Philippus, SS. (32)

Philippus, SS. (32)

32SS. Philippus, Ep. et Soc. M. M. (22. Aug.). Der hl. Philippus war zuerst Diakon, dann Priester an der Kirche zu Heraklea in Thracien und wurde wegen seines segenvollen Eifers und seiner anerkannten Tugend auf den erledigten bischöflichen Sitz dieser Stadt erhoben. Die von ihm vorhandenen Acten sind von der Kritik als ächt anerkannt und von Ruinart bekannt gemacht worden. Wir geben das Wesentliche in wörtlicher Uebersetzung. Sein Leiden begann er in Heraklea; er vollendete es aber in Adrianopel. Deßhalb haben ihn Einige irrig als Bischof dieser Stadt bezeichnet. Als gewissenhafter, kluger und vorsichtiger Hirte spendete er seiner Heerde mit unverdrossenem Eifer die Speise des göttlichen Wortes, allzeitzbereit, wenn es nothwendig wäre, für den Namen Jesu Christi auch sein Leben zu opfern. Im J. 304 wurde ihm diese Gnade wirklich zu Theil. Beim Ausbruche der Diocletianischen Verfolgung blieb er, ungeachtet der drohenden Gefahr, bei seiner Kirche. Am Feste der Epiphanie sprach er darüber in folgender Weise zu den versammelten Gläubigen: »Für die Gläubigen, geliebte Brüder, ist die Zeit, von welcher die Weissagung spricht, jetzt angebrochen. Wir leben in den letzten Zeiten dieser hinfälligen Welt. Der Teufel hat wieder auf einige Zeit Gewalt bekommen und wird nach seiner Gewohnheit die Diener Christi nicht zu Grunde richten, aber prüfen. Der Tag der Epiphanie ist da, und dieser Umstand verheißt unserer Ermahnung einen glorreichen Ausgang. Lasset euch also nicht erschrecken, durch keine Drohungen, durch keine Martern der Gottlosen. Denn Christus verleihet seinen Kämpfern die Geduld, die Schmerzen auszuhalten, und den Lohn für deren Ertragung. Das ganze Beginnen seiner Feinde, das glaube ich fest, wird vergeblich sein.« Noch redete der heil. Bischof, als der Beamte des Statthalters erschien, die Kirchenthüre zu schließen und zu versiegeln. Der hl. Bischof setzte aber seine Ermahnungen vor der Kirchenthüre fort. Da die Gläubigen hier auch nachher zusammenkamen, ließ der Präses Bassus sämmtliche Theilnehmer sich vorführen. Auf die Frage: Wer unter euch ist der Lehrer der Kirche? antwortete der Heilige: »Ich bin derjenige, nach welchem du fragst.« Bassus sprach: Ihr kennt doch das Gesetz des Kaisers, welches befiehlt, daß die Christen nirgends Versammlungen halten dürfen und daß die Anhänger dieser Secte auf der ganzen Erde entweder wieder zu den Opfern kommen oder sterben müssen. Gebt also setzt eure Gefäße heraus, sie mögen von Gold oder Silber oder sonst einem Metall gefertigt sein und auch die Bücher, die ihr leset und nach denen ihr lehret, leget uns zur Einsicht vor. Thuet das freiwillig, damit ihr nicht durch die Strenge der Folter dazu gezwungen werden müsset. Darauf gab der hl. Philippus zur Antwort: »Wenn es dir Vergnügen macht, uns zu peinigen, wie du sagst, so findest du uns hiezu von Herzen bereit. Du hast die Gewalt, unsern schwachen Leib mit aller Grausamkeit zu zerfleischen. Nur schreibe dir keinerlei Gewalt über unsere Seele zu. Was wir an Gefäßen haben, sollst du sogleich empfangen. Wir schätzen gering, was wir von euch ertragen müssen. Mit der Ehrfurcht des Herzens beten wir Gott an; der innerliche Schmuck gefällt Christus besser, als die Zierde der Kirche. Die Bücher aber kann ich erlaubter Weise weder herausgeben, noch du sie empfangen.