- Pirminius, S.
S. Pirminius (Pyrminius) Abb. Ep. (3. al. 5. Nov.). Obwohl das Leben des heil. Abtes und Chor- (Missionär-) Bischofes Pirminius, öfter auch Apostel des Westrich genannt, viele Bearbeiter63 gefunden hat, so ist doch Vieles von seinen Thaten und Schicksalen noch in tiefes Dunkel gehüllt. Die älteste Lebensbeschreibung ist im neunten Jahrhundert in Reichenau (nach Andern in Hornbach) verfaßt. Die Hauptquelle aber ist eine Lebensbeschreibung, welche Mabillon dem Bischof Warmann von Constanz, Andere aber einem Mönch von Fulda, Namens Othlonus, der um d.J. 1050 ff. gelebt zu haben scheint, noch Andere einem Religiosen des Klosters Hornbach zuschreiben64. Daß Wattenbach (Gesch.-Quellen, S. 188) u. A. es mehr für ein »gefährliches Irrlicht« als für eine wirkliche Quelle historischer Thatsachen halten, erklärt sich nicht aus inneren Gründen, denn solche werden nicht angeführt, oder aus Widersprüchen mit bekannten historischen Thatsachen, sondern weil sie von ihrem protestantischen Standpunkte aus die Anhänglichkeit des heil. Pirminius an die römische Kirche grundsätzlich perhorresciren. Nicht die Lebensbeschreibung, sondern das Vorurtheil ist das »Irrlicht«, gegen welches nur der Glaube an das Evangelium, niemals aber Gelehrsamkeit und Belesenheit schützt. Noch eine andere spätere Lebensbeschreibung stammt von Heinrich, Graf von Calve, Abt von Reichenau, der ums J. 1210 geschrieben hat. Die Blüthezeit des heiligen Pirminius fällt in die erste Hälfte des achten Jahrhunderts; seine Wirksamkeit aber umfaßte die Gegenden von Lothringen, Elsaß und der heutigen Pfalz, die Ufer des Bodensees, einen Theil Bayerns und der Schweiz. Was sein Name heißt: »berühmter Mann«, war und ist er in Wirklichkeit. Von den Großen jener Zeit, namentlich dem Majordomus Carl Martell, unter dem König Theodorich (Dietrich IV.), wurde er auf jede Weise begünstiget und unterstützt. Seine Geburtsstätte ist nicht ermittelt. Bei Ranbeck heißt es, er sei von Geburt ein Kelte (celtica regio infantem genuit) gewesen, Kuhn (Turgov. Sacra S. 90) setzt seine Wiege nach Schottland, steht aber mit seiner Angabe ganz vereinzelt; Andere endlich nennen Elsaß-Lothringen als sein Geburtsland. Letzteres dürfte das Wahrscheinlichste sein, da in dieser Gegend sich die Ueberlieferung von seiner frühesten Wirksamkeit vorfindet. Hienach kann auch die Angabe Ranbecks, daß er als Knabe ins Kloster Glanofolium gebracht und dort erzogen worden sei, als glaubhaft angesehen werden. Er wird in einem Diplom Theodorichs IV. vom I. 727 bereits »Bischof« (Episcopus Meldensis) genannt. Die Geschichtsforscher weisen ihm aber weder Meaux, noch Metz als Sitz zu, da die Kataloge dieser Stühle ihn nicht enthalten, sondern das heutige Medelsheim in der Umgegend von Zweibrücken.65 Vielleicht ist eben dieser Ort, früher ein Edelsitz (castellum), seine Geburtsstätte gewesen. In der ganzen Umgegend errichtete er Missionsstationen, für deren älteste die dermalige Stadt Pirmasens (Pirminsitz?), die von ilm genannt sein soll, angesehen wird. Daß hier von ihm schon frühzeitig ein Kloster gestiftet wurde, bezeugt nicht bloß die fortdauernde Ueberlieferung, sondern auch die in der Nähe befindliche Klosterwiese und der sogenannte Klosterbrunnen. (Vgl. Nardini, bei Jocham Bav. Sacra, I. 263.) Von hier aus unternahm der Heilige seine apostolischen Reisen. Ein vornehmer Alemanne, Namens Sintlaz, hörte ihn predigen, und bat ihn, mit ihm zu gehen, um in seiner Heimat, am Bodensee, das Evangelium zu predigen, da in der dortigen