Petrus Thomas, S. (17)

Petrus Thomas, S. (17)

17S. Petrus Thomas Conf. (6. al. 29. Jan.). Der hl. Petrus Thomas war in Perigord von so armen Eltern geboren, daß sie nicht einmal fähig waren, ihn und seine einzige Schwester zu ernähren. Beide mußten täglich ihren Lebensbedarf durch Betteln aufbringen. Um so mehr fühlte sich der Knabe angetrieben, etwas Tüchtiges zu lernen, und brachte es bald so weit, daß er sich seinen Unterhalt durch den Unterricht jüngerer Knaben verdienen konnte. Von dort kam er nach Agen, wo er Grammatik, Logik und Dialectik studirte und von Almosen sich fortbrachte. In seinem 20. Jahre schickte ihn der dortige Karmeliten-Prior nach Lectour in der Gascogne, damit er daselbst die Jünglinge in der Grammatik und Logik unterrichte. Ein Jahr später wurde er zu Condom an der Baise als Carmelite eingekleidet. Nachdem er die Gelübde abgelegt hatte, verwendete man ihn als Professor zu Condom und Agen, worauf er zu Paris Theologie studirte. Von Kindheit an rein und unbefleckt, war er ein großer Verehrer der seligsten Jungfrau, die ihn dafür in ihren besondern Schutz nahm, ihm öfters erschien und in seiner Armuth tröstete. Als er zum Procurator seines Ordens erwählt wurde, mußte er sich nach Avignon begeben, wo der Ordensgeneral sich aufhielt. Dieser schämte sich anfänglich, den kleinen unansehnlichen Mann den Cardinälen vorzuführen. Da aber der Cardinal Talerandus von den Fähigkeiten des Bruders Petrus sprechen hörte, lud er ihn zu Tische, wo er seine große Wissenschaft und Gelehrsamkeit kennen lernte, so daß er am päpstlichen Hofe oft predigen und andere Vorträge halten mußte. Die heil. Messe las er mit so großer Andacht und Aufmerksamkeit, daß männiglich sich an ihm erbaute. Er sagte öfter, daß ihm in diesem heil. Opfer Licht und Gnade für die schwierigsten theologischen Fragen zufließe. Auch gegen die größten Ehrenbezeugungen bemühte er sich gleichgültig zu bleiben und eilte daher jedesmal, so sehr er konnte, aus den Verathungs- und Audienzzimmern in sein Kloster zurück. Am liebsten aß, arbeitete und betete er mit seinen Mitbrüdern. Seine Predigten waren so inhaltreich, wohl überdacht und ergreifend, daß öfter sogleich nachdem er die Kanzel verlassen hatte, die entsprechenden Wirkungen sichtbar wurden. Gleichwohl fehlte, nach dem Urtheile der Fachmänner, seinen Vorträgen öfter die gehörige Würde, dann nämlich, wenn er die Lachmuskeln seiner Zuhörer reizte, was meistentheils geschah, wenn er beiläufig die Mitte der Predigt erreicht hatte. Aber gewöhnlich folgten auf das Lachen bittere Thränen, die nur durch den sanften Trost, den er in die Herzen der Reuigen fließen ließ, gemildert wurden. Oefter verwendeten die Frauen auf seine Predigten hin Perlen und andern Schmuck zu wohlthätigen Zwecken. Als einst in seinem Kloster großer Mangel eintrat, ging er in Avignon herum, um Almosen zu sammeln, und als er am Abende nach Hause kam, hatte er an diesem einzigen Tage 1000 fl. erhalten. In seinen Predigten schonte er Niemanden, nicht einmal den Papst, erbaute aber Alle. Als er eines Tags in Puy en Velais predigen sollte, vor Heiserkeit aber nicht zu sprechen vermochte, half ihm die heil. Jungfrau, zu deren Gnadenbild er betete, fast augenblicklich. Als Beichtvater führte er zahllose Sünder auf den Weg der Buße und Besserung. Von Papst Innocenz VI. wurde er im Jahre 1353 zum apostolischen Legaten ernannt und zuerst nach Genua und Mailand geschickt, um den Frieden zwischen den Republiken Genua und Venedig herzustellen. Hiemit verband er eine Reise nach Apulien, um auch dort bei dem König Ludwig einige Kirchen- und öffentliche Angelegenheiten zu bereinigen. Nach Besorgung dieser Geschäfte kam der hl. Petrus wieder nach Avignon und ward im J. 1354 vom Papste, der