« Auf diese Worte ließ der Präses alsbald die Folterer herbeikommen und den hl. Philippus peinigen. Darauf wurde Severus vorgerufen; als man ihn nicht fand, wurde der Bischof mit Vorwürfen überhäuft und noch grausamer gepeiniget. Da sprach der hl. Hermes21, welcher in der Nähe stand, zu dem Präses: »Wenn du auch, o grausamer Richter, alle unsere Schriften ausgeliefert erhieltest, ja wenn auf dem ganzen Erdenkreise keine Spur dieses wahren Unterrichts mehr vorhanden wäre, so würden Jene, die nach uns kommen, um das Andenken ihrer Väter zu ehren und um ihres eigenen Seelenheils willen noch weit mehr Schriften fertigen und mit noch größerem Nachdrucke die Ehre, die man Christus erweisen muß, vertheidigen.« Nachdem er so gesprochen hatte, ging er, nachdem er lange Zeit geschlagen worden war, in den Ort hinein, wo alle Gefäße und Schriften verborgen waren. Ihm folgte Publius, des Präses Beisitzer, der eine ächte Diebsnatur und von Raublust vollständig umstrickt war. Da er von den aufgefundenen Gefäßen sogleich einige heimlich für sich auf die Seite that, verwies es ihm Hermes; er aber ließ ihn ins Gesicht schlagen, so daß es von Blut geröthet wurde. Da Bassus dieses erfuhr und den Hermes am Gesichte so verletzt sah, zürnte er dem Publius und ordnete an, daß Hermes verbunden werde. Die gefundenen Gefäße und alle Schriften ließ er dem Amte übergeben. Den Philippus und die Uebrigen ließ er, rechts und links von Wachmannschaft bedeckt, auf das Forum bringen, theils zur Erlustigung des Volkes, theils zum abschreckenden Beispiel für die Zuschauer. Die Kirche ließ er einreißen, die heil. Schriften verbrennen. Als Philippus auf den Marktplatz kam, hielt er eine längere Rede gegen den Götzendienst, worauf Hermes, da eben der Götzenpriester Kataphronius mit heidnischem Opferfleisch herbei kam, sagte: »Die Speisen, welche ihr da sehet, sind teuflische Opferung und hiehergebracht, damit wir uns mit derselben beschmutzen sollen.« Philippus erwiderte: »Was Gott wohlgefällig ist, soll geschehen!« Bei beginnendem Verhör sprach Bassus zu Philippus: Opfere der Gottheit! Philippus antwortete: »Wie kann ich, ein Christ, Steine anbeten?« Bassus: Wie unsere Herrscher befohlen haben, so müssen die Opfer nach der im Gesetze vorgeschriebenen Weise gehalten werden. Philippus erwiderte: »Wir sind gelehrt worden, daß wir den Vorgesetzten Gehorsam und den Kaisern Unterwürfigkeit, nicht aber Anbetung schuldig sind.« Bassus sagte: Opfere mindestens der Schutzgöttin dieser Stadt! Siehe, wie schön ist sie und mit welcher Freude sie das ganze Volk zu ihrer Huldigung zuläßt. Philippus gab zur Antwort: »Euch mag die Schönheit freuen, die ihr ehret, mich wird menschliche Kunstfertigkeit nie davon abbringen können, nur das Himmlische zu verehren.« Bassus sagte: So laß dich durch das schöne und ungemein große Bildniß des Hercules, das vor deinen Augen ist, bewegen! Philippus antwortete: »Ach, wie seid ihr so unglücklich und beweinenswürdig, da ihr die einzige heilige und göttliche Wesenheit nicht kennet! wie unglücklich, die ihr das Himmlische zum Irdischen verkehret und, der Wahrheit unkundig, erfindet und bildet, was ihr verehren sollet! Was ist Gold, Silber, Erz, Eisen oder Blei? Entstehen und wachsen sie nicht aus der Erde? Ihr kennet Christi Gottheit nicht, welche keine Schätze erreichen, kein Menschenverstand erfassen kann, und behauptet, daß Dinge irgend eine Kraft besitzen sollen, die ein Meister oder irgend ein Trunkenbold gefertigt hat? Hat er zufällig ein Bild mit größerm Fleiße fertig gebracht, so wird es sogleich zum Götzenbild erhoben und ihm göttliche Macht und Hoheit zu geschrieben. Auf diese Weise werden die Häuser und Villen, die