Bevölkerung, die zumeist aus Viehzüchtern (Hirten) bestand, die äußerste Lauigkeit eingerissen habe. Obwohl nun der Heilige hiezu keiner besondern Vollmacht von Rom bedurft hätte, da die bischöfliche und selbst die priesterliche Weihe, wenn sie rechtmäßig erfolgt war, woran zu zweifeln kein Grund vorhanden ist, bei vorhergehender Erlaubniß des Diöcesan-Bischofs vollkommen genügte, begab er sich gleichwohl mit Sintlaz nach Rom, um vom Papste Gregor II. noch außerordentliche Vollmachten, und wie Einige schreiben, die Bischofsweihe zu erlangen. Wie streng sich aber der hl. Mann als Missionsbischof der kirchlichen Ordnung eingefügt hat und zugleich seinem Amte, ohne Beachtung irgend welcher Hindernisse vorgestanden ist, sieht man daraus, daß er fast ausschließlich solche Orte und Gegenden bereist und an solchen gewirkt hat, wo entweder noch gar keine Bischöfe eingesetzt oder die bischöflichen Stühle verwaist waren. So wirkte erz.B. im Bis thum Regensburg, wo sich vor dem Jahre 739, wenigstens vor 732, kein Bischof befand. Der bischöfliche Stuhl von Passau (Lorch) war in den Jahren 730–738 erlediget. Würzburg erhielt i. J. 741 den heil. Burchard (s.d.) als ersten Bischof. In den Bisthümern Straßburg und Speyer endlich, wo sich Oberhirten befanden, hat er nur als Abt, Klosterstifter und Reformator gearbeitet. Gewiß hatte er hierüber genaue Vorschriften vom römischen Stuhle, der zu allen Zeiten ein getreuer Huter der bischöflichen Jurisdiction gewesen ist, erhalten. (Seine Romreise findet sich bei Othlonus, cap. 5 ff. umständlich beschrieben.) Als er mit Empfehlungsbriefen an den Frankenkönig Theodorich IV. zurückgekommen war, gründete er das Kloster Reichenau, i. J. 724, das jedoch längere Zeit den Namen seines früheren Besitzers beibehielt.66 Außerdem erfreute sich der hl. Pirminius noch des besondern Wohlwollens der schwäbischen Herzoge Bertold und Nebi, die ihn dem schon genannten Carl Martell vorstellten und empfahlen. Letzterer nahm sich des hl. Pirminius ernsthaft an – gegen seine sonstige Gewohnheit – und berief die Bischöfe des Reiches, besonders die alemannischen, ermahnte sie, aus allen Kräften zum großen Zwecke des Christenthums mitzuwirken und bedachte die neue Stiftung mit Staatsgütern. Eben diese Gunst erregte aber die nicht ganz grundlose Eifersucht des Herzogs Theodebald, welcher die Gunst des mächtigen Majordomus nicht auf die Religion, welche der hl. Pirminius beförderte, sondern auf die Vergrößerung seiner Macht, wofür ihm alle Mittel, hier die Verfolgung und Beraubung, dort die Begünstigung und Beschenkung der Kirchen dienten, bezog. Der Heilige mußte i. J. 727, spätestens i. J. 730 seine Ansiedlung verlassen. Jedenfalls hatte er Nichts verschuldet. Nicht eine einzige Handlung ist von ihm bekannt, die auch nur den Verdacht zuließe, daß er sich durch Carl Martell habe mißbrauchen lassen. Er hatte vielmehr (vgl. Sautner, K.-G. Schwabens, S. 51) so segensreich gewirkt, daß eines Tages Sintlaz ihn also anredete: »Ehrwürdiger Priester, seit deiner Ankunft lebt das Todte auf; was verdorrt gewesen grünt und blühet; die ganze Gegend ist durch dich mit der Frucht des Lebens beschenkt.