Robertus, B. (12)

Robertus, B. (12)

12B. Robertus, Conf. (25. al. 24. Febr.). Dieser Selige war ein Reformator der Kirche und strenger Büßer. Sein Geburtsort ist Arbressec in der Bretagne, damals Arbrisselle genannt, im Bisthum Rennes. Aus einem einfachen Hause stammend (der Vater hieß Damalioc, die Mutter Orvende), wuchs er auf in der Liebe zur Demuth und Armuth. An Kenntnissen und wahrer Frömmigkeit aber bestreble er sich von Jugend auf reich zu werden. Nachdem er zu Paris seine in der Heimat begonnenen theologischen und kirchenrechtlichen Studien vollendet und den Doctorgrad erlangt hatte, rief ihn der Bischof Sylvester de la Guerche (seit dem J. 1071. nach Andern 15 Jahre später) in die Mutterdiocese zurück, machte ihn zum Erzpriester, berieth ihn in allen wichtigen Angelegenheiten und gab ihm die wichtigsten Aufträge. Der Selige entsprch vollkommen diesem Vertrauen; mit dem größten Eifer und demüthiger Resignation oblag er dem schwierigen und nicht ungefährlichen Amte der Reformation des Welt- und Klosterklerus, der Ausrottung der Priesterehen und der Si monie. Die großen Anfeindungen, welche er sich hiedurch zuzog, mögen ihn bestimmt haben, sogleich nach dem Tode des Erzbischofs nach Angers auszuwandern. Wahrscheinlich trat er hier als Lehrer der Theologie und Vorstand der Schulen an die Stelle des Erzpriesters Marbod, welcher nun den erzbischöflichen Stuhl von Rennes bestieg. Obwohl er sein strenges Bußleben unter seiner Kleidung und äußerlich nicht im geringsten auffallender Lebensweise zu verbergen suchte, wurde doch allmählich bekannt, wie hart er mit sich selbst verfahre, um die fleischlichen Gelüste unter der Zucht des Geistes niederzudrücken. Aus dieser Ursache verließ er mit einem gleichgesinnten Priester, dessen Name unbekannt ist, die Stadt Angers und begab sich in den Wald von Craon, wo er als Einsiedler zu leben gedachte. Hier an den Grenzen der Bretagne, von Maine und Anjou, übte er außerordentliche Bußstrenge, lebte nur von Wurzeln und Kräutern, und genoß weder Fleisch noch Wein; ein rauher, schwerer Rock aus Schweinsborsten deckte seine Blöße, der nackte Boden diente ihm als Schlafstätte. Demungeachtet litt er viel an innerlichen Beängstigungen, indem er fürchtete, alles was er thue sei verlorene Mühe, da er trotzdem nicht selig werde. Bald drang aber der Ruf seines außerordentlichen Lebens in die benachbarten Gegenden und von allen Seiten strömten die Leute herbei, um sich von ihm den Weg des Heiles zeigen zu lassen. Seine feurigen Bußpredigten drangen tief in die Herzen. Einige durch ihn Bekehrte blieben in der Einöde und stellten sich in einem Orte, der La Roe genannt wurde, unter seine Leitung. Andere Zellen für bußfertige Personen beiderlei Geschlechts erbaute er zu Fontefrault (Fons Ebraldi, Euraldi, Everardi, Ebraudi, Ebrardi, Embraldi). Der Ort war zur Zeit der Stiftung, am Ende des 11. Jahrh., eine Wildniß, unfern von Candes. Unter der Leitung einer Abtissin standen vier Klöster, welche streng abgesondert waren und deren eines für Männer, das andere für Jungfrauen (Grand Moustier) das dritte für Kranke (St. Lazarus). das vierte für büsende Frauen (St. Magdalena bestimmt war. All ihr Thun und Lassen war (W. W. K.