- Moyses, S. (10)
10S. Moyses, Proph. (4. Sept.). Durfte der Gesetzgeber und Führer des Volkes Israel den vorbildlichen Himmel, das Land Canaan, nicht betreten, sondern nur von der Ferne schauen, so ist er durch die Gnade Jesu, dessen Vorbild und Prophet er gewesen, nun längst in die Freuden des wirklichen Himmelreiches eingegangen. Sein Name hat egyptischen Ursprung, und heißt so viel als »aus dem Wasser gezogene«, der »Gerettete« oder auch »Retter«. Beide Bedeutungen stnd an ihm in Erfüllung gegangen. Er war ein Sohn des Amram und der Jochabed aus dem Stamme Levi. Als Kind nach dreimonatlicher Verbergung in einem mit Harz und Pech bestrichenen Schilfkästchen dem Tode geweiht, wurde er durch göttliche Fügung gerettet und am königlichen Hofe erzogen. Nachdem er hier vierzig Jahre lang in alle Weisheit und Gelehrsamkeit der Egypter eingeweiht worden, lebte er, nach Tödtung eines egyptischen Drängers zur Flucht nach Madian gezwungen, weitere vierzig Jahre, bezeichnend genug als Hirte der Schafe Jethro's, auch hierin ein Vorbild Christi, des guten Hirten, in der Einsamkeit und so zu sagen in der Schule Gottes. Außer seinen Eltern nennt uns die hl. Geschichte noch zwei seiner Geschwisterte: Maria und Aaron. Im Lande Madian verheirathete er sich mit Sephora (Zippora), einer Tochter Jethro's (Jether, Chobab), mit welcher er zwei Söhne, Gerson und Eliezer, zeugte, und erhielt auf dem Berge Horeb, wo ihm Gott im brennenden Dornbusch erschien, die Sendung, sein Volk aus der Knechtschaft Egyptens zu befreien, dessen Lehrer, Gesetzgeber und erster Prophet zu werden, und es in das seinen Stammvätern gelobte Land einzuführen. Gott redete in wiederholten Erscheinungen mit ihm von Angesicht zu Angesicht, »wie ein Mann redet mit seinem Freunde«, und verlieh ihm die Gabe, in Egypten, durch die sogenannten zehn Plagen, die Hartnäckigkeit des Königs und seines Volkes, auf dem Durchzuge durch das rothe Meer und die arabische Wüste den Unglauben und den Ungehorsam der Israeliten durch Wunder der erhabensten Art zu besiegen. Zweimal konnte er, während vierzig Tagen aller Nahrung entbehrend, mit Gott aufs innigste verkehren. Er schrieb die Geschichte der göttlichen Offenbarungen und des auserwählten Volkes bis auf seine Zeit und erhielt aus dem Munde Gottes durch der Engel Vermittelung die zehn Gebote und die übrigen sehr zahlreichen Gesetzesvorschriften. Von seiner Demuth, von seinem Gebetseifer, dessen wunderbare Erfolge sehr oft, namentlich aber im Kampfe mit den Amalekiten herrlich hers vortraten, von seiner gänzlichen Hingabe für sein Volk, für dessen Rettung er selbst aus dem Buche des Lebens gestrichen zu werden verlangte, von seinem Gottvertrauen, von seinem Gehorsame, von seiner unnachsichtlichen Strenge gegen böswillige und hartnäckige Uebertreter des göttlichen Gesetzes und Verächter des göttlichen Dienstes geben zahlreiche Stellen seiner Bücher glänzendes Zeugniß. Seinen Bruder Aaron und dessen Söhne bestimmte er, den gesetzlichen Opferdienst zu verrichten, während er den Bau der Bundeslade und des dieselbe umgebenden Heiligthums selber leitete. Er wurde durch dieses Vlles ein Vorbild unsers Herrn, der ihm ähnlich seinem Volke dereinst von Gott erweckt werden sollte. Dieses Amt führte er weitere vierzig Jahre, bis es Gott gefiel, an der Schwelle des Landes Canaan ihn desselben auf dem Berge Nebo durch den Tod zu entheben. Nicht bloß sein Umgang mit Gott, sein Beruf, sein wundervolles Leben, seine Schriften und weisen Anordnungen bezeugten indessen die Gnade, in welcher er bei Gott stand, sondern auch äußerlich gab sich dieselbe zu erkennen, indem sein Angesicht, als er vom Berge Sinai herabstieg, der Art leuchtete, daß sie seinen Anblick nicht ertragen konnten und er sein Antlitz zu verhüllen genöthiget war. Von dem Kampf des Erzengels Michael um seinen Leichnam haben wir oben (S. 441) schon gesprochen. Eine andere, ungleich größere Verherrlichung wurde ihm dadurch zu Theil, daß Jesus sich auf sein Zeugniß nicht bloß den Juden gegenüber öfter berief, sondern auch sich würdigte, in seiner Berklärung ihn und den Propheten Elias erscheinen zu lassen, um sich mit ihnen zu unterreden. Varianten seines Namens sind außer den angegebenen: Mesrop und Musäus. Auf Abbildungen ist er bekanntlich eine große, ehrwürdige Gestalt, die Gesetztafeln in der Hand; die von der Stirne ausgehenden Strahlen sind sein besonderes Kennzeichen. Oefter ist sein Kleid mit einem T, Symbol des Kreuzes, bezeichnet. Auf altchristlichen Bildern kommt er am öftesten vor, als Sinnbild Christi, wie er Wasser aus dem Felsen schlägt.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.