« Die Stiftung des hl. Pirminius zu Reichenau wurde eine Pflanzschule der trefflichsten Hirten und Bischöfe für die Stühle von Constanz, Basel, Straßburg und Speyer. Nicht weniger als 13 Erzbischöfe und 34 Bischöfe sind hier gebildet worden. Bei seinem Abgang von Reichenau übertrug der Heilige sein Amt dem frühern Abte Heddo (Etto, Euto) von Gregorienthal, der aber gleichfalls i. J. 734 nach Uri in die Verbannung gehen mußte, aber noch im nämlichen Jahre Bischof von Straßburg wurde67. Ob der hl. Pirminius erst jetzt, oder schon vor der Gründung von Reichenau eine Zeit lang zu Sandeck bei seinem Gönner Sintlaz wohnte, ist ungewiß. Vielleicht ist um diese Zeit das Kloster Pfäffers (Fabaria) gestiftet worden, indem der Heilige sich in dieser Gebirgseinsamkeit seinen Aufenthalt wählte. (Vgl. Rettberg, II. 143) Da die ersten zwölf Mönche aus der Reichenau kamen, ist diese Annahme nicht unwahrscheinlich. Da zudem die Erbauung von Pfäffers wirklich ins J. 730 gesetzt wird, läßt sich hieran nicht mehr zweifeln. Obwohl der erste Abt Baldebert hieß, den der heil. Pirminius eingesetzt hatte, nennen einige Verzeichnisse diesen an der Spitze der Reihenfolge. Die Sage berichtet, daß der Klosterbau anfänglich in eine freiere Gegend beabsichtigt war; da habe ein Arbeiter sich mit der Axt verwundet und eine Taube einen blutigen Spahn in eine tiefe Felsenschlucht getragen; der hl. Pirminius habe hierin eine Weisung von Oben erkannt und das Kloster, das fortan eine Taube mit blutigem Spahn im Wappen führte, an diesem Orte erbauen lassen. Jedenfalls blieb er hier nicht sehr lange, sondern wendete sich ins Elsaß, wo er bei dem Grafen Eberhard freundliche Aufnahme fand, und mit seiner Erlaubniß zu Murbach (Marbach, Mortwegium), wo eben ein neues Kloster sammt Kirche für Mönche aus Irland (Schottland, daher der Name Vivarius peregrinorum) erbaut worden war – die Kirche war i. J. 727 durch Bischof Werigern von Straßburg eingeweiht worden – sich niederließ. Die Mönche folgten der Regel des heil. Columban, welche sie durch Zusätze aus der Benedictiner-Regel verbesserten und genossen der Vergünstigung, ihre Aebte entweder aus ihrer Mitte oder aus einem andern vom hl. Pirminius gestifteten oder reformirten Kloster zu wählen. Viele andere Klöster, namentlich Schuttern (Scutera, Schuttura, Offonis cella), Gengenbach in der gleichnamigen Reichsstadt, gestiftet um d.J. 740, Maurusmünster (Moresmünster, cella Leopardi), Neuweiler (Nova villa, Novo villare, später Kanonikat) Weissenburg, (Wizenburg, album castrum, Leucopolis, angeblich i. J. 623 oder 630 gestiftet) und Schwarzach bei Rastatt, (gestiftet um d.J. 748 von einem Grafen, Namens Ruthard, erhielt dieses Kloster einen Schüler unsers Heiligen, Saroard, zum ersten Abt) wurden unter seinen Schutz gestellt. So erklärt es sich leicht, daß er Murbach schon nach einjährigem Aufenthalte wieder verließ, nachdem er in seinem Schüler Roman einen Nachfolger bestellt hatte. Um diese Zeit muß er auch nach Bayern gekommen sein, um die Klöster Oberaltaich (Altaha, gestiftet i. J. 739), Niederburg (Frauenstift), Pfaffenmünster, dessen dem hl. Tiburtius geweihte Kirche er eingeweiht haben soll (die Stiftung wird ins J. 742 gesetzt), Mondsee68 Niederaltaich und Osterhofen, von welchem Aventin bezeugt, daß Herzog Odilo es auf des heil. Pirminius Anrathen für Benedictiner gestiftet hat, einrichten zu helfen, denn während seines kaum dreijährigen Aufenthalts zu Reichenau kann dies nicht geschehen sein. Auf dem Rückwege in die Heimat soll er auch Würzburg berührt haben. In Franken glauben nämlich Heidenheim (als dessen eigentlicher Stifter der hl. Winibald angesehen wird), Ochsenfurt (Bosphorus), Bischofsheim, Kitzingen (Frauenstift, gegründet i. J. 745; vgl. Adeloga) und Amorbach (im 11. Jahrh. durch Abt Richard von Fulda neu erbaut) durch ihn gegründet zu sein.69 Bei Rettberg (I. 480) ist unter den von ihm der Sage nach