Petrus Hieremias, B. (141)

Petrus Hieremias, B. (141)

141B. Petrus Hieremias, Conf. (3. al. 10. März). Das Leben dieses Seligen, welches die Boll. ihrer Beschreibung zu Grunde legen, rührt von einem Mitbruder her, der ihn selbst noch gekannt und mit ihm in demselben Kloster zu Palermo (St. Zitta) gelebt hatte. Er war Mönch aus dem Prediger-Orden, und aus vornehmen Geschlechte i. J. 1381 zu Palermo in Sicilien geboren. Sein Vater Arduin war Jurist und Fiscalanwalt des Königs Alphons, seine Mutter stammte aus der adeligen Familie der Nigri in Genua. Der aufwachsende Knabe wurde gut unterrichtet, zumal in der Grammatik u. Dialetik. In seinem 18. Jahre schickte ihn sein Vater nach Bologna, um dort die Rechte zu studiren, um ihm einst in seinem Amte nachfolgen zu können. Durch seinen Fleiß und seine Talente übertraf er bald seine Studiengenossen, so daß er öfter mit Beifall die Stelle seines Professors versehen konnte, wenn dieser durch Krankheit oder ein anderes Hinderniß von seinen Vorlesungen abgehalten war. Einst saß er Nachts mit Studium beschäftigt am Tische, als er stark ans Fenster klopfen hörte. Aengstlich fragte er, was der ungestümme Klopfer von ihm wolle, und erhielt zur Antwort, es wäre sein Vetter da, der auch einst ein Rechtsgelehrter gewesen, aber mehr für andere Leute, als für sein Seelenheil besorgt war, weßhalb er jetzt zur ewigen Strafe verurtheilt sei, und ihm rathe, nicht Doctor zu werden, sondern Gott zu dienen. Auf diese Erscheinung hin entschloß sich der sel. Petrus in ein Kloster zu gehen. Zum Zeichen, wie Ernst es ihm war, kreuzigte er sein Fleisch dadurch, daß er sich einen schweren Bußgürtel machen ließ, den er nie mehr ablegte, so daß er ihm später ganz ins Fleisch einwuchs. Darauf suchte und fand er Aufnahme im Dominicaner-Kloster zu Bologna. Als sein Vater dieses erfuhr, reiste er augenblicklich dahin, um ihn mit Gewalt herauszunehmen und ihn zu nöthigen, den Doctorgrad zu erwerben. Der fromme Novize weigerte sich, seinen Vater auch nur zu sehen: »Saget meinem Vater, daß ich wohl bin und mir Nichts mangelt, was er mir noch geben könnte, als daß er für mich bete«. Dann ging er zum Superior und bat ihn, den Vater zu trösten; er könne sich, weil in die frommen Uebungen des Hauses vertieft, hiemit nicht befassen, und wenn er's könnte, so wollte er's nicht. Natürlich wurde der Mann darüber sehr bös, schalt auf den undankbaren Sohn und die Flegelhaftigkeit der Mönche, worauf der Superior ihn zu beruhigen suchte, und mit dem Versprechen, ihm wo möglich zu seinem Ziele zu verhelfen, vor seiner Abreise in die Heimat wieder zu kommen einlud. Unterdessen hatte der Sohn unablässig mit Gebet, Fasten und Thränen Gott angefleht, Er möge ihm die Gnade geben, Ihm getreu zu bleiben, ohne die Liebe des Vaters verlieren zu müssen. Auch diesen drängte es, den Sohn wenigstens zu sehen. Letzteres wurde ihm gewährt und der Anblick des bescheidenen und frommen Jünglings rührte ihn so, daß er alsbald in Thränen ausbrach, Gott dankte und seinem Sohne die besten Wünsche darbrachte. Jetzt wagte es dieser, mit dem Vater zu sprechen, und hörte auch wirklich kein böses Wort von ihm, sondern nur Ermahnungen zur Tugend und Frömmigkeit. So fand sich Petrus von der größten Sorge, die ihn beunruhigt hatte, befreit. Er setzte jetzt die Uebungen der Wachsamkeit, des Kampfes mit dem Teufel und seinen Nachstellungen, des Gebetes und der Abtödtung emsig fort. Nach Ablegung der Profeß i. J. 1401 wurde er zum Priester geweiht, und fing alsbald an, nach Vollendung seiner Studien dem Predigtamte und der Bekehrung der Sünder im heiligen Beichtgerichte mit allem Eifer zu obliegen. Der hl. Vincenz Ferrerius, welcher i. J. 1416 zur Verehrung der hl. Ueberreste seines Ordensstifters nach Bologna kam, bewies ihm deßhalb besondere Aufmerksamkeit und ermahnte ihn zur Ausdauer. Bald fand in ganz Italien sein Lob den lautesten Wiederhall. Im Jahre 1427 schickte ihn sein