ihn neuerdings zu einer wichtigen Gesandtschaft verwenden wollte, zum Bischof von Patti (Pactae, nicht Pax Julia, Badajoz) in Sicilien consecrirt. Innocenz VI. hatte nämlich erfahren, daß der König Stephan von Slavonien und Rascien, der sich damals den Namen Kaiser von Bulgarien beigelegt hatte, nicht abgeneigt sei, aus dem Schisma zur katholischen Einheit zurückzukehren. An diesen wollte der Papst eine Gesandtschaft abschicken, an deren Spitze er den heil. Petrus stellte. Auf der Reise nach Bulgarien, sowie vor dem König Stephan selbst hatte der hl. Petrus manches Ungemach auszustehen, indem sich alsbald ergab, daß hinter dem Wunsche nach Wiedervereinigung mit Rom unreine politische Absichten standen, die so sehr die Hauptsache bildeten, daß bei ihrem Scheitern auch das Schisma größtentheils fortbestand. Im October 1356 sandte ihn der Papst mit dem Bischof Stephan von Agram nach Venedig und Ungarn, um den Dogen Johannes Gradonicus mit dem Könige Ludwig von Ungarn auszusöhnen, und den Letztern zu einem Kreuzzuge gegen die schismatischen Rascier zu bewegen. Auch diese Sendung mißlang. Desto glücklicher war er in seinen apostolischen Arbeiten. Er predigte unablässig, nahm die Büßer in den Schooß der Kirche auf, ermunterte die Kreuzfahrer, hielt Bittgänge und Wallfahrten, segnete die christlichen Waffen und nahm sich kaum die nöthige Zeit zum Essen und Schlafen. Im J. 1357 ward der hl. Petrus mit dem Bischofe Wilhelm von Scutari (Chrysopolis) an den griechischen Kaiser Johannes Paläologus als Legat abgeschickt. Er traf denselben mitten unter seinem Kriegsheere an, mit welchem der Kaiser den Michael, den Sohn des Johannes Cantacucenus gefangen genommen hatte. Der Kaiser nahm die Gesandtschaft sehr ehrenvoll auf und nahm sie mit sich nach Constantinopel, wo er sich mit der römischen Kirche vereinigte und aus der Hand des heil. Petrus die heilige Communion empfing. Er schickte zugleich durch den Gesandten ein Schreiben an den Papst, worin er seinen katholischen Glauben bekennt und um Hilfe gegen die Türken bittet, anbei aber auch verspricht, in Bälde seinen Sohn an den heil. Vater abzusenden, um demselben seine Ehrfurcht zu bezeugen, den schismatischen Patriarchen aber zu entfernen, und an seine Stelle einen treuen Anhänger der römischen Kirche zu setzen. – Während seines Aufenthalts zu Constantinopel erbaute der hl. Petrus die Lateiner aus Genua und andern abendländischen Staaten durch seine Predigten und seinen Lebenswandel und suchte sie für den Kampf gegen die Ungläubigen zu begeistern. Etwas später finden wir den heil. Petrus in Palästina. Der Papst hatte ihn nämlich im Jahre 1359 zum Universal-Legaten im Orient und unter Entbindung vom Bischofsstuhle zu Patti zum Bischof von Coronea im Peloponnes und von Negroponte (Euboea) ernannt. Er besuchte mit innigster Andacht unter Vergießung häufiger Thränen das Grab des Herrn und alle andern heiligen Stätten. Oefters las er über dem hl. Grabe die heil. Messe und predigte selbst auf der Straße, ohne sich vor den Saracenen zu fürchten, da er gern als Martyrer gestorben wäre. Doch legte Niemand Hand an ihn. Papst Urban V. er nannte den Heiligen im J. 1363 zum Erzbischof von Creta und im folgenden Jahre zum Ehren-Patriarchen von Constantinopel, wohin er aber nicht mehr kam. Er begleitete das Kreuzheer nach Aegypten und kehrte nach der Einnahme von Alexandria nach Cypern zurück, wo er eines seligen Todes starb, am 6. Jan. 1366. Er wurde zwar nicht förmlich canonisirt, aber ein Indult des Papstes Paul V. gestattete dem Carmeliten-Orden seine Verehrung. Seine Gebeine ruhen zu Famagusta auf der Insel Cypern. (II. 990–1023.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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