reformirten Klöster auch Tholey im Bisthum Trier genannt. In den Abtverzeichnissen steht er aber nur in den Stiften Reichenau, Murbach und Hornbach. Um das Jahr 730 (nach Neueren erst zwischen 745 u. 48) geschah nämlich durch ihn die Gründung des Klosters Hornbach (Gamundia, Horbach70), welches von Werinher, einem fränkischen Grafen, gestiftet wurde. Es lag im Bleißgau, eine Meile von Zweibrücken, am Zusammenflusse (daher der Name Gamundia, Gemünden) der Bäche Trualbe und Sualbe. Lange Zeit nachher noch führte ein Gehöfte des Klosters den Namen des Heiligen: Pirminishusna. Der Ort war dem Heiligen nach der Volkssage von einem Hirten gezeigt worden. Da er nämlich unschlüssig war, wo er die neue Niederlassung gründen sollte, kam ein Hirte zu ihm, der ihn anredete: »Lieber Vater, an der Stelle, wo die zwei Flüßchen zusammenfließen, mögest du nach dem Wohlgefallen Gottes dir eine Ruhestätte bereiten.« Sobald er diesen Ort erblickte, rief er aus: »Hier ist der Ort meiner Ruhe.« Jetzt begannder Heilige (vgl. Nardini bei Jocham, l. c. S. 268) in seinem hohen Alter mit seinen Gefährten zum letzten Mal den Bau einer Kapelle und der nothwendigen Zellen. Werinher beschenkte das neue Kloster mit Wiesen, Aeckern und Waldungen. Er trug Vieles dazu bei, in der damals noch wilden Umgegend den christlichen Glauben auszubreiten, christliche Sitten zu pflegen, den Anbau des Bodens und die Verbreitung nützlicher Gewerbe, der Künste und Wissenschaften zu fördern. Noch besteht in dem Gymnasium zu Zweibrücken die von dem hl. Pirminius errichtete Schule fort. Hier mag auch erwähnt werden, daß ein kurzer Inbegriff der christlichen Lehre, (de libris canonicis betitelt), welcher den Heiligen zum Verfasser hat, auf uns gekommen und von Mabillon herausgegeben worden ist. Der göttliche Heilsplan mit den Menschen vom Anfange der Schöpfung bis zur Gründung der christlichen Kirche wird kurz dargelegt. Wer in diese Heilsanstalt aufgenommen ist, muß dem Teufel und seinen Werken auf immer entsagen und das apostolische Glaubensbekenntniß treu bekennen und beobachten. Im Einzelnen verbietet er, Fleisch oder Blut von Thieren zu genießen, deren Tödtung auf unbekannte Weise oder durch Thiere, Hunde oder Geier erfolgt ist, die Anbetung von Götzenbildern, sowie das Beten und Niederlegen von Votivgaben an Felsen, Brunnen, Quellen, Kreuzstraßen, Ecken und Winkeln; ebenso die Teufelswerke der Wahrsagerei, unzüchtiger Lieder und Tänze u.s.f. Wer sich einer schweren Schuld (criminalis culpa) bewußt ist, die er nach der Taufe begangen hat, solle dieselbe dem Priester beichten und nach vollbrachter Buße und geschehener Absolution zu der ihm vom Priester bestimmten Zeit diesem die Opfergabe (oblationem) bringen und dann den Leib und das Blut des Herrn empfangen, fortan aber sich der Almosen und guten Werke befleißigen, bevor der Tod ihn plötzlich hinwegnehme. Ohne Beicht, Buße und Lossprechung durch den Priester, dessen Rath nach kirchlicher Ordnung zu befolgen ist, soll Niemand, der große Sünden (capitalia peccata) zugelassen hat, zur Communion gehen, aber eben so darf kein Christ längere Zeit sich vor ihr fern halten. Nur wer die Gotteslehre treulich erfüllt, hört und glaubt, wird die Seligkeit erlangen. Demgemäß muß jeder in seinem besondern Stande Gott in besonderer Weise dienen, um von Sündenschuld befreit, und der ewigen Belohnungen theilhaftig zu werden. In dieser Weise lehrte und wirkte der Heilige bis zu seinem Ende. Alle seine Zusprüche waren so beschaffen, daß sie den Samen des gottgefälligen Lebens