hl. Mennas gegen den Papst und für den Kaiser, und wurde deßhalb aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen. Aber schon nach vier Monaten kam eine aufrichtige Versöhnung zu Stande, da der Heilige demüthig um Verzeihung und um Wiederaufnahme in die Kirche bat. Allem Sectenwesen gründlich abhold, brachte der hl. Patriarch ein kaiserliches Edict zu Stande, wonach kein Priester in Constantinopel die hhl. Geheimnisse feiern durfte, wenn er sich nicht vom Patriarchen eine besondere Erlaubniß hiezu erbeten und erhalten hatte. (Stolberg-Kerz, Gesch. d. Rel. XIX. 386.) Dieselbe Verordnung galt auch, so oft eine neue Kirche erbaut und dem Gottesdienste übergeben wurde. Sein größtes Verdienst ist, daß er die Einheit der Kirche bewahrte, indem er zugleich den äußern Frieden herzustellen und die Irrenden und Wankenden durch Liebe und Nachgiebigkeit zu gewinnen trachtete, ohne der Wahrheit etwas zu vergeben. Bald darauf starb der hl. Mennas im J. 552. Der Wiederaufbau der Sophienkirche durch den Kaiser Justinian und die Vollziehung ihrer Einweihung war vielleicht das einzige erfreuliche Ereigniß, das der hl. Patriarch erlebte. Unter ihm ereignete sich auch ein großes eucharistisches Wunder, welches wir den Boll. bei dieser Gelegenheit nacherzählen wollen. Es war gebräuchlich, daß Kinder, welche die Schulen besuchten, die Fragmente, welche von der hl. Communion übrig blieben, genießen durften. Eines Tags kam auch ein Judenknabe, dessen Vater eine Glashütte hatte, mit in die Kirche. Da er länger als sonst vom Hause wegblieb, erzählte er dem Vater auf Befragen was geschehen war. Dieser ergrimmte und warf ihn in den glühenden Ofen. Die Mutter, welche davon nichts wußte, meinte, der Kleine wäre verloren gegangen, und suchte ihn. Da sie das Kind nicht fand, wurde sie immer ängstlicher, und rief, laut weinend, wo sie immer hinging, den Namen des Knaben. Zufällig that sie dieß auch, als sie am dritten Tage, beim Glasofen vorübergehend, wieder nach ihm suchen wollte. Da rief eine Stimme aus dem Ofen: »Mutter!« Außer sich vor Freude, trat sie ein, und fand das Kind unverletzt. Eine Frau in purpurrothem Kleide hatte ihm Kühlung zugeführt, der Flamme gewehrt, und Speise gebracht. Beide bekehrten sich. Der grausame Vater, welcher hartnäckig blieb, wurde hingerichtet. (V. 164–171).



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