Ordensgeneral nach Sicilien, um die dort etwas zerfallene Ordensdisciplin wieder aufzurichten. Es soll ihm dieß in mehreren Klöstern gelungen sein. Später, i. J. 1439, wurde er von Papst Eugen IV. als Theolog zum Concilium nach Florenz berufen; Ehrenstellen, die ihm in Folge der geleisteten Dienste angetragen wurden, schlug er demüthig aus. Da ward er vom Papste nach Beendigung des Concils zum General-Visitator seines Ordens in Sicilien ernannt, als welcher er im Kloster zur hl. Zitta in Palermo vorzüglich für die Bewahrung der klösterlichen Armuth thätig war. Seine Predigten konnte Niemand hörten, ohne dadurch erbaut zu werden. Oefter reichten die größten Kirchenräume nicht aus, die Zahl seiner Zuhörer zu fassen. Einst sollte er die Kanzel besteigen, als er so heiser war, daß er kein lautes Wort reden konnte. Jedoch im Vertrauen auf Gott betrat er den Predigtstuhl und seine Stimme klang so laut u. deutlich, daß man über 500 Schritte weit seine Worte vernahm. Einst erschien ihm ein Mönch, der am Tage zuvor gestorben war, in dunkler Kleidung und bat ihn, er möchte ihn aus dem Fegfeuer befreien. Petrus betete für denselben und las eine hl. Messe für ihn. Schon in der folgenden Nacht erschien ihm der Mönch wieder und dankte für seine Befreiung. Seinem Kloster stand er mit Klugheit vor und erbaute seine Mitbrüder durch seinen heiligen Wandel. An einem Freitage hatten sie einmal nichts zu essen; er ging also zu einem reichen Fischverkäufer und bettelte etliche Fische. Als dieser ihn leer ausgehen ließ, wandte er sich im Gebete zu Gott. Da rissen plötzlich die Netze und sämmtliche Fische entkamen. Reumüthig kam der Mann jetzt zum seligen Petrus, bat ihn um Verzeihung und ersuchte ihn, das Meer und den Fischfang zu segnen. Nun kamen alle Fische wieder in die Netze und der hl. Mann erhielt, so viel er nur wollte. Als i. J. 1444 ein Ausbruch des Aetna der Stadt Catania den Untergang drohte, stellte er mit dem Schleier der hl. Agatha eine Procession an, worauf die Lava eine unschädliche Richtung annahm. Ein Mädchen, das in einem Brunnen ertrunken war, belebte er wieder durch sein Gebet. Als einst der Superior aus den Thürritzen seiner Zelle zur Nachtszeit helle Lichtstrahlen herausdringen sah, öffnete er dieselbe, sah aber nichts, als den Bruder Petrus im Gebete, der sich über die Störung beklagte, von dem wunderbaren Lichte aber Nichts zu wissen schien. In allen Krankheiten, von welchen er heimgesucht wurde, war er überaus geduldig. Als er i. J. 1452 den Tod heranrücken sah, ließ er sich, obschon er vor Schmerzen kaum auf den Füßen stehen konnte, noch in die Kirche führen und brachte dort das hl. Meßopfer dar. In seine Zelle zurückgekehrt, empfing er die letzte Oelung und entschlief dann unter Absingung des Psalmes: »Meine Augen erhob ich zu den Bergen«, im Herrn. Er ward sammt seinem eisernen Gürtel, den man erst 30 Tage nach seiner Bestattung vom Leibe abnahm, in ein eigenes marmornes Grab in der Rosenkranz-Kapelle beigesetzt. Durch diesen Gürtel und auf die Fürbitte des Seligen erfolgten, wie seine Grabschrift bestätigt, mehrere wunderbare Heilungen. Ein Ring desselben kam in das Prediger-Kloster nach Bologna, wo er den Grund zu seiner nachmaligen Heiligkeit gelegt hatte. Der sel. Petrus ist auch Verfasser mehrerer Schriften, meist homiletischen und erbaulichen Inhalts. Sein Aeußeres war dem Innern entsprechend. Ein schönes, freundliches Gesicht, eine hohe, mit Runzeln reich bedachte Stirne, eine sanft gebogene Nase, ein kleiner Mund und eine äußerst bescheidene Kleidung sind als besondere Merkmale seiner Abbildungen angegeben. Butler (XIX. 340) nennt ihn zum 10. März. Pius VI. genehmigte seine Verehrung. Im Ordens-Martyrologium steht er gleichfalls zum 10. März mit dem Beisatze, daß er sich vollkommen für die Seelsorge hingegeben habe. (I. 294–297.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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