ihr erbaut, euch täglich zur Versündigung. Wenn ihr Holz anbrennet zu häuslichem Gebrauche, so wird ja der Körper eures Gottes verbrannt. Wie nämlich kannst du dich wegen dieses Vergehens entschuldigen! Du sagst wohl: das Holz war nicht Gott. Aber ich würde entgegnen, daß es ein Gott hätte werden können, wenn es dem Künstler so gefallen hätte. Sehet ihr noch nicht, in welchen Finsternissen ihr euch befindet? der parische Stein ist gut; kann er also, wenn er gemeiselt ist, auch ein guter Neptun sein? Das Elfenbein ist gut. Hat etwa der Jupiter, der aus ihm gefertigt wurde, es schöner gemacht? Das haben euch die Künstler weiß gemacht, daß ein Gesicht, welches man dem Metall anhängt, dasselbe kostbarer mache, nicht wegen irgend einer ihm innewohnenden Kraft, sondern wegen des verdienten Lohnes. Das Alles ist nur aus Erde; wir müssen es mit Füßen treten, nicht anbeten. Gott hat es gemacht, damit wir es haben; für euch, wie ich sehe, sind Götter daraus entstanden.« Bassus verwunderte sich sehr über die Standhaftigkeit des Philippus, und wendete sich, da er von diesem besiegt war, erzürnt an Hermes, indem er zu ihm sagte: So opfere wenigstens du den Göttern! Hermes antwortete: »Ich opfere nicht, ich bin Christ!« Bassus sprach: Sage mir, wessen Standes du bist. Hermes entgegnete: »Ich bin Decurio (nicht Diakon, vgl. H.-L. II. 679) und folge in allen Dingen meinem Lehrer.« Bassus erwiderte: Wenn also Philippus einmal zum Opfern gebracht ist, wirst du ihm dann nachfolgen? Hermes erwiderte: »Darin würde ich nicht folgen, aber er wird sich auch nicht überwinden lassen. Denn wir haben beide die nämliche Festigkeit und dieselbe Ueberzeugung.« Bassus sagte: Du wirst dem Feuer übergeben werden, wenn Du in diesem Wahnsinn verharrest. Hermes erwiderte: »Du drohest mir mit einer Flamme von geringer Hitze, sie erlischt eben so schnell, als sie aufflackert; aber du kennst nicht die Heftigkeit des ewigen Feuers, das ohne Aufhören immer in neuer Hitze lodert und die Schüler des Teufels in langer Glut verzehrt.« Bassus sprach: Opfere wenigsten unsern Herrschen, den Kaisern und sprich: Euer Wohl, ihr Fürsten! Hermes antwortete: »Wir eilen dem Leben zu!« Bassus sprach: So opfert also, wenn ihr das Leben suchen und den schrecklichen Ketten und den grausamen Foltern entgehen wollet. Hermes antwortete: »Dazu, gottloser Richter, wirst du uns niemals bringen. Deine Drohungen werden nur beitragen, unsern Glaubensmuth zu stählen, nicht aber uns Furcht einzuflößen, daß wir abfallen.« Da ließ Bassus mit wildem Gesichte und schrecklichem Geschrei sie ins Gefängniß führen. Auf dem Wege ins Gefängniß verfolgte die aufgeregte Menge die heil. Martyrer und der heil. Philippus wurde öfter zu Boden gestoßen, so daß sie Gott dankten, als sie das Gefängniß erreicht hatten. Nach einigen Tagen durften sie aber in dem Hause eines frommen Mannes, Namens Pancratius, ihre Haft bestehen und Besuche annehmen. Sie benutzten dieselben in ächt apostolischer Weise zur Verkündigung des Evangeliums. Der Teufel, welcher sich um so viele Seelen betrogen sah, bewirkte, daß sie wieder ins Gefängniß gebracht wurden. Aber auch da fanden die Gläubigen Zutritt, ja die Besuche dauerten auch während der Nachtzeit fort. Sie warfen sich auf den Boden und leckten die heiligen Fußspuren des Philippus »wohl wissend, welche Hilfe sie von Gott an ihm hatten.