in die Herzen der Hörer hineinlegten, und zum Keimen brachten. Am Abende seines Lebens, etwa nach dem J. 739, besuchte ihn noch der hl. Bonifacius, Deutschlands großer Apostel, welchem er den Weg bereitet hatte. Sonstige Einzelnheiten aus dem Leben des Heiligen sind nicht auf uns gekommen, als daß er auf der Insel Reichenau durch die Kraft des hl. Kreuzes alle Schlangen und sonstiges schädliche Gewürm auf immer vertilgte, und einmal bei Ertheilung der heil. Firmung (nicht Taufe) der Chrysam sich wunderbar vermehrte. Ein Blick auf sein Gesammtwirken aber zeigt uns ihn als einen der größten Missionäre Südwest-Deutschlands. Die »Ruhe«, welche er in Hornbach genoß, war der Vorbereitung auf den Tod gewidmet. Zugleich begoß er mit seinen Thränen und Gebeten die reiche Saat des Glaubens, die er für den Herrn bestellt hatte. Sein seliges Ende erfolgte, nachdem er die hl. Wegzehrung empfangen hatte, am 3. Nov. 753 (nach Hefele im J. 754) in einer Einsiedelei in den Vogesen oder wie Andere sagen: in der Mitte seiner Mönche zu Hornbach. Jedenfalls wurde er hier bestattet. Bald ereigneten sich an seinem Grabe zu Hornbach wunderbare Krankenheilungen, die seinen Ruf noch vermehrten71. Der selige Rabanus Maurus verherrlichte sein Grab mit Versen und ebenso Walafried Strabo; die Gedichte beider finden sich bei Buttler (XX. 303 u. 304) abgedruckt. Sogleich nach seinem Tode begann seine Verehrung. Man war im Zweifel, was staunenswerther sei: die Heiligkeit seines Lebens, oder die opferwillige Hingabe desselben an die Verkündigung des Evangeliums. Sein Name steht mit dem Titel »heilig« bereits in einem alten Elsässer Martyrologium aus dem neunten Jahrhundert. In einer Schenkungsurkunde aus dem J. 827 findet er sich gleichfalls unter dem Titel eines Heiligen. Zu Speyer wird er als Abt und Bischof verehrt und um Fürbitte zur Vergebung der Sünden angerufen. Auch das Mart. Rom. nennt ihn, freilich irrig als Meldensis Episcopus, wozu Baronius bemerkt, er werde als der 21. Bischof dieser Stadt (Meaux) gezählt. Er galt mit einem Worte für einen »durch Gelehrsamkeit und Heiligkeit bewunderungswürdigen Mann.« (Trithem) Wenn man zusammen nimmt, was von seinen Thaten und dem Segen seines Lebens bekannt ist, so wird es wenige Menschen geben, denen die süddeutschen Länder so viel zu verdanken habe, wie ihm. Der hl. Leichnam ruhte über achthundert Jahre im Gotteshaus zu Hornbach. In den Reformationsstürmen kam er i. J. 1577 durch Graf Schweikhart von Helfenstein nach Innsbruck, wo er in der Dreifaltigkeitskirche verehrt wird. Einzelne Reliquien von ihm brachte man ins Kloster Blasien. Er ist Hauptpatron der Rheinpfalz und Schutzpatron der Stadt Innsbruck. So oft sein Fest dort mit dem Allerseelentage zusammenfällt, darf es nach einem besondern päpstlichen Indulte transferirt werden. Auf Bildnissen trägt der Heilige die bischöflichen Insignien; zu seinen Füßen zeigt sich ein Brunnquell, dessen Strahlen in die Höhe steigen; viele Schlangen, die vor ihm fliehen; vor ihm ein Dornenstrauch, der edle Früchte zu tragen anfangt und ein anderer, der noch voll von Dornen ist, hinter ihm ein Neubau – lauter Anspielungen auf sein thatenreiches Leben. Die Abtei Hornbach erhielt sich, wie bei Butler (XX. 316) hinzugesetzt ist, ruhmvoll bis ins J. 1540, wo alle Mönche mit dem Abte zur Religionsneuerung übergingen, mit Ausnahme des Bruders Kellermeister, welcher dem katholischen Glauben treu blieb. Im Bisthum Speyer wird sein Fest am 5. Nov. begangen.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.