-L. IV. 110) der Verherrlichung der Himmelskönigin geweiht. Lange Zeit blühte dort ächte Zucht und Strenge, eine Pflanzschule gottesfürchtiger und heiliger Seelen, weßhalb das Institut in 12. Jahrh. allenthalben Lob und Anerkennung fand. Den Ordensstatuten war die Regel des hl. Benedict zu Grunde gelegt. Er war aber selbst so zu sagen die Seele des Ganzen, indem er durch Lehre und Beispiel Brüder und Scheestern zu aller Frömmigkeit begeisterte Papst Paschalis II. bestätigte den Orden in d. J. 1106 und 1113 (Callistus II. hat i. J. 1119 diese Bestätigung erneuert). Die Religiosen beiderlei Geschlechts wurden nicht nur zu Andachtsübungen, sondern auch zu Handarbeiten verpflichtet. Außerdem wirkte er im Lande auf und ab durch seine Predigten viel Gutes; seine Vorträge athmeten himmlische Begeisterung. Man pries ihn allgemein als ganz besondern Säemann (singularis seminiverbius) des göttlichen Wortes, dem die Gnade der Sünderbekehrung und der Seelenleitung im hohen Grade verliehen sei. Freilich wurde er dieß nur durch die stete Fortsetzung seiner Gebete, Nachtwachen, Abtödtungen und Entbehrungen. Er übte zugleich das einsame und das apostolische Leben zur Erbauung und Erneuerung der Kirche Gottes überall, wohin seine Wirksamkeit sich erstreckte. Seine Wanderungen machte er gewöhnlich mit bloßen Füßen; wo er hinkam, sproßte neues Leben aus dem verwilderten Erdreich. Er war auch das Werkzeug, dessen sich Gott bediente, um die Bekehrung der Königin Bertrada zu bewirken, welche ihren Gemahl, den Grafen von Anjon verlassen hatte, um Philipp I., König von Frankreich zu heirathen. Gerührt durch die Reden des frommen Robert, entsagte diese Fürstin der trügerischen und verführerischen Welt und legte zu Fontevrault die Gelübde ab. Doch auch sein abgetödtetes Leben wurde von Verleumdern, namentlich wie man sagt von dem Ketzer Roscelin, Kanoniker zu Compiegne, angegriffen. Obwohl er bestimmt hatte und und streng darauf drang, daß sogar die kranken Klosterfrauen nicht in ihren Zellen, sondern in der Kapelle, wohin sie getragen werden mußten, communicirten, gab sein vielfacher seelsorglicher Verkehr mit Frauen Uebelwollenden und strenger Urtheilenden zu Verdächtigungen Anlaß. Sie waren aber nicht im Stande, den wohlbegründeten Ruf seiner Tugend und Heiligkeit zu erschüttern. Einige, die es gut gemeint und der Wahrheit zu dienen geglaubt hatten, widerriefen ausdrücklich und feierlich ihre Aussagen. Dem Seligen dienten sie zu größerer Läuterung und zur Uebung heldenmüthiger Geduld, in welcher er seine Rechtfertigung von den Menschen getrost in die Hände Gottes legte, und zufrieden war, daß sein Gewissen ihm nichts Böses vorwarf. Bis zu seinem Ende unermüdet thätig für das Heil der Seelen, starb er 70 Jahre alt, nach andächtigem Empfang der hl. Wegzehrung i. J. 1117 am 25 Februar (Butler nennt d. J. 1116) zu Orsan, und wurde in Fontevrault beigesetzt. Im frz. Martyrologium führt er nur den Titel »ehrwürdig«, während die Boll. ihn als »Seligen«, und die Ordens-Martyrologien als »Heiligen« aufführen. Sein Orden bestand in Frankreich fort zur bis Revolution, und wurde i. J. 1803 zu Chemillé erneuert. Hier ruhen seit dem J. 1847 die Reliquien des Seligen. Die Klostergebäude von Fontevrault sind jetzt Gefängnisse, die 2000 Verbrecher aufnehmen können. Auf Abbildungen sieht man ihn im Ordenskleide vor dem gekreuzigten Heilande knieen; unter seinem Kleide bemerkt man ein Bußkleid (Panzer). Die Ordenstracht der Mönche war ein schwarzer Rock, über diesem ein Scapulier mit großer Kapuze, das über den schwarzwollenen Gürtel hinabhing. Die älteste Lebensgeschichte des Seligen hat den i. J. 1130 verordenen Bi schof Baldrich von Dol zum Verfasser, ist also gleichzeitig. (III. 593-616.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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