- Reparata, S. (1)
1S. Reparata, V. M. (8. Oct.), Jungfrau und Martyrin. Von dieser hl. Reparata schreibt Rabanus, der in der ersten Hälfte des 9. Jahrh. sein Martyrologium fertigte, Folgendes: »Am 8. Oct. wurde die Jungfrau Reparata zu Cäsarea, einer Stadt in Palästina, unter dem Statthalter Decius gemartert. Da die Jungfrau den Götzen nicht opfern wollte, wurde sie mit geschmolzenem Blei übergossen, dann wurden ihr die Brüste abgeschnitten, und mit brennenden Fackeln gebrannt, hierauf wurde sie in einen Feuerofen geworfen, und da sie auch hiedurch nicht zum Abfalle gebracht wurde, jämmerlich verbrannt und ganz nackt zum Schrecken der Christen in der Stadt herumgeführt und endlich enthauptet, wobei eine weiße Taube aus ihrem Halse flog. Die Christen nahmen ihren Leib heimlich zu sich, salbten ihn ein und begruben ihn.« – Ebenso kurz faßt sich auch das Mart. Rom., welches berichtet: »Zu Cäsarea in Palästina das Leiden der hl. Jungfrau und Martyrin Reparata, welche, weil sie den Götzen nicht opfern wollte, unter dem Kaiser Decius auf die verschiedenste Weise gemartert und zuletzt enthauptet wurde, wobei man sah, daß ihre Seele in Gestalt einer Taube den Körper verließ und zum Himmel aufstieg.« Diese Berichte ruhen, wie man sieht, auf bloß legendarischen Nachrichten und können deßhalb als zweifelhaft betrachtet werden. Die wunderbare Ueberfahrt ihres hl. Leibes über das mittelländische Meer nach Campanien auf einem morschen Schiffe, ohne Schiffsleute und Segel, verweisen die Boll. geradezu in das Reich der Fabeln. Wie derselbe nach Teano (Teanum), einer Stadt in Apulien, von der man nur mehr Spuren beim Dorfe Ponte Rotto steht, gekommen sei, kann nicht nachgewiesen werden. Jedoch ist gewiß, daß daselbst eine zur Ehre der hl. Reparata erbaute Kirche stand, während auch zu Lucca Reliquien von ihr in der Kirche des heil. Johannes verehrt werden. Die Teaner behaupteten zwar, sie hätten den hl. Schatz im 9. Jahrh. von Formio erhalten, als diese Stadt durch die Saracenen zerstört wurde; aber durch wen, wann und bei welcher Gelegenheit er aus Palästina nach Campanien kam, berichtet Niemand als Bischof Sebastian Miturninus von Croton in seinem Gedichte über die heil. Reparata, das er in Mitte des 16. Jahrh. fertigte und aus dem Leben der hl. Jungfrau und Martyrin Albina4 auf unsere Reparata übertragen zu haben scheint. Aus Ughellus weiß man, daß schon der Bischof Speciosus in seinem Testamente der Kirche des hl. Johannes und der hl Reparata i. J. 724 Legate bestimmte und daß an die Stelle dieser Kirche i. J. 1294 eine neue Kirche erbaut wurde, sohin die kirchliche Verehrung der hl. Reparata seit uralten Zeiten auch zu Florenz stattgefunden hat. Ehedem war die Kathedrale, welche jetzt St. Maria Florida heißt, ihrer Anrufung geweiht. Sie ist Schutzpatronin der Stadt. Die genannte Reparata-Kirche befand sich zu Florenz bereits im 4. Jahrh., denn der hl. Bischof Andreas (seit dem J. 400) übertrug in dieselbe den Leib seines Vorgängers, des heil. Zenobius. (Boll. Febr. III. 661.) Es scheint also, daß die Heilige in Florenz selbst gelebt und gelitten hat, und in Ermangelung geschriebener Nachrichten eine morgenländische Legende erst später unterlegt worden ist. Sie wird abgebildet mit Krone, Buch und Fahne; öfter auch mit Buch und Palme. Außerdem sieht man ihre Folterleiden und ihre Enthauptung, wobei aus dem Munde der Sterbenden eine weiße Taube zum Himmel emporfliegt. Zu Nizza (Nicaea) und zu Atri (Hadria vel Adria) im Neapolitanischen befinden sich gleichfalls Kirchen zur Ehre der hl. Reparata. Der hl. Leib, den der Jesuiten-General Claudius Aquaviva i. J. 1607 vom Papst Pius V. unter dem Namen der hl. Jungfrau und Martyrin Reparata erhielt, um ihn den Einwohnern von Atri zu überschicken, scheint nicht der Jungfrau und Martyrin von Cäsarea, sondern einer römischen Martyrin anzugehören. (IV. 24–41.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.