- Robertus, S. (4)
4S. Robertus, Abb. (24. April). Dieser Heilige ist Stifter und erster Abt des Klosters Chaise-D ieu (Casa-Dei) in der Diözese Clermont in der Auvergne. Sein Vater hieß Gerhard, seine Mutter Reingarde, aus dem Geschlechte der Barone von Aurillac Nach Beendigung seiner Studien und fleckenlos vollbrachter Jugendzeit wurde er Kanoniker, dann Schatzmeister an der St. Julianskirche zu Brioude. – Durch Werke der Nächstenliebe bahnte er sich den Weg zu höherer Frömmigkeit. Wo er Bedrängte fand, war er sogleich auf Hilfe bedacht. Den Armen und Kranken verband er ihre Wunden und wusch ihre Geschwüre; in der Folge erbaute er ihnen zu Brioude ein Spital. Nicht weniger groß war sein Eifer für die Würde des Gottesdienstes. Er stellte mehr als fünfzig Kirchen her. Sein Vorhaben, heimlich in das Kloster zu Clugny zu treten, wurde vereitelt; dennoch erkannte er wohl, daß er in der Welt nicht länger bleiben dürfe. Er besuchte also die Gräber der hhl. Apostel zu Rom, um von Gott durch ihre Fürbitte die Gnade der gänzlichen Abschälung von der Welt zu erhalten und den rechten Weg hiezu anzutreffen. Auf der Heimreise traf er einen Soldaten, der ihn um Rath fragte, wie er am Besten die Sünden seines bisherigen Lebens abbüßen könnte. Derselbe nannte sich Stephan. Der hl. Robertus rieth ihm, die Welt zu verlassen und in der Einsamkeit Gott zu dienen. Sonderbarerweise zeigte er sich dazu nur bereit, wenn der fromme Rathgeber mit ihm gehen würde. Jetzt offenbarte ihm dieser, daß er längst diese Absicht hege und machte eine zweite Wallfahrt zu unserer lieben Frau zu Puy in Velay Da erhielt er die Ueberzeugung, daß ihn Gott der Gemeinschaft der Menschen ganz entziehen wolle und begab sich mit Stephan und noch einem Gefährten Namens Dalmasins in eine 5 Stunden von Brioude entlegene Einöde. Die drei Diener Gottes ließen sich bei den Ruinen einer vormaligen Kirche, die ehedem den hhl. Agricolus und Vitalis geweiht war, nieder. Durch Handarbeit verschafften sie sich ihren Lebensunterhalt, und konnten dabei noch den Armen der Umgegend beispringen. Bald verbreitete sich der Ruf ihrer Heiligkeit. Sie erhielten non mehreren Seiten Unterstützung und erbauten das berühmte Kloster, das unter dem Namen Chaise-Dieu (Casa-Dei) bekannt ist. Der hl. Robert gab seinen Jüngern die Regel des heil. Benedictus. König Heinrich I. von Frankreich und Papst Leo IX. bestätigten i. J. 1052 die Stiftung. Die Anzahl der Bewohner dieses Gotteshauses ward so groß, daß bald bei 300 Mönche unter seiner Leitung standen. Der Heilige starb, nachdem er die Brüder nochmal zur Einigkeit und zum Frieden ermahnt hatte, sanft und selig am 17. April 1067 und wurde am 24. desselben Monats zur Erde bestattet, weßhalb man an diesem Tage sein Fest begeht. Seine Grabstätte leuchtete durch Wunder. Der i. J. 1123 verstorbene Bischof Marbod von Rennes schrieb seine Lebensgeschichte. Auf Bildern sieht man ihn als Abt, in einem Buche meditirend. (III 316–333.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.