« Unterdessen erhielt Bassus einen Nachfolger im Amt, Namens Justinus, einen gänzlich verkehrten Mann, der durchaus keine Erkenntniß oder Furcht Gottes besaß, was die Christen sehr erschreckte. Bassus war im Vergleiche zu ihm mild zu nennen, denn seine Frau war schon längere Zeit Christin geworden. Justinus ließ alsbald den heil. Philippus sich vorführen und stellte die Frage an ihn: Bist du Bischof der Christen? Philippus antwortete: »Ich bin es, ich kann es nicht läugnen.« Justinus sagte: Unsere Herrscher haben gnädig anzuordnen beschlossen (jubere dignati sunt), daß alle Christen zum Opfer angehalten und daß jene, die sich nicht freiwillig dazu herbeilassen, mit Gewalt genöthiget, die Wiederspänstigen (negantes) aber gestraft werden sollen. Schone daher dein Alter, damit du nicht ertragen dürfest, was selbst Jüngeren zu ertragen nicht möglich ist. Philippus antwortete: »Ihr beobachtet von Menschen, wie ihr seid, stammende Gebote, aus Furcht vor einer kurzen Strafe, um wie viel mehr müssen wir Gottes Geboten gehorsam sein, der den Schuldigen eine Strafe ohne Aufhören androht?« Justinus sagte: Es ziemt sich, daß wir den Kaisern gehorsam sind. Philippus antwortete: »Ich bin ein Christ und daher kann ich nicht thun, was du sagst. Du hast den Befehl zu strafen, nicht Zwang anzuwenden.« Justinus sprach: Weißt du nicht, welche Folterwerkzeuge dich rings umgeben? Philippus entgegnete: »Du kannst sie gebrauchen, mich überwinden kannst du nicht. Niemand wird mich dahin bringen, daß ich opfere.« Da ließ ihn Justinus mit gebundenen Füßen mitten durch die Stadt schleifen, so daß er am Haupte und an allen Gliedern verwundet, durch die Hände der Christen zum Gefängniß zurückgetragen werden mußte. Jetzt verließ Severus, welcher bisher ungeachtet alles Suchens nicht aufgefunden worden war, sein Versteck und stellte sich, vom hl. Geiste getrieben, freiwillig dem Richter. Er wurde also vor Gericht gestellt, und Justinus redete ihn an wie folgt: Ich ermahne dich, daß du nicht so wahnsinnig handelst wie euer verrückter Lehrer Philippus, der in seiner Wuth sich schwere Strafe zuzog, sondern den Befehlen der Kaiser Gehorsam leistest. Schone deinen Leib, liebe dein Leben, genieße mit Freuden die Güter dieser Erde! Severus antwortete: »Meine Pflicht verlangt, daß ich festhalte was ich gelernt, daß ich ewig Dem treu bleibe, den ich (bisher) verehrt habe.« Als darauf der Richter vom Opfer sprach, das er bringen müsse, schauderte der Bekenner Christi schon über das bloße Wort so zusammen, daß ihn Justinus sogleich ins Gefängniß abführen ließ. Nun kam Hermes an die Reihe. Justinus sagte zu ihm: Nun wirst du sogleich sehen, welche Strafe jene trifft, welche die kaiserlichen Befehle nicht erfüllen. Darum opfere den Göttern, damit nicht auch du das Nämliche zu leiden habest. Denke an dein Wohl, an deine Kinder, und weiche allem Uebel aus. Hermes erwiderte: »Dazu wird es nie kommen. Ich bin in diesem Glauben aufgewachsen und von meinem hl. Lehrer unterrichtet worden; von ihm kann ich nicht abgehen oder auf irgend eine Weise abfallen. Ich bekenne also, zerreiße mich in Stücke wenn du willst.« Justinus sprach: Du weißt nicht, was dir Böses bevorsteht, und das macht dich sicher. Hast du erst die Strafe empfunden, so wirst du von später Reue gedrückt werden. Hermes antwortete: »Die Strafen, welche du aussprichst, sind freilich schwer, aber Christus, für den wir leiden, wird sie durch seine Engel verringern.« Auf diese Rede ließ der Präses auch ihn ins Gefängniß werfen. Zwei Tage lang durften die Martyrer im Spitale zubringen, bevor sie die Schrecken eines siebenmonatlichen, scharfen Kerkers auszustehen hatten. Dann wurden Philippus, Severus und Hermes nach Adrianopel gebracht. Als man sie wegführte, befiel die Brüder so tiefe Trauer, wie die Kinder, welche man der mütterlichen Brust gewaltsam entreißt. Bis zur Ankunft des Präses hielt man sie zu Adrianopel, im Hause eines gewissen Semporus, das in der Vorstadt lag, gefangen. Schon am zweiten Tag nach seiner Ankunft setzte der Präses Gerichtstag in den Thermen an, ließ sich den Philippus vorführen und fragte ihn: Wie bist du setzt gesonnen? Die lange Zeitfrist war dir gewährt, daß du deinen Entschluß ändern mögest; opfere also, wenn du frei werden willst! Philippus antwortete: »Wenn du uns im Gefängnisse hättest Zeit lassen wollen, so hätten wir nicht gezwungen, sondern freiwillig in demselben bis heute verweilen müssen; wenn aber das Gefängniß vielmehr Strafe, als freier Wille war, wie rechnest du dieselbe als Zeit der Nachsicht an, die du habest walten lassen? Ich bleibe aber bei meinem Worte, daß ich Christ bin, und das werde ich jedesmal antworten, so oft du mich fragen wirst; nie werde ich den Götzen huldigen, sondern dem ewigen Gott will ich den Dienst, welchen ich angefangen habe, fortleisten bis ans Ende.« Jetzt ließ ihn der Präses ganz nackt ausziehen und fragte ihn dann nochmal: Thust du was ich befohlen oder nicht? Philippus antwortete: »Ich habe schon vorher gesagt, daß ich niemals opfern werde.« Da ließ ihn der Präses mit Ruthen schlagen. Der hl. Martyrer hielt die schreckliche Pein, die so lange fortgesetzt wurde, bis alle Gliedmassen durch die Ruthenhiebe eingeschnitten und die innern Theile des Leibes und die Eingeweide sichtbar wurden, mit so großer Geduld und ohne Seufzen aus, daß sogar der Präses darüber erschrack und ihn ins Gefängniß zurückbringen ließ. Hermes, welcher früher selbst Beamter gewesen war und bei allen Collegen ein dankbares Andenken hinterlassen hatte, wurde dießmal aus besonderer Gunst lediglich bedroht, und als er fest blieb, wieder eingesperrt. Philippus, den man früher wegen Zartheit und Weichheit seines Körpers nichts Solches zugetraut hatte, schien gar keine Schmerzen zu empfinden, da er durch englische Hilfe bedeckt war. Nach drei Tagen bestieg Justinus wieder den Richterstuhl und ließ die hl. Bekenner vorführen. Warum, sprach er zu Philippus, treibst du die Verwegenheit so weit, daß du dein Wohl verachtest und den Befehlen des Kaisers den Gehorsam verweigerst? Philippus antwortete: »Die Sünde der Verwegenheit brennt nicht in mir, sondern es bewegt mich die Liebe und die Furcht Gottes, der Alles gemacht hat und die Lebendigen und Todten richten wird. Seine Gebote wage ich nicht zu übertreten. Jahr für Jahr habe ich den Kaisern Gehorsam erzeigt und beeile mich auch jetzt noch, ihnen Gehorsam zu erzeigen, wenn sie Gerechtes befehlen. Denn die göttliche Schrift schreibt vor: Gebet Gott, was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist. Das habe ich bis heute ohne die geringste Schuld gethan. Jetzt aber bleibt mir nichts übrig, als daß ich den Blendwerken der Welt die himmlischen Güter vorziehe. Ich wiederhole also neuerdings: ich bin Christ und weigere mich, euern Göttern zu opfern.« Darauf wendete sich der Richter an Hermes, sprechend: Wenn diesen sein Alter und der nahe Tod zwingt, die Wohlthaten dieses Lebens zu hassen, so setze du, indem du opferst, nicht bei Seite was heilsamer ist. Hermes aber legte ihm in längerer Rede die Sünde des Götzendienstes vor Augen, so daß Justinus heftig erzürnt ausrief: Du möchtest mich etwa gar zum Christen machen! worauf Hermes erwiderte: »Ja, ich wünsche vom Herzen, daß nicht bloß du, sondern alle Umstehenden Christen werden! Im Uebrigen glaube nur nicht, daß ich opfern werde.« Hierauf zog sich der Präses mit seinen Räthen und dem Beisitzer in die Rathsstube zurück und verkündete dann mit strenger Miene folgendes Urtheil: Philippus und Hermes, welche den Befehl des römischen Kaisers nicht befolgen, und sogar des römischen Namens sich entfremdet haben, sollen lebendig verbrannt werden, damit die Uebrigen leichter zur Einsicht gelangen, wie theuer die Verachtung der kaiserlichen Gebote zu stehen komme. Der heil. Severus, welcher noch im Gefängnisse lag, betete inständig zum Herrn, daß er, wie an den Banden des Kerkers, so auch an diesem glorreichen Martyrium theilnehmen dürfe und fand Erhörung. Als die hl. Martyrer mit ihren wunden Füßen langsam dem Scheiterhaufen zugingen, sprach Hermes heiter zu Philippus, der nur von beiden Seiten gestützt zu gehen vermochte: »Liebster Lehrer, laß uns schneller gehen! Wir brauchen ja unsere Füße weiter nicht mehr, wozu sollen wir sie schonen? Alle irdischen Dienstleistungen hören auf, wenn wir in das himmlische Reich eingegangen sind.« Zu der christlichen Volksmenge, die ihnen nachfolgte, sprach er: »Ich hatte eine ganz sichere Offenbarung, daß ich dieß leiden werde. Mein Gott und Herr hat es mir kund gethan. Ich schlief sanft und ruhig, als sich mir eine weiße, hell glänzende Taube mitten aufs Haupt setzte. Dann glitt sie herab auf die Brust und gab mir die ersehnteste, liebste Speise (die heil. Communion) zu kosten. Daraus erkannte ich, daß mich der Herr rief und des Leidens für ihn würdig erachtete.« Als sie am Hinrichtungsorte angekommen waren, banden die Henker die Beine des hl. Philippus an seine Kniee, während die Hände ihm auf dem Rücken zusammengebunden und mit Nägeln an dem Pfahle befestiget wurden. Als der hl. Hermes beim Hinabsteigen strauchelte, lachte er laut und sprach: »Teufel, nicht einmal hier kannst du mich in Ruhe lassen.« Während die Flammen heftig in die Höhe schlugen, beteten die hl. Martyrer und bei der letzten Danksagung hörte man sie deutlich das »Amen« sagen. So vollendeten sie das Zeugniß ihres lebendigen Glaubens. Die »Acten« setzen rühmend hinzu, die heil. Martyrer seien bis zum Tode dem Herrn, der ihnen den Sieg verliehen, und der Lehre der Apostel und ihrer Nachfolger unverbrüchlich treu geblieben. Mit Staunen betrachteten die Gläubigen nach geschehener Hinrichtung die Leichname der Heiligen. Das Feuer hatte den hl. Philippus verlüngt. Sein Angesicht war wieder frisch und blühend geworden wie das eines Jünglings; seine Hände waren ausgebreitet, als ob er noch betete. Auch der hl. Hermes hatte eine blühende Gesichtsfarbe, nur die Ohren waren vom Feuer etwas geröthet. Der Präses befahl, ihre Leiber in den Hebrus zu werfen, um sie der Verehrung der Gläubigen zu entziehen. Nicht zufrieden, ihnen das Leben geraubt zu haben, wollte er sie auch nicht begraben lassen. Aber die gläubigen Bürger der Stadt setzten alsbald ihre Netze in Bereitschaft, um wo möglich die Leichname wieder aufzufischen. Es gelang ihnen, und die hl. Leiber wurden am zwölften Meilensteine vor der Stadt, an dem Orte, welcher damals Ogetistyron genannt wurde, verborgen gehalten und ehrenvoll beigesetzt. Das Mart. Rom. nennt mit diesen drei hl. Martyrern noch einen vierten, Eusebius42, welcher jedoch später, unter Julian dem Abtrünnigen, gelitten